Montag, 30. Dezember 2024

Fetisch Faschismus: Braune Soße

Nie war ein einfacher, Faschist zu sein: Die Hamburger "Zeit" rührt jetzt alles in eine braune Soße.

Donald Trump zeigt die Thälmann-Faust. Neben Russlands Diktator Wladimir Putin steht der demokratische gewählte und wiedergewählte Ungarn Viktor Orban. Die Italienerin Giorgia Meloni, im Wahlkampf als Enkelin Mussolinis beleidigt, seit ihrer Amtsübernahme in Rom aber mehr und mehr respektiert, erscheint als weibliches Gegenstück zu Javier Milei, dem Libertären aus Argentinien. 

Der hat es geschafft, die einst erfolgreichste Volkswirtschaft Südamerikas aus einem Abgrund an Niedergang und Verarmung zu reißen und 46 Millionen Argentiniern wieder so etwas wie Zukunftshoffnung zu geben. Der steht jetzt Seite an Seite mit Wladimir Putin als Beispiel dafür, wie Faschismus funktioniert.

Eine maßlose Methode

In der Hamburger Wochenschrift "Die Zeit" eint sie alle eins: Trump, Milei, Meloni, Putin und Orban sind "Faschisten", Menschen, an deren Beispiel das Blatt zeigen will: "Und der Faschismus, der geht so". Um den Nachweis zu führen, dass Demokraten wie Meloni, Milei, Orban und Trump nichts anderes sind als der brutale Potentat Putin, weil alle fünf zusammen als Erben Hitlers zu gelten haben, hat sich "Zeit"-Autos Nils Markwardt eine Methode ausgedacht, die den Schrecken der Nazi-Verbrechen verharmlost, die Toten des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust leugnet. 

Was "Faschismus" ist, jener von der Wissenschaft bis heute nicht genau definierte Begriff, sie gar nicht entscheidend, heißt es. "Vielleicht versteht man den Erfolg der extremen Rechten besser, wenn man sich anschaut, was sie konkret tut."

Überdrehter Unsinn

Jeder etwas anderes, keiner dasselbe. Wenn "Faschismus" nur noch eine Mischung als "Selbstinszenierung", "überdrehtem Unsinn", "Verkehrung ins Gegenteil" und "Budengeläut und Halleluja" ist, dann wird der Schreckensbegriff zum Code für alles, was irgendjemand damit bezeichnen will. Das "spezifische Auftreten Trumps"? Faschismus. Javier Milei mit der Kettensäge? Faschismus. Putin hoch zu Ross, das Fehlen der früher faschismustypischen Soldatenhaftigkeit und Melonis "lustige Grimassen" - zweifellos Faschismus. 

Dass Björn Höcke schon Moped fuhr, baut die Brücke. Nils Marwardt schafft es im Handumdrehen, auch "die Politiker der AfD" (Markwardt) einzugemeinden in das große, braune Dorf, über das die "Zeit" aus der Buceriusstraße schaut, einer Adresse, die nach Mitgründer Gerd Bucerius benannt wurde, der Dritten Reich jüdische KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter für den Baracken- und Notunterkünftebau eingesetzt hatte. 

Faschismus ist hier ein Fetisch, der immer hilft, einen hochzubekommen. Hausfrauen waren schon faschistisch, Einfamilienhäuser, Autos und Familien, die Zwei-Kind-Ehe, Tourismus und schwarze Hemden, die Fahnen der Weimarer Republik und ein sauberer Hausflur.

"Alice Weidel, Giorgia Meloni, Javier Milei oder Viktor Orbán klingen oft ähnlich schrill und drastisch" und sind daran zum Glück schnell als Faschisten erkennbar. Sahra Wagenknecht fehlt, wurde aber womöglich nur vergessen. 

Hitler nannte sich selbst zwar stets einen "Nationalsozialisten", doch diese Bezeichnung ist zu konkret, zu Deutsch und zu offenkundig Unsinn, wenn das Ziel ist, einen zum Konservativen gewandelten Ex-Kommunisten wie den Ungarn Viktor Orbán als gefährlichen Nazi enttarnen zu wollen. Orbán regiert Ungarn seit fast 15 Jahren. Er ist der dienstälteste unter den Regierungschefs der EU-Staaten. Bei seiner letzten, der inzwischen vierten Wiederwahl lag sein Wahlergebnis zwei Prozent höher als beim ersten Mal.

