Mittwoch, 4. Dezember 2024

DAX-Rekord: Rot-grüne Liebe zur Aktie

In ihrer neuen Begeisterung für marktwirtschaftliche Finanzierungsvehikel nehmen die Grünen auch die fürchterlichen Jahre unter Merkels Wirtschaftsminister Peter Altmaier auf ihre Kappe.

Selten war die gesellschaftliche Begeisterung für spekulatives Kapital so groß wie in diesen Tagen. Neuer Dax-Rekord! Rot-Grün in seiner reinen, unverfälschten Form hat das deutsche Börsenbarometer hochkatapultiert auf den höchsten Stand aller Zeiten!  

Die "Tagesschau", die ihre "Börse vor acht" wegen der allgemeinen Ablehnung des Glücksspiels mit Anlagekapital vor zwei Jahren in "Wirtschaft vor acht" umbenannt hatte, jubelt mit: "DAX steigt erstmals über 20.000 Punkte". Der "Spiegel" ärgert sich, weil man auch aus Hamburg jahrzehntelang gepredigt hat, dass die Rente nur sicher ist, so lange die Jungen für die Alten zahlen. Bei der "Süddeutschen" bekommen sie Angst, weil der deutsche Aktienindex sich in den zurückliegenden 30 Jahren verzehnfacht hat. Also bald Schluss sein muss.

Team Scholz und Team Habeck sind begeistert


Erstaunlicher aber noch als die neiderfüllten Kommentare und die angstschürenden Warnungen ist die unverschnittene Freude, die ausgerechnet von  "Team Habeck" und "Team Scholz" kommt, zwei Mannschaften, denen es bis zum Ausscheiden der FDP-Minister aus der Fortschrittskoalition erfolgreich gelingen war, die Anlage staatlicher Extra-Schulden in einem "Generationenkapital" genannten Staatsfonds nach dem norwegischen Vorbild zu verhindern. 

Börse ist böse, diese Überzeugung gehört seit dem großen Crash von 1923 zum Kern jeder linken Ideologie. Ein Angestellter oder Arbeiter, der selbst Anteile an den Produktionsmitteln und dem Anlagekapital besitzt, kommt weder Marx noch bei Lenin vor. Auch spätere Theoretiker wie Andrea Nahles, Kevin Kühnert oder Hubertus Heil mochten sich dem Gedanken nicht nähern, dass ein guter Gewerkschafter fleißig spart, bis er schließlich als übler Kuponschneider von der Arbeit anderer lebt.

Wenn es bei den Frauen und Männern, die die Welt besser machen wollen, um Börse ging, dann nur darum, wem man was am besten von seinen Gewinnen wegnehmen könnte. Bis über den  Rand des verfassungsrechtlich Zulässigen hinaus marschierte man. Im sicheren Wissen, damit durchzukommen oder aber doch straffrei zu bleiben beim Versuch, die Einkommensbasis des Staates widerrechtlich zu verbreitern.

Habeck, Vater des Spekulationserfolges


Doch auf einmal will keiner fehlen bei der Party für den "Dax-Rekord, den es eigentlich nicht geben darf" (Die Welt).  Das Team Habeck feiert seinen grünen Wirtschaftsminister als den Vater des Erfolges. Die SPD ist überzeugt, dass es der Kanzler war, der den - neuerdings - 40 größten börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften über die "magische Marke" (Welt) half. Die Tatsachen übersehen sie alle im Feuereifer der Gewissheit, dass die Lage viel besser sein muss als die Stimmung, wenn das Land nach zwei Jahren quälender Rezession und in depressiver Stimmung Aktienkurse auf neue Höchststände steigen.

Aber tun sie denn das überhaupt? Ist der Dax-Rekord wirklich so ein großartiges Zeichen für eine lichte Zukunft, gemacht von Männern wie Robert Habeck und Olaf Scholz, letzterer stolz darauf, all sein Geld auf einem Sparbuch geparkt zu haben, wo es seit Jahren beständig an Kaufkraft verliert? Natürlich, Robert Habeck hatte im Februar bekannt, Deutschland kaufen zu wollen, wenn es denn eine Aktie wäre. Doch eine gute Idee wäre das nicht gewesen: Der Dax hat seitdem um 16 Prozent zugelegt. Der US-Index Dow Jones allerdings um 25, der marktbreite S&P 500 um 30 und der High-Tech-Index Nasdaq um mehr als 30. 

Kein gute Wahl


Auch längerfristig war der deutsche Aktienindex keine gute Wahl. Seit Jahr 2020, das die Fankurve der Ex-Ampel gern heranzieht, weil vom Tiefpunkt der Corona-Krise alles aussieht, als habe danach abgehoben wie nie, hat der Dax 250 Prozent zugelegt. Der Nasdaq allerdings 300. 

Seit Dienstantritt der Ampel und dem Kriegsbeginn in der Ukraine sieht es noch schlechter aus. Der Dax schaffte schmale 30 Prozent plus. Abzüglich der Inflationsrate seit 2022 bleibt damit ein bereinigter Gewinn von bescheidenen zwölf Prozent. Bei einer Anlage in USA-Aktien, die im gleichen Zeitraum um 50 (Dow) bis 75 Prozent (Nasdaq) stiegen, wären es mehr als 30 oder sogar mehr als 55 gewesen.

Knalleffekt für Populisten


Für den kurzen Knalleffekt der Populisten aber reicht die Behauptung, dieser Rekord sei - wie die vollen Gasspeicher, die sinkenden Preise und der Ansturm auf die Migliedsausweise der Grünen - von Robert Habeck gemacht und der wahre Statusbericht zur Lage der deutschen Wirtschaft. 

Der geht es unterdessen in Wirklichkeit so schlecht, dass das Indexgewicht von SPD, der einzigen vertretenen Software-Firma, schon mehrfach gekürzt werden musste, um zu verhindern, dass die wenige Firmen mit einem brauchbaren Zukunftsplan die vielen Traditionsgesellschaften mit ehemals großen Namen wie VW, BMW, Henkel, Bayer und BASF langsam ins Abseits drücken.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Börsenkurse hängen weniger an der Performance einzelner Unternehmen als am billigen Zentralbankgeld. Insofern schadet eine schwächere wirtschaftliche Lage nicht, da dann keiner auf die Idee kommt, die Leitzinsen zu erhöhen. Und diese Erwartung garantiert, dass die Kurse immer weiter steigen.

ppq hat gesagt…

deshalb der hinweis auf die inflation, die ja insbesondere eine inflationierung der vermögenspreise war