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Majestätischer Absturz ins Meer bei Norwegen: Die "Spectrum" von Isar Aerospace untermauert Europas Weltraumambitionen. |
Es lagen genau 30330 Tagen zwischen diesen beiden historischen Versuchen, mit einer deutschen Rakete bis ins Weltall gelangen. Am 16. März 1942 scheiterte der erste noch auf der Startrampe. Das "Aggregat 4", die weltweit erste noch nicht voll funktionsfähige ballistische Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk explodierte unmittelbar nach der Zündung der Triebwerke. Erst drei Monate später glückte es dem Entwicklerteam um Wernher von Braun, den späteren Vater des amerikanischen Weltraumprogramms, mit einer zweiten Rakete die Schallgrenze zu durchbrechen und eine Höhe von fast fünf Kilometern zu erreichen, ehe Treibstoffpumpe versagte und das 14 Meter hohe Fluggerät unkontrolliert abstürzte.
Angriff auf den Weltraum
Fast auf den Tag genau 83 Jahre später gelang es deutschen Technikern und Ingenieuren nun erstmals wieder, einen Angriff auf den Weltraum zu starten. Vom norwegischen Weltraumbahnhof Andøya aus hob die "Spectrum"-Rakete ab. Fünf Meter länger als die berühmte V2 und mit einem um 40 Zentimeter größeren Durchmesser, soll das Geschoss aus der Gemeinde Reischach im bayrischen Landkreis Altötting eines Tages wie von Brauns Aggregat Nutzlasten von bis zu 1.000 Kilogramm transportieren können. Im ersten Anlauf schon deutete die "Spectrum" ihr Potenzial an: Sie flog fast 500 Meter höher als ihre Vorgängerin im Jahr 1942 und sie explodierte zur Freude ihrer Entwickler nicht auf dem Launchpad, sondern erst nach dem Aufschlag im Meer einige Meter vom Ufer entfernt.
Erster Baustein
Ein erster Baustein zum Triumph der im November verkündeten europäischen Weltraumstrategie, mit der die EU unabhängig von amerikanischen Trägerleistungen und Starts im Einflussbereich des autokratischen US-Systems werden will. Neben der vom Staatskonzern Airbus gebauten Ariane 6, deren Entwicklung dem Zeitplan bislang um vier Jahre hinterherflattert, sind mehrere weitere Geschosse in der Entwicklung. HyImpulse bastelt an einem "Microlauncher", der umweltfreundlich mit Kerzenwachs angetrieben wird und 250 Kilogramm befördern können soll. Isar Aerospace, mitfinanziert von Airbus, der Nato und dem Heizungshersteller Vissmann, ist Preisträger des "TUM Presidential Entrepreneurship Award" und Teil des "Commercial Space Transportation Services und Support" Programms.
Europas Ambitionen
Europas Ambitionen sind groß, seine Raketen winzig. Während die Falcon 9 von SpaceX 70 Meter Länge misst und das in der Entwicklung befindliche Starship auf 120 bis 150 kommt, entsprechen die Abmaße der deutschen Konkurrenten etwa denen der 1953 in der damaligen Sowjetunion entwickelten Interkontinentalrakete R-7. Nur fliegen können sie noch nicht, von einer gesteuerten Landung ganz zu schweigen, wie sie die Booster der Falcon Heavy seit sieben Jahren beherrschen. Dafür sind die Traglasten der deutschen Entwicklungen überschaubar: Um die Last von 64 Tonnen ins All zu bringen, die eine einzige Falcon Heavy transportieren kann, müsste die "Spectrum" 64 Mal starten, die SR75 von HyImpulse mehr als 200 Mal.
Die Ariane 6 schafft das mit nur drei Starts zum Preis von 480 Millionen Euro - insgesamt sind das nur 400 Millionen Euro als der Transport mit der Falcon Heavy kosten würde. Das macht Druck auf den Marktführer aus den USA, von dem sich auch das Deutsche Weltraumkommando (WRKdoBw) mit Sitz in Uedem sich möglichst schnell lösen will.
Teil der EU-All-Agenda
"Angesichts eines geopolitischen Kontexts, der von sich verschärfenden Machtkämpfen und von zunehmenden Bedrohungen geprägt ist", so hatte die EU ihre ehrgeizigen Pläne zur Eroberung des Alls umrissen, sei der "Weltraum im Strategischen Kompass als einen strategischen Bereich identifiziert" worden. Seiten trägt "die Raumfahrt auch zur Verwirklichung der politischen Agenda der EU bei, da sie zu den Wegbereitern des digitalen und des ökologischen Wandels gehört und die Widerstandsfähigkeit der EU erhöht".
Der Absturz der "Spectrum" war so gesehen ein deutliches Signal über den Atlantik. Die EU belässt es nicht bei einer Kampfansage, sie kämpft wirklich mit allem, was sie hat. Der "erfolgreiche Start" (Tagesschau), eine diesmal nicht mit Ethanol und Flüssigsauerstoff, sondern mit Propan und Flüssigsauerstoff betriebene Rakete 30 (Stuttgarter Zeitung) oder sogar 45 Sekunden (MDR) in der Luft gehalten und sie zudem auf die Flughöhe eines Polenböllers gebracht zu haben, zeigt, dass Isar Aerospace über eine "offensichtlich gut funktionierende Hardware" verfügt, wie Ulrich Walter gelobt hat. Der frühere Astronaut und ehemalige Professor für Raumfahrttechnik an der Technischen Universität (TU) München vermutet in der Steuerungssoftware die Fehlerquelle. Die lasse sich relativ leicht finden "und in Minuten korrigieren."
4 Kommentare:
Randnotiz: Ein Projekt in der EU startet nicht von EU-Territorium. Man könnte sich fragen, warum. Die Antwort dürfte sein: Zehntausend Sesselfurzer auf Landes-, Bundes, und EU-Ebene hätten das erst genehmigen müssen, inklusive Nachweis dass sich kein Nagetier am Startplatz erschreckt.
Wernherren hätten das Teil bis nach Longdong geschossen
Sogar Nordkorea kann Raketen bauen, die auch fliegen. So schwer kann es also nicht sein. Was machen eigentlich so viele Raketenstarts und Explosionen mit dem Klima? Es ist doch im Prinzip alles Feuer.
"Das macht Druck auf den Marktführer aus den USA, von dem sich auch das Deutsche Weltraumkommando (WRKdoBw) mit Sitz in Uedem sich möglichst schnell lösen will."
Aber so was von. Das gibt ein Heulen und Zähneklappern, wenn die Völkerrechtlerin die Tulbuks mit Antikoörscheninstruments öffnet
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