Eine für die Jahreszeit unübliche Windflaute hat die Strompreise in die Höhe getrieben. Aber die Bundesregierung hat die Lage weiter fest im Griff, in Kürze schon könnte ein Strompreisverbot kommen. |
Es war genug für alle da, das wollte Klaus Müller noch einmal ausdrücklich betonen. Dass die Strompreise im Großhandel ungeachtet dessen "sehr hoch" seien, wie die üblichen Panikprediger gewarnt hatten, müsse niemanden beunruhigen. "Die Preise sind Knappheitssignale mit dem Effekt, es wird genug Strom produziert & importiert", beruhigte der Chef der Bundesnetzagentur bei X.
Niemand müsse Angst haben, keiner sei betroffen, denn die hohen Summen von bis zu einem Euro pro Kilowattstunde Strom beträfen nur den Börsenhandel. "Kunden mit festen Stromtarifen betreffen Börsenstrompreise nicht, sie zahlen den mit ihrem Lieferanten vereinbarten Preis".
Feste Preise sind garantiert
Und so ist das in Deutschland geregelt: Wenn der im Einkauf mehr bezahlen muss, hat er Pech. Niemand kann und niemand darf seine eigenen Kosten einfach an seine Kunden weitergeben, auf dem Strommarkt schon gar nicht, indem er die vertraglich vereinbarten Preise erhöht, vielleicht zum nächsten Abrechnungszeitraum, vielleicht auch schon früher.
Klaus Müller, der neben dem verantwortungsvollen Job des Netzaufsehers auch den des höchsten deutschen Meinungsaufsehers ausfüllt, ließ keinen Zweifel daran, welche Ursachen für die "Strompreisspitzen" (FAZ) es zu beseitigen gilt: "Hoher Verbrauch bei kaum Erneuerbarer Erzeugung" sei zwar durch den EU-Markt gegenseitig abgesichert. "Wir brauchen aber Maßnahmen für den Zubau steuerbarer Kapazitäten."
Auf einmal schon 2032
Neue Töne aus der Netzagentur, die noch vor zwei Jahren sicher gewesen war, dass die deutsche Stromversorgung "bis 2031 gesichert" ist. Damals war der große Kraftwerksplan noch mitten in der Umsetzung, wie im grünen Wahlprogramm versprochen, setzte Robert Habeck alles daran, im Rahmen der Kraftwerksstrategie 30 bis 40 neue Erdgaskraftwerke bauen zu lassen, die immer dann anspringen sollten, wenn Sonne, Wind, Kohle und französische Kernkraftwerke allein den Laden nicht mehr am Laufen halten können.
Der Kraftwerksplan ist Schnee von gestern, Klaus Müller ahnt "Stress im Stromnetz". Weder haben sich Träume erfüllt, dass das Netz als Speicher dienen könne, noch ist der Wunsch einer führenden Energieexpertin in Erfüllung gegangen, dass es "Speicher noch und nöcher" schon längst gebe. Der "grüne Wasserstoff" hat sich als milliardenteures Hirngespinst herausgestellt. Die Natur, die der deutsche Mensch doch vor allem schützen will, als launiger Verbündeter.
Verlass auf üblichen Durchschnitt
Mal scheint die Sonne, mal nicht. Mal weht der Wind, mal herrscht eine "unübliche Windflaute", wie es das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz nennt. Auf einmal fällt die durchschnittliche Produktionsleistung von Windstrom auf nur noch 15 Prozent "des sonst in dieser Jahreszeit übliche Durchschnitt". Auf einmal ist Winter, die Tage sind kurz, die Anzahl der Sonnenstunden niedrig. Kein Wind und keine Solarenergie. Und das mitten im Herbst!
"Wir haben es derzeit mit einer sogenannten Dunkelflaute zu tun", klärte das Ministerium unumwunden auf. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, das erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde, anfangs noch durch regierungsfeindliche Prepper propagandistisch missbraucht. Mittlerweile handelt es sich um eine medial anerkannte Angst, über deren Ursachen Fachleute allerdings noch ebenso rätseln wie über "die extrem hohen Strompreise" (FAZ). Liegt es an der Nachfrage? Am Hochnebel? An Stahlwerken, Bäckereien, Behörden und anderen Produktionsbetrieben, die einfach nicht schnell und flexibel genug herunterfahren?
Gründe völlig unbekannt
Im zuständigen Ministerium sind sie den Gründen der überraschenden Entwicklung auf der Spur. Die hohen Preise "in einzelnen wenigen Stunden" (BMWK) ergäben sich "durch ein seltenes Zusammenkommen mehrerer Faktoren". Der Gaspreis sei zuletzt auf 46 Euro pro MWh gestiegen, obwohl die Speicher voll sind. Dazu komme die "kalte Witterung" mitten im wärmsten Jahr der Geschichte, das Bürgerinnen und Bürger zu einem "Anstieg der Heizungsnutzung" veranlasse.
Da Strom in Deutschland weitsichtigerweise nicht mehr mit Atom gemacht wird, muss Gas dafür sorgen, dass die vielen neuen Wärmepumpen im Land, die die vielen alten Gasheizungen ersetzt haben, mit ausreichend Elektroenergie beschickt werden können.
