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Fotos bei der Abschiedsfeier waren untersagt. Der junge Maler Kümram aber hat die berührenden Szenen des Abschieds der SPD von itrhem Kanzler aus der Erinnerung gemalt. |
Tief senkten sich die EU-Fahnen beim Abschied vom großen Europäer Helmut Kohl. Tief verneigten sich die besten Vertreter der demokratischen Mitte, als Angela Merkel aus dem Amt schied, eine Lücke hinterlassend, die durch nachströmendes Vakuum letztlich den Ukrainekrieg auslöste. Nur Gerhard Schröder, der Kanzler der Herzen der Neoliberalen, musste in jüngster Zeit auf einen Abschied mit Pomp und Panade verzichten. Zu nahe war der Sozialdemokrat dem Diktator im Kreml gekommen. Zu groß der Verdacht, dass er etwas mit Nord Stream zu tun haben könnte. 
Nach dem tiefen Fall
Die deutsche Sozialdemokratie, sie hat aus dem tiefen Fall ihres früh am Wählervotum gescheiterten Regierungschefs aus Niedersachsen Lehren gezogen. Hinter Olaf Scholz, dem Nachfolger von Merkel und damit auch dem von Schröder, blieb die Partei fest untergehakt bis zum letzten Augenblick. Niemand meldete Zweifel am Kandidaten an, nachdem der entschieden hatte, dass er der beste Anwärter unter allen verfügbaren sei. Niemand bemängelte Scholzens angeborene und kaum mehr verhohlene Ich-Funktion, die ihn sich über die älteste deutsche Partei stellen ließ und die stolze deutsche Sozialdemokratie zu einem Kanzlerwahlverein herabwürdigte.
Kein anderer Mann neben ihm, keine Frau, kein Schattenkabinett für künftige Großtaten. Olaf Scholz kämpfte allein gegen alle, mit der sprichwörtlichen Aktentasche, aber oft mit offenem Kragen. Niemand sollte, so das sorgsam geheimgehaltene Kalkül des vierten vor der Zeit gescheiterten SPD-Regierungschefs, mit in den Abgrund gezogen werden, wenn der Wähler die Bundestagswahl nutzt, um das erwartete Strafgericht über die "Versager in Berlin" (Sahra Wagenknecht) hereinbrechen zu lassen.
Scholz steht für den Neuanfang
Scholz steht für den Neuanfang, und er steht ihm nicht im Wege. Längst schon hat der 66-Jährige klargemacht, dass er nicht über das gesetzliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten werde. Frische, junge Kräfte in der Partei wie 64-jährige Boris Pistorius sollen übernehmen und die SPD wieder groß machen. Klug gelenkt von Parteichef Lars Klingbeil, dem Architekten der Wahlkampfstrategie, mit der es Scholz wahrscheinlich gelingen wird, für seine Farben das schlechteste Wahlergebnis seit 1887 einzufahren.
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Der rechte "Focus" hat die SPD schon aussortiert.
Ein Opfergang, den Olaf Scholz ganz allein hinter sich bringen musste. Um die Reste der Partei zu schützen, fixierte der altgediente Funktionär alles auf sich: Er war das Programm der SPD. Er war der, der "Mehr für Dich" versprach. Er strahlte als Gesicht der gescheiterten Öko-Ampel von den Großplakaten, auf denen eine Werbeagentur Bundesworthülsen willkürlich zusammengewürfelt hatte. "Mit Sicherheit mehr Wachstum", "Mit Sicherheit mehr Netto" und "Mit Bumms zum Wumms" - näher dran am Fühlen eines Volkes, dass es leid ist, für dumm gehalten zu werden, war noch kaum eine Kampagne irgendeiner Partei seit die SED "Alles für das Wohl des Volkes und den Frieden" plakatierte.
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