Sonntag, 22. Dezember 2024

Aufatmen im Abgrund: Heile Welt vor Heiligabend

Hätte Abdulmohsen einmal "Schwachkopf" geschrieben, wäre er vielleicht aufgehalten worden.
 

Wieder kurz vor Weihnachten. Wieder viele Tote. Wieder Verletzte. Vernichtete Hoffnungen in zahllosen Familien, namenloses Entsetzen in der Gesellschaft. Zerstörtes Vertrauen in das Handeln der Zuständigen. Kurz nach Magdeburg, einem Code wie einst Paris, Berlin, Lüttich oder Brüssel, geht denn noch ein großes Aufatmen durch Deutschland. 

Es hätte viel schlimmer kommen können! Anfangs sah es ganz danach aus. Wieder ein Einmann arabischer Abstammung. Wieder ein Weihnachtsmarkt. Wieder ein "Auto", das in eine Menschenmenge fährt. Wieder sofort Kommentare, in denen von 2015, Merkel, Scholz und den offenen Grenzen die Rede ist. 

Mitleid aus Berlin

Der Versuch, stattdessen eine Diskussion darüber zu beginnen, wie es sein kann, dass ein deutscher Weihnachtsmarkt sieben Jahre Erfindung der Terrorsperre und drei Monate nach Einführung des Messerverbots noch immer nicht rundum gesichert ist wie eine mittelalterliche Feste, verlief unglücklich. Die wohlfeilen Mitleidsbotschaften aus Berlin, verfertigt nach einem bewährtem Schnittmusterbogen, der von Amtsträger zu Amtsträger weitergegeben wird, schienen in der Breite kaum zu verfangen. 

Eine halbe Nacht lang drohte Deutschland eine neuerliche Zeitenwende. Der Wahlkampf, bis hierher absehbar ein langweiliges Wettrennen, bei dem die Starter versuchen würden, ohne inhaltliche Festlegung genug Stimmen zu ergattern, um in dieser oder jener Konstellation weiterzumachen wie immer, schickte sich an, zu einer Entscheidungsschlacht zu werden. Four more years? Oder Kettensäge?

Wenigstens kein Islamist

Die Rettung kam unverhofft, und sie kam in Person des Mörders von Magdeburg. Der ist zwar wirklich ein Mann saudischer Abstammung, aber weder der islamistische Schläfer, den die ersten Terrorexperten in ihm erkannt zu haben glaubten, noch der Soldat des Islamischen Staates, der in Sachsen-Anhalt die Kollaboration der deutschen Regierung mit den netten Islamisten von der HTS  rächen wollte. 

Taleb Al Abdulmohsen stellte sich vielmehr schnell als Arzt aus Saudi-Arabien heraus, der schon lange vor Merkels "Grenzöffnung" (Barack Obama)  nach Deutschland gekommen war - auf der Flucht vor den salafistischen Blutprinzen, die in seinem Heimatland mit harter Hand herrschen, dabei aber vom Westen als verlässlicher Bündnispartner gegen als noch schlimmer eingeschätzte Schreckensregime betrachtet werden. Al Abdulmohsen hatte in Deutschland Asyl gesucht, in der neuen Heimat aber keine Verbündeten gefunden, um gegen die unmenschlichen Verhältnisse im Land seiner Väter zu kämpfen. 

Im unauffälligen Kittel eines Psychiaters, der sich im Maßregelvollzug um weggesperrte Straftäter kümmerte, trieb die Vorstellung, Deutschland lasse sich willig islamisieren, den Islam-Aussteiger vom Hass auf Salafisten zum Hass auf den Islam und vor dort weiter zum Hass auf Deutschland. Lange vor seinem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt kündigte der 50-Jährige an, im Kampf für seine Sache sterben zu wollen.

 "Gefällt mir" für die AfD

"Gerechtigkeit um jeden Preis" war sein Ziel. Wer als Deutscher auch betroffen sei, solle sich anschließen, schrieb er. Wer sich nicht betroffen fühle, solle sich später nicht beschweren. Der in der Kleinstadt Bernburg lebende Mediziner, engagiert in der Flüchtlingshilfe und im Internet mit einer Seite vertreten, die fluchtwilligen Frauen und Mädchen aus Saudi-Arabien Tipps wie "do not seek asylum in G e r m a n y" gab, verteilte "Gefällt mir"-Klicks an die AfD. 

