Sonntag, 26. Januar 2025

Demos gegen rechts: Selten so gelacht

Abstand vom Anstand: Mit fröhlichem Lachen und lustigen Selfies feierte die Grünen-Spitze die gelungene Instrumentalisierung der Bluttat von Aschaffenburg.

Das Blut war einigermaßen getrocknet, die Tränen waren abgewischt. Warum also nicht ein wenig Spaß haben? Das Kind ja nicht in den Brunnen gefallen. Es ist tot. Aber zwei oder gar fünf Millionen Menschen auf der Straße, fast wie damals, als es gegen die Geheimkonferenzen und Geheimpläne ging. Wie das kein Grund zur Freude sein soll, weiß nur, wer noch nie 30.000 (Polizei) oder 70.000 Leute (Veranstalter) zu 100.000 Leuten erklärt hat, um die Party anlässlich des großen Rechtsrucks noch ein wenig heiliger zu machen.  

Die Moral marschiert

Wieder waren wir mehr. Wieder waren alle da, außer Erich Honecka. Die Moral marschierte unter Rufen wie "Wir hassen die AfD" und "Fuck Weidel" vorm Brandenburger Tor, durch Köln und etliche Provinzstädte. Je länger der Tag, desto mehr Widerstand wurde es und umso mehr hinterließ er Spuren. 

Nach 20 Uhr reihte sich die "Tagesschau" ein in die Menge. Nach einem ausführlichen Bericht über die bis zu drei Milliarden Menschen, die überall im Lande bunte Zeichen gegen rechts gesetzt hatten, blieb nicht einmal mehr Zeit für etwas ausgeruhte Empörung über die jüngste Einmischung des US-Milliardärs Elon Musk in den deutschen Wahlkampf. 

Wie Trump beim Weltwichtigentreffen in Davos, hatte Musk beim AfD-Wahlkampfauftakt gesprochen. Da in der Hauptnachrichtensendung aber wegen  dringender Neuigkeiten vom Sinfonieorchester in Damaskus kein Satz Platz für die AfD-Veranstaltung geblieben war, konnte auch Musk nicht erwähnt werden. 

Verdrängen, Verklären und Vergessen

Die Republik, sie fand zu sich selbst zurück an diesem Wochenende nach dem Schock der "Bluttat von Aschaffenburg". Schien es in den ersten Stunden noch, als seien Verdrängen, Verklären und rasches Vergessen keine Option mehr, um mörderische Anschläge auf die Gesellschaft im Voranschreiten zu bewältigen, hatten sich das politische Berlin und die Medienrepublik schon nach 48 Stunden wieder im Griff. 

Die ersten empörten Gossip-Stories aus dem Inneren der CDU zeigten eine Volkspartei, die ihrem Kanzlerkandidaten nicht folgen würde, sollte der Ernst machen mit seinen Forderungen nach sicheren Grenzen und dem Verbot der illegalen Einreise. Die ersten Demos gegen rechts wurden angemeldet. Die ersten Beobachter sahen staunend zu, wie Friedrich Merz sein Boot bestieg und begann, eifriger noch als sonst zurückzurudern.

Triumph über das Enteignungsgesetz

Ein Triumph, wie ihn selbst die Spitze der Grünen kaum hatte zu hoffen gewagt. Aus so vielen Richtungen war die Partei in den letzten Wochen unter Beschuss geraten, dass selbst der so überaus beliebte Kanzlerkandidat es nicht vermocht hatte, die Umfragewerte wenigstens ein wenig nach oben zu treiben.

Erst die verheerende wirtschaftliche Bilanz, die trotz aller Bemühungen immer wieder hochdrückt. Dann der Ärger mit dem Enteignungsgesetz für Kleinsparer. Dazu die "piratige" Aktion mit der Leuchtinstallation gegen Recht und Gesetz. Und zuletzt auch noch die so blöd ausgeflogene Aktion, mit der der treue Genosse Gelbhaar in Berlin hatte Platz machen müssen für Habecks Wahlkampfmanager Andreas Audretsch.

