Freitag, 11. April 2025

Eiskalt abserviert: Mit ihr stirbt der Parlamentspoet

Von der mächtigen Lobby der westdeutschen Männer wurde Katrin Göring-Eckardt aus ihrem Posten als Bundestagsvizepräsidentin gedrängt. Doch so vieles, was sie gesagt hat, wird bleiben.

Sie hätte gern weitergemacht. 58 Jahre, das ist kein Alter, in dem man den Job an den Nagel hängt, dem man so viel zu verdanken hat. Schon gar nicht in der Politik, wo die Besten der Besten noch mit weit über 70 Zwölf-Stunden-Tage wuppen. Katrin Göring-Eckardt war bereit. Die Frau aus Friedrichroda, evangelisch-lutherisch; verheiratet, zwei Söhne, Polytechnische Oberschule, Erweiterte Oberschule, Abitur, hatte sich eingerichtet als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages.  

Aufstieg einer Ostdeutschen

Numerisch war sie nicht nur die einzige Ostdeutsche, die im Parlament Ansagen machen durfte. Sondern auch die höchste Frau im Staate, wenn Bundespräsident Walter Steinmeier und Hauptpräsidentin Bärbel Bas verhindert waren. Was für eine Karriere für eine Frau, die ihr Theologiestudium hatte abbrechen müssen, um dann über die übliche lange Kaderstrecke ihren Weg zu machen: Erst Referentin der Thüringer Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Dann der Sprung als Angestellte eines grünen Bundestagsabgeordneten nach Berlin. Dort mit Ellenbogen und ostdeutscher Gewitzheit der Aufstieg, erst ins Parlament, dann an die Parteispitze, schließlich ins höchste Amt im Land. 

Wegweisende Sätze

Four more years waren fest eingeplant.  Katrin Göring-Eckardt schien anfangs unumstritten in ihrer Partei. Sie hatte die Zeitenwende der zurückliegenden Jahre mit vielen wegweisenden und bis heute unvergessenen Sätzen begleitet. Die Thüringerin ordnete als erste ein, wie sich der unverhoffte Flüchtlingsstrom auf die festgebackenen, für die Ewigkeit zementierten Verhältnisse auswirken würde. "Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich drauf!", jubelte sie, denn "Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt". 

Nur wenig später zeigte sie sich ökumenisch großzügig und sie stellte sich hinter den an Korruptionsvorwürfen gescheiterten früheren Bundespräsidenten Christian Wulff. "Natürlich gehört der Islam zu Deutschland, und natürlich gehören Muslime zu Deutschland. Und ich finde, darüber können wir ganz schön froh sein", sagte Katrin Göring-Eckardt denen, die es immer noch nicht glauben wollten. Aus ihrer Sicht aus dem Fenster des Bundestagsbüros wäre ja, sagte sie "sehr langweilig, wenn wir nur mit uns zu tun hätten."

Ja, es kostet Euch was

Offene Worte, die nie daran zweifeln ließen, dass die ostdeutsche Einwandererin in den westdeutsch geprägten Politikbetrieb angekommen war. Göring-Eckhardt stand auf der richtigen Seite und sie sagte das richtige zur richtigen Zeit: "Ja, Leute, es kostet was", beschrieb sie etwa den Preis der Zuwanderung von zwei, drei Millionen Menschen in nur einem  halben Jahrzehnt. "Aber am Ende profitieren wir alle davon – mit mehr Sicherheit, übrigens auch sozialer Sicherheit."

Es war aus ihrer Sicht eben nicht wie damals vor 80 Jahren, als die Nazis die Dresdner Frauenkirche zerstörten. Diesmal bezahlten Einwanderer "die Rente derjenigen, die in Dresden auf die Straße gehen und gegen Asylbewerber und Einwanderer demonstrieren".

Mit ihrer Idee, einen Parlamentspoeten zu berufen, der all das in feine Reime gießen und für die Nachwelt in großen Poemen verewigen sollte, zeigte deutlich, dass Katrin Göring-Eckardt die Bodenhaftung nie verloren hatte. Jenseits von Klima, Krieg und Krise verfügte die feingeistige Frau aus dem grünen Herzen der Republik über das bemerkenswerte Talent, die Realität zu transzendieren und den oft so drögen und technisierten Bundestagsbetrieb als vielfältiges und buntes Treiben an einer Art   Königshof unserer Demokratie neu zu träumen. 