Er nannte sich selbst einen Linken, bezog aber rechte Positionen, was den Umgang mit Moslems Muslimen anlangt. Der Mann war, nach allem, was Stunden später feststeht, Ausländer und Ausländerfeind. Ein Arzt als Mörder. Ein Zufluchtsuchender, der gut integriert schien, aber nie angekommen war. Ein Gefährder, vor dem gewarnt wurde, um den sich aber niemand kümmern konnte.

Abdulmohsen ist das Beste, was den Wahlkämpfern in Berlin in einer Situation passieren konnte, in der über die ersten Stunden hinweg in keiner Parteizentrale klar war, wie sie sich beherrschen lassen würde. Natürlich lieferte AfD-Chefin Alice Weidel mit "Der Wahnsinn muss ein Ende haben" eine Parole, der jeder unwillkürlich zustimmen musste. 

Wie im Robert-Frost-Gedicht

Weidel aber muss noch auf absehbare Zeit keine Idee haben, wie genau sich verhindern lassen soll, dass ein Akademiker nach 18 Jahren im Land plötzlich ein Signal empfängt wie die mit einem Robert-Frost-Gedicht konditionierten KGB-Agenten in Don Siegels Thriller "Telefon". Die werden mit dem Satz "des Waldes Dunkel zieht mich an, doch muss zu meinem Wort ich stehn und Meilen gehn, bevor ich schlafen kann" von braven Normalbürgern zu roboterhaften Killern - ein Schritt, den Taleb Al Abdulmohsen nur wenige Tage nach der deutschen Zustimmung zur Vergabe der Fußball-WM 2030 an Saudi-Arabien ging.

Ein Zufall? Oder der Auslöser dafür, dass der Mediziner Menschen ermordete, die er nicht einmal kannte, die ihm nie begegnet waren und deren Person für seine Tat weder individuelle noch funktionale Bedeutung hatten, wie es bei deutschen Terroristen überwiegend Brauch ist? Am Abgrund, in den der arabische Terrorist sein Gastland zu ziehen drohte, herrscht am Tag danach hörbares Aufatmen. 

Mag der Mann aus Bernburg auch den Krieg aus seinem Heimatland mit nach Deutschland gebracht haben - immerhin war es keiner der Kriege, die seit 2015 so viele Menschen in Europa das Leben gekostet haben. Abdulmohsen ist zweifelsfrei überführt, keiner der ganz normalen islamistischen Attentäter zu sein, der uns unsere freiheitliche Lebensart, unsere Glühweinstände und den Weihnachtsmann nehmen will. 

Kritiker des Islam

Vielmehr gehöre sein Anschlag "in eine Reihe mit den rechtsextremistischen Anschlägen von Breivik (77 Tote) und Christchurch (51 Tote)" (Ruprecht Polenz), der Täter habe "Verbindung in die rechtsextremistische Szene" gehabt, er habe sich als "aggressivster Kritiker des Islam" bezeichne und "Beiträge von rechtsideologischen Accounts, etwa auch von AfD-Chefin Alice Weidel und der neurechten Influencerin Naomi Seibt sowie von X-Besitzer Elon Musk" geteilt. Andererseits war er vielleicht aber auch nur wirr. Beileine nicht die schlimmste Variante. Schnelle Urteile, vielleicht nicht richtig, aber beruhigend.

Die Welt ist wieder so gut wie in Ordnung. Der Kanzler und die Kanzlerkandidaten, der Bundespräsident und der Landesvater, sie haben Beileid bekundet. Die Medien haben die Finger in die Wunde, die Magdeburger Blumen niedergelegt. Aufgearbeitet werden muss noch, wieso der Weihnachtsmarkt nicht sicher war, die Polizei den Verdächtigen zur geplanten "Gefährderansprache" nicht antraf, nachdem eine Vielzahl von Hinweise auf die Mordfantasien des 50-Jährigen einging, und wieso im Psychiaterkollektiv im Maßregelvollzug niemandem auffiel, dass in den Therapiestunden mit Abdulmohsen immer die Falschen auf der Ledercouch lagen.



7 Kommentare:

Trumpeltier hat gesagt…

Frohe Weihnachten wünsch' ich allen!

