Mittwoch, 12. März 2025

Klapprige Großmacht: Die Russen kommen

Deutliche Warnung nach Osten: Wenn Russland den Weltkrieg will, soll es ihn bekommen.

Angeführt von einem Greis, der seit Jahren schwer an Parkinson und Krebs leidet (Frankfurter Rundschau), zieht Russland mit den Soldaten, an denen es ihm seit Sommer 2022 mangelt, aus, weitere Raumgewinne weit im Westen anzupeilen. Die letzten Truppen des Diktators sitzen auf Panzern, die der Armee schon im Frühjahr 2023 ausgingen. Sie haben Munition im Gepäck, die es seit Ende 2023 nicht mehr gibt. Nie war die Bedrohung für den freien Westen größer. als im vierten Jahr nach Verhängung der härtesten Sanktionen der Weltgeschichte, die den Feind im Osten in kürzester Zeit hätten in die Knie zwingen sollen. 
 

Klammheimliche Freude

 
Doch die Hoffnungen und die gar nicht so klammheimliche Freude über den im Januar 2021 nahenden Tod des Alleinherrschers, sie soind beide verpufft. Niemand lacht mehr beim Blick nach Osten, wo sich der 72 Jahre alte Wladimir Putin anschickt, mit seinem 143 Millionen Menschen zählenden Volk nicht nur die 40 Millionen Polen und die 80 Millionen Deutschen zu überrennen. Sondern es bei der Gelegenheit auch gleich noch mit den übrigen 220 Millionen Europäern und - noch gilt die Nato-Beistandsklausel  - deren türkischen und amerikanischen Verbündeten aufzunehmen.
 
So ungefähr lautet die Geschichte vom raumgierigen Russen, der seinem Land mit der Bevölkerung im Durchschnittsalter von 40 Jahren unbedingt neuen Lebensraum im Westen erobern will. Russland, das größte Land der Welt, reicht im und den seinen nicht mehr. Mit einer Geburtsrate von gerade mal 1,4 Kindern pro Frau schrumpft die Zahl der Russen seit Jahren zwar nicht ganz so eilig wie die der Polen, aber sogar noch etwas schneller als die der autochthonen Deutschen. All die Menschen, die da nicht mehr nachkommen, so kalkuliert Putin, brauchen Platz. 
 

Toter auf Urlaub

 
Sein Reich soll wieder mindestens so groß werden wie zu Sowjetzeiten, hat der Mann beschlossen, dessen bevorstehenden Tod erste deutsche Blätter mitten im Corona-Jahr 2020 gemeldet hatten. Dass es ihm und seiner ausgeruhten Armee binnen von drei Jahren nicht gelungen ist, die noch deutlich stärker ausgezehrte, von einer im Westen stets als korrupt und wenig kriegsfähig geschützte Ukraine zu erobern, ficht den Kreml-Herrscher offenbar überhaupt nicht an. Seine Truppen stehen heute unweit der Linie, die sie bereits im März 2022 erreicht hatten. Für eine Eroberung eines Gebietsstreifens von etwa 200 Kilometern vor der eigenen Landesgrenze brauchte Putins Armee drei Jahre. 
 
Die Annexion kostete sie Berichten zufolge zwischen 70.000 und 120.000 Tote, dazu kommt eine halbe Million Verwundeter. Nach aktuellen Analysen im Westen ein Preis, den Putin gern gezahlt hat. Als nächstes, haben Experten errechnet, wird es zu einem Angriff Russlands auf das Baltikum kommen. Anschließend dann überrennen Putins Truppen Polen, sie werden Deutschland in zwei, drei Tagen niederwerfen, weil hier nur sehr wenige bereit zur Verteidigung der demokratischen Errungenschaften sind, die die Amerikaner einst als Geschenke mitbrachten. Etwa drei Wochen später erreichen die russischen Panzerspitzen dann die Bretagne, die Pläne dazu stammen noch aus den ruhmreichen Zeiten, als vor der gewaltigen russischen Streitmacht alle Welt zitterte.
 