Das war schon viel, das war schon bedrohlich. Der anfangs sicher geglaubte Wahlsieg, er glitschte mit jedem Talkshowauftritt des Spitzenkandidaten und seiner beim letzten Mal gescheiterten Vorgängerin weiter weg. Der politische Wind hatte sich längst gedreht, Robert Habcek, dem es mehr um die Macht als um die Mission geht, war schon gezwungen gewesen, viele früheren grüne Urpositionen zu räumen und sich ein kleines rechtes Mäntelchen umzuhängen. Wäre die Wahl nicht im Februar, sondern erst im September, würde Habeck wohl mit einem lupenreinen FPÖ-Programm gestartet. 

Wer hat Angst vorm braunen Mann

Wenn alle nach rechts marschieren, weil die Wähler dort darauf warten, endlich abgeholt zu werden, kann eine Partei wie die Grünen auch nicht anders. Der prächtige Parteiapparat lässt sich nur betreiben und weiter ausbauen, wenn es Zugang zu den sprudelnden Geldquellen des Staates gibt. Eine Parteiführung steht und fällt längst auch bei der ehemaligen Alternative für Deutschland mit ihren Erfolgen an der Wahlurne.

Die stehen nicht in Aussicht. Doch mit ein wenig Bluttat, ein wenig Wer hat "Angst vorm braunen Mann" und dem bewährten Geraune von der nahen Machtergreifung ist es doch noch einmal gelungen, Millionen auf die Straße zu bringen. Diese Menschen sind nicht irgendwer, wie die Selfies zeigen, die die Führung der Grünen unterwegs von sich anfertigte: Breites, befreites Lachen. Kein Blut mehr, nirgendwo. Inmitten derer, die ihre Herzen und Türen weiterhin aufmachen wollen für eine die unkontrollierte Einreise aller, die woanders nicht mehr sein wollen, führen sich die Kellner, Göring -Eckhart, Banaszak und Haßelmann daheim, verstanden und geliebt.

Göring-Eckhardt verlässt den Abgrund

Eine gute Nachricht für die Menschen draußen im Land, die nicht kommen konnten. Karin Göring-Eckhardt hat den "kaum vorstellbaren Schmerz" (Göring-Eckhardt) recht schnell und den "Abgrund" verlassen, in dem es hier so schien als sei es "furchtbar für die Eltern, die Familien, die anderen Kinder und Erzieherinnen", ein Kind zu verlieren. Das mag sein, aber für Politiker tritt die Bundestagsvizepräsidentin überzeugend den Gegenbeweis an: Keine 72 Stunden nachdem sie so eindringlich an "diejenigen" dachte, "die mit dem Mann trauern, der seinen Einsatz mit dem Leben bezahlte", ist die 58-Jährige nur noch breites Lachen, weiße Zähne und pure Freude.

Nicht nur Göring-Eckhardt hat es, dieses wichtigste politische Talent, binnen weniger Augenblicke die Gefühle wechseln zu können.  Die Fotos, die grüne und sozialdemokratische Spitzenpolitiker von sich und den sie tragenden Menschenmassen gegen rechts veröffentlicht haben, belegen, wie schnell etwa Bundesfamilienministerin Lisa Paus ihre komplette "Fassungslosigkeit" überwinden konnte, ihr "tief empfundenes Mitgefühl" beiseiteschob und ihr Lachen wiederfand. 

Das Lachen schnell wiedergefunden

Der neuen Parteichefin Franziska Brantner ging es kaum anders. Eben noch "bestürzt", wegen der "schrecklichen Gewalttat in Aschaffenburg", waren ihre Gedanken schon am dritten Tag danach nicht mehr "bei den Opfern, den Verletzten und ihren Angehörigen. Sondern damit beschäftigt, wie sich "ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Haltung und Anstand" instrumentalisieren lässt, um den "größten Triumph" der AfD bei der Bundestagswahl zu verhindern. Wenn dazu die Behauptung nötig ist, man habe Haltung, die anderen nur Hass, während im Hintergrund "Ganz Berlin hasst die AfD" gerufen wird, dann ist das gut, weil nützlich, ehrlich, weil unumgänglich, und richtig, weil eine Botschaft der Richtigen.