Nachdem die Symbionten Toleranz und Tolleranz sich wie Krebsgeschwüre in gutmenschlichen Michelhirnen eingenistet haben, geht das multikulturelle Straßenschlachtfest mit nur wenigen Atempausen ohne Gemetzel munter weiter.

Während der obrigkeitsdevote Naivpöbel mit allerlei TV-Spots über Bremsklotzstechnik an Markteingängen, die weitere Lkw-Amokfahrten verhindern können sollen, in trügerische Sicherheit gelogen wurde, konnte ein weiterer bereits aufgefallener Attentäter aus dem Orient in aller Seelenruhe die Lage inspizieren und Schlupflöcher in der Schutzbastion entdecken, die unsere bürokratischen Experten zuvor (mal wieder) einfach blöd übersehen hatten ... falls man keinen gezielten politischen Vorsatz dahinter vermuten will, um ein zunehmend unzufriedenes Volk per Terrorangst gefügig zu machen.

In allen Medien gab es Berichte über martialisch schwarz uniformierte Polizeitruppen, die im Gewimmel spontan bzw. willkürlich verdächtige Passanten überprüften, wie z.B. heimische Omas und denen ihr kleines rotes Schweizer Taschenmesser aus den Handtaschen wülten und konfiszierten, weil es inzwischen ja Waffenverbotszonen gibt, die garantiert keinen echten Kriminellen beeindrucken wird wie alle anderen Gesetze.

Wichtig scheint in Absurdistan nur noch zu sein, was eine mental bereits in den Bereich von Schwachsinn abgestürzte Mehrheit denkt und fühlt. Wer sich auf solche besonders häufig in Verwaltungen anzutreffenden ignorant arroganten Schildbürger verlässt, braucht keine Feinde.

Und zu allem Kotzbrockenüberfluss reist zusätzlich auch noch die dafür verantwortliche Politprominenz an und laicht ihr immergleiches Betroffenheits-Phrasen-Blabla ab. Wieder starben Menschen direkt, kämpfen etliche weitere schwerverletzt noch gegen den Tod und werden viele lebenslang physische oder psychische Folgen ertragen müssen . . . aber nach kurzer Herdentrieb-Jammerorgie wird die Masse sich zu Weihnachten aufs "Weiter so!" besinnen und die Verantwortlichen dieser blutigen Kulturbereicherung im Februar garantiert erneut krönen.

Den schlappschwänzig devoten Almans und ihren woken Weibern ist nicht mehr zu helfen.
Die schaffen sich glaubensfanatisch irre ab!

Hase, Du bleibst hier... hat gesagt…

"Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!" Ist Ironie hier angebracht? NEIN! 6000 syrische Ärzte sind laut Lauterbach in Deutschland. Wie viele davon sind selber kranke Akademiker? Und was hat die Gesellschaft von Millionen von Analphabeten aus dem Morgenland zu erwarten? Wird es besser mit einem Weiterso? Nun sollte jeder Wähler seinem Gewissen folgen.

Trumpeltier hat gesagt…

Nachspeise:
Als Tollkirsche auf der deutschen Schlagsahnetorte hat man im weltoffenen Magdeburg selbstverständlich sofort eine bunte Demo gegen Rächzz organisiert.

Volker hat gesagt…

Leute, was soll das greinen.
Hauptsache ist doch, dass sofort nach dem Verbrechen wieder mal klargestellt wurde, was im Fall von migrantischen Mördern immer gilt: Der Mörder ist nicht schuldig, schuld sind die anderen.

Anonym hat gesagt…

...und die Verantwortlichen dieser blutigen Kulturbereicherung im Februar garantiert erneut krönen ...

Also, darauf könnt ihr einen lassen. Blaaaaat!


Anonym hat gesagt…

Scholz konnte im Unterschied zu Merkel 2017 den Besuch nicht auf nächstes Weihnachten verschieben, weil er da nicht mehr Kanzler sein wird.

Carl Gustaf hat gesagt…

Hans Magnus Enzensberger hat dem Attentäter von Magdeburg bereits im Jahre 2006 ein Essay gewidmet (https://www.spiegel.de/kultur/der-radikale-verlierer-a-4a2fef3d-0002-0001-0000-000042983347).
Und dass der eine oder andere Psychiater selbst einen Knacks hat (sei er angeboren oder in klinischen Alltag erworben) git inzwischen schon nicht mehr als Klischee.