Freitag, 21. März 2025

Plan B Friedensprämie: Billionen als Russenbremse

Sowjetischer T34 Spielzeugpanzer fernbedient
Russische Panzer galten lange als hübsches Spielzeug. Forchernde wollen nun mit einer kühnen Strategie dafür sorgen, dass sie idesen Ruf zurückerobern statt Teile Europas.
 
Deutschland investiert in die Aufrüstung. Europa will kriegstüchtig werden. Hunderte Milliarden werden in die Bundeswehr fließen, weitere hunderte Milliarden die Vormarschwege nach Osten planieren, Brücken fit für Flussquerungen der Truppe machen und Panzerstraßen werden aufpoliert, um Leo und Co. eine schnelle Verlegung zu ermöglichen. Insgesamt steht dafür in den kommenden fünf Jahren mindestens 1,5 Billionen Euro zur Verfügung, ein Wumms wie aus der legendären Dicken Berta.  
 

Weckerschrillen auf dem schläfrigen Kontinent

 
Aber kann die Nation und kann der alte, schläfrige Kontinent wirklich so schnell auf "Kriegswirtschaft" (Manfred Weber) umgestellt werden? Woher sollen die Soldaten kommen, die alle die neuen Panzer, Haubitzen, Drohnen und Kanonen bemannen? Während Militärexperten wie der Berliner Journalist Tilo Jung und der Verteidigungswissenschaftler mahnte Carlo Masala Tempo und Eile beim Ausbau und der Modernisierung der Waffenbestände anmahnen, weil nur noch höchstens fünf Jahre Zeit sind, bis der Russe kommt, mehren sich Zweifel, wie viel mehr Geschwindigkeit so viel mehr Geld wirklich produzieren kann. 
 
Derzeit kommt der heimische Rüstungsgigant Rheinmetall jährlich 46 auf 50 Leoparden im Jahr. Zum Vergleich: 1944 verließen 10.000 leichte und rund 17.000 mittelschwere und schwere Modelle deutsche Fabriken. Eine Produktionsmenge, das ist inzwischen empirisch nachgewiesen, die nicht ausreichte. Heute wäre sie auch kaum mehr finanzierbar, selbst nicht mit den eigens auf unendlich gestellten Möglichkeiten des sogenannten Sondervermögens: Allein die 17.000 Leopard  2A7+ würden mit rund 136 Milliarden Euro zu Buche schlagen, ohne Servicevertrag. Der neue Panther, der mit den zwielichten Ungarn zusammen gebaut werden soll, würde den Preis auf wenigstens 150 bis 180 Milliarden steigen lassen. 

65 Prozent Panzer aus regionalem Anbau


Da ist bleibt nicht mehr viel übrig für eine neue U-Boot-Flotte, ein ansehnliches Fliegerheer und die "Verteidigung gegen äußere und auch innere Gegner" bis in den Cyberraum, die immer mitgedacht werden müssen. Selbst die jüngste EU-Initiative, deutsche und europäische Heere und Luftwaffen bei der Beschaffung auf zu mindestens 65 Prozent aus regionalem Anbau stammende Geschütze, Radare, Satellitennetzwerke und Kettenfahrzeuge zu verpflichten, droht den gestarteten Wettlauf zumindest anfangs erst zu behindern. Und das, obwohl die EU bislang noch keine Pflicht vorgesehen hat, Panzer statt mit Diesel mit Elektromotoren anzutreiben oder wenigstens mit aus Überflussstrom hergestellten e-Fuels.
 
Da Europa weder über eine funktionsfähige Rakete verfügt, die wenigstens dreimal wöchentlich Lasten in den Weltraum befördern könnte, noch auf hiesige Software zurückgreifen kann, mit der sich Windows, Android, Linux und MacOS ersetzen ließen, mit denen hochmoderne Waffensystem gelenkt werden oder gelenkt werden könnten, wird es jahrelange Kärrnerarbeit unzähliger Programmierer brauchen, um die "Festung Europa" (Spiegel) auch cybertechnisch in ein stählernes Stachelschwein zu verwandeln.
 

