Dienstag, 4. März 2025

Robert im Ruhestand: Ein Mensch, kein Wort

Robert Habeck hat kernige Arbeiter am Küchentisch besucht
Im Wahlkampf traf sich Robert Habeck einfache Menschen aus der hart arbeitenden Mitte an Küchentischen. Jetzt zelebriert er "Ein Mensch. Kein Wort."

Er ist noch da, einer wie immer, ungebeugt und ungebrochen von der Wahlniederlage, die er hatte lange kommen sehen, die er am Ende aber doch nicht verhindern konnte. Russische Trollarmeen, viele seiner Unterstützer waren sich sicher, hatten mit einer gezielt provozierten Welle von Einzeltaten gegen die Zivilgesellschaft Unsicherheit und Unruhe geschürt. 

Große Medienhäuser hatten mitgemacht, um aus Ausländerfeindlichkeit und dem Traum von geschlossenen Grenzen in einer weltweit offenen Welt Klicks zu melken. Und schließlich hatte sich Friedrich Merz, Spitzenkandidat der Unionsparteien, nicht anders zu helfen gewusst, als aufzuspringen auf den Zug. 

Schlimme Wahlkampfverletzung

Sein Tabubruch im Bundestag, als der selbsternannte Geburtshelfer einer ins Konservative zurückfallenden CDU gestattete, dass in Teilen als gesichert Rechtsextreme  einem seiner Anträge zustimmte, ist fast vergessen, doch er wird bleiben. Eine tiefe, schwärende Wunde im Fleisch der Gesellschaft. 

Eine Verletzung, die aus Robert Habeck, dem Mit-Favoriten für das Kanzleramt, einen einfachen Bundestagsabgeordneten machte, auf dessen Ablehnung führender Parteiämter zwar Fans aus dem #TeamHabeck mit einer Petition reagierten. Aus der Parteiführung aber niemand mit der ersehnten Bitte, aber doch unbedingt wieder an eine der letzten beiden Spitzen zu rücken, die nach dem Absturz zu besetzen bleiben.

40 Tage Pause

Nur 40 Tage dauerte es von Aschaffenburg, der sogenannten Merz-Zäsur, die zu allem anderen führte, bis zum nächsten Knall. Längst hatte Merz seine Schließungsfantasien aus dem Wahlkampf beerdigt. Längst ist der "So-geht-es-nicht-weiter"-Politiker weitergeeilt zum nächsten Brennpunkt. Friedrich Merz muss jetzt die Einigkeit des Westens retten. Jeden Moment wartet er auf eine Vorladung nach Washington, wo er dem US-Präsidenten Bescheid stoßen will, dass es nicht in Ordnung war, Europas Verbündeten Volodymyr Selenskyj in einer gezielten Inszenierung vor einen "Bus" zu schubsen, wie es die grüne Parteichefin  Franziska Brantner kindgerecht umschrieben hatte.

Das Telefon klingelt nicht. Dafür holt Merz, der gerade anfängt, das Jonglieren mit Milliarden zu üben, sein Wahlkampfmanöver ein. Diesmal nicht Magdeburg, nicht Aschaffenburg, sondern wiedermal Mannheim. Diesmal nicht vor der Wahl, sondern knapp danach. Was womöglich das traurige Abschneiden von zwei der drei Fraktionen von "Einiges Russland" hätte verhindern können, kommt zu spät. Putins Schläfer haben verschlafen.

Die üblichen Worthülsen

Machen lässt anschließend immer nichts mehr. Es bleiben die üblichen Worthülsen über die tiefe Trauer und das virtuelle bei den Familien der Opfer sein, Mahnungen zum Vermeiden von Hast beim Stellen von Fragen, Dank an die Rettungskräfte und rituell geäußertes Vertrauen für die Polizei, die dann stets gefordert ist, die Hintergründe schnell aufzuklären. Aber bitte nicht schnell, dass die Leute noch wissen, was jetzt genau Solingen von Hanau und Magdeburg von Mannheim I unterschied. 

Der kommende Kanzler hat zumindest sein Social-Media-Team im Griff. Bei X kam alles, was muss, Erschütterung, Gedanken, Angehörige, Einsatzkräfte, verhindern. Merz war zudem 31 Minuten vor seinem Vorgänger dran, der wie immer von Trauer schrieb, von einer "sinnlosen Gewalttat", die aus seiner Sicht noch einmal deutlich schlimmer ist als eine sinnvolle. Das Ganze hübsch garniert mit dem Bangen um Verletztem, den Einsatzkräften, der Kraft und der nun anstehenden Verarbeitung des "Erlebten" (Scholz).

