Montag, 16. Dezember 2024

Das Wunderkind: Fußballrekorde aus dem Jungbrunnen

Mit zwölf Jahren war Youssoufa Moukoko schon ein richtiger Mann: Aber eher wollte die Fußballwelt an ein unerhörtes Wunder der Natur glauben als an eine passend geschliffene Biografie.

Youssoufa Moukoko war "der Zwölfjährige, über den Fußballdeutschland staunt". Die renommierte Süddeutsche Zeitung war vor Begeisterung wie gelähmt. Moukoko, ein D-Jugendspieler von Borussia Dortmund, war erstmals für eine deutsche Nationalmannschaft nominiert worden. Und dann gleich für die B-Jugend, also die U16.

"Moukoko ist mit Abstand der Jüngste im Kader", formulierte die Zeitung aus München und sie verwies auf "die starken Leistungen in der U17 von Borussia Dortmund", mit denen der in Kamerun geborene Kicker "auf sich aufmerksam gemacht" habe.  

Die kindliche Tormaschine


Der Beginn einer Traumkarriere, wie sie bis dahin noch kein Fußballspieler hingelegt hatte. In den Jugendmannschaften schoss Youssoufa Moukoko alles kurz und klein. Mit 40 Toren in 28 Spielen wurde er als 13-Jähriger Torschützenkönig in der Liga der 17-Jährigen. Mit 46 Toren in 25 Spielen legte er im Jahr danach noch einen drauf. Und in seiner letzten U17-Saison schaffte er dann sogar 83 Treffen in 50 Spielen. Eine Tormaschine. 

Mit 15 rückte Youssoufa Moukoko in den Profikader des BVB auf, mit 16 wurde er zum jüngsten Spieler, der jemals in der Bundesliga auf dem Platz gestanden hatte. Nur Tage später war er dann auch der jüngste Spieler, der jemals in der Champions League gespielt hatte. 

Ein Fußballmärchen


Dass an diesem Fußballmärchen allerlei nicht stimmen kann, konnte jeder sehen. Das Kickerkind hatte einen Bart, die Muskulatur des vermeintlich noch nicht einmal pubertierenden Jungen entsprach der eines späten Teenagers. Youssoufa Moukoko war "erst zwölf", sah aber aus wie ein 16-Jähriger. Als er dann 16 geworden war, hätte ihn schon kein Disco-Türsteher mehr nach dem Ausweis gefragt.

Im Untergrund grummelte denn auch beständig das Gerücht, Moukoko sei nicht nur unglaublich talentiert, sondern vermutlich auch viel älter. Bestätigt wurde das nie. Vielmehr wurde jeder, die Fragen danach stellte, sich selbst infrage gestellt. Das "Supertalent" (RP) werde doch nur beneidet und diskriminiert, hieß es dann. Sein Verein Borussia Dortmund nahm den Teenager in Absprache mit dem DFB über Jahre aus dem Aufgebot der Nachwuchsnationalmannschaften, um ihn zu schützen. 

Jeder konnte es sehen


Das alles war für den jungen Mann zweifellos belastend. Doch es war vor allem auch ein  Experiment. Ist es möglich, entgegen dem, was jeder sehen kann, etwas zu behaupten, was jeder menschlichen Erfahrung widerspricht? Kann eine interessierte Koalition aus privatem Umfeld, Vereinsmanagern, Verbandsfunktionären und Medienarbeitern sich mit dem Märchen vom Wunderkind, das als gottbegnadetes Sturmjuwel nicht einfach nur vier Hattricks in einer Saison schießt, sondern dazu auch noch einen Sechserpack, durchsetzen gegen den Zweifel, der in jedem nagen musste, der auch nur ein Foto vom "BVB-Rekordtalent" gesehen hatte? 

Ja. Über Jahre hinweg war die Geburtsurkunde aus Kamerun, mit der der damals Neunjährige in Deutschland angekommen war, der Beweis dafür, dass nur übelmeinende Hetzer an der Geschichte vom "BVB-Juwel" (Der Westen) zweifeln. Länger noch als beim Hamburger Profi Bakery Jatta, der heute noch 26 Jahre alt ist, gelang es, den dunklen Teil der traumhaften Geschichte vom Jahrhunderttalent mit den vielen, vielen Altersrekorden auszublenden. Jedermann wollte viel lieber an ein unerhörtes Wunder der Natur glauben, als an die womöglich sehr viel naheliegendere Erklärung einer mit ein paar kleinen Tricks passend geschliffene Biografie.

Uneingelöstes Versprechen


Der "Hochtalentierte" galt als Versprechen auf eine große Zukunft. Nach allem, was das kickende Kind an Ansätzen zeigte, wäre selbst eine ordentliche Kariere als Bundesliga-Profi und durchschnittlicher Nationalmannschaftsspieler enttäuschend gewesen. Ein 16-Jähriger, der dreifach und fünffach besser ist als alle seine Altersgenossen, wäre als 20-Jähriger wenigstens immer noch doppelt so gut, bliebt er vom Verletzungspech verschont. 

Youssoufa Moukoko aber war es nicht. Je älter das "nächste große Supertalent" (Rheinische Post) wurde, desto schneller schrumpfte sein Leistungsvorsprung gegenüber Gleichaltrigen. Die Kraft- und Geschwindigkeitsvorteile, von denen Moukoko als Kind und Jugendlicher profitiert hatte, verschwanden. Aus dem Kind, das in drei Jahren mehr als 100 Tore in den verschiedenen Junioren-Bundesligen schoss und gleich zweimal die Fritz-Walter-Medaille verliehen bekam, wurde ein ganz und gar durchschnittlicher Spieler, der weder mehr Tore erzielte als andere noch weiter durch neue Rekorde auffiel. 