Kopfzerbrechen bei Militärökologen

 
Dem Militärökologen Herbert Haase bereitet diese Sachlage großes Kopfzerbrechen. "Wir haben wochenlang gerechnet, wie sich die neuen Unsummen schnell in eine höhere Sicherheit übersetzen lassen", sagt der Gründungsdekan des Climate Watch Instituts (CWI) im sächsischen Grimma. Da die Zeit dränge und die Politik eine Beibehaltung der Aussetzung der Wehrpflicht zur Bedingung der gewünschten Kriegstüchtigkeit 4.0 gemacht habe, sei die Zahl der Alternativen zu einem reinen Verharren in der Hoffnung, dass es schon irgendwie klappen werde oder, wenn nicht, der Russe doch nicht komme, "sehr überschaubar".
 
Erst nach langen und quälenden Tagen am taktischen Kartentisch kamen die Forschenden aus Sachsen schließlich zu einer Lösung, mit der sie, wie Haase sagt, "auch sich selbst überraschten". Ansatzpunkt sei der Gedanke gewesen, "einfach von dem auszugehen, was wir haben, was wir können und womit wir arbeiten können". 
 

Kein billiger Scherz

 
Was anfangs klang wie ein Scherz, weil Europa nach Jahrzehnten des Kampfes gegen den Klimawandel zwar spezielle Umweltwaffen wie das Heizungsgesetz, die CO2-Steuer, das europäische Grenzemissionsausgleichssystem und die weltweit smartesten Dämmvorschriften besitze, aber keinerlei militärisches Handwerkszeug, entpuppte sich als springender Punkt für die nach dem deutschen Begriff für 1000 Milliarden "Plan Billion" oder kurz "Plan B" genannte Strategie.
 
Während einer nächtlichen Beratung, die von Haase der Atmosphäre wegen in den kleinen, früher von der DDR-Kampfgruppe genutzten Schutzbunker der Klasse 3 verlegt worden war, gelang es, zu einer einfachen und, wie Herbert Hasse findet, "absolut überzeugenden Lösung" zu kommen. Der gefundene Ausweg aus der gesamteuropäischen Kalamität ist überraschend, frisch und friedlich, wie es einem Kontinent ansteht, der bis heute als einziger Träger des Friedensnobelpreises ist. 
 

Keine Lust auf Wehrkraft

 
Haase verweist darauf, dass einerseits niemand in den Wohlstandgesellschaften des Westen Lust und Laune habe, sein Land, die Gemeinschaft, die gemeinschaftliche Lebensweise und die Demokratie zu verteidigen. Andererseits aber auch keine Unterwerfung unter eine fremde Macht infrage komme, die nicht in Brüssel sitze und zumindest nach bestimmten undurchschaubaren Regeln gewählt worden sei.

"Auch mit Blick auf unsere Umwelt und die ehrgeizigen Klimaziele der Union haben wir gesagt, dass dieser gesamte Konflikt nicht einen Knochen eines preußischen Grenadiers wert sein darf, wir also andere Weg finden müssen, wie wir den Frieden erhalten. Herausgekommen ist, was Haase die "Russenbremse" nennt, ein klug ausgedachtes System, das Europas größten Vorteil nutzt, den fragilen Frieden der Gegenwart wieder in Stahlbeton zu gießen. Die Überlegungen der sächsischen Wissenschaftler sind einfach und leicht nachvollziehbar, sie zeigen sogar, dass Europa mit einiger Gewissheit auf höhere Rüstungsausgaben verzichten kann, wenn es seine Karten gut ausspielt.

