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Die Lichter der öfentlichen Aufmwrksamkeit werden Annalena Baerbock weiter hell leuchten. |
Sie zog die Tür zu, ging stumm hinaus
Ins neon-helle Treppenhaus
Es roch nach Bohnerwachs und Spießigkeit
Und auf der Treppe dachte sie
Wie wenn das jetzt ein Aufbruch wär'
Ich müsste einfach gehen
für alle Zeit
Für alle Zeit.
Nach Motiven von Udo Jürgens
Warum denn aber nicht? Weshalb zögern, wenn die Chancen so groß sind? Weswegen nicht noch einmal im Leben ein Klavier anheben, das manch erwachsener Mann sich nicht gemeinsam mit zwei, drei oder vier stämmigen Freunden zu tragen zutrauen würde? Annalena Baerbock, die deutsche Außenministerin, die von einem Großteil der Bevölkerung ebenso begeistert verlacht worden ist wie ihre Vorgänger Genscher, Kinkel und Fischer beklatscht wurden, bis die beliebtesten Politiker waren, war nie eine Frau, die vor Aufgaben zurückschreckte, die zu groß für sie schienen. Die frühere Grünenchefin packte an. Sie wagte Großes. Und sie schaffte es immer.
Wechsel nach Amerika
Das wird diesmal nicht anders sein. Seit die Nachricht die Runde macht, dass die Noch-Außenministerin ein Auge auf einen Posten bei den Vereinten Nationen in New York geworfen hat, funktionieren die üblichen Reflexe, als wolle sich die Männerwelt für ihre feministische Außenpolitik rächen.
Sigmar Gabriel, einer ihrer eher glücklosen Vorgänger im Amt, hat sie für unfähig erklärt, wenn auch mit anderen Worten. Norbert Heusgen, CDU-Mann und Angela Merkels "Wir schaffen das"-Flüstere, nannte sie ein "Auslaufmodell". Die eigentlich verlässliche Süddeutsche Zeitung fabelte von schlechtem Licht. Die Taz verstieg sich zur Behauptung, der neue Posten als Präsidentin der Uno-Generalversammlung sei ein "Traumjob mit Geschmäckle".
Glück für Annalena Baerbock, dass das Auswärtige Amt sie für das Amt vorschlagen will, das i Sommer neu zu besetzen ist. Und auch der dann wahrscheinlich neue Kanzler Friedrich Merz keine Gegenargumente vorzubringen wagte. Schließlich mussten die Grünen gewonnen werden, um die Mehrheit für die kommenden Sonderschulden zu sichern.
Abschied vom Abschied
Baerbock selbst schwiegt zum Abschied vom Abschied, den sie selbst erst vor zwei Wochen verkündet hatte. Nachdem sie "das Land vor einer existenziellen Energiekrise" bewahrt, "wichtige Reformen umgesetzt" und dabei doch "anständig geblieben" sei, habe sie sich 2aus persönlichen Gründen entschieden, erst einmal einen Schritt aus dem grellen Scheinwerferlicht zu machen und mich für kein führendes Amt in der Bundestagsfraktion zu bewerben". Für viele Beobachter und Fans klang das damals wie ein Rückzug. Aber, die Wortwahl ist deutlich, es war nie einer. Sondern Baerbocks Neupositionierung.
Die Welt war schon lange Feld, vor allem dort, wo es ihr gefiel, tauchte sie immer wieder auf. Dass Friedrich Merz trotz ihrer außenpolitischen Erfolge nicht auf sie zurückgreifen würde, um im Außenamt Kontinuität sicherzustellen, war dennoch klar. Auch der CDU-Chef muss eigene Leute unterbringen und nicht einmal wenige.
Zu kurze Decke
Ein Problem, das Parteien nach dem Ausscheiden aus einer Regierung deutlich härter trifft. Wie immer, wenn es nach einer deftigen Wahlniederlage heißt, die Besten irgendwo überwintern zu lassen, stellt sich die Decke als viel zu kurz heraus, unter die alle schlüpfen wollen, die die von der Partei gehaltenen Ministerien verlassen müssen. So viele alte Kämpfer, so viel treue Parteisoldaten und so wenige lukrative Posten in Partei, Fraktion und Stiftung.
