Sonntag, 12. Januar 2025

Faktencheck: So Nazi war Stalin

Zwei Nazis, die keine Kommunisten waren: Stalin und Hitler waren Rivalen, doch beide ermordeten Kommunisten, weil sie Rechtsextreme waren.

Sie war einer der Aufreger, nicht nur grammatikalisch, weil der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel in ihrem Wahlkampfgespräch mit Elon Musk das Kunststück gelang, Adolf Hitler als Kommunisten zu bezeichnen und damit die gesamte Geschichtswissenschaft gegen sich aufzubringen. Sondern auch, weil sie in diesem Zusammenhang "die These", eindeutig weiblich konnotiert, zu "dem Aufreger" machte. Einer fraglos männlichen Empörungserektion, bei der die Linke nicht mehr weiß, wie die Rechte argumentiert.  

Hitler als Kommunist

Der Nazi Stalin.
Was war passiert? Alice Weidel hatte Hitler zum Kommunisten ernannt, weil er angeblich Unternehmen verstaatlicht, die Steuern erhöht und sich auch sonst wie ein Kommunist benommen habe. Hitler und sein Drittes Reich seien daher nicht rechts, sondern links gewesen. Und der größte Erfolg der Linken sei es gewesen, "nach dieser schrecklichen Ära unserer Geschichte Adolf Hitler als rechts und konservativ zu bezeichnen". Weidel glaubt, "er war das genaue Gegenteil. Er war nicht konservativ. Er war dieser sozialistisch-kommunistische Typ."

Den aber gab es in der Geschichte noch nie und nirgendwo, das haben Faktenchecker und Faktenfinder schon in den ersten Stunden nach dem Tabubruch-Gespräch am virtuellen X-Kamin vielfach nachgewiesen. Unter Hitlers ersten Opfern seien Kommunisten gewesen, argumentiert das der Sozialdemokratie nahestehende Portal RND.

Hitler als Zeuge

Bei der bis zur letzten Insolvenz ebenso zum SPD-Medienimperium zählenden "Frankfurter Rundschau" wird Hitler selbst zum Zeugen in eigener Sache. Im Jahr 1928 habe der spätere Führer und Reichskanzler erklärt, dass seine Partei nicht sozialistisch sei. Wer anders könnte glaubwürdiger sein? Allenfalls Historiker, die die Badischen Nachrichten bemühen: Sie alle verwiesen "auf die nationalsozialistische Politik, in der Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten verfolgt wurden". 

Wer das tut, ist kein Kommunist. Und nach dieser Logik gab es überhaupt noch nie irgendwo Kommunisten, die in irgendeinem Land wenigstens kurzzeitig regierten. Von Lenin über Stalin bis hin zu Mao, Ho Chi Minh, Honecker, Tito, Ceaucescu, Castro, Chávez und Maduro: Schon vor längerer Zeit hatte der angesehene Online-Historiker Tilo Jung klargestellt, dass nicht die Ideologie darüber entscheidet, wer als Rechter und wer als Linker gelesen werden muss. Sondern das jeweilige Handeln. 

Musk als Hitler

Jung, dessen X-Kanal vom Algorithmus des US-Milliardärs Elon Musk derart präferiert wird, dass der selbsternannte "Seltsamfrager" 100.000 Gefolgsleute mehr zählt als der grüner Kanzlerkandidat, hat rechts und links damals grundlegend neu definiert. Autoritäre und diktatorische Herrschaft ist immer rechts. Ein Regime, das mit Gewalt und Unterdrückung agiert, Morde begeht und bestimmte gesellschaftliche Gruppen auszuradieren versucht, ist von Haus aus "rechter geht es gar nicht".

Josef Stalin, der sich selbst als größten Kommunisten aller Zeiten sah, ist danach so wenig ein Kommunist gewesen wie Hitler oder Mao. In den Jahren des "Großen Terrors" ließ der gebürtige Georgier mindestens 20 Millionen Menschen ermorden, zu seinen ersten Opfern gehörten  Kommunisten, Sozialisten und Sozialdemokraten. Die als Gulags bezeichneten Konzentrationslager in seinem Reich füllte der "Vater der Völker", wie sich Stalin nennen ließ, am liebsten mit Männern und Frauen, die ihm als "Rechtsabweichler" nicht folgsam genug waren oder als sozial schädliche und sozial gefährliche Elemente ihren größten Nutzeffekt als abschreckendes Beispiel zu haben schienen.

Hitler als Vorbild

Nach der aktuellen Lesart des Faschismus folgt daraus zwingend, dass Hitler wie Giorgia Meloni, Donald Trump, Wladimir Putin und Xavier Milei Faschist war. Stalin aber deshalb keineswegs  Kommunist, sondern ebenfalls einer vom braunen Baum - wie auch all die anderen, die sich als "sozialistische" oder "kommunistische" Führer inszenierten. Damit aber zweifelsohne nur verbergen wollten, dass Rechtsextreme waren. 

Mit Weidel und Musk haben nun ausgerechnet zwei aus diesem Lager, denen daran gar nicht gelegen sein kann, dafür gesorgt, dass die Wahrheit endlich ans Tageslicht kommt. Es ist keineswegs so, dass Hitlers Massenmorde gerade in Deutschland bis heute noch beinahe als fürchterlicher empfunden werden als das Treiben von Israels ultrarechter Regierung im Gaza-Streifen, weil Hitler als Rechtsextremer gilt. Auch Stalins Verbrechen und die - in Menschenleben gerechnet - noch monströseren Morde von Mao Tse Tung sind nur erklärbar, wenn die von den maßgeblichen Personen oft über viele Jahrzehnte vorgetäuschte kommunistische Gesinnung beiseitegelassen und die dahinterliegende rechtsextreme Prägung betrachtet wird.

Holz von Hitlers Stamm 

Hitler, Stalin, Mao, Musk, Milei, Weidel, Orban und Kikl, sie alle sind dann Holz von Hitlers Stamm, Führer, die es wie Höcke, Meloni, Le Pen und Wilders darauf anlegen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu zerstören, den gesellschaftlichen Wandel zu verweigern, vergangene Zustände wieder herstellen zu wollen und die eigene Nation mehr zu schätzen als viele andere.

Die Regeln, nach denen rechts und Links voneinander zu unterscheiden sind, hat der wichtige ARD-Redaktionsleiter Georg Restle auf die denkbar knappste Formel gebracht: Wer Kommunisten verfolgen und in Konzentrationslagern ermorden lasse, sei kein Kommunist

Zu beachten bleibt allerdings, dass diese Faustregel nur bezogen auf Links gilt. denn fakt ist: Auch dass Adolf Hitler in der heute für die letzten Stunden der Haushaltsberatungen im politischen Berlin namensgebenden "Nacht der langen Messer" mehr als 200 führende Nazis ermorden ließ, macht ihn  nicht zu einem Kommunisten.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

## Nun etwas Finnenpropaganda.
Arkady Moshes ##

Na, dämmert's? Dem einen oder anderen?