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Verborgene Botschaften im Wahlkampf: Aus dem "Wir" ist ein "ich " geworden. |
Ihr Bier war immer das "Wir". Politiker aller Parteien hatten die Kollektivvokabel entdeckt und zu ihrer Magd gemacht. Sätze, die mit "Wir müssen" begannen, waren über Jahre hinweg das Graubrotfrühstück im politischen Berlin. Wer "Wir" sagte, wusste genau, was die Menschen wollen würden, hätte er sie vorher gefragt. Wer das "Wir" besaß, hatte eine sichere Mehrheit hinter sich. Das Wir war überall. Ohne Wir kein hier.
Das "Wir" als Fundament
Nicht nur traditionell kollektivistische Parteien wie die Linke, die SPD, die AfD und die Grünen bedienten sich am Büfett des großen Ganzen. Auch die früheren Konservativen führten Wahlkampf mit der Schicksalsgemeinschaft, die nicht widerspricht, wenn man sich auf sie beruft. Das Wort "Wir" war damit das neue Fundament, auf dem das politische Berlin gebaut war. Jeder war wir, alle waren alle und sie sprachen für jeden, der nicht widersprach.
"Wir müssen", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser, als gemeinsam mit dem später wegen parteipolitischer Umtrieb über Nacht in den Ruhestand versetzten Innengeheimdienstchef Thomas Haldenwang die Notwendigkeit begründete, auch die zu entdecken und zu schnappen, die sich nicht strafbar machen. "Wir müssen", sagt Robert Habeck, seitdem er seine Rolle eher elastisch interpretiert, "Wir müssen", glaubt Christian Lindner. "Wir müssen" ist auch Olaf Scholz sicher und Friedrich Merz ohnehin.
Prägend für die Menschengemeinschaft
Versteckte Botschaften
"Ich werde weiter Klartext sprechen", sagt CDU-Kandidat Friedrich Merz. "Kann ich auf Dich zählen?", fragt Robert Habeck. "Ich bitte um Ihr Vertrauen", heißt es bei Olaf Scholz. "Ich habe nichts gewusst", schwört Christian Lindner.
Auffällig ist, dass Sahra Wagenknecht und Alice Weidel, die beiden weiblichen Spitzenkandidierenden, das "ich" vermeiden. Ein kulturelles Muster, das zeigt, wie viel besser und gemeinschaftlicher es laufen würde, wenn sich die Prioritäten mit einer größeren Beteiligung von Frauen* in der Politik verändern dürften und eine ausgeprägtere Darstellung vieler Lebensrealitäten sichergestellt wäre - statt nur das Ich-Programm zu fahren.
3 Kommentare:
"Wer ist , du Bastard?" - "Smith, und Wesson, und ich!"
Dörti Härri, Teil 4 (?)
Spannende Frage. Vor allem in den beiden letzten Absätzen.
Darum glaube ich, dass nach der Bundestagswahl eine nie erlebte Disruption im deutschen Parteisystem beginnen wird, da die Rolle der Parteien immer mehr auf einzelne Personen reduziert und zugeschnitten ist. Sozusagen ein Effekt, den man seit Mitte der 10er Jahre in Frankreich beobachten kann. So wie es Menschen beider Geschlechter gibt, die sich im falschen (biologischen) Körper sehen, so habe ich auch bei Politikern immer mehr das Gefühl, dass sie sich je nach Stimmungslage in der falschen Partei wähnen. Aus diesem Grund werden wir nach der Bundestagswahl dann auch ein lustiges Partei-wechsle-dich-Spiel erleben, bis in die höchsten Ebenen hinein. Ich bin allein schon gespannt, auf welches politische Schiff sich die Rest-FDP dann versuchen wird zu retten.
Wahlarena war interessant - Haarbeck und seine gez StichwortgeberInnen lassen den Schiebermützenmalocher "ganz cool" stehen - jeder konnte es sehen - konkrete Rentenfrage nicht beantwortet - unklar warum rotgrüneSpeichelleckerbeamte mehr Rente bekommen als der Malocher . Haarbeck fühlt sich belästigt , die Moderatorin rettet - mal wieder . praktizierter Klassismus
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