Annalena Baerbock weiß, wieder Hase läuft. Und sie ist keine, die wartet, bis andere nach ihr rufen. Unvergessen sind auch bei denen Grünen die tragischen Versuche des 2017 so tief gestürzten SPD-Sonnengottes Martin Schulz, sich von seiner Partei für das schlechteste Wahlergebnis der SPD bis dahin zumindest mit der Stelle des Bundesaußenministers abfinden zu lassen.
"Ruf doch mal Martin", hatte der Würselener gebettelt, aber niemand rief. Am Ende landete er traurig und aussortiert als Vorsitzender bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, eine Stelle, die zumindest ein sicheres Auskommen verspricht, aber für jeden, der eben noch das große Rad der globalen Menschheitsgeschichte drehen wollte, gleichbedeutend ist mit einer Abstellkammer ohne Fenster.
Eine Zukunft in New York
Annelena Baerbock hat alles vermieden, das die Gefahr heraufbeschworen hätte, auf diese Weise aus dem Weg geräumt zu werden. Die Außenministerin ging selbst in die Offensive, als sie ihrer Partei die Annahme aller Führungsposten absagte, die ihr noch niemand angetragen hatte und mutmaßlich auch niemand antragen wollte. Parallel dazu arbeitete Baerbock an ihrem Zukunftsplan Amerika, New York, New York.
Ein Posten, wie für sie gemacht: Wieder könnte sie Dinge tun, die andere ihr nicht zutrauen. Wieder würde ihr das Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit hell leuchten. Martin Schulz hat es bewiesen: Weder vor noch nach seiner Zeit als EU-Parlamentspräsident hatte diese Funktion in Deutschland irgendeine Bedeutung. Nur in den Jahren als er ihn ausfüllte, ein menschgewordener Dynamo, der auch mal selbst ein Interview mit sich führte, galt er deutschlandweit als bedeutsamste Stellung nach dem Papst.
Jetzt wird der Posten wichtig
Ähnliches wird Annalena Baerbock in dem einen Jahr als Präsidentin der 80. UN-Generalversammlung gelingen. Im Moment ist der Präsidentenjob noch schmählich unterbelichtet. Dass mit Philémon Yang der ehemalige Premierminister von Kamerun amtiert, und das unter dem Motto "Einheit in der Vielfalt, für die Förderung von Frieden, nachhaltiger Entwicklung und Menschenwürde für alle Menschen überall", weiß in Deutschland kaum jemand. Und das, obwohl der Nachfolger von Dennis Francis, vor seiner Verpflichtung im Ruhestand und noch vorher Abteilungsleiter der Abteilung für auswärtige Beziehungen der Regierung von Trinidad und Tobago, sich schon langsam dem Ende seiner Amtszeit nähert.
Baerbock wird der Funktion ein ganz anderes Gepränge geben. Schon als sie mit Ende 30 Außenministerin wurde, wie der kommende Kanzler ohne jede Verwaltungs- oder Regierungserfahrung, aber ungleich freundlicher begrüßt, trat sie unbefangen in große Schuhe. Zwar erforderte es die innerparteiliche Demokratie, dass Robert Habeck Vizekanzler wurde, nicht sie, deren Vorgänger es so oft gewesen waren. Aber Annalena Baerbock nahm die Aufgabe ohne falsche Scheu an.
Die Welt als Bühne
Die Frau aus Niedersachsen nahm die Welt als Bühne und sie hatte ihre historische Lektion. In Paris posierte sie als erstes deutschen Regierungsmitglied seit 1940 triumphal vor dem Eiffelturm. Sie gab den Armen und trug Melonen. Sie zeigte sich, wo das gewöhnliche Volk sich herumtreibt. Sie kam nicht immer an, war aber immer unterwegs, um die feministische Außenpolitik als neues Leitbild auch dort zu etablieren, wo Steinigung und Handabhacken zur Rechtspflege gehören.