Das treibt die Preise nicht nur hierzulandenicht nur hierzulande, weil die Bürgerinnen und Bürger wieder sorglos geworden sind und kaum mehr mithelfen im Kampf gegen den russischen Energiekrieg. Auch die Ampel und die jetzt noch von ihr verbliebene Fußgängerampel unterließen es zuletzt trotz der drohenden Gefahren, die früher jahreszeitüblichen Sparappelle an die Bevölkerung zu richten.
Ohne verbindlichen Heizungscheck
Weder vom hydraulischen Pflichtausgleich noch vom verbindlichen Heizungscheck vor Winterbeginn war noch irgendwo die Rede, obwohl die als Teil der deutschen Kriegsanstrengungen vor zwei Jahren verabschiedete "Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen" (EnSimiMav) allen 41 Millionen Haushalten in Deutschland eine alljährliche Heizungsprüfung zwingend vorschreibt.
Auch die Medien, in der schließlich von Robert Habeck gelösten großen Gaskrise des Jahres 2022 der Tippgeber für den Bau von Teelichtkaminen aus Blumentopfuntersetzern, versagten bei der Sensibilisierung für die kommende Knappheit. Deutschland im Normalbetrieb, als könne sich das Land bei jeder Witterung noch selbst am Leben halten.
Meist klappt das, denn im zweiten Jahr nach dem dritten Atomausstieg fungieren die Nachbarstaaten als Deutschlands Großspeicher. Dorthin verschwindet der hiesige Überflussstrom, wenn Wind und Sonne gemeinsam um die Wette produzieren, ohne eine Rechnung zu schreiben.
Sehr wenige sehr teure Stunden
Von dort bezieht die frühere Wirtschaftsnation in den "sehr wenigen teuren Stunden" (BMWK) der Dunkelflauten Energie, aber immer so, dass sich die exorbitanten Kosten "nicht nennenswert auf den Jahresdurchschnittspreis von Strom" auswirken, weil "private Stromverbraucher & auch die meisten Industrieunternehmen lang- & mittelfristige Verträge" haben, "die einen Preis garantieren", wie das Fachministerium von ganz bestimmten Adressen verantwortungslos gestreuten Gerüchten über steigende Strompreise entgegengetreten ist.
Die Wissenschaft weiß längst, wie sich das Problem der vermeintlich nicht grundlastfähigen Versorgung durch Wind, Sonne und Auslandsstrom lösen lässt. Volker Quaschning, einer der führenden Experten für Lastabwurf und Energieausstieg, hat dem bisherigen Grundlast -Konzept der beständig verfügbaren Energie eine Absage erteilt.
8 Kommentare:
Ja, Ab - und Vollschatten, wohin das Auge blickt.
Die hohen Preise in einzelnen wenigen Stunden...
Vielleicht werden es mal einzelne wenige Tage, oder Wochen. So lange es nur einzelne, wenige sind. Kein Problem.
OT Fefe: Das war doch die ganze Zeit Bullshit, die Rhetorik mit Messerstechern, die zufällig bei der AfD auch immer alles fiese Ausländer sind.
Ach Fefe....
Ein Land ohne Industrie braucht keinen Strom.
Die EnSimiMav ist zum 30.09.2024 außer Kraft getreten. Der Krampf, der darin festgeschrieben war, ist jetzt noch umfangreicher im Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteerzeugung in Gebäuden (abgekürzt GEG, von Fachleuten auch GAG genannt) geregelt. Sinnvoller wird's aber auch dadurch nicht.
außer kraft getreten? und nicht mal nachrufe gab es. schlimm. selbst die regelmäßigen klempnerbesuche nehmen sie den alten leuten
Schmalwild im Fläming dürfte eine gewisse Lösung darstellen, das Hinterviertel eines übereifrigen Revierförsters müsste auch kein Riesenproblem sein ... Ordentlich Knoblauch dran ...
Die Blödzeitung für den Unterrand des Mittelstandes, welcher sich lächerlicherweise dem Blödzeitungsleser intellektuell überlegen dünkt, der "Lokus": Sahra Wagenknecht "macht Ansage" an "die Vermögenden".
Nur versteht das Bolschewickengerödel, Die Anmerkung einmal ausgenommenen, gleich ihren unappetitlichen Vettern, den Zigeunern, unter vermögend bzw reich, auch einen Facharbeiter, der in Vollzeit knufft. Und, die wirklich und echt Knack gebunkert haben, die wissen ihn zu wahren.
>Wagenknecht "macht Ansage" an "die Vermögenden".
Focus:
Trotz Wirtschaftskrise erreichen die Dividendenausschüttungen jedes Jahr einen neuen Rekord. ... geht dieses Geld überwiegend an sehr reiche Familien im In- und Ausland und eben nicht an die, die die Wirtschaft mit ihrer Arbeit am Laufen halten.
'Überwiegend an sehr reiche' ist eine schöne Kette an Wieselworten.
Wohin geht das Geld noch?
Die Abgeltungssteuer beträgt pauschal 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag.
Ah, dahin. 'Ausland' ist auch ein gutes Stichwort, denn dahin verschwinden 'sehr reiche Familien' auch sehr schnell mitsamt ihrer Steuerpflicht.
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