Sonntag, 23. März 2025

Earth Hour: In die Ära der Dunkelheit

Mit der "Earth Hour" setzt die irrationale Gesellschaft alljährlich ein Zeichen für ihre Sehnsucht nach Dunkelheit.


"Hello darkness, my old friend,
I've come to talk with you again", sagen Paul Simon und Art Garfunkel damals zum Fest der ersten Wiederkehr der weltweiten "Earth Hour", einem vom World Wildlife Found und anderen Lobbyorganisationen alljährlich gezeigten Zeichen für eine "lebendigen Planeten". Mehr als 550 Städte und Gemeinden beteiligten sich laut WWF 2024 in Deutschland an der rituellen Ausschaltung des Lichtes an einem Samstagabend, wenn in den Verwaltungen ohnehin kein Mensch arbeitet. Auch in diesem Jahr sind es noch 517, die die "Earth Hour", in die sinnentleerte Geste nutzten, "um gemeinsam ein starkes Zeichen für mehr Klimaschutz zu setzen".

Absage an Elektrizität

Während in armen Staaten wie Kenia immer noch Menschen auf eine regelmäßige Versorgung mit elektrischer Energie warten müssen und in Kriegsgebieten wie dem Sudan oder der Ukraine eine große Sorge immer wieder dem Umstand gilt, wie sie Zerstörungen an der kritischen Infrastruktur für die Energieversorgung verhindern lassen, schaffen es die Initiatoren der "Erdstunde" schon zum 19. Mal, den kurzzeitigen Verzicht  auf elektrischen Strom zu einem "Schritt in eine nachhaltige Zukunft" zu verklären, wie es Chadchart Sittipunt genannt hat, der als Gouverneur der thailändischen Hauptstadt Bangkok genau weiß, wie eine Stadt auch ohne Umweltschutz und Klimamaßnahmen funktionieren kann.

Es ist eine große, aber bequeme Illusion, mit sogenannten "Zeichen" Wunder bewirken zu können. Besonders weit verbreitet in Deutschland, einem Land, das einst auch die weitaus meisten Hexen verfolgte und bestrafte, knüpfte das Earth-Hour-Ritual an einen Glauben an das Irrationale an, der sich bis in die Zeit der alten Ägypter nachweisen lässt. 

Damals galt es als Zeichen geistiger Gesundheit,  öffentlich an unsichtbare Mächte zu glauben oder bizarre Rituale zu vollziehen. Der "Sonnengott" etwa war kein unsichtbares Wesen irgendwo im Himmel, sondern ein sichtbares und greifbares Wesen, das als Pharao auf dem Thron saß. Erst später lösten sich die Vorstellungen vom Überirdischen und Unbegreiflichem  aus der sichtbaren Form - es war dieser Moment, als der wirkliche Siegeszug des Irrationales begann.

Ohne Kreuz und genagelten Heiland

Das Christentum brauchte noch Kreuz und genagelte Heiland, des Islam ein Buch und gnadenlose Bekleidungs- und Ernährungsvorschriften, um eine Gemeinde hinter sich zu versammeln. Doch diese Epoche der irrationalen Vernunft ist überwunden. Neue Glaubensvorstellungen speisen  rückwärtsgewandte Rituale in die gesellschaftliche Agenda, deren unbeweisbarer Nutzen als Beweis für ihren Nutzen gilt. 

Wenn Frau Schmidt mit einer Handtasche voll homöopathischer Globuli zur Abendkreis ihrer Energetikerrunde hastet oder die Linksjugend sich zum antikapitalistischen Gebet versammelt, dann dienen die vollführten Rituale zur Beschwörung des Bösen, der Feinde und der Kräfte der Heilung demselben Zweck wie die Info-Abend von "Fridays for Future" oder ein grünen Parteitag.