Die Mutter des Parlamentspoeten

Weit weg vom üblichen Beauftragungswesen sah sie eine Zeit, in der dem Parlamentspoeten Bänkelsänger assistieren, dem Bundespräsidenten ein Hofnarr zur Hand geht und sich Abgeordnete aller Partei von Wahrsagern, Handlesern und Horoskopisten beraten lassen können. Wo Platz und Geld für 39 Bundesbeauftragten und -Koordinatoren sei, werde sich auch welches finden, um Bundestagspoeten, Bundestagsschriftstellernde, Magier, Homöopathen und Zauberer zu bezahlen.

"Ich unterstütze es, einen neuen diskursiven Raum zwischen Parlament und lebendiger Sprache zu öffnen", sagte Göring-Eckardt. Denn "Poesie kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten", für einen "wertschätzender Umgang mit unserer Sprache". Deshalb werde sie "für diesen klugen Vorschlag im Sinne von Freiheit und Demokratie werben".

Ende einer Karriere

War es das, was ihrer hochfliegenden Karriere jetzt das Genick brach? Oder war es das Alter? oder doch, der Verdacht, der im politischen Berlin immer zuerst aufkommt, die Herkunft aus Ostdeutschland, zumal aus Thüringen, einem Bundesland, das zeitweise schon mit Hilfe verfassungsfeindlicher Fernanweisungen hatte in höchster Not vor dem Absturz in den Faschismus hatte bewahrt werden müssen? 

Nun, in der Partei halte sich selbst Insider bedeckt über die Gründe, die Katrin Göring-Eckardt ihren Platz im Bundestagspräsidium gekostet haben. Unerwartet selbst für die Betroffene, die ihren Anspruch auf Wiederwahl schon Sekunden nach Schließung der Wahllokale angemeldet hatte, selbstbewusst auf die drei Prozent Stimmen verweisend, die sie als Direktkandidatin in Erfurt und Umgebung geholt hatte. Doch gegen die Lobby der Jüngeren, der Westdeutschen und der Männer in der früher paritätisch geführten Partei hatte die ostdeutsche Frau letztlich keine Chance. 

Niederlage gegen Mann aus dem Westen

Nach kurzem Kampf, gedeckt durch laute Vorwürfe an die CDU, löste die neue Parteiführung ihr Versprechen an den früheren Parteichef Omid Nouripour ein, ihn mit dem Vizeposten im Bundestag für seinen still geduldeten Rauswurf aus der Parteiführung abzufinden. Gemeinsam mit seiner Kollegin Ricarda Lang war Nouripur im Herbst von Robert Habeck ausgetauscht worden, um dem vor der Gründung stehenden "Team Habeck" unangenehme Altlasten vom Hals zu schaffen. 

Auch der jetzt simulierte "fraktionsinterne Wettbewerb" (T-Online), zu dem aus Tarnungsgründen auch die schillernde frühere  Vizepräsidentin Claudia Roth geladen wurde, war ein Manöver, um Göring-Eckardt ohne öffentliches Aufsehen loszuwerden. Und es gelang: Mit Omid Nouripour ersetzt ein 49-jähriger Einwanderer aus dem Iran die 58-jährige Einwanderin aus der DDR, ein Mann tritt an die Stelle einer Frau, ein Jüngerer an die Stelle einer älteren und ein Fachmann, der Studiengänge in Germanistik, Politikwissenschaft, Jura, Soziologie, Philosophie und Volkswirtschaftslehre nicht abgeschlossen hat, bringt seine Kompetenzen anstelle einer Vorgängerin ein, die nur auf ein abgebrochenes Theologiestudium verweisen kann.

Keine Ostdeutschen mehr ganz oben

Ein Qualitätssprung, mag die Partei der beiden so ungleichen Bewerber jubeln. Doch nicht nur der Osten trägt Trauer, weil er jetzt nicht mehr nur keine Kanzlerin mehr hat, sondern nicht einmal mehr einen Vertreter im Bundestagspräsidium. Es trauern auch alle, die in der neuen Legislaturperiode auf einen neuen Anlauf zur Besetzung des Postens des Parlamentspoeten gehofft hatten. 


