Montag, 13. Januar 2025

Einer für alle: Unser Held aus Heikendorf

Der Held von Heikendorf: Niemals seit Franz Josef Strauß war ein Kanzlerkandidat so beliebt und so unbeliebt zugleich. Klappt alles, wird Robert Habeck mit der erfolgreichsten Wahlkampagne aller Zeiten so wenig Erfolg haben wie seinerzeit Renate Künast und Jürgen Trittin. Gemälde: Kümram, Permanentmarker auf Glas

Als Minister ist er gescheitert, als Parteiführer war er gezwungen, aus der zweiten Reihe wieder in die erste zu treten und den Apparat mit einer radikalen Säuberung wieder auf Linie zu bringen. Doch Robert Habeck blieb ungebeugt und ungebrochen. Mit dem Selbstbewusstsein eines Teenagers, der mit dem Wissen der neunten Klasse bei Instagram Tipps zur Geldanlage gibt, hat der 55-Jährige sich den Traum erfüllt, auch einmal Kanzlerkandidat seiner Partei zu sein.  

Westen für den Westen

Habeck tritt in dieser Rolle auf wie immer, nur mehr. Er ist so pastoral, dass es selbst dem "Spiegel" notwendig erschien, danach zu fragen. Er ist plakativ und lässt sich auf Bauwerke werfen. Doch er kann auch subtil, etwa, wenn er neuerdings Westen trägt, die denen, die genau hinschauen, sagen sollen, worum es wirklich geht: Nicht um Deutschland allein. Sondern um den ganzen, ja, Westen. 

Der grüne Parteichef, und das ist Robert Habeck zweifellos, auch wenn er den Titel selbst an einen Gehilfen abgetreten hat, sieht sich in einem finalen Kampf um sein Lebenswerk. Nach dem Start vor dreieinhalb Jahren war Habeck wie die anderen Führungsfiguren seiner Partei der festen Überzeugung gewesen, mit einigen raffinierten Verboten, planwirtschaftlichen Vorgaben und festen Versprechen werde sich die mehr als 2000 Jahre alte fossile Gesellschaft zu einem ökologischen, klimaneutralen  Staat auf Basis nachhaltiger Rohstoffe umbauen lassen.  

Beliebt wie Fußpilz

Robert Habeck hat ein Kunststück vollbracht, das vor ihm nur Franz Joseph Strauß gelungen war: Er ist der beliebteste Kanzlerkandidat, aber nur bei den einen. Und er ist der Anwärter auf die Führung der nächsten Regierung, den die anderen ablehnen wie Fußpilz oder die Mitgliedschaft in einer politischen Partei.  Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, wäre Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck laut einer aktuellen Umfrage im Moment der Favorit. Wenn die Deutschen einen Kandidaten aus dem Rennen werfen dürften, wäre er es auch.

Den 55-Jährigen irritiert weder das eine noch das andere. Habeck leitet seinen Anspruch, Kanzler werden, aus dem Zuspruch seines Fanlagers ab, mindestens ebenso aber aus dem Gegenwind, der ihm ins Gesicht bläst. Habeck hat sich das #teamhabeck ausgedacht. Seine Werbeagentur, früher für Angela Merkel tätig, lieferte den Begriff "Bündniskanzler" als griffige Leerformel für eine Plakatkampagne. Zuletzt gruben die grünen Wahlstrategen auch noch Hitlers Lieblingswegriff "Bewegung" wieder aus, um ihren populistischen Bemühungen um die Mitte ein prächtigeres Gepränge zu geben. 

Der deutsche Macron

Habeck, im Bewerberfeld einer unter so vielen wie noch nie, mach den Macron und imitiert dessen mittlerweile gescheiterte Bewegung "La République En Marche". Habeck will präsidial wirken, er soll der Kandidat sein, der über denen der Parteien steht. Auch die von einer grünen Bot-Armee im Netz entfachte Protestwelle gegen ein Kanzlerduell in ARD und ZDF. 

Das haben beide Sender unabhängig mit Amtsinhaber Olaf Scholz und dem aussichtsreichsten Herausforderer Friedrich Merz geplant - unter dem Hashtag #TriellMitHabeck versucht eine simulierte Volksbewegung nun, die redaktionelle Unabhängigkeit auszuhebeln und den Kandidaten der in den Wahlumfragen mit nur zwölf bis 15 Prozent abgeschlagenen Grünen in die Veranstaltung zu demonstrieren.

Als Munition dienen absurde Beliebtheitsumfragen, aber auch Habeck selbst schürt immer wieder Zweifel am System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ihn sich nicht mitduellieren zu lassen, werde "schon stark begründungspflichtig von ARD und ZDF oder ggf. von den anderen werden, wenn wir in den Umfragen gleich stark wie die SPD sind oder gar an denen vorbeigegangen sind", schlägt er dann in dieselbe Kerbe wie die Anhänger der in Teilen nachgewiesen rechtsextremen AfD, die den Ausschluss ihrer Spitzenkandidatin aus dem Wahlkampf in ARD und ZDF mit den gleichen Argumenten angreifen.

