Lange war seine "Bewegung" nur ein trauriger Traum. Mittlerweile aber ist sie auf allen Straßen und Plätzen gegen den Rechtsruck in den Verrat der CDU unterwegs. |
Das also ist nun die Bewegung, jener von seinen Feinden als "grüner Mob" denunzierte Anhang des scheidenden Klimawirtschaftsministers, den der grüne Kanzlerkandidat monatelang beschworen hat, ohne ihn außerhalb der sozialen Hassnetzwerke vorweisen zu können. Was auch immer der Chef versuchte, es gelang nicht.
Gleich zum Auftakt der heißen Phase trat er vor eine ARD-Kamera, um ein wenig Sturm ins laue Wahlkampflüftchen zu bringen. Nicht mehr 10 Prozent auf alles, geschenkt vom Staat für jeden, der trotz allem noch in Deutschland investiert. Sondern Versicherungsbeiträge für alle, die trotz bis zu 48 Prozent Steuern auf Kapitalerträge Gewinn mit dem Ersparten machen.
Die Zugriffslogik
Habecks Logik war einfach. Die eigene Klientel hat einerseits entweder wenig gespart oder längst genug, um ein bisschen mehr fürs gute Gewissen abgeben zu können. Die anderen teilen sich in die, die es gern sehen würden, wenn der Staat noch mehr nimmt, um ihnen noch mehr geben zu können. Und die, die gar nicht zuhören, weil sie schon lange nichts mehr glauben.
Die Bewegung, die Habeck mit sich als "Bündniskanzler" gegründet hatte, blieb von außen unsichtbar und drohte, als untauglicher Versuch zu enden. Habecks Werber provozierten mit piratigen Ordnungswidrigkeiten. Die unermüdlichen Internettrolle versuchten vergeblich, ihren Liebling in die Elefantenrunden bei ARD und ZDF zu petitionieren. Habeck saß an Küchentischen und in Talkshows, er feierte grüne Messen draußen im Land, umgeben von eingeschworenen Fans. Er spielte den Erwachsenen unter den Parteiführern. Und wies lieber Donald Trump in die Schranken als Christian Lindner. Einfach eher seine neue Kragenweite.
Und alles schien doch aussichtslos. Selbst die Umfragewerte, die besonders freundlich mit dem Helden aus Heikendorf umgingen, erzählten eine Geschichte von Stagnation und fehlender Überzeugungskraft. Die "Zuversicht", die Habeck plakatierte, ergriff die Massen nicht. Das plakative "Zusammen", mit dem die 2021 gescheiterte Kandidatenvorgängerin assistierte, war ein Zusammen in der polierten Blase des grünen Elfenbeinturmes.
Auf eine Karte
Erst dem All in des Konkurrenten von der Union verdankt Habecks Bewegung ihre wahre Geburt. Fragte sich zuletzt selbst die grüne Basis, was genau die "Bewegung" sein sollte, der Habeck vorsteht. Auf einmal war es da gewesen, das Wort, auf einmal wurde aus der Gemeinsamkeit ein Unterhaken, wie Scholz es fordert. Gegen die Strömung, gegen den Wind.
Der grüne Vizekanzler verzichtete recht absichtsvoll auf das "Bürger" das der Teil der Grünen aus der DDR mitbrachte, der längst am liebsten vergessen wird wie ein Cum-ex-Treffen. Welches andere Bündnis aber meint Habeck? Die Militärallianz NATO? Das Bündnis, das in der vormaligen DDR Arbeiter mit Bauern und Intelligenz eingingen, ohne die groß nach Zustimmung zu fragen? Ist gar der mächtige Bund der europäischen Völker gemeint, jener wage durch Verträge aneinandergebundene 27er-Verein, der sich nur schwer bis nie auf irgendetwas einigen kann?
Ohne geheimen Händedruck
Was auch immer es sein sollte, Robert Habeck war sein Gesicht wie Sahra Wagenknecht das des anderen angetretenen bunten Bundes. Im Gegensatz zur Kaderpartei der linken Rechtsauslegerin kann bei Habecks Bündnis jeder mitmachen, alle waren eingeladen : Ostdeutsche, Westdeutsche, Arme und Reiche, Linke und reuige Rechte. Die "Bewegung", aus der Taufe gehoben 85 Jahre nach dem Ende der ersten, die damals von einem fast Gleichaltrigen geführt wurde, kam ohne Erkennungszeichen, geheimen Händedruck und signalhaften Gruß aus.
Die Farbe und der ruhelos predigende Messias waren der laue Glutkern des Wahlkampfwanderzirkus. Bis das Volk aufstand wie bei Theodor Körner und der Sturm losbrach aus ehrlicher Empörung über den Verrat von freidrich Merz an einer Abmachung, die er selbst vorgeschlagen hatte. Keine Zufalls mherheiten! Keine Wiederholung der gemeinsamen Parlamentsabstimmungen mit Nazis, die die große Historie der deutschen Sozialdemokratie bis heute wie dunkle Flecken beschmutzen.
Hinterm Ofen
Theodor Körner fragte einst "Wer legt noch die Hände feig in den Schoß? Pfui über dich Buben hinter dem Ofen!" Niemand, antwortet Berlin, niemand, antwortet Chemnitz. niemand, schallt es aus Hamburg und Saarbrücken. Die Bewegung, die zu sein Robert Habeck behauptet hatte, da ist sie nun wirklich: Jung und engagiert, leidenschaftlich, voller Liebe und mit Parolen wie "ganz Deutschland hasst die AfD" und "CDU-Verbot jetzt" deutlich machen, dass sie nach nur 82 Jahren wieder zu allem bereit sind.
Farbbeutelwürfe, Bürobesetzungen, Beschimpfungen von bisher ehrbaren Christdemokraten als Faschisten, rohe Eier und "Telefonterror" (Berliner Zeitung) - wie auf Knopfdruck springt der Volkszorn aus der der Kiste und selbst der Philosophengeneral an der Spitze verurteilt "Drohungen und Gewalt" gegen den politischen Gegner. Stellt aber die Verantwortlichkeiten klar: "Dass Friedrich Merz sein Wort gebrochen hat und seine Union mit
Rechtsextremisten paktiert, ist ein Bruch in unserer demokratischen
Kultur". Die Welle der überschießenden Empörung, die Gewalt und der selbstbewusst spazieren geführte Hass, sie werden zur verdienten Quittung, die die Bewegung nur allzu gern ausstellt.
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