12 Kommentare:

Carl Gustaf hat gesagt…

"Da in der Hauptnachrichtensendung aber wegen dringender Neuigkeiten vom Sinfonieorchester in Damaskus kein Satz Platz für die AfD-Veranstaltung geblieben war, konnte auch Musk nicht erwähnt werden."

Den Beitrag fand ich durchaus interessant. Klassik gegen Islamismus! Wo man Klassik spielt lass dich nieder, denn Islamisten kennen keine Lieder!

ppq hat gesagt…

nachrichten durch das auslassen von nachrichten übermitteln! das ist überhaupt die raffinierteste methode

Carl Gustaf hat gesagt…

PS: In Anbetracht seiner ganzen Vorgeschichte: Das Holocaust-Gedenken ist für mich viel zu ernst und bedeutsam, als es zu einem Allgemeinplatz für einen Politiker mit hin und wieder Erinnerungslücken werden zu lassen https://pbs.twimg.com/media/Esvwn0NW8AMtwbq?format=jpg&name=large
Dieser Kanzler ist für mich nicht glaubhaft!

Anonym hat gesagt…



Aber woher denn. Der gewöhnliche Pöbel (populus vulgaris) wähnt, dass es noch und nöcher Steinreiche gäbe, die Unmengen güldener Taler in Truhen horten würden, und nur aus purem Geiz nicht herausrücken. Dass ihnen an ihre eigenen kümmerlichen Konten gehen soll, kommt den kleinen Fernsehkiekern und Madensack-Lesern durchaus nicht in das nasse Weißbrot, das sie als Hirnsurrogat tragen.

Anonym hat gesagt…

Das Holocaust-Gedenken ist für mich viel zu ernst .........

<<<<< Das hat einen ganz simplen Grund ... (Coronawahn)
Mitleser, Sunday, 26.01.2025, 14:14 (vor 3 Stunden, 24 Minuten) @ Marvin
... in UK läuft der Bevölkerungsaustausch auf Hochtouren: https://uncutnews.ch/wenn-sie-ueber-50-sind-will-ihre-regierung-sie-tot-sehen/
Wie bei uns ... und damals bei den Nazis, müssen zuerst kranke u. schwache Mitglieder der Gesellschaft weg. >>>>>

Na sicher doch, na sicher doch. Weiß man ja: Jeder, der nicht blond und blauäugig war und unter 1,80 Meter, wurde abgemurkst. Was ein Pfeifendeckel.

Frei nach Sefton Delmer: ... bis sie sich wollüstig grunzend in ihrer Schuld suhlen ...

Anonym hat gesagt…

Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein. Ich
Möchte Teil einer Jugendbewegung sein. Ich
Ich möcht mich auf euch verlassen können
Ich möcht mich auf euch verlassen können
Und jede unserer Handbewegungen
Hat einen besonderen Sinn
Weil wir eine Bewegung sind


Tocotronic, 1995

Anonym hat gesagt…

Schöne Bilder von der Aftermessermordparty.

Der lachende Mann hat gesagt…

Ich möchte einer werden so wie die,
die durch die Nacht mit wilden Pferden fahren,
mit Fackeln, die gleich aufgegangnen Haaren
in ihres Jagens großem Winde wehn.

Das Buch der Bilder, 1902

Anonym hat gesagt…

Meinrad Müller wieder einfältig:
<< Merz und die CDU glauben, sie könnten uns veräppeln. Doch das wird nicht funktionieren. >>

Und ob das funktionieren wird. Wie immer übrigens.

Anonym hat gesagt…

Hase, Du bleibst hier...

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

Frank Wahling heute im Kontrafunk !
"Kostgänger der Zivilgesellschaft" Weltniveau. Besser geht's nicht.

Anonym hat gesagt…

Bademantel vergessen?