Dienstag, 28. Januar 2025

Erinnerung als Wahlkampfwaffe: Gnädiges Vergessen

Hatten eigens zum Gedenken ihre Wahlkampfzentralen nach Auschwitz verlegt: Der Kanzler und der nachdenklich über deutsche Schuld sinnierende Kanzlerkandidat der Grünen.

Die "Tagesthemen" sind angereist, natürlich, es gilt schließlich, ein rundes Jubiläum zu begehen. Auch der Rest der Leitmedien ist da, vor Ort und auf Ballhöhe. Wer sich noch Zeitzeuge nennen kann, der bekommt ein Mikrophon vor die Nase gehalten. Einmal im Jahr müssen die Nachgeborenen da durch, auch wenn viele nicht wissen werden, was das eigentlich war, dies es Auschwitz. Zur besten Sendezeit meldet Margot Friedländer ernste Zweifel an der historischen Bildung der Letzten Generation an.

In Erinnerungslücken

Aber das Problem liegt eigentlich tiefer. Die SPD erinnert sich zwar, weiß aber nicht an wen genau. Die Grünen wissen, was auf dem Spiel steht, aber nicht, worum es eigentlich geht. Hier ist es irgendetwas mit Söhnen und Töchtern, Müttern und Vätern, besten Freunden und Nachbarn, Großeltern dazu. Bis heute weiß niemand mehr, warum Hitler ausgerechnet diese Leute umbringen ließ. Dort muss die Erinnerung nicht wegen der Opfer wachgehalten werden, sondern "damit sie uns und unsere Demokratie wachhält". Schuld als Selbstzweck und scharfes Wahlkampfinstrument. Sie fühlen es so. Und jeder soll es wissen.

Wer gedenkt mehr? Wer gedenkt besser? Lauter? Wessen Socialmediateam hat die traurigsten Bilder von sich zum Vorzeigen produziert? Und wem sieht man an, dass er am schwersten von der Last der Geschichte gebeugt wird? Ist denn noch Ofen da, fragen die traurigen Bilder, ausgezeichnet ausgeleuchtet.

Instrumentalisierung über Instagram. Der grüne Kanzlerkandidat hat den Wahlkampfstand von #teamhabeck extra nach Polen verlegt, aber die Instagram-Story mit ihm als nachdenklichem Helden, der nur von hinten zu sehen ist, verstört mehr als dass sie Trauer und Scham vermuten lässt. Gedenken nach Terminkalender? Wahlkampf im Heuchelmodus? Der scheidende Kanzler stellte allerdings klar, er "dulde kein Vergessen". Sein Gesundheitsminister griff beherzt zum Nazivergleich. Der Betroffene gab sich staatsmännisch und geschichtskundig.

Lieber unter uns

Es war nun doch wieder die Rote Armee, die Auschwitz befreit hatte, nicht mehr die Amerikaner, an deren demokratischer Verlässlichkeit sich die Zweifel zuletzt mehrten. Trotzdem wurden die Russen wieder nicht eingeladen. Die Täter feierten das Gedenken lieber unter sich, sicher ist sicher. Polen hätte sogar Europa- und Völkerrecht missachten wollen, wäre es zum Äußersten gekommen. Aber so ist es besser, je kleiner der Kreis der Gedenkenden, desto sauberer die Erinnerung. Und dass die Enkel der Täter neben den Enkeln der Opfer gedenken müssen, obwohl sie deren Schuld genau kennen,wäre allzuvielverlangt.

80 Jahre danach hat Hitler ohnehin Konjunktur wie nie. Erst erklärte die "Zeit" den Faschismus zu einer Pandemie, die nahezu alle Staaten außerhalb der deutschen Grenzen befallen habe. Ungarn, Russland, Argentinien, USA und Italien, alle regiert von Faschisten. Dann sahen die leitmedialen Beobachter in der Herzfluggeste eines gebürtigen Afrikaners den Deutschen Gruß. Und schließlich ernannte ein Redakteur der Süddeutschen Zeitung den biederen Friedrich Merz zum "Führer" und er grüßte ihn mit einem saftigen "Sieg Heil, liebe CDU".

Wehret den Anfängen, gerade so kurz vor dem Ende.


10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich kann mich nicht entscheiden, wer die Gedenk-Paralympics 2025 gewonnen hat.
SPD ist stark mit Damit so etwas nie wieder geschieht, dürfen wir auch nie wieder vergessen.
Das zweite 'nie wieder' hat keinen Sinn in diesem Satz, aber man niewiedert lieber einmal zuviel als zuwenig.

Habeck sagt zu seinem obszön inszenierten Marsch ins Lager, er müsse 'nichts sagen'. Auch sehr gut!

Unrelated: Polen hat die „Autorität des IStGH unterminiert“ (Paula Völkner, FR). Davon auch gern mehr.

ppq hat gesagt…

ich warte jeden moment auf ein vergessensverbot

ppq-Leser hat gesagt…

Leider noch nicht vergessen Heiko Maas, welcher "wegen Auschwitz" in die Politik ging. Warum ist er wieder da raus?
Merz bei seiner Rede zuzuschauen - als hätte eine Figur aus Mars Attacks einen Schluckauf.
"Hier ist es irgendetwas mit Söhnen und Töchtern, Müttern und Vätern, besten Freunden und Nachbarn, Großeltern dazu. Bis heute weiß niemand mehr, warum Hitler ausgerechnet diese Leute umbringen ließ." Fast hätte ich den Tee auf die Tastatur gespuckt... Das passt genau zur Verklemmtheit der SPD. Nie wieder Krieg und Verschissmus kann man da nur zu sagen.

Anonym hat gesagt…

Ich bin wegen Auschwitz ein anonymer Internettroll geworden.

MfG Heiko

Anonym hat gesagt…

Scholz sieht aus als hätte er was vergessen.

Anonym hat gesagt…

Wolfgang Hübner nu wieder.
#Nach dem faktischen Fehlschlag mit den extremen Russland-Sanktionen, die Moskau keineswegs ruiniert haben#
Wäre also ein "Fehlschlag" gewesen. Ts,ts,ts. Fehlschlag.
Oh Herr, lass Hirn herabfallen! - Platsch!

ppq hat gesagt…

nur ein faktischer, also nur eigentlich, wie die jungen leute sagen

Anonym hat gesagt…

Um Danisch wird einem nicht selten bange. Autistische Fotografie. Gut Schlangenöl feil, oder auch des Kaisers neue Kleider. Schwachkopf und Genie gehen Hand in Hand (frei nach Otto Plinsenzwerg).

Anonym hat gesagt…

>Autistische Fotografie. Gut Schlangenöl feil,

Geschenkt. Man muss nicht alles durchrecherchieren. Das ist ein Wettbewerb unter durchgeknallten Schnallen, wessen Wanst den interessantesten Knall auf dem gerade angesagten 'Spektrum' hat und ideal bekommt man ein paar Minuten bei den ewig contenthungrigen Medien.

Anonym hat gesagt…

ein Wettbewerb unter durchgeknallten Schnallen
Völlig richtig. Nur, Hadmut scheint die Sache positiv zu betrachten. Aber auch wieder richtig: Es ist Pillepalle.