Die schwache Großmacht


Es wird besser laufen als in der Ukraine, wo es Putins Armee nicht gelang, die Regierung zu stürzen oder mehr als einige kleine Teile des riesigen Landes dauerhaft zu erober, da gibt es im Westen keine zwei Meinungen. Sicherheitsexperten und westliche Politiker warnen immer schriller davor, dass Russland noch in diesem Jahrzehnt einen weiteren Krieg in Europa beginnen könnte. Der gesamte Bauplan der kommenden deutschen Regierungskoalition fußt auf einem Fundament, das Aufrüstung, Verteidigung und Kriegstüchtigkeit wieder als zentralen Staatszweck definiert.
 
So fantastisch die Idee klingt, so einhellig sind die Stimmen von Berlin bis Brüssel, Paris und London. Wladimir Putin wird nach dem Desaster, als das sich sein auf einen Zeitraum von drei, vier Wochen, allerhöchsten Monaten geplanter Sondereineinsatz in der Ukraine herausgestellt hat, Appetit auf mehr und sehr viel stärkere Gegner haben, heißt es. 
 

Angriff "in fünf bis acht Jahren"

 
Wenn die Front im Donbass "früher zum Stillstand komme als 2029 oder 2030, sei Russland auch früher in der Lage, mit seinen technischen, materiellen und personellen Mitteln eine Drohkulisse gegen Europa aufzubauen", warnt BND-Chef Bruno Kahl. Auch der scheidende und wohl doch im Amt verbleibende Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sieht es so. Aktuell sei ein Angriff auf Mitgliedsländer des westlichen Militärbündnisses nicht wahrscheinlich – aber in fünf bis acht Jahren möglich.

Dafür spricht einiges. Die Frontlinie, an der russische Truppen seit drei Jahren versuchen, zur gewünschten Ziellinie am Dnepr vorzustoßen, erstreckt sich über mehr als 2.000 Kilometer. Im Zweiten Weltkrieg standen sich hier 2,5 Millionen Soldaten mit 7.000 Panzern, 5.000 Flugzeugen und 40.000 Geschützen gegenüber. Putin setzte anfangs 160.000 Soldaten ein, davon aber gehört nur etwa ein Drittel zu Kampfeinheiten. Mit 30 Soldaten pro Kilometer ist die Frontlinie viel zu dünn besetzt, selbst an mancher Staatsgrenze patrouillieren mehr Bewaffnete. Und trotz aller Reserven an Mannschaften und Material, die Wladimir Putin im Hinterland angehäuft hat, während ihm an der Front die Männer und die Panzer ausgingen, setzt er sie einfach nicht ein.
 

Ein großer Plan

 
Für die Beobachter im Westen steckt dahitler natürlich ein großer Plan. Zweifelsfrei verlief in der Ukraine nichts so, wie Putin es sich vorgestellt hatte. Doch aus Sicht des Westens liegt das weniger daran, dass der Kreml-Herrscher von Anfang an versuchte, das Unmögliche mit unzureichenden Mitteln zu erreichen. Sondern an der eigenen, heldenhaften Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Material. Um den nächsten Angriff der Russen abzuweisen, möglichst, bevor er kommt, braucht es nach dieser Logik möglichst viel Rüstung, die Rückkehr zu großen Heeren aus Wehrpflichtigen, großen Munitionsvorräten und einer Anzahl an Panzern und Flugzeugen, die jeden Aggressor abschreckt. 

Das muss jetzt schnell gehen mit der Aufrüstung, denn zur eigenen Logik der Argumentation im Westen gehört es, dass Putin nicht angreifen wird, so lange die eigenen Armeen nicht "kriegstüchtig" (Pistorius") sind, sondern erst dann, wenn aus den maroden Friedensstreitkräften, die gemeinsam nicht einmal den Flughafen von Kabul gegen die Steinzeitkrieger der Taliban halten konnten, wieder eine blanke Waffe zur Verteidigung der Freiheit geworden ist.
 

