Dass Hitler kein Linker war, stellte sich schneller heraus, als die Tagesschau-Faktenchecker Barack Obamas krude Behauptung von der Grenzöffnung durch Angela Merkel widerlegen konnten,. Dessen Lob für Merkels beherzte Entscheidung, die Grenzen zu öffnen, hatte die "Tagesschau" 2016 noch selbst verbreitet, mittlerweile aber stimmt das alles nicht mehr. Eine zunehmend dynamisierte Wahrheitsdefinition lässt derzeit keine andere Deutung zu, als dass die Grenzen zu anderen Ländern zu der Zeit gar nicht geschlossen waren.
Verfassungsbruch ohne Folgen
Und folglich auch nicht geöffnet werden konnten, nicht einmal von Angela Merkel, der später sogar gelang, sich aus dem Ausland in eine deutsche Wahl einzumischen. Ein Unding, befand das Bundesverfassungsgericht und bescheinigte der Kanzlerin einen Verfassungsbruch durch einen einseitigen Eingriff in den Wettbewerb der politischen Parteien nebst eines"Verletzung des Rechts auf gleichberechtigte Teilhabe am Prozess der politischen Willensbildung".
Folgenlos freilich, wie andere berühmte Verfassungsbrecher amtierte die CDU-Politikerin ungerührt weiter, vertrauend auf die geheimnisvolle Macht, die aus der Fähigkeit entspringt, zu wissen, wann die Medien was wollen.
Wie US-Präsident Donald Trump und EZB-Chefin Christine Lagarde blieb auch Merkel trotz des Schuldspruchs straffrei. Nicht einmal der "Faktenerfinder" der "Tagesschau" musste jemals feststellen, dass die Kanzlerin irgendwo einen Fehler gemacht oder die Unwahrheit gesagt hat. Alice Weidel, in Teilen nachgewiesenermaßen vom Verfassungsschutz als extremistisch beobachtet, kommt in einer einzigen Woche auf mehr Faktenchecks als Merkel in 16 Jahren Kanzlerschaft und drei Jahren als erfolgreiche Buchautorin.
"Erinnerungen" ohne Fehler
"Freiheit", ihre voluminösen "Erinnerungen", haben 734 Seiten, auf denen "praktisch nichts" (Spiegel) verraten wird. Auch nicht, wie es der Ex-Kanzlerin gelang, um die für gewöhnlich strengen Prüfungen der Faktencheckerbranche herumzukommen. Auch fast zehn Wochen nach Erscheinen des Buches ist vielfach bezeugt, dass sie schreibt, "wie sie vom Ruderboot fiel" und dass "Macht ihren Preis" hatte. Ob das aber überhaupt stimmt, hat bis heute kein unabhängiger Faktenfuchs geprüft.
Völlig zurecht, denn fündig geworden wären selbst die ausgebufftesten Experten mit Sicherheit nicht. Angela Merkel hatte sich zuvor schon in mehr als 30 Jahren in der Spitzenpolitik nicht einem einzigen "Faktencheck" gefallen lassen müssen, weil ihr einfach der Ruf vorauseilte, immer ehrlich und offen zu sein. Was die in Hamburg geborene "ostdeutsche Kanzlerin" (Deutschlandfunk) sagte, galt nicht nur, es war auch wahr, so sehr sogar, dass sich jede Prüfung von selbst verbot.
Gegenseitiges Urvertrauen
Die Kanzlerin vertraute den Faktenfindern, etwa bei "Tagesschau", "Correctiv" und BR-"Faktenfuchs". Die Branche wiederum vertraute ihr und wurde nie enttäuscht. Entsprechend übertrug sich der Brauch, nicht mit aller Macht nach "Schmutzeleien" (Seehofer) zu suchen, wo bestimmt keine sind, auf den Nachfolger.
Wie Merkel genießt auch der Sozialdemokrat Olaf Scholz das Privileg, noch niemals mit einer Tiefenprüfung von Faktencheckern konfrontiert worden zu sein. Auch Scholz kann sagen, was er will, es kann nur Stunden oder wenige Tage richtig sein. Recht hat er damit immer, weil er der Kanzler ist und eine ehrliche Haut, die höchstens einmal ein Detail vergisst.
Aus der zu Heeresstärke angeschwollenen Armee der Faktenfinder, Volkserzieher und Richtigsteller hat sich noch niemals ein einziger mit irgendeiner Behauptung des derzeitigen SPD-Kanzlerkandidaten beschäftigt. Scholz war allenfalls Thema, wenn ihm Böses drohte. Dann warfen sich die Korrektoren wie ein Mann vor ihn.