Vier Jahre jünger


Eine Erklärung für das Phänomen von atemberaubendem Aufstieg und stillem Fall liefert  jetzt eine Dokumentation, in der der Ex-Vater des Ex-Wunderkindes behauptet, seinen Schützling vier Jahre jünger gemacht zu haben, um ihn besser auf dem deutschen Fußballmarkt unterbringen zu können. Danach wäre Moukoko nicht als Neunjähriger mit seiner Mutter aus Kamerun nach Hamburg zu seinem Vater gezogen, sondern als 13-Jähriger von dem mit ihm nicht einmal verwandten Joseph Moukoko nach Deutschland gebracht worden, wo ihn der FC St. Pauli zwar nicht haben wollte. 

Borussia Dortmund der Reportage "Tricksen, Schummeln, Täuschen – Das Millionengeschäft mit den Fußball-Talenten" zufolge aber bereit war, seinen vermeintlichen Eltern ein monatliches fünfstelliges Gehalt zu bezahlen, um sich die Rechte an dem Jungen - der nach den Fifa-Regeln selbst noch keinen Profivertrag abschließen durfte - auf diese Weise zu sichern. 

Die Behörden als Zeugen


Schwören wollen mittlerweile weder Borussia Dortmund noch der Deutsche Fußballbund  noch auf die Altersangaben, die in den vergangenen acht Jahren als amtlich galten. "Die leiblichen Eltern und die Geburtsdaten ergeben sich im Falle von Youssoufa Moukoko aus amtlichen Ausweisdokumenten und Geburtsurkunden, die von einer deutschen Behörde ausgestellt worden sind", beruft sich der BVB auf amtliche Dokumente, die auf Basis der Geburtsurkunde aus Kamerun ausgestellt wurden. Auf deren Korrektheit kann auch aus Sicht des DFB weiterhin vertraut werden. "Als eine vom Hamburger Standesamt beglaubigte Geburtsurkunde vorgelegt wurde, wurde er für Deutschland eingesetzt", heißt es da, "der DFB hatte keinen Anlass, die Arbeit deutscher Behörden in Zweifel zu ziehen."

Wenn etwas hier falsch ist, dann hat zumindest niemand nichts falsch gemacht. Es gab eine Geburtsurkunde aus Kamerun. Es gab eine Bestätigung "deutscher Behörden". Und ohnehin ist das alles längst Schnee von gestern, der allenfalls noch die jungen Fußballer interessiert, die als zwölfjährige Kinder gegen einen 16-jährigen Teenager keinen Stich sahen und auch deshalb nie Meister werden konnten.

Rückgängige Rekorde?


Pech. Hätten sie sich mal mehr angestrengt. Ist Youssoufa Moukoko nun aber "doch älter als angenommen? Oder hat er sich nur jünger gefühlt? War das erlaubt oder müssen die Rekorde des Wunderkindes jetzt rückgängig gemacht werden? Verliert Dortmund reihenweise Nachwuchsmeistertitel? Und wie würden vier verlorene Jahre für die Rente des Mannes im besten Fußballalter zählen, würde der Beweis geführt, dass er nicht so alt ist, wie er seit seiner Ankunft in Deutschland war? 

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Er kann sich immernoch transen. Dann purzeln die Rekorde im Frauenfußball weiter.

Anonym hat gesagt…

Dass alle zugucken und keiner was macht gab es doch schonmal, wann war das, ach ja in unserer
VERGANGENHEIT

Anonym hat gesagt…

OT pilzverseuchte marxistische Gülle
via Anmerker

https://overton-magazin.de/top-story/zensur-auf-dem-vormarsch-auch-bei-telepolis/

ein Schillo:
Es ist ja nicht so, als ob die Obrigkeit, ... scharf darauf wäre, die Meinungsfreiheit einzuschränken.

Vollscheibe.

Diese Freiheit (... ) ist eine Produktivkraft politischer Herrschaft.

Vollscheibe #2

Natürlich muss sie [die Freiheit] im Sinne ihres Erfinders, sprich staatlichen Garanten, ...

Zum Mitschreiben: Der staatliche Garant ist ihr Erfinder. Vollscheibe.

Der ganze Artikel ist Brainrot (Wort des Jahres 2024 in der Anglophonie).

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

Die Nummer gibt's auch andersrum. Beliebt bei Beantragung von Frührente und den gewünschten Papieren dazu. Gerne dann wieder im Heimatland . Wäre Mal eine Aufgabe für einen aufrechten Journalisten, Migranten und der "Generationsvertrag".

Anonym hat gesagt…

Zwei Dinge gelüstet es mich zu erwähnen.
Ein paar Monate, bevor Baracke Owumba US-Präsi wurde, haben sich völlig freiwillig schier zweihunderttausend Verehrer zwecks Huldigung an der Siegessäule versammelt.
Bei olle Dikigoros: Pelé war der König der Torschützenkönige, weil sich kaum ein Verteidiger an ihn heran gewagt hat. Wenn aber doch, hatte er gute Aussichten, zum Krüppel zu werden.

Der lachende Mann hat gesagt…

Der Dikigoros: Er lebe hoch! hoch! hoch!