 Friedensprämie für Putins Soldaten

"Unsere Rechnung ist ganz einfach", sagt Herbert Haase, der in der Energiekrise mit einer vielbeachteten Studie nachgewiesen hatte, dass es durchaus möglich ist, mit Wollen zu heizen. Etwa 329 Milliarden Euro investiere Europa derzeit jährlich in seine Streitkräfte, ohne dass die verteidigungsbereit seien. "Unser Vorschlag wäre nun, dieses Geld direkt als Abwehrwaffe gegen Russlands imperiale Gelüste zu verwenden." 

Wladimir Putin verfüge derzeit über 1,35 Millionen Offiziere und Soldaten, die er benötige, um den Westen auf breiter Front anzugreifen. Die CWI-Forscher schlagen nun vor, die ohnehin jährlich ausgegebenen Summen als Friedensprämie an jeden russischen Soldaten auszureichen, der bei einem Angriff nicht mitmacht. "Das wären pro Kopf etwa 250.000 Euro und das nicht einmalig, sondern jedes Jahr."

Es lohnt sich für alle

Herbert Hasse hält das für ein "nahezu unwiderstehliches Angebot an jeden Russen, der rechnen kann".  Die ausgelobte Belohnung liege beim Siebzehnfachen des russischen Durchschnittslohnes von etwa 14.000 Euro, tun müssten der einfache Muschik wie sein vorgesetzter Offizier dafür "einfach gar nichts". Im Gespräch sei man in der Forschergruppe noch darüber, ob die Friedensprämie nach Dienstgrad oder Dienstalter gestaffelt werden solle. "Aber da sind wir noch zu keinem Schluss gekommen."

Dass relevante Teile der russischen Truppen das Angebot ablehnen könnten, glaubt Herbert Hasse nicht. "Auch dort wird man bei Abwägung der Chancen zum Schluss kommen, dass beiden Seiten so am besten gedient ist." Der Forschungsleiter betont, dass es bei der Friedensprämie nicht um eine Einmalzahlung gehe, sondern um ein dauerhaftes Salär. Europa bringe die für die Zahlung notwendigen 329 Milliarden Euro ohnehin Jahr für Jahr auf, dabei werde es dann blieben, nur dass das Geld eben an russische statt an französische, deutscher oder dänische Soldaten gehe.

Zahlung am Jahresende

Gezahlt werden soll, insoweit haben die CWI-Experten die notwendigen Sicherheitsgarantien gleich mitgedacht, übrigens nicht pauschal, sondern jeweils am Jahresende oder zu Beginn eines neuen Jahres. Aber nut dann, wenn Russland keinen Krieg vom Zaun gebrochen hat. "Für ein Jahr, in dem Russland keinen völkerrechtswidrigen Krieg gegen uns begonnen hat, bekäme jeder Angehörige der dortigen Streitkräfte seine Friedensprämie ausgezahlt. Für die Männer in Uniform bedeute das eine Verzehnfachung ihres derzeitigen Solds bei kompletter Vermeidung jeder Gefahr für Leib und Leben, das mit der derzeitigen Art der Berufsausübung verbunden ist. "Ich möchte den Muschik sehen, der da nein sagt."

Und wenn doch? Haase und seine Forscherkollegen haben natürlich auch für diesen Fall vorausbedacht. Durch die neuen Beschlüsse zur finanziellen Entgrenzung aller Verteidigungsausgaben halte die EU  noch "deutliche Reserven in der Hinterhand", sollten Verhandlungen mit Russland an der Höhe der ausgelobten Belohnung für völkerrechtstreue Friedfertigkeit scheitern. "Es stehen im Grunde genommen weitere 1,2 Billionen Euro bereit, um die Friedensprämie motivierend aufzustocken", sagt der in Bautzen an der deutschen Ostgrenze geborene studierte Politikwissenschaftler und Klimatechniker. 