Wer Führung bestellt

Faschismus war ursprünglich eine Ideologie, die gekennzeichnet ist durch einen diktatorischen Führer an der Spitze, eine zentralisierte Autokratie um ihn herum, einen marschierenden Militarismus und die gewaltsame Unterdrückung der Opposition zur Durchsetzung einer Gesellschaftsordnung, in der sich individuelle Interessen denen des Staates unterordnen müssen.

Knapp 80 Jahre nach dem Tod von Benito Mussolini, der diese Art von "zutiefst inhumanem, antidemokratischen und reaktionärem politischen Regime" vor 100 Jahren in Italien erfunden hatte, kann Faschismus alles sein, was irgendwer zum Faschismus erklären will. Was nicht passt, wird passend gemacht, die Mission besteht darin, das Grauen zu normalisieren, den vergangenen Schrecken kleiner zu machen, um den heute imaginierten daneben groß aussehen zu lassen. 

Weltanschauung Hass

Es gibt also zugegebenermaßen selbst für die "Zeit" bei Donald Trump, Javier Milei, Alice Weidel, Tino Chrupalla, Giorgia Meloni, Marine Le Pen oder Viktor Orbán "eklatante Unterschiede zu den Bewegungen Hitlers und Mussolinis". Trump ist alles, aber kein begeisterter Militarist. Mileis Wirtschaftsreformen sind das Gegenteil der zentralisierten Planwirtschaft, die Hitler aufbaute. 

Orbán mag die Unterdrückung der Opposition vorgeworfen werden, aber gewaltsam? Weidel, Le Pen und Chrupalla, trotz ihrer noch nicht allzu lange zurückliegenden Scheidung aus weltanschaulichen Gründen aufzählungshalber erwähnt, kann bisher nicht ein einziger Faschismus-Marker nachgewiesen werden.

Doch statt sich allzu lange mit diesen Unterschiede aufzuhalten, deren Betrachtung die Zahl der Faschisten im Handumdrehen bedrohlich schrumpfen lassen würde, rührt Nils Markwardt alles in einen Braunen Topf: "Das spezifische Auftreten Trumps" steht neben den "rhetorischen Strategien der AfD", die "machtpolitischen Winkelzüge" Wladimir Putins, des - toten - Silvio Berlusconis "bunte TV-Auftritte" samt selbstgesungenem Schlager und das "rechtsextreme Lachen aus Lust am Leid des Gegners", sie "verhelfen der extremen Rechten zum Erfolg". 

Ein bisschen völkisch

Nicht etwa das Versagen der bisher regierenden Parteien. Nicht etwa der Umstand, dass sich bis ganz nach links draußen der Eindruck breit gemacht hat, dass es so nicht weitergehen kann. Die Grünen wollen jetzt endlich "Gerechtigkeit" und "Klimaschutz", die SPD "Wohlstand", "Sicherheit", "Freiheit" und "Zukunft". Die CDU versucht es völkisch mit einem "Deutschland, auf das wir wieder stolz sein können", die FDP bietet einen "modernen Staat, der sich nicht verzettelt" und das BSW "eine bessere Politik".

Alle wollen regieren, alle wollen verändern, die einen "eher libertär oder völkisch", die anderen linkspopulistisch, indem sie den Menschen versprechen, es brauche angesichts leerer Kassen kein "entweder oder", sondern entschlossenen Führer, der die Sache in die Hand nehme. Diese Mischung aus Verlockung und Versprechen, Tröstung und hasserfüllten Parolen gegen alle, die einen anderen Weg als besseren sehen, sind nicht "spezifisch rechtsextrem" (Markwardt), sie lassen sich aber als "machtpolitische Instrumente" denunzieren, die "von der extremen Rechten sehr effizient genutzt" werden. 

