Donnerstag, 30. Januar 2025

Jahrgedächtnis: Deutschlands Aufstieg zu Moralexportweltmeister

Der junge Maler Kümram hat den historischen Moment gemalt, in dem vor zehn Jahren eine große deutsche Tradition begründet wurde: Das Charlie-Schild war damals allerdings abgedeckt geblieben.

Es gibt ihrer einige, aber nicht viele. Die großen Reisen, die über das Schicksal der Menschheit bestimmten, lassen sich an wenigen Händen abzählen. Die Fahrten des Odysseus. Die Reise nach Sundevit. Joseph und Maria marschierten von Nazareth nach Bethlehem, um sich zählen zu lassen. Jesus ging nach Jerusalem, um sein Schicksal zu finden. Elly Beinhorn, die nach einem Flug über Allahabad in Kalkutta ein und  Silvester im dortigen Deutschen Klub verbrachte.

Große Reisegeschichten

Lange Strecken, große Geschichte. Sei berühmter Gang nach Canossa führte den deutschen König Heinrich IV. von Dezember 1076 bis Januar 1077 zu Papst Gregor VII, Marco Polo entdeckte China und Helmut Kohl, immerhin demokratisch gewählter deutscher Kanzler, war sich nicht zu fein, in den Kaukasus zu fliegen, um bei einem Sowjetdiktator mit Blut an den Händen bei einem mitternächtlichen Spaziergang die Einwilligung zur Wiedervereinigung seines Vaterlandes zu erbitten.

Alle diese großen Ausflüge, die die Weltgeschichte durchrüttelten, sind unvergessen. Bitt- und Bußgänge von Kaisern, Kanzlern und Königen, die Rheinfahrt des Papstes, der die Religiosität nach Deutschland zurückbrachte, und die Pilgerreisen des hochgeehrten SPD-Chefs Martin Schulz nach Washington, wo er dem US-Präsidenten klarmachte, welch hohe Verantwortung sich mit seinem Amt verbindet. Kein Schulkind kann heute an den Vorsitzenden der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung denken, ohne ihn dort zu sehen. Und zu hören, wie er bittet: "Ruft doch mal Martin".

Die vergessene Iran-Expedition

Weitgehend vergessen hingegen ist eine Expedition, die vor zehn Jahren stattfand, in einer anderen Zeit, einer ganz anderen Welt. Kurz nach einer Serie von islamistischen Anschlägen, die damals dafür sorgten, dass die Demokratien zusammenrückten, ihre Führer sich für eine Reihe ikonischer Fotos unterhakten und die Bürgerinnen und Bürger aufforderten, Zuversicht in die Zukunft zu haben, machte sich die damals als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages amtierende ehemalige Grünen-Vorsitzende Claudia Roth auf nach Teheran, mitten hinein in die damalige Hauptstadt des Bösen. 

Fünf Tage lang versuchte eine Delegation des Deutschen Bundestages unter Leitung von Roth, "all diejenigen zu stärken, die für Reformen und die Universalität der Menschenrechte eintreten" und vom Mullah-Regime im Iran verfolgt werden. Es schien eine ganz gewöhnliche Reise zu sein. Ein wenig Sight Seeing. Ein wenig Botschaftern. Die Idee sei gewesen, "einen Einblick in die innenpolitische Situation zu gewinnen, mit Blick auf die anstehenden Wahlen in einem Jahr, auf die Auseinandersetzungen zwischen Reformern und Konservativen sowie auf die Zivilgesellschaft", hatte Claudia Roth selbst über ihre Absichten gesagt.

Die Mahnungen fruchteten

Erst in der Rückschau zeigt sich die historische Dimension dieser Reise in ein Land, das bis heute auf Platz zwei der Hitparade der meisten Hinrichtungen weltweit steht. Claudia Roth begründete mit ihrem Ausflug, damals vielbeachtet, später schnell vergessen, die große Tradition der sogenannten deutschen Elterngespräche: Seit zehn Jahren sieht sich die noch relativ junge Demokratie im Herzen Europas nicht nur verantwortlich für Wohl und Wehe der eigenen Schutzbefohlenen. Sondern auch berufen, mit gutem Rat und guten Gaben allen Menschen, Völkern und Staaten weltweit beizustehen.