Russische Friedenssehnsucht

Werde diese Rücklage aus den Sondervermögen und EU-Programmen vollends mobilisiert, ließe sich jedem russischen Soldaten und Offizier eine runde Million Euro jährlich für die Einhaltung der Friedenspflicht anbieten. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch große Diskussionen gibt, wenn solche Beträge in Rede stehen", sagt Herbert Haase, der auf das alte Gedicht von Jewgeni Jewtuschenko aus dem Jahr 1961 verweist.

In den Versen von "Meinst du, die Russen wollen Krieg?" (russisch Хотят ли русские войны? Chotjat li russkije woiny?) hatte der zeitweise nach im Petschora im Norden Russlands verbannte Dichter, der als früher Freund einer deutschen Wiedervereinigung galt und später in die USA ausreiste, detailliert ausgeführt, dass der Kampf die Russen "nicht schwach gesehn" habe, es aber "nie mehr geschehn" möge, "dass Menschenblut, so rot und heiß, der bitt’ren Erde werd’ zum Preis". Herbert Haase erweist auf das letzte Wort. "Jewtuschenko verweist hier auf einen Preis - und wir glauben, dass man sich auf dieser Ebene einig werden kann."

 


7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Alle halten Merz für den Inbegriff des Bösen. Aber man wird sagen: Es war nicht alles schlecht. Er hat Autobahnen gebaut.

Wiki:
Die Deutsche Reichsbank zog sich unter ihrem Präsidenten Hjalmar Schacht 1936 – trotz Hitlers Widerstand – aus dem Finanzierungsmodell über die Wechselkontingente zurück. Sie hielt dieses haushaltstechnisch nicht mehr für verantwortbar.

Solche undemokratischen Eigenmächtigkeiten von Staatbänkern hat man ja heute zum Glück im Griff.

Anonym hat gesagt…

OT via Fefe
https://www.cnbc.com/2025/03/20/greenpeace-ordered-to-pay-660-million-over-dakota-access-protests.html

News: Greenpeace steht in den USA nicht über dem Gesetz.

Oh, wie ist das schön!
(Quanz/Rothenburg, 1951)

Anonym hat gesagt…

Wer angesichts aktueller Cyperspace- , Hyperschallraketen- und Drohnenkriege per KI noch menschlich behäbig gesteuerte Panzer bauen will, versucht mit einem Steinbeil gegen ein MG anzukämpfen.

Außerdem verschlingt allein der 10.000köpfige und dennoch ineffektive Bürokratenwasserkopf des BW-Beschaffungsamtes Unsummen für Sold und Pensionsansprüche, bevor irgend ein sonderbegabter freiwilliger Frontsoldat auch nur eine einzige Patrone zur Verteidigung 'unserer Dämokratie' gegen die erneut gehässig verteufelten Russen bekommt.

Ein riesige Nichtsnutzsumpf wurde zu lange ignoriert und ist nun nicht mehr trockenzulegen, um nützliches Ackerland für eine gute Ernte zu erhalten.

Diese Typen stecken alle kadavergehorsam in Paragrafenzwangsjacken, und halten das für die einzig korrekte Daseinsweise.

Speziell der deutsche Bürokrat ist der schlimmste Feind jedes gesunden Menschenverstandes, denn er befolgt seine ihm einprogammierten Vorschriften wie eine seelenlose Maschine.

Anonym hat gesagt…

Der Gedanke ist alt. Das römische Reich zahlte in der Spätantike im großen Maßstab Subsidien an "Barbarenvölker" in der Erwägung, dass das immer billiger ist, als einen Krieg zu führen. Der Ausgang ist allerdings auch bekannt.

Anonym hat gesagt…

>Drohnenkriege per KI noch menschlich behäbig gesteuerte Panzer

Du hast die Pläne für die 50t Panzerdrohne 'Ursula' noch nicht gesehen.

Anonym hat gesagt…

Auf den Gedanken, die Russen einfach in Ruhe zu lassen, kommt einfach niemand.

ppq hat gesagt…

das versendet sich auch wieder. so schrill wie im augenblick wird sich der ton höchstens noch zwei wochen halten lassen