Fakten beiseite


Fakten und Zahlen müssen bei dieser Betrachtung genauso außen vor bleiben wie die Tatsache, dass Wladimir Putin hat sich bei seinem Ukraine-Abenteuer von Beginn an verkalkuliert hatte. Der schnelle Durchmarsch bis Kiew, den ihm seine Geheimdienstler vermutlich versprochen hatten, fiel aus. Die schwachen Angriffsformationen, die Putins Generalstab geschickt hatte, um das angeblich faschistische Regime zu stürzen, trafen nicht auf Ukrainer, die sie nicht wie erwartet als Befreier feierten, sondern auf so hartnäckigen Widerstand, dass sie an der nördlichen Front eilig den Rückzug antreten mussten.

Was spricht nun dafür, dass  ein Angriff auf den Westen erfolgreicher verlaufen würde? Oder zumindest, dass Wladimir Putin zur Auffassung kommen könnte, er werde erfolgreicher verlaufen? 
 
Nichts. Putin verfügt heute über etwa 1,4 Millionen Soldaten, von denen er etwas mehr als zehn Prozent in der Ukraine eingesetzt hat. Dabei werden Fronttruppen immer wieder von anderen Einheiten abgelöst. Insgesamt ist damit etwa ein Drittel aller russischen Kampftruppen in der Ukraine im Einsatz. Mit wenig Erfolg: Mangels Menschenmaterial beschränken sich die russischen Invasionseinheiten auf punktuelle Offensiven um kleine Städte und Dörfer. Kilometerweise rücken sie vor, immer wieder aber auch zurück. Zweifellos würde Wladimir Putin gern schneller vorankommen. Aber sein großes Reich hat einfach nichts, was es an Männern und Material zusätzlich in die Schlacht werden kann. 

Knieende Riesen


Das liegt nicht daran, dass der Kremlherrscher glaubt, ein langer Krieg sei besser als ein kurzer, sondern daran, dass mehr schlicht nicht verfügbar ist. Putin hat die Widerstandskraft der Ukraine unterschätzt. Theoretisch könnten beide Seiten noch fünf, sieben oder sogar 30 Jahre auf diese Weise weiterkämpfen, ohne sich gegenseitig zu besiegen. Zwei Riesen, die kniend miteinander ringen, weil sie sich nicht mehr auf den Beinen halten können. 
 
Dennoch gibt es Experten, die glauben, dass dasselbe Russland in zwei bis vier Jahren stark genug sein wird, gleich den gesamten Westen anzugreifen. Die Frontlinie würde sich dann nicht nur über 2000, sondern über 8.000 bis 10.000 Kilometer erstrecken. Statt wie derzeit in der Ukraine, wo 30 russische Soldaten auf einen Frontkilometer kommen, müsste ein Soldat reichen, acht Kilometer abzudecken. Die Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg war während der Corona-Zeit besser bewacht. 
 

Er hat nicht mehr

 
Doch Wladimir Putin könnte, selbst wenn er wollte, keine deutlich größeren Truppenkontingente gegen den Westen aufbieten: 3,3 Millionen Soldaten bekommt er zusammen, allerdings entfielen auch bei einer solchen Generalmobilmachung am Ende nur höchstens zehn bis 15 Prozent der Gesamtstärke auf kämpfende Truppenteile. Die bei Kampfeinsätzen wiederum rollieren müssten, also nie alle gleichzeitig eingesetzt werden können. Das Gesamtreservoir, aus dem er nachschub an Menschen rekrutieren kann, ist mehr als bescheiden: 46 russische Millionen Männer sind "fit for service". Allein Polen, Deutschland und Frankreich kommen zusammen auf mehr als 70 Millionen.
 
Wie also stünden die Erfolgsaussichten Putins, mit einer großen russischen Tradition zu brechen? Bisher hatten Kremlherrscher ihre Armeen immer nur Richtung Westen  in Marsch gesetzt, wenn von dort zuvor Truppen Richtung Moskau marschiert waren. Putin hat zwar Jura studiert, ist aber als Hobbyhistoriker bekannt und er weiß sicher: Sehr selten nur im Verlauf der Geschichte sind es die Angreifer gewesen, die Kriege gewonnen haben. Zumal muss er bedenken: Russland ist riesig und hat 24.000 Kilometer Grenze zu schützen – sämtliche einsatzbereiten Einheiten etwa aus dem Fernen Osten abzuziehen, wäre eine Einladung an China und die USA.
 