Gläubige suchen in der Gemeinschaft Vergewisserung, sie wollen sich wappnen gegen Zweifel, die jeden Befallen müssen, der die Wirklichkeit über den Rand seiner ideologischen Filter hinweg wahrnimmt. Ob alternativen Heilmethoden, Zweifel an der staatlichen Förderpraxis zum Ausbau der Planwirtschaft, der "Kampf gegen rechts" oder der Kampf gegen Kohlendioxidemissionen - je mehr Geld ohne nachweisbaren Effekt aufgegeben wird, desto fester wird der Glaube in der jeweiligen Gemeinde, dass es eben einfach noch lange nicht genug sei, um Wirkung erzielen zu können. 

Von SPD über Linkspartei bis zu den Grünen, von der CDU bis zur FDP teilen Millionen Wählerinnen und Wähler die Einstellung, dass Homöopathie, Wünschelrutengehen, Kristallheilung, Klimaanstrengungen oder Sozialismus Probleme lösen können, die Wettbewerb, Marktwirtschaft und technische Innovationen nur immer weiter verschärfen.

Esoterik boomt

Der Markt für dergleichen esoterische Praktiken boomt. Während unter den etablierten Religionen im Abendland nur eine wächst, vermehrt sich die Anhängerschaft pseudowissenschaftlicher Glaubensrichtungen rasant.  Sie sind der Meinung, dass mehr Anlagen, die alle zur selben Zeit Strom erzeugen, zur selben Zeit aber auch nicht, als Grundlage einer Industriegesellschaft mit fortlaufender Produktion ideal geeignet sind. 

Sie rechnen bei Stromerzeugungskosten generell nur mit den Beträgen, die am Windrad und der Solarplatte entstehen, weil die Einbeziehung von Netzen und Speichern am Glaubenssatz kratzen würde. Sie schauen auf die desaströse Umwelt- und Klimabilanz aller Versuche, Menschen im Rahmen einer sozialistischen Planwirtschaft  mit dem Nötigsten zu versorgen. Und kommen zur Überzeugung, dass allein Fehler in der Umsetzung für die fürchterlichen Schäden verantwortlich sind, die alle Experimente dieser Art angerichtet haben.

Beim nächsten Mal müsse man das alles nur besser machen. Beim nächsten Mal werde der richtige Schamane vorbeten. Beim nächsten Mal werde von Anfang an darauf geachtet, dass die Deutungshoheit unumschränkt denen gehöre, die das Richtige sagen.

Der nächste Sozialismus wird immer der beste

Der nächste Sozialismus ist wie das nächste Retreat. "Bitte stellen Sie sich barfuß in den Kreis und visualisieren Sie Ihre Chakren", beschwört der Therapeut seine Opfer. Die erwarten sich vom Unsichtbaren ähnliche Effekte wie die Initiatoren der "Earth Hour" von der Dunkelheit: Die Welt soll besser sein danach. Das eigene Innere erlöst.

Was für Außenstehende wie eine absurde Theateraufführung wirkt, ist für die Teilnehmer bitterer Ernst. Soweit es sich um Verwaltungen und Unternehmen handelt, beteiligen sich natürlich zumeist aus Opportunismus  an solchen "Heilungsritualen". Auf einzelne aber, ganz  normale Nachbarn, Freunde, Kollegen und Verwandte, über archaische Rituale wie der Tanz über bestimmten Runen, dasSsingen bestimmter Lieder, das Entzünden von Kerzen und oder das Abschalten des elektrischen Lichts seit jeher eine starke Anziehungskraft aus. Sie strukturieren den Alltag, vermitteln ein Gefühl von Kontrolle und stärken den Gruppenzusammenhalt und damit die Gewissheit, "etwas tun" zu können und ein "Zeichen" zu setzen.

Säkuläre Religionen

Eine Zeitenwende ist dabei insofern eingetreten, dass früher religiöse Rituale dominierten, heute hingegen zunehmend säkulare Praktiken den Markt der Sinnstiftung erobern. Aus dem Hexenglauben ist eine Art Klimakult, seit die Schwedin Greta Thunberg ihre Pilgerreise als modern Jungfrau von Orleans antrat und den Mächtigen der Welt ihr "Was wagt ihr Euch!" entgegenschleuderte. Millionen Verführte jubelten ihr kritiklos zu, das Wort der Prophetin war Gesetz, ihre Gefühle wogen schwerer als Wissenschaft, Ökonomie und der Verweis auf die Geschichte, die belegt, dass noch jeder "große Sprung" mit dem Tod von Millionen Menschen endete.