Neid bei den Mitbewerbern

Nur weil Habeck nicht gegen Weidel in den Ring steigen wollte, hatten die beiden großen Sendeanstalten folgsam sofort die gesamte Veranstaltung abgesagt. "Demokratus I", wie Robert Habeck wegen seiner überaus erfolgreichen "Bündniskanzler"-und "Die Bewegung"-Kampagne von neidischen Mitbewerbern im politischen Berlin genannt wird, kämpft seitdem mit der Macht der virtuellen Straße um einen Platz am Tisch des großen Duells zwischen "Oaf Schitz" (Elon Musk) und "Fritze Merz" (Olaf Scholz). 

Habeck weiß: Es wird trotz des grünen Grönemeyer-Verbotes langsam höchste Zeit, dass sich was dreht. Bleibt alles, wie es ist, und läuft es, wie es läuft, könnte der so lange so glücklos agierende Minister als der Kanzlerkandidat in die deutsche Geschichte eingehen, der mit der erfolgreichsten Wahlkampagne aller Zeiten den größten Misserfolg seit Renate Künast, Jürgen Trittin und brachialer Bauchlandung am Veggie-Day hingelegt hat. 

Testsieger mit den schönsten Versprechen

Eine Ehre, auf die Habeck gern verzichtet. Der 55-Jährige, in öffentlich-rechtlichen Medienhäusern wie in den Großredaktionen der privaten Medienheuschrecken unangefochtener Testsieger mit den meisten schönsten Versprechen für goldene Zeiten, hatte seine Unterstützenden, Unterstützerinnen und Unterstützende direkt nach dem Ampel-Aus ganz klassisch auf einen Start-Ziel-Sieg eingeschworen. "Männer von Mompracem, hört mich an", zitierte Habeck in einer Ruckrede Gerüchten zufolge einen klassischen Satz des malaiischen Prinzen Sandokah, "ich treffe meiner Entscheidungen immer allein, trage dafür aber auch die Verantwortung". 

Mit dem Satz die "Union verkackeiert die Bevölkerung" hat Robert Habeck die Kaltzeit des Kampfes ums Kanzleramt eingeläutet. Die Union plane Steuererleichterungen, die nicht gegenfinanziert seien. Sie gebe Antworten auf drängende Fragen, die "nicht fundiert" seien. Seine Kampagne setzt auf Zusagen wie die, alles "bezahlbar" zu machen, der Schuldenbremse Schuldenbremsbacken und Schuldenbremsscheiben auszubauen und immerhin "Schulen und Kitas" zu sanieren. 

Entlastung überall, in Maßen

Vom "Land, das einfach funktioniert" hat Habeck Abstand genommen. In Zeiten knapper Kassen müssen "etwa 84 Euro" als Zusage reichen, um Wählerinnen und Wähler mit "günstigerem Strom, preiswerter Mobilität und einer steuerliche Entlastung der breiten Bevölkerung" an die Urne zu locken. Nicht alle sollen freilich so viel bekommen. Wer kein Deutschland-Ticket hat, keine Kinder und schon einen Führerschein,  wird sich mit knapp 40 Euro Entlastung im Monat zufriedengeben müssen. Das reicht genau aus, um die seit 1. Januar erhöhte CO₂-Steuer zu zahlen und ein bisschen was vom höheren Krankenkassenbeitrag. Aber für das gestiegene Briefporto nur bei denen, die keine Briefe schreiben.

Wer schon fürs Alter gespart hat, wird Habeck zufolge dafür zur Kasse gebeten: Sobald er Kanzler ist, will der Held aus Heikendorf auch "Kapitalerträge sozialversicherungspflichtig machen". Erträge aus bereits versteuertem Geld sollen dann helfen, dem Staat höhere Einnahmen zu bescheren, damit er mehr Gerechtigkeit herstellen kann.


4 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

Die Welt veröffentlicht schon wieder ein Bild aus der Reihe: Darüber lacht die WELT – Witzbild aktuell.

https://www.welt.de/politik/deutschland/plus255050084/AfD-Parteitag-Unser-Leitbild-bleibt-Vater-Mutter-und-moeglichst-viele-Kinder.html

Anonym hat gesagt…

Habecks Problem sind die drei Jahre, in denen man ihm bei Regieren zusehen konnte.

Anonym hat gesagt…

OT das musste entweder die Achse zähneknirschend durchflutschen lassen, weil sie den Rest des Textes haben wollten
oder
es ist ein Trump-Effekt

Russland muss nicht unser Feind sein. Russland will nicht den Westen angreifen oder zerstören, wohl aber seinen cordon sanitaire als internationale Großmacht absichern
https://www.achgut.com/artikel/der_beaengstigende_hyperschall_vorsprung_der_russen

P.S. Achse-Leser Lutz Herrmann / 13.01.2025
Das elektromagnetische Feld rund um das Geschoss schützt es vor Laserstrahlen, die gegen das Geschoss zur Anwendung gebracht werden könnten.” Klingt nicht nach Wissenschaftstheoretiker, ...

Ich werde den Teufel tun und dem ahnungslosen Wichtigtuer auf der Achse antworten.
Plasma ist für Licht undurchlässig, und wenn der Plasmaerzeuger im Bereich von Megawatt arbeitet, braucht man Megawatt, wenn man mit einem Laser da durchbraten will. Laser fächern über Kilometerdistanzen stark auf und haben eine mechanische Streuung der Zielmechanik. Ich würde nicht auf einen Sieg des Lasers setzen.

Anonym hat gesagt…


Den finde ich eher beruhigend.