Eine geborene Diplomatin, auch wenn sie Russland einmal irrtümlich den Krieg erklärte und ihr auf allen Kontinenten vorgeführtes schütteres Englisch kein gutes Licht auf das deutsche Bildungswesen zu werfen schien. Dinge, die sie nicht kann, hindern Annalena Baerbock nie, sie zu tun. Nur dass niemand versteht, was sie sagt, wenn sie den "beacon of hope" beschwört, kann kein Grund sein, die Stimme nicht laut zu erheben und zu sagen, was gesagt werden muss.
Abenteuer in der Metro
Baerbock hatte schnell verstanden, dass die Welt der Außenpolitik bevölkert wird von ausnehmend freundlichen und höflichen Bewohnern, die es beinahe immer schaffen, eine unbewegte Miene zu zeigen, wenn die deutsche Chefdiplomatin loslegt und von ihren Abenteuern in der Metro berichtet, bei denen sie erfahren hat, dass Indien einem digital rückständigen Deutschen gar fast richtig modern erscheinen kann.
Genug Geld hatte sie immer dabei, um sich fremde Stämme gewogen zu machen. Dass ihre großen Ambitionen und die noch größeren Summen kaum halfen, feministische Gerechtigkeit global durchzusetzen, stürzte Annalena Baerbock nicht in Depressionen. Es war eben einfach noch nicht genug, was gegeben wurde.
Um mehr zu erreichen, so ist das immer, heißt es vor allem erst einmal, im Spiel zu bleiben, statt von der neuen Führung endgelagert werden, etwa in der parteieigenen Stiftung, die auch die Grünen betreiben. Betreiben müssen: Seit das Bundesverfassungsgericht eine überwiegend staatliche Parteienfinanzierung für mit der Verfassung nicht vereinbar erklärt hat, werden Stiftungen genutzt, um die eigenen politischen Zwecke auf Umwegen von Vater Staat bezahlen zu lassen.
Gönnen können
644 Millionen Euro klingen nach viel, doch die Summe verteilt sich auf alle Parteien der demokratischen Mitte und ist verglichen mit den Beträgen, mit denen Baerbock zu hantieren gelernt hat, nur Kleingeld. 300 Millionen kosten keine Denkfalte, 200 oder 170 oder 100, was macht das schon für einen Unterschied. Man muss auch gönnen können.
Und wissen, was man wert ist. Dass Annalena Baerbock die Möglichkeiten ihres Ministeriums genutzt, sich selbst nach dem Verlust Kabinettssitzes um eine Anschlussverwendung zu bemühen, mag auch den desaströsen Bilanzen der Jobcenter zuzuschreiben sein. Eigentlich aber steht die Erkenntnis dahinter, dass jemand, der schon als deutsche Außenministerin so viel Gutes getan hat, sich jetzt nicht einfach um Haus und Kindern und sein erstes Buch schreiben kann.
Aufstieg zur Macht
Was kann jemand, der nur einer von 27 Außenamtschefs der EU war, die sich zudem auch noch eine eigene Außenbeauftragte hält, erst bewirken, wenn er eine alteingesessene und von der Zeit überholte Institution wie die Vereinten Nationen hinter sich weiß? Eine Organisation, die womöglich schon weitgehend vergessen wäre, würde sie sich nicht regelmäßig zu Wort melden, um Israel schlimmster Verbrechen zu besichtigen? Hier wäre Annalena Baerbock auch inhaltlich daheim: Kmeine andere versteht sie es wie sie, regelmäßige harsche Kritik am Judenstaat mit der rituellen Zusicherung zu verbinden, rum wie num, Deutschland stehe unverbüchlich an der Seite des Landes, nur eben nicht an der seiner Regierung.
Deren Chef würde Annalena Baerbock selbstverständlich verhaften, wenn er deutschen Boden betritt. Nicht immer es so einfach. Um Ahmed al-Scharaa, den Gründer und Anführer der islamistischen Terrorarmee Jabhat al-Nusrah, nicht mehr nur daheim die Aufwartung machen zu können, sondern seine Kollegen auch mal zu einem Gegenbesuch zu empfangen, braucht es zuweilen entschiedenere Maßnahmen.