Die Angst vor dem Weltuntergang durch den Klimawandel hatte Atomangst, Baumsterben, Ozonloch, Kometeneinschlag, demografischen Zusammenbruch und den Fachkräftemangel als Endzeitdrohungen zeitweise vollständig abgelöst. Am Jüngsten Tag würde kein Gott mehr herabsteigen, um wenigstens die Seinen zu erlösen. Nein, alle waren verdammt, im Klimafeuer zu brennen, wenn es in Berlin erst so warm sein wird wie in Barcelona. 

Unsichtbare Bedrohungen sind am erfolgreichsten

Die Parallelen sind frappierend: Immer schon glaubten die Menschen am liebsten an unsichtbare Bedrohungen und sie suchten am eifrigsten nach Sündenböcken, wo keine sind. Während im Mittelalter vermeintliche Hexen auf dem Scheiterhaufen landeten, werden heute "Klimasünder" an den digitalen Pranger gestellt. Junge Menschen, die ihren Lebenssinn darin gefunden haben, über 2. Mose 20,16 und 5. Mose 5,20 ("Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten") zu predigen, sehen sich der Bigotterie bezichtigt, ihre gutgemeinten Konklave werden nicht mehr als wegweisend gefeirt, sondern harsch kritsisiert.

Die Verfolger Andersdenkender und Andersglaubender werden selbst verfolgt, zumeist nur im Internet, doch mittlerweile gilt Sagen weitgehend als Tun, sogenannte "verbale Gewalt" hat ist ihrer Erfindung  im Zuge der Zivilisierung des gesellschaftlichen Widerspruchs rechtlich ähnliches Aufregungspotenzial wie reale Taten. Das passt zur Psychologie des Irrglaubens, dessen Anhämger am liebsten dort kämfen, wo kein ernsthafter Widerstand zu erwarten ist. 

Kein Gegenwind im Gazastreifen

Niemals käme ein vom Irrationalen überzeugter Aktivist auf den Gedanken, im Gazastreifen gegen die Fortsetzung des Terrors durch die Hamas zu protestieren, in Teheran gegen unzureichende Standards bei der Erdölförderung oder im Jemen gegen die Angriffe ader Huthis auf den Schiffsverkehr, der die sensiblen Ökosysteme der Ozeane bedroht. Empört wird sich an ausgesuchten Orten, dort, wo bequeme Hotels verfügbar und die auserwählten Gegner nette Leute sind.

Die Dringlichkeit der Lösung eines Problems liegt niemals in dessen obektiver Bedeutung, sondern allein im Auge des Betrachters. Ernsthaft Befalene können der Meinung sein, sie müssten bis zum Tode hungern, um den Regierungschef des einzigen Landes weltweit vom Klimaschutz zu überzeugen, das bereit ist, Demokratie und Wohlstand zu opfern, um Klimaziele zu erreichen, von denen in keiner anderen Hauptstadt der Erde mehr gesprochen wird. Im Endstadium kann es sein, dass das innere Gedankengebäudem sich sogar vollkommen vom Boden löst.

Einfache Erklärmuster

Warum aber fallen Menschen immer wieder auf irrationale Glaubensinhalte herein? Nun, Menschen neigen dazu, Informationen zu bevorzugen, die ihre bestehenden Überzeugungen bestätigen. Aus diesen kognitiven Verzerrungen resultiert ein Kontrollbedürfnis, das den Betroffenen veranlasst in einfachen Erklärungsmustern und Ritualen ein Gefühl von Sicherheit zu suchen, das ihm in einer für ihn überkomplexen Welt Halt gibt. Wichtig ist dabei die Gruppenzugehörigkeit: Gemeinsame Überzeugungen stärken das soziale Gefüge, ein Glaubenssystem, das mit anderen geteilt wird, kann Trost und Stabilität in schwierigen Zeiten bieten. 