Echte Staatsmänner

Staatsmänner, beide. Noch mit dem Schippenstiel im Gesicht tun sie wacker ihr Werk, vielleicht gnatzig auf die Wirklichkeit, die es Kanzlern bis vor einigen Jahren ersparte, dauernd solche Beleidsbekunden abgeben zu müssen. Und sie nun, aus bis heute unerfindlichen Gründen, dazu verurteilt, aller paar Tage auf die Tränendrüsen zu drücken. Sie tun es. Ratlos, aber pflichtschuldig. In dürren, toten Worten, aber sich durchaus bewusst, dass deren Fehlen ihnen als Empathielosigkeit ausgelegt werden würde. Weder Scholz noch Merz wollen so gesehen werden. Beide leiden unter ihrer öffentlichen Figur, innerlich kalt und äußerlich bürokratisch zu sein.

Einem aber ist das egal, einer auch. Obwohl die grüne Vordenkerin Katrin Göring-Eckardt wie immer schnell mit ihrem Buchstabenbausatz "Ich bin in Gedanken bei den Opfern und ihren Nächsten. Großer Dank an die Einsatzkräfte, die sofort zur Stelle waren und noch immer helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Gut, dass der mutmaßliche Täter schnell dingfest gemacht werden konnte" zur Stelle war und Parteichefin Brandner umgehend ihre Gedanken als auch "bei den Hinterbliebenen" beschrieb, blieb es bei Robert Habeck ebenso still wie bei Annalena Baerbock und Co-Parteichef Felix Banaszak

Ein Mann, kein Wort

Habeck, seit dem Wahlabend immer wieder mufflig, schlecht gelaunt und angefasst unterwegs, hat sein Wahlversprechen genauso schnell vergessen wie Friedrich Merz: Auch "Ein Mensch, ein Wort" wurde im Handumdrehen "Ein Mensch, kein Wort". Was die aktuellen Ereignisse betrifft, steht Robert Habeck, so seine letzte Wortmeldung, "an der Seite der Ukraine. Wir lassen sie nicht fallen". Dort in der Nöhe steht auch seine Co-Wahlkämpferin Baerbock, die Stand letzter Logbuch-Eintrag am 24. Februar, "heute vor drei Jahren" in "einer anderen Welt aufgewacht" war und sich zum Jahrestag daran erinnerte: "Die Welt wartet nicht auf Deutschland". 

Für die Opfer von Mannheim diesmal kein Satz, kein launiges Filmchen mit Ausflügen in Religion und Philosophie, keine beschaulichen Bilder aus Auschwitz und kein Selfie beim Joggen. Nicht mal zur Pflichtübung für jeden aktiven Minister, ein paar Buchstaben zu Worthülsen wie "unbegreiflich", "fürchterliche Straftaten" und "in Zukunft verhindern" zusammenzuschieben, reicht die Lust am Regieren noch. 

Der Held von Heikendorf, Trümmermann der fossilen Welt und mitten im Aufschwung der deutschen Degrowth-Erfolge Autor des von Liebhabern als "Bachstelzen-Sinfonie" gerühmten Bändchens "Der Bach rauf", steckt in der N achwahldepression. Er lässt den schönen Schein fallen, entpuppt sich als Egomane, verliert die sorgsam antrainierten Reflexe. Das Gucken mit den Rehaugen ist weg, das Verwuschelte, die mäandernde Rede ins Nichts, bis jedermann und jedefrau ihm meint, überallhin folgen müssen zu wollen.

Die Stille ist atemberaubend

Heute schweigt er sogar, wo es anlassbezogen mit ein paar hingetupften Plattheiten Mitgefühl zu simulieren gilt. Wie Annalena Baerbock, Wahlkampfmotto "Zusammen". Nach dem Anschlag Ende Januar hatte die scheidende Außenministerin noch von der "Niederträchtigkeit" des "furchtbaren Messerangriffs in #Aschaffenburg" salbadert, "wo die Eltern eines kleinen Kindes die schlimmste Nachricht erhalten haben, die Eltern sich vorstellen können". Sie als Mutter. Und so weiter.  Mit Mitgefühl, klug ausgespielt, so hatte die Kampagne in Aussicht gestellt, lasse sich vielleicht viel gewinnen.

Baerbocks Mitgefühl galt damals den Angehörigen der Opfer, es bot aber auch Chancen für die eigene Karriere: "Die Welt wartet nicht auf Deutschland". Aber danach war es alle, denn der Wahlkampf ist vorbei, es lohnt sich einfach nicht mehr, empathisch zu tun. 


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Roberts Entwurf, den er bisher aber nicht abschicken wollte: Geschieht euch recht!!!

Man muss das verstehen. Wenn man ihn nur einmal richtig gelassen hätte! Ein letztmaliges Opfer, eine letzte große Anstrengung, einmal alle auf Robert hören und seine klugen Pläne umsetzen, und Frieden und Wohlstand wären unvermeidbar. Aber wir haben ihn enttäuscht.

Anonym hat gesagt…

der Robat ist ein sehr bodenständiger Küchentischler . Er spricht die Volxsprache und er tut immer gute Sachen. Immer denkt er an die Umwelt und er verklagt vorlaute Bößbürger . Aber jetzt issser wech . Auch gut

Anonym hat gesagt…

ja genau , wir ham den Robat enttäuscht - so wie 45 den Föhrra