Ein Schwur auf Mutti
Als Phänomen erstaunlich, denn selbst der CDU-Kanzlerkandidat muss gelegentlich peinliche Faktenchecks durch ausgebildete Check-Handwerker über sich ergehen lassen. Doch so ist es Brauch im politischen Berlin, seit Angela Merkel die Chefredaktionen auf sich einschwor, zum Besten der Nation.
Die Zeiten, in denen sich ein Bundeskanzler noch kritische Fragen gefallen lassen musste, sie sind vorbei, seit Helmut Kohl sein Amt verlor. Nachfolger Gerhard Schröder schon machte lange alles richtig, ausgenommen seine Hartz-4-Reformen, die damals unter harscher Kritik standen, weil sie auch nach dem Dafürhalten der Leitmedien nur "Armut nach Gesetz" bedeuteten. Erst später verwandelten sie sich in einen Geniestreich des Kumpelkanzlers, der nun, im mutigen Rückblick, mit seiner mutigen Reform die Basis für die Grundlage des Erfolges seiner Nachfolgerin gelegt hatte.
Im Visier der Faktenchecker
Schröder rückte nach dem Verlust seines Amtes ins Visier von Faktencheckern, Merkel nicht. Während die beiden Vorgänger der Rekordkanzlerin aus der Gnade fielen - der Einheitskanzler wegen seines Schweigens über das Ausmaß der Bestechlichkeit in der Union, der sozialdemokratische Heiler des kranken Mannes Europas wegen seiner Russlandverbindungen - blieb Merkel von Nachfragen weiterhin unbehelligt.
Der Ruf der Frau, die sie verliebt "Mutti" nannten, ist bis heute makellos. Ihre Fehlurteile, über anderthalb Jahrzehnte Ausgangspunkt der wirtschaftlichen, sozialen und mentalen Krise, in der Deutschland steckt, werden weiterhin hochgeschätzt und für bare Münze gehalten, selbst wenn es sich um reine Effekthascherei handelt.
Die Liebe ist noch da
Die Liebe, sie ist noch da, die Liebe, sie brennt noch heiß. Aus ganz rationalen Gründen freilich. Der so lange als "mächtigste Frau der Welt" angehimmelten Hamburgerin im Nachhinein Fehler anzukreiden, würde bedeuten, sich selbst als mitverantwortlich darzustellen.
Gemeinsam hat man geirrt, beim Atomausstieg, bei der Migration, bei der Beschädigung der Demokratie durch verfassungswidrige Eingriffe in die souveränen Entscheidungen von Parlamentariern, bei der Aufhebung von Grundrechten in der Pandemie, beim Energiepakt mit Russland und bei der gezielten Zerstörung von Bundeswehr, Bahn und Infrastruktur. Gemeinsam schweigt man nun, in Erwartung eines gnädigen Vergessens.
Als wäre auch ihr Ruhestand eine einzige Sendung mit "Anne Will", die Macht zu Gast bei Freunden, erfreut sich die 70-jährige Ex-Kanzlerin eines untadeligen Rufes. Merkel muss nicht einmal Termine absolvieren, um das fortlaufende politische Wirken nach dem Abschied aus dem Amt nachzuweisen, dessen Fehlen ihren Vorgänger Büro, Mitarbeiter und Privilegien gekostet hat.
Angela Merkel war unangreifbar, weil sie die Politik exekutierte, die sich der Elfenbeinturm von ihr wünschte. Und sie bleibt es, weil die Faktenchecker-Branche ihren Aufstieg zur fünften Gewalt genau dieser Art spezieller Merkelscher Medienkompetwenz verdankt.
2 Kommentare:
OT
Gerade beim Vorwärtszappen auf dem Gossensender arte (für die SCHWACHKÖPFE, die sich - lächerlich - für intelligenter als die Plebs halten): Wie schön ist doch das Frankfurter Bahnhosviertel, so bunt, weltoffen, vielfältig. Nur ein ganz kleiner Klüngel von Meckerern und Miesmachern hält dagegen. - Gleich Ton weggemacht. Ab und zu ein struppiger, ergrauter Salonbolschewist, mutmaßlich Gülle labernd, mit den Wixxflossen beim Labern wedelnd wie der Reb' in der Schul' ...
Merkels Medien (dann evtl. als Merkel's Medien) könnte ein TV-Klopper von einem Nachfahren Guido Knopps werden. Aber erst, wenn die beteiligten Sumpfbewohner den Weg alles Biologischen gegangen sind, so wie man erst Nazis zu verfolgen anfing, als die verbliebenen Originale unter der Erde waren.
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