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Dem Bundespräsidenten ein Hofnarr zur Hand geht". Da muss man erst mal einen finden, der noch närrischer ist.

Anonym hat gesagt…

A propos Roth: Wird die mit 70 endlich auf der Hinterbank größtenteils unsicht- und unhörbar werden?
Nicht, dass die Nachrücker besser wären, aber das war mehr als genug.

Anonym hat gesagt…

selbstgerecht-weinerlich kommt das Politpersonal um die Ecke geschlichen - es wird was gewählt - trotzdem taucht die weinerliche Stimme immer und immer wieder auf . Im d-funk, bei ard und zdf .Wie kommentiert man den groben Unfug einer Tellerwäscherin ? Das grüne Personal geht dem Bürger auf den Sack - inzwischen wurde aber deutlich : es sabotiert den Staat und seine Institutionen . Hochsubventionierte Windräder ; einige Schlauberger verdienen sich dumm und dämlich - abgenutzte Rotorblätter liegen in der Landschaft ; Kohlefaserverbundwerkstoff vergiftet die Umwelt - kein Thema für die Kinderbuchautoren dieser Republik .Bernd schaut sich diese KirchentagsbesucherINNEN genau an. Höhere Ökotochter , am Freitag mit den ganz lieben Freundinnen unterwegs . Ökoaufkleber am schwedischen suv.Parken in der Nähe der hippen In-Kneipe ."Da musste mal die Bollezei anrufen wenn die Ökos so scheiße parken tun " . Gesagt , getan , der Inhaber des alteingesessenen Schraubengeschäfts ruft nach dem Staat .Der kommt . Auch die Ökotöchter tauchen auf nachdem der Diskretalarm des schwedischen Autos die Verladung auf den gelben Wagen durchgemeldet hat .

Da weint das Ökomädchen - nun folgt der wahre Klassenkampf . Phase 1 : theatralisch-weinerlich steht sie da neben dem schwebenden Stahlschweden mit dem Marsmännerkennzeichen am Kühlergrill ."MEIN PAPPA bringt mich um " . Es ist Winter , sie ist unangemessen gekleidet und friert - so wie ihre Kirchentagsfreundinnen . Die eine hipp und modern , die andere im Edelhippilook , Nr. 3 eher biznessmäßig - unbeholfen . Der Großstadtcop kennt keine Gnade - und das ist gut so . " Sie ham da falsch geparkt, eine Einfahrt versperrt " Der Mann mit dem gelben Wagen lässt den suv auf seinen Transporter knallen ("hoppla") , die Ökotochter ( Phase 2 ) droht mit "Konsequenzen" , die weniger hippe Inkneipennachbarschaft schaut zu . " UND WAS ist mit dem Gemüsehändler ..der parkt doch auch falsch - ich denke hier läuft was schief" ... "Der Herr Ömer hat hier seinen Laden , der darf hier kurz mal was ausladen erklärt der Lollizist" ... eine Ökofreundin will bereits einen Zivilisationsbruch erkannt haben und vergleicht diese schreckliche Ungleichbehandlung mit düsteren Zeiten der doitschn Gechichte .Der Cop nickt seiner Mitcopperin zu , diese schnappt sich eines der Mädel und legt ihr Handschellen an ; "so nun ist aber Schluss hier ; wenn sie nochmal mit Anwälten und dem mächtigen Papa drohen fahren wir mal auf die Wache" .

Die Lage eskaliert weiter . Bernd sitzt in seinem Auto und guckt .

Anonym hat gesagt…

A propos Roth: Wird die mit 70 endlich ...
Mit dem Warzenprinzesschen ist es wie mit den Grünen Khmer überhaupt:
Ablenkung vom Eigentlichen. Der mündige Bürger soll sich daran abarbeiten.

Anonym hat gesagt…

So geil,der Beitrag. Die Bullerei tut ab und an ihren Job. Aber der Papa und Nenntsie werden's schon richten.

Anonym hat gesagt…

KGE ist eine Schande für Mitteldeutschland!

Anonym hat gesagt…

Yes, absolutely!