Keine falsche Scham
Unter der falschen Scham, an der viele schon am Hotelbuffet scheitern, weil sie sich nicht trauen, mehr zu nehmen, als sie essen können, hat Annalena Baerbock nie gelitten. Sie gehört zu einer Generation, die nicht schmunzeln würde, stellte sie ein Hasser oder ein Hetzer wie ihren Vorgänger Hans-Dietrich Genscher als Comicfigur mit Riesenohren dar. Sie würde klagen, um die Würde ihres Amtes zu schützen. Was Anna-Lena Baerbock sich zutraut, das kann sie auch, weil sie es sich zutraut. Klappt es nicht, ist sie zumindest sicher, dass auch kein anderer es besser hinbekommen hätte.
Auf diese Art, die sich weniger Wissen oder Können verdankt als einer gottgegebenen Genetik, lässt sich noch die schlimmste Schlappe als schöner Sieg verbuchen. Im Unterschied zu Friedrich Merz, einem Ergebnisfußballer, dem vollkommen gleichgültig ist, wie oft und laut er als Lügner bezeichnet und als Umfaller gebrandmarkt wird, ist Annalena Baerbock eine Spielerin, die gut aussehen will. Sie legt äußerten Wert auf den Eindruck, ihr ist wichtig, wie sie genannt wird. Präsidentin der UN-Vollversammlung, das ist kurz vor Königin der Welt.
Es wird hart werden, wenn es 2029 mit der Kanzlerschaft klappt.
11 Kommentare:
Gerade vor dem Hintergrund, dass Deutschland mit der Helga Schmid mal ausnahmsweise eine befähigte Person für ein/das Amt aufwies. Die war bis jetzt nur Eingeweihten bekannt, verfügt wahrscheinlich über das notwendige Maß an Diskretion und Demut. Aber jetzt von der Krawalltante ausgebootet, das passt wieder mal zum besten Deutschland aller Zeiten.
Die radebrechende grüne Prinzessin eingekleidet by Ottokatalog passt aber wie der Arsch auf den Eimer zum Image, dass die Regierungen nach Schröder von Deutschland entwickelt haben.
Guterres macht den Job sicher auch nicht mehr lange.
der ist erst 76 und er macht das doch sehr gut. im grunde hat er die UN abgewickelt, kein mensch achtet mehr auf die. einziger zweck der ganzen veranstaltung ist es, israel zu kritisieren. und da ist guterres unübertroffen
>> einziger zweck der ganzen veranstaltung ist es, israel zu kritisieren. und da ist guterres unübertroffen
Und Baerbock die paßgenaue Geschlechtergerechtigkeit auf feministischer Basis.
Aber das wäre doch die perfekte Anschlussverwertung fürs Annalenchen. Die könnte sich endlich wirklich als Weltinnenministerin fühlen und auf paritätische Besetzung im UN-Menschenrechtsrat drängen.
Ich möchte den Spaß nicht verderben, aber A.C.A.Baerbock muss vo der UN-Vollversammlung gewählt werden.
Und:
Die Russen schmähen sie.
Die Chinesen verachten sie.
Die Amerikaner beschweigen sie.
Sie - gibt ihr Mandat auf. Auf nimmer Wiedersehen.
Gibt es einen besseren Exit aus der Politik als diesen?
Und wieder wären es die Russen gewesen. Ein Lebenstrauma.
deutschland ist dran. also wird sies
eine Notlandung und ein Bad im kalten Hustenriverwäre.eine Löösungg
Wenn sie ihre Frisur ändert und mehr Haarspray benutzt kann sie auch EU Kommissionspräsidentin werden,
später mal.
sie könnte alles werden, und zwar nacheinander. erst jetzt mal UNO, dann mit 45 kanzlerin, nach 17 jahren wäre sie das länger als adenauer, kohl und merkel, aber erst 63. das ist genau das alter, in dem man in brüssel anfängt, um noch bis mindestens 73 vorzuleben, dass die rente mit 67 nur eine option für feinde unserer gesellschaft ist
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