Jemand wie Karl Marx, der einst das Ende der Religion prophezeite, hat heute Recht und gleichzeitig nicht. In der Renaissance des Irrationalen  ist die traditionelle Religion nur ein Angebot, ein anderes ist der Glaube an den "gerechten Kommunismus", den "richtigen Sozialismus", die "Klimarettung" und  eine Gerechtigkeit, die denen nimmt, die zu viel haben, bis alle gleich sind. In der "Earth Hour" findet eien Sehnsucht ihren Ausdruck, die das Zeitalter der Vernunft hinter sich lassen und zur Not mit drastischsten Maßnamen ein Ära der Dunkelheit herbeiflehen will, in der rationales Denken als schädlich gebrandmarkt wird.


3 Kommentare:

Trumpeltier hat gesagt…

Aber klar doch, wenn ich mein 365/24/7 wie einen Weihnachtsbaum werbewirksam beleuchtetes Hochhaus für eine Stunde 'verdunkle', wird das Klima durch diese immense Energiesparmaßnahme sicher gerättätät.

Angesichts der Milliarden ständig unterbelichteten Tranfunzeln, die solche Maßnahmen für sensationell erfolgversprechend halten, wird sich garantiert nix ändern. Zudem ist der menschliche Einfluss fragwürdig, wenn es in der Erdgeschichte ohne ihn bereits viele Wechsel zwischen Eiszeiten und Warmzeiten gab. Die letzte halb Europa mit kilometerdicken Gletschern bedeckende ist übrigens gerade mal 12.000 Jahre her. Geologisch ein Wimpernschlag.

Aber der Homo träumt ja naiv vom Dauerfrühling und kreischt sofort hysterisch los, wenn er diese Wohlfühloase verlassen muss. Wer wie im Ahrtal auch nach der Katastrophe wieder in der Gefahrenzone siedelt, was weltweit oft die Folge unkontrollierter Überbevölkerung ist, der riskiert eben seinen Untergang.

Eine etwa Verdreifachung der Terraner in nur einer Generation und ihr energieintensiver Highttechspieltrieb hinterlassen Spuren, aber markante Klimsveränderungen werden von Erd- oder Sonnenkräften stärker beeinflusst. Ein großer Vulkanausbruch hat mehr Einfluss aufs Klima als alle kurzweilig Candlelight-Romance spielenden Handyglotz-Menschlein. Ein einziger coronaler Flare, und hier leben alle über Nacht wieder im Mittelalter. Jedoch ohne das damalige elementare Überlebens-Wissen. Dann beginnt der Kampf um jedes Stück Brot, um jeden Schluck Wasser.

Wir hatten die letzten 4-5.000 Jahre Zivilisation echt nur Glück, denn Mutti Natur macht launisch, was sie will. Arten entstehen, Arten vergehen.
Die Erde dreht sich eisig kalt oder feurig heiß einfach weiter, bis sie von der aufgedunsen sterbenden Sonne gefressen wird.

Das Ende ist ein Schicksal, das jedem sterblichen Menschen droht. Manche ereilt es noch vor der Geburt, andere erst nach über hundert Jahren. Und keiner weiß, wann sein Licht abgeschaltet wird.

Der Tod ist die einzig gerechte Instanz im Leben, denn er behandelt wirklich alle gleich.

Anonym hat gesagt…

Auch ich leiste meinen Beitrag zur Earth Hour.
1. wann und wie lange waren die pole der erde eisfrei?
Chatgpt (gekürzt):
Kreidezeit (vor ca. 145–66 Millionen Jahren)

Paläozän-Eozän-Temperaturmaximum (PETM, vor ca. 56 Millionen Jahren)
Die Pole waren eisfrei und mit gemäßigten bis warmen Wäldern bewachsen.
Krokodile und Palmen wuchsen in polaren Regionen.

Eozän (vor ca. 56–34 Millionen Jahren)
Die Arktis war möglicherweise saisonal eisfrei.
Erst gegen Ende des Eozäns begann sich das Klima abzukühlen.

2. Reifenrecycling in Pakistan zu Ehren unserer Earth Hour.
https://www.youtube.com/watch?v=kDPr-StV30o

Der lachende Mann hat gesagt…

Danke für Ihren Beitrag, auch für den Link!