Die nächste Fehleinschätzung

 
Bleibt also  eine Fehleinschätzung wie vor dem Angriff auf die Ukraine als Entscheidungsgrundlage. Vor die Jahren hatte Putin seinen geheimdiensten geglaubt, dass die Ukraine nur einen Stupser wartete, um ihm nahezu kampflos in den Schoß zu fallen. Jetzt mag es sein, dass ihm dieselben Experten dasselbe über die Kampfkraft und den Verteidigungswillen der Deutschen erzählen. Mit viel Fantasie ist vielleicht sogar vorstellbar, dass Putin - der ja älteren, aber nie korrigierten deutschen Medienberichten zufoge auch Alzheimer - mittlerweile vergessen hat, dass das damals alles nicht gestimmt hat. Aber wie wahrscheinlich ist das?
 

5 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Ohne die Unterstützung der mordkoreanischen Wieselkrieger stünde der Russe heute am Ural. Die Qualitätsmedien haben genau hingeschaut, warum die Ukraine bisher nicht so recht vorankommt.

t-online

Bereits in den vergangenen Tage hatte sich nach Medienberichten die Lage der bei Kursk kämpfenden ukrainischen Soldaten erheblich zugespitzt. Der ukrainische Kommandeur einer Kommunikationseinheit, Oleksii, sagte der "New York Times": "Es stimmt, wir können sie nicht aufhalten. Sie fegen uns einfach weg und rücken in Gruppen von 50 Nordkoreanern vor, während wir nur sechs Mann auf unseren Positionen haben."

FAZ

Russland versucht seit dem überraschenden Verstoß der Ukraine auf die russische Region im August, das Gebiet Kursk vollständig zurückzuerobern. Dabei setzte Moskau auch nordkoreanische Soldaten ein. Nach einem temporären Rückzug dieser in russischen Uniformen kämpfenden Soldaten sollen diese nach Mitteilungen der ukrainischen Armee am Wochenende abermals bei Kursk im Einsatz gewesen sein.

Watson

Russische und nordkoreanische Truppen haben demnach wichtige ukrainische Stellungen überwältigt und drohen, die Nachschublinien der Ukraine in der Region abzuschneiden.

General Dynamo hat gesagt…

Bernd wurde zum General befördert und wird den Krieg im Bonker angucken bzw seine Heeresgruppen herumkommandieren . Habe bereits 400l Erbsensuppe , Diesel , Hartkeks und Dauerwurst eingelagert .

Anonym hat gesagt…

Die sollen bitte mal warten, bis Ursula und Friedrich oder egal wer ihre Märchenarmee fertig aufgestellt haben. Die Schatztruhen werden gerade gefüllt für den Kauf mächtiger Panzer und schimmernder Rüstungen.

Trumpeltier hat gesagt…

Wenn sie so intelligent Krieg führen, wie sie Frieden verwalten, besteht Hoffnung auf den totalen Misserfolg.

Offensichtlich erträumen diese Knallfrösche sich statt elendigen Verreckens auf dem Schlachtfeld eher eine Art amüsanter Sylvesterparty mit bunten Blitzen und lautem Donner.

Wer alltäglich blutige Kollateralschäden der pervertierten Migrationspolitik akzeptiert, dem werden garantiert auch größere Opferzahlen keinerlei Gewissensbisse verursachen. Außerdem geht es um die Sehnsüchte vieler Wichte, ihren Napoleonkomplex endlich mal schier allmächtig austoben zu können, wie ihre Vorväter es von Nordafrika bis zum Nordkap, vom Atlantik bis nach Stalingrad an der Wolga erleben durften.

PC-Ballerspiele bringen trotz UHD-Grafik auf wandgroßen BIldschirmen und Surround-Sound auf Dauer einfach nicht den prickelnden Lifehack-Kick der Realität. Ich empfehle Interessierten darum immer gerne ein Reinschnüffel-Praktikum mit Asovlehrern an der Ukraine-Ostfront. Dort tanzt man seinen Namen jedoch nicht, dort stanzt man den per MG in Mauern. Killroy was here ... oder so.

ppq hat gesagt…

leider werden nicht sie leiden, sondern wir