Sonntag, 30. März 2025

Ein ganz spezieller Siegeszug: Der Euro als die neue Lira

Der Euro hat vom Tag seiner Einführung an begonnen, Kaufkraft zu verlieren. Durch ein kollektiv geschaffenes Meisterwerk der medialen Manipulation gelang es. Millionen davon zu überzeugen, dass nicht der Euro fällt, sondern nur der Goldpreis steigt.

Gold wird immer teurer und irgendwer ist stets daran schuld. Diesmal sollte es Donald Trump sei, der mit seiner Zollpolitik dafür sorgte, dass der Goldpreis so hoch stieg wie nie zuvor. Eine Feinunze für  2.762,14 Euro, acht Prozent teurer als noch zu Beginn des Jahres, 40 Prozent teurer als vor einem Jahr und knapp doppelt so teuer wie vor fünf.  

Alle Warnungen von Politikern, Verbraucherschützern und Anlageberater - "Gold bringt keine Zinsen!" (Tagesschau) - sind verpufft. Der Preis des Edelmetalls ist sogar schneller gestiegen als die Steuer- und Abgabenlast in Deutschland, die Einnahmen des deutschen Finanzministers und - allerdings nur ganz knapp - die Umfragezahlen der AfD.

Schneller als die AfD

Auch zum Schweizer Franken verliert der Euro stabil.
Was ist da los? Woran liegt das? Ist es wirklich die Unsicherheit über amerikanische Zölle? Der Krieg in der Ukraine? Der schleppende Klimaumbau? Die Unsicherheit über die Zusammensetzung der künftigen Bundesregierung und deren Kurs bei Zustrombegrenzung, Remigration und Sanierung der Wirtschaft? 

Doch der Anstieg hält schon länger an. Seit die Bundesbank vor zehn Jahren verkündete,  sie werde einen großen Teil ihrer Goldvorräte aus dem amerikanischen Exil in New York heim ins Reich holen, damit das Edelmetall hier beim Euro-Rettungseinsatz helfen könne, hat sich der Goldpreis verdreifacht. Ein Kurschart des Edelmetalls sieht inzwischen aus wie eine Temperaturkurve der EU-Klimaagentur Copernicus: Der legendäre Hockeyschläger, dessen abgewinkeltes unteres Ende sich der 90-Grad-Biegung nähert.

"Mit dem Goldpreis geht es nach oben", staunen die Beobachter, schuld sei auch ein "Rekordjahr für die globale Nachfrage" (FAZ), befeuert von Zentralbanken und den "Käufern von Gold-ETFs" In dieser Zeit hat sich das Edelmetall mehr als acht Prozent verteuert.  "Alle wollen Gold", hatte die "Tagesschau" vor Monaten bereits festgestellt. Und die sinkenden Zinsen, "aber auch strategische Erwägungen der aufstrebenden Schwellenländer" verantwortlich gemacht. Die Notenbanken Chinas, Russlands und der Türkei stockten "ihre Goldbestände enorm auf" und trieben damit Goldpreis.

Zum Golde drängt

Diesmal nicht. Diesmal sind es wieder die Amerikaner, nächstens werden es die Inder sein, die sich so gern Schmuck schenken. Irgendwas ist immer, und immer hat es mit nichts mit der Geldpolitik im Euroraum oder in den USA zu tun. Oder die EZB die Zinsen weiter, trotz anhaltend hoher Inflation, weil die wirtschaftliche Depression im Euroraum bedrohlicher erscheint als der nächste Geldentwertungsschub, erscheint in den Analysen der Welterklärer nebensächlich zu sein. Die offizielle Erklärung der Teuerung bei Gold, das seit Einführung des Euro einen Preisanstieg um sagenhafte 94 Prozent erlebt hat, ist dieselbe wie überall: Die Dinge kosten halt mehr. Dafür gibt es aber eben auch mehr Geld.

Diese Erklärung zu verbreiten, sie immer wieder zu wiederholen und sie so nachhaltig in die Köpfe von Millionen gepflanzt zu haben, dass 99,9 Prozent der Menschen nicht einmal auf die Idee kämen, es könne sich um Fake News handeln, ist eine der größten Leistungen, die die moderne Mediengesellschaft vollbracht hat. 

Tatsächlich ist im Zusammenwirken von Politik, Fernsehsender, Publikumsmedien und Wissenschaft das Unglaubliche geglückt: Dass die Kaufkraft des Euro wie des Dollar gegenüber allen wertstabilen Anlageklassen galoppierend verloren hat, erscheint nicht mehr als logische Folge einer Politik des billigen Geldes. Sondern als episodische Erscheinung, ausgelöst durch eine von irregeleiteten Anlegern betriebene "Suche nach Sicherheit".

Welche Sicherheit

Sicherheit vor wem? Sicherheit wovor? Die entscheidende Frage beantwortet die Deutsche Bundesbank seit Jahren mit jeder einzelnen Gedenkmünzenprägung. Schon 2010 wies das Bundesfinanzministerium an, die traditionellen Zehn-Euro-Münzen nicht mehr aus 925er Silber zu prägen, sondern künftig nur noch verdünntes 625er zu benutzen, um finanzielle Schäden zu vermeiden. Der Preis des Silbers, das die Bundesbank für die Prägeanstalten einkaufen musste, drohte, höher auszufallen als der Verkaufspreis zum Nennwert von 10 Euro. 