"Lärmende Massenunterhaltung"

Die Gleichung ist dann einfach: Wer erfolgreich beim Wähler punktet, ist ein Faschist, auch ohne Gräueltaten. Wer noch Straßenwahlkampf mit Großveranstaltungen macht, wie sie bis zur Ära Gerhard Schröders der Normalfall waren, macht sich heute der "ideologischen Indoktrinierung mit lärmender Massenunterhaltung" schuldig. 

"Fackelzüge, Trommelwirbel und Volksfeststimmung", so sieht er aus, der Faschismus, bei dem nicht nette Popstars wie Beyoncé für Lichtgestalten wie Kamala Harris singen und tanzen, sondern "dunkle Clowns" wie Elon Musk Hass schüren und nicht herzensgute Sozialdemokraten mit Musik und Würstchen für ein solidarisches Miteinander ohne Schuldenbremse werben, sondern "Sprüche, Beleidigungen, überdrehter Unsinn" zeigen, wie "faschistische Unterhaltungslust" eine "rauschhafte Massenhypnose" auslöst, an deren Ende wieder Blut fließt, junge Männern in Schützengräben sterben und die Öfen rauchen. 

Möge dann niemand sagen, dass die "Zeit" nicht vor allem gewarnt hat und vor allem anderen auch.


6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...den Schrecken der Nazi-Verbrechen ...
Katyn zum Beispiel. Oder der "Überfall" auf das engelgleiche friedliche Polen.
"Leugnen" hat übrigens die Bedeutung, oder doch jedenfalls die Nebenbedeutung, etwas GEGEN BESSERES WISSEN in Abrede zu stellen.

Carl Gustaf hat gesagt…

Ich schwöre in diesem Kontext ganz old-school mäßig auf den (immer noch nicht in die Jahre gekommenen) musikalischen Beitrag der Deutsch Amerikanischen Freundschaft: https://www.youtube.com/watch?v=eYcUGO-ISXQ&list=RDeYcUGO-ISXQ&start_radio=1
Wenn Antifaschismus und Antitotalitarismus, dann bitte mit ordentlichem Rhythmus.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe den aktuellen Globalsozialismus als legitimen Nachfolger des Nationalsozialismus. Beiden ist bzw. war ja zu eigen, dass privates Gewinnstreben nicht behindert wurde, so lange es der Sache diente.

Böse Wikinazis verbreiten antipolnische Propaganda:
Im Polnisch-Sowjetischen Krieg ... versuchte einerseits das 1918 [mit Unterstützung Willem des II.] wiedererrichtete Polen, im Osten den historischen Grenzverlauf von 1772 wiederherzustellen und eine osteuropäische Konföderation unter polnischer Führung zu schaffen. ...

OT Fefe: RIP Jimmy Carter.
Der einzige US-Präsident, der christliche Werte, Empathie und Humanismus zeigte.


Traurig, traurig.

Anonym hat gesagt…

"Sahra Wagenknecht fehlt, wurde aber womöglich nur vergessen."
Wurde sie nicht. Wagenknecht ist einer anderen totalitären Himmelsrichtung zuzurechnen, die das 20. Jahrhundert geprägt hat, dem Stalinismus.

Anonym hat gesagt…

<< Rechtspopulist 31. Dezember 2024 at 11:28
... ... ...
Schon Napoleon sagte: „Törichter ist kein Volk auf Erden. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie.“ >>
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Genau so ein S ...tuss wie: „Eine herrische, grausame Jugend will ich“ --- Alphons Güttler - angeblich.
Völliger Schwachstrom, wird aber geglaubt.
Andere Dumpfnudeln wähnen, dass man beim Ami "Maschinengewehre" in der Grabbelkiste für 'n Ei und 'n Appel erwerben könne.

Die Anmerkung hat gesagt…

Grabbelkiste schon lange nicht mehr. Das macht man jetzt zeitgemäß aus der geheizten Stube heraus.

https://www.walmart.com/browse/sports-outdoors/outdoor-sports/rifles/4125_546956/Y2F0ZWdvcnk6UmlmbGVz

So ein Diabolo aus Nahdistanz kann schon richtig weh tun bis tödlich sein. Für glatte Läufe gibt es auch ansprechende Munition, die kein Spaß ist, wenn sie das Ziel trifft.

Das AR15 gibt es allerdings noch nicht in der Billigbox neben der Kasse.