Mittwoch, 22. Januar 2025

Wehrhafte Geschichtsschreibung: Kein Musk im Museum

Noch vor seinem schiefgegangenen Hitlergruß wurde Elon Musk aus dem Deutschen Museum in München getilgt.

Als hätten es die Kuratoren im Deutsches Museum in der früheren Hauptstadt der Bewegung geahnt. Noch ehe Elon Musk in Washington ausholte, um sein Herz mit einem seitlich weggerutschten Hitlergruß in die Menge zu werfen, zogen die Damen und Herren der Geschichtsschreibung nach Wohlgefallen Konsequenzen. Musk, nicht nur der bedeutendste Raumfahrunternehmer der Menschheitsgeschichte, sondern auch "Staatsfeind Nummer 2", wurde aus einer Glastafel, in der Raumfahrt-Abteilung, die die "Visionäre aus Vergangenheit und Gegenwart" präsentierte, ausradiert.

Ausradiertes Konterfei

Das hat er nun davon, der Afrikaner mit dem Hang zum Rechtspopulismus. Nachdem sich bereits reihenweise deutsche Behörden, Ministerien und Gemeinsinnsender von seinem Kurznachrichtenportal X abgemeldet hatten, fehlt in der Geschichte der Raumfahrt, Version Deutsches Museum München, nun auch das Konterfei des Mannes, der bis heute mit seiner Firma SpaceX mehr Raketen ins All geschickt hat als Deutschland, die USA, China und all die anderen Raumfahrtnationen zusammen.

Historisches Vorbild: Stalin.
Selbst schuld. Wie der Deutsche Wernher von Braun, Erfinder der Rakete, mit der die Menschheit zum ersten Mal kurz im All anklopfte, ist auch Musk nicht mehr "hoffähig". Natürlich, von Brauns Rakete, besser bekannt als Vergeltungswaffe V1 und V2, war als Waffe entwickelt und verwendet worden. Dass der Mann aus Posen später für die Amerikaner deren Nasa-Weltraumprogramm zum Laufen brachte, zählt dagegen wenig. Musk aber hat bisher nicht mehr getan als die Elektromobilität, die Raumfahrt und die Internetkommunikation jenseits der in Deutschland als Zukunftstechnologie gefeierten steinzeitlichen Glasfasertechnik zu revolutionieren.

Weniger wichtig als der Illustrator

Weder hat Musk Zwangsarbeiter beschäftigt noch je mit Hitler parliert, er hat London nicht beschossen und seinen Ingenieuren nicht höchstpersönlich Druck gemacht, endlich eine Interkontinentalrakete zu entwickeln, um auch New York von Peenemünde aus beschießen zu können. 

Fast könnte der Eindruck entstehen, dass seine Leistungen für die Entwicklung der Raumfahrt sogar größer sind als die des Illustrators Erik Theodor Lässig, der viele Bilder von Fantasieraumschiffen malte und 1965 die Raumfahrthalle der Internationalen Verkehrsausstellung (IVA) gestaltet hatte. Auch ob Max Valier, der fasziniert war von Raketenautos, tatsächlich mehr für die Eroberung des Weltraums getan hat als Musk, steht dahin. Valier starb schon mit 35 Jahren. Ohne jemals eine Rakete in den Himmel geschossen zu haben.

Es geht ums Prinzip

Auf solche Nebensächlichkeiten aber kommt es nicht an, wenn es ums Prinzip geht. Eine "Ausstellungsinstallation" in Deutschland 2025 ist nicht denkbar ohne Vorkontrolle des Hintergrunds desjenigen, dem eine technische oder unternehmerische Leistung zugerechnet werden muss. Ein Held, der etwas zählt, hat nicht nur sauber zu sein, sondern porentief rein. Ist er es nicht, "entfernt man die ganze Tafel" mit seinem Bild und hinterlässt eine leere Fläche, die wie ein Schatten an den eben noch Geehrten erinnert.

"Die technische Leistung ist das eine, die Verstrickung in die NS-Diktatur und deren Zwangsarbeitersystem das andere", verweist die Süddeutsche Zeitung ausdrücklich auf das Beispiel Wernher von Braun. Ein Museum muss in dieser Lesart nicht Geschichte erzählen, wie sie war, mit all ihren Widersprüchen und Brüchen, sondern junge Menschen davon abhalten, Musk für seine technischen Leistungen zu bewundern und so Gefahr zu laufen, auf seine rechtspopulistischen Parolen hereinzufallen. 

Eine eigene Geschichtsschreibung

Die einen geben ihren Tesla zurück. Die anderen melden sich mutig bei X ab. Wer ein Museum hat, kann aber eben noch mehr tun. Wenn schon die "Vermögenskonzentration in den Händen einiger Superreicher", die die "politischen Institutionen untergräbt", sich von Deutschland aus nicht aufhalten lässt, dann kann eine gut sortierte Zivilgesellschaft den Tätern wenigstens die Ehre verweigern, in der Geschichtsschreibung Spuren zu hinterlassen. Mag Musk eines Tages auf dem Mars landen. Dann  aber ohne uns.

Auch Stalin hat die, die anderer Ansicht waren, nach und nach aus der öffentlichen Erinnerung getilgt. Die verwaiste Glasfront im Deutschen Museum ist derzeit nur abgedeckt. Der Platz soll aber nicht dauerhaft leer bleiben. Sobald eine tote Person gefunden worden sei, die es lohne, "an so prominenter Stelle in einer Ausstellung zu würdigen", nachdem ihre "Lebensleistung in der Rückschau" abschließen "korrekt  beurteilt" werden konnte, soll an der Stelle ein neues Exponat gezeigt werden.


6 Kommentare:

Rudi hat gesagt…

Cancel Culture auch im Deutschen Museum. Mal sehen, ob auch in der Abteilung "Verkehr" im Westend der Tesla rausgenommen wird.

Anonym hat gesagt…

1. Als Visionär taugt Musk ja wirklich nicht, wenn der das, was er sich ausdenkt, dann einfach baut.
2. Ist Deutschland eigentlich schon offiziell aus der Besiedlung des Mars ausgestiegen?

Anonym hat gesagt…

Man kann gar nich so viel luftholen, wie man lachen möchte.

Ich bin dafür, dass der Mars ausschließlich von people of color besiedelt wird, wegen der Gerechtigkeit. Und zwar von allen.

Anonym hat gesagt…

OT Medienkompetenz

Fefe: Aber hey, wir leben jetzt in einer Welt, wo der Präsident den Silk-Road-Chefdrogendealer aus dem Gefängnis freilässt.

BBC: ...Ross Ulbricht, who operated Silk Road, the dark web marketplace where illegal drugs were sold.

R. Ulbricht hat nicht mit Drogen gedealt, er hat Silk Road betrieben.

Anonym hat gesagt…

## U.M. 22. Januar 2025 at 17:07
Ich bin fest davon üerzeugt, dass, wenn morgen in Aschaffenburg zum Kampf gegen rechts aufgerufen würde, Hunderte wenn nicht Tausende dem folgen und die üblichen Buntheits- und Tolerantssprüche skandieren. ##
Dessen bin ich auch "üerzeugt". Aber so was von.

Anonym hat gesagt…

F.P.1 Stinktier antwortet nicht.