Nach nur fünf Jahren reichte das nicht mehr. Wieder war kein Geld mehr zu machen mit Silbermünzen, weil deren Materialwert den Verkaufspreis übertraf. Die guten Kaufleute in der Merkel-Regierung aber fanden einen Ausweg: Auf Beschluss der Bundesregierung wurde die Emission von 10-Euro-Sammlermünzen eingestellt. Stattdessen werden seitdem Münzen mit dem aufgeprägten Nennwert von 20 Euro ausgegeben, bislang noch immer hergestellt aus einer Legierung von 925 Tausendteilen Silber und 75 Tausendteilen Kupfer.

Verdünnte Staatsmünzen

Wie lange noch, ist unklar. Der steigende Goldpreis zieht einen steigenden Silberpreis hinter sich her, bei Lichte besehen steigen beide eigentlich auch gar nicht, weil sie einfach nur zeigen, dass die Kaufkraft des Euro sinkt - nicht nur gibt es für einen Euro der "stabilen Einheitswährung" heute weniger Gold, weniger Silber, weniger Bier, Brot und VW Golf. Nein, es gibt auch weniger Siemens-Aktie, weniger SPD-Aktie, weniger Dax, weniger Dow, weniger Schweizer Franken, weniger japanische Aktien, weniger chinesische, weniger Haus in der Innenstadt und weniger Haus auf dem Land, weniger Acker, weniger Bitcoin, Solana und XRP. 

Der vermeintlich steigende Goldpreis ist eine Funktion des Euro, der sich seit Jahren im freien Fall befindet, wie Thomas Mayer sagt. Der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank und Gründungsdirektor des "Flossbach von Storch Research Institute" hat seine Beschreibung als Warnung  vor einem anhaltenden Wertverlust des Euros verkleidet. Sollte der Euro sich weiter zur Weichwährung entwickeln, so der Ökonom, werde er langfristig keinen Bestand haben. 

Doch wer sollte oder könnte wie dafür sorgen, dass eine Entwicklung, die der Euro-Einführung vor 22 Jahren schnurstracks und nahezu ohne jede Gegenbewegung (Grafik oben links) vonstattengeht, abbremst oder sich sogar umkehrt? 

Lieber doch Geldentwertung 

Die letzten Entscheidungen der EZB zeige, dass die Zentralbank aufgegeben hat. Obwohl das vermeintliche knallharte Ziel einer Inflationsrate von um die zwei Prozent weiterhin in weiter Ferne liegt, entschloss sich Zentralbankchefin Christine Lagarde auf Wunsch der Euro-Staaten, die erst vor zweieinhalb Jahren vorsichtig zugedrückten Geldschleusen wieder weit zu öffnen. 

 Bedrohlicher als die Folgen einer Verwandlung des Euro in eine neue italienische Lira (Grafik oben rechts) erscheint den Notenbankern und ihren politischen Auftraggebern die drohende wirtschaftliche Depression. Der Nebeneffekt der Geldentwertung ist zudem verführerisch: Je weniger ein Euro wert ist, desto weniger schwer wiegen Schulden. Von denen hat niemand mehr als die Staaten, die zudem von der kalten Progression profitieren, die wie eine Sondersteuer wirkt und die Staatseinnahmen ungeachtet der maroden Wirtschaft explodieren lässt.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wieso dürfen Privatpersonen überhaupt noch Gold besitzen. Man könnte damit so viel für die Zivilgesellschaft tun.

Anonym hat gesagt…

Ich wollte immer so gern Millionär werden. Es sieht so aus , das ich es noch schaffen werde, auf dem Papier.

Anonym hat gesagt…

Ein offizielles Goldverbot wäre ein Eingeständnis der Dysfunktionalität der Politik. Derzeit gibt es ohnehin ein inoffizielles "Goldverbot", Gold wird von der Finanzindustrie schlicht ignoriert, nur sehr wenige, gut informierte sind investiert.
Falls es kommen sollte, könnten sich dtwertie Goldhalter über einen ordentlichen Zugewinn erfreuen da der Schwarzmarktwert wohl höher wäre. Es würde auch nicht viel bringen ausser die letzten aufzuwecken die dann halt statt in Edelmetall in andere Sachwerte flüchten würden. Weissware, Alkohol, Tabak, Zucker, Kunst, Maschinen, Werkzeuge oder Steine. Es gab immer eine Fluchtmöglichkeit.

Anonym hat gesagt…

Ja, man könnte damit dieses Land mit seiner eisenharten mao-marxistischen Kleptokratie verlassen und solche Schlaumeister wie Dich hinter sich lassen, die das Geld/Eigentum ihrer Untertanen ungehemmt verprassen. Das würde der Zivilgesellschaft helfen, weil ihr dann unter euch seid...

Anonym hat gesagt…

anfänger!!! deshalb ja auch "you'll own nothing but be happy", so dass auch deine bude, deine karre, deine aktien etc pp zur disposition stehen!

Anonym hat gesagt…

"Es gab immer eine Fluchtmöglichkeit."
Mit der Betonung auf "gab"! Und, auch damals schon, nicht "immer".