Es war deutsches Verdienst, dass der Iran nicht schon in der ersten Amtszeit Donald Trumps aus der Weltgemeinschaft verstoßen und zu noch mehr Terror gezwungen wurde. Als der Amerikaner die Zügel straff zog, erinnerte man sich in Brüssel und Berlin an die Friedensmission von Claudia Roth. So lange der Iran keine fertige Atombombe vorlege, müsse man im Gespräch bleiben, getreu der 2015 geäußerten Rothschen Hoffung, "dass die Reformer die Kraft bekommen, Erneuerungen zu ermöglichen."

Weltgeschichte ist geduldig

Noch ist das nicht geschehen, aber die Weltgeschichte ist geduldig. Irrwege wie der des damaligen SPD-Chefs Sigmar Gabriel, der in Dresden an einer Diskussionsveranstaltung mit Pegida-Anhängern teilnahm, während sich Claudia Roth nach Teheran aufmachte, entpuppen sich als Sackgassen. 

Roths Mission bei den Mullahs dagegen steht in goldenen Lettern im Geschichtsbuch: Gabriel suchte das Gespräch mit den Falschen, er schlug eine Brücke ins Nirgendwo und seine fragwürdige Initiative löste damals schon eine Welle an Kritik aus. Roth hingegen suchte den Dialog mit den Vertretern einer Theokratie, die Kritiker, Abtrünnige und Homosexuelle hingerichtet, Christen und Juden verfolgt, Frauen diskriminiert und den Terror finanziert.

Ehrenwert, denn Claudia Roth gab damit den Startschuss zu einer Entwicklung, die zuvor undenkbar schien: Seit ihrem beispielgebenden Ausflug ins frühere Persien exportiert Deutschland gute Ratschläge in alle Welt. Und nach ihrer Rückkehr entschloss sich das Land, ihnen auch selbst zu folgen. Angela Merkel "öffnete die Grenzen", wie Barack Obama später lobte. Die Deutschen öffneten ihre Herzen. Niemals mehr wird es wie vor diesem Januartag 2015 sein.



8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Reise nach Sundevit
Göttlich. Die Verfilmung mit Sepp Gomulka als Oberfeldwebel. Spitzname: Der Turnlehrer von Buchenwald (vox populi - ich selbst würde mich dazu nie erfrechen).

Anonym hat gesagt…

Die Weltmarkpreise für Moral made in Germany sind ziemlich im Keller.

Anonym hat gesagt…

#Der Anti-Islam-Aktivist und Koran-Verbrenner Salwan Momika wurde am Mittwochabend in schwedischen Södertälje während eines Livestream „brutal exekutiert“. Er soll mehrfach in den Kopf geschossen worden sein. #
Emil Steinberger: Ja, das hat man dann!
In Ergänzung: Bärendienst.

Anonym hat gesagt…

Während die CDU in meinem heimatlichen Landkreis Konstanz auf den Trichter gekommen ist, dass die bisherigen Unterstützungsleistungen aus dem kommunalen Sozialbudget für die sogenannte „Seenotrettung“ im Mittelmeer zwingend auf den Prüfstand gestellt werden müssen ...
"Kurschatten" ist ein Arsch ist ein Arsch ist ein Arsch ...

Die Anmerkung hat gesagt…

#„brutal exekutiert“. ... mehrfach in den Kopf geschossen#

Finde den Fehler bei dieser Übertötung.

Volker hat gesagt…

Wenn wir schon bei erzwungenem Terror sind - weiß zufällig jemand, warum die CDU die Ermordung des CDU-Mitglieds Christoph Rosenschon verheimlichen will?

ppq hat gesagt…

nur regional bedeutsam. es könnte teile der bevölkerung zudem beunruhigen

Anonym hat gesagt…

@Volker: Der Herr mit dem seltsamen Familiennamen wurde gerichtet. Fresst mich halt. Nicht: Ermordet. Der Täter hat den Totschlag kundgemacht wider sich selbst. Also Blutrache oder den Gegenwert von neun milchenden Kühen.
Köstlich, Paolo Pinkel tritt aus der Satanistisch Oligarchischen Union aus. Ich kriege mich nicht mehr. Ob das BSW ihn nimmt?