Freitag, 15. November 2024

Katzenjammer-Kids: Wenn im Blindenheim das Licht angeht

Luisa Neubauer ist kein Kind mehr, hat sich aber viel kindlichen Trotz und ein juveniles Weltbild bewahrt.

Sie sind im Wohlstand aufgewachsen, in einem weitgehend gemachten Nest, gut versorgt und regelmäßig gefüttert. Daheim und in der Schule, aber auch in den Medien wurde ihnen  eingeredet, dass es auf sie ankommt, immer. Ihre Stimme sei entscheidend, ihre Ansichten seien einzigartig, ihr Überzeugungen ausschlaggebend. Ihr Wille geschehe. Sie seien berufen, die festzulegen, wohin der Weg der Menschheit führt.

Schock im wahren Leben

Viele von ihnen sind ohne ein Buch aufgewachsen, ohne mehr von der Geschichte zu wissen als das, was im Schulunterricht nicht drankam. Überall dort, wo sie nach Jahren in einem prekären Bildungssystem auf das wahre Leben treffen, klagen Lehrmeister und Dozenten über ihre umfangreichen Bildungslücken, ihre häufig auf schierem Aberglauben beruhenden  Überzeugungen und ihr unverwüstliches Selbstbewusstsein. 

Ein Erfolg einer Erziehung, die im Kern darauf beruht, sogenannte "Werte" zu vermitteln. Ursprünglich bildeten die sich im Menschen, nachdem er so viel Wissen angehäuft hatte, dass ihm keine andere Möglichkeit blieb, als von selbst zur Einsicht zu kommen, dass bestimmte moralische Überzeugungen unabdingbar sind, wollen größere Gruppen oder gar sehr große Massen unbeschadet beieinanderleben.

Kants Irrtum

Immanuel Kants kategorischer Imperativ, das grundlegende Prinzip moralischen Handelns, besteht nicht aus Lerninhalten, sondern aus eigener Einsicht. "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde", heißt nicht, dass Pflicht, Vernunft und eigener Wille für alle anderen bindend sind. Sondern dass der Einzelne sich so verhält, dass kein Schaden eintritt, würden sich alle so verhalten.

Der Nachwuchs aber, der aus den Schulfabriken kommt, hat seine Überzeugungen eingebimst bekommen, ohne sie zu verstehen. Doch sie glauben fest, was ihnen über viele Jahre hinweg vorgepredigt worden ist. Sie seien mehr wert als andere, die es nicht richtig wissen. Ihre Ansichten wögen schwerer als von Leuten, die anders leben, anders glauben und andere Meinungen äußern. Denn diese anderen, sie irrten, fielen auf Märchen herein und ließen sich von übelmeinenden Menschen widerstandslos Schreckliches einreden.

An der Wurzel der Spaltung

Die vielbeschworene "Spaltung der Gesellschaft" (Der Spiegel), sie fand hier statt, zwischen denen, die sich berufen glaubten. Und denen, die im Grunde genommen nur in Ruhe gelassen werden wollten, um ihr eigenes kleines Leben zu führen. Schule und Medien, Eltern und Freizeitbetreuer schafften es über Jahre, jungen Menschen einzureden, dass eine bestimmte Art Überzeugung, ein bestimmter Betrachtungswinkel beim Blick auf die Welt und eine zugleich selbstbewusste und anmaßende Art, Forderungen zu stellen, alle die, das taten, zu besseren, ja, zu guten Menschen mache.

Wer sich verweigerte, war ewiggestrig, zurückgeblieben, abgehängt, ein bedauernswerter Fall, der weiterer Beachtung nicht wert ist, weil Zukunft aus unermüdlichem und unbeirrtem Voranschreiten besteht und ein bisschen Schwund nicht zu vermeiden ist. 

Der blinde Glaube einer ganzen Generation

Der Glaube daran war in einer ganzen Generation, zumindest so weit es die Vertreter betraf, die in den Medien vorgeführt wurden, bedingungslos. Junge Frauen wie Luisa Neubauer oder Carla Reemtsma, aber auch junge Männer wie Jakob Basel, Kevin Kühnert oder Timon Dzenius glaubten an sich selbst als die Auserwählten. Sie waren die kritischen Geister, denen es gelang, hinter die Kulissen zu schauen. Sie konnten Nazis am Geruch erkennen und Hitler auch ohne Bart. Ihre Mission war es, zu wissen, was richtig ist, und es anderen weiterzusagen, selbst wenn die es nicht hören wollten. 

Sie mussten nicht rechnen können, sondern nur wissen, was zählt. Sie mussten nicht wissen, wie es geht, nur wie nicht. Keine Physik und keine Mathematik würde ihren Wünschen widerstehen können, weil sie, so hatte man ihnen gesagt "mehr" seien. 

Ihre Verteidigung der Brandmauer, ihre spezielle Interpretation von Demokratie als etwas, das nur ihnen gehört, sie würden den Faschismus besiegen und alle Menschen zu ihresgleichen machen: Die Regierenden und die Regierten würden dann an einem Strang ziehen. Sie würden einer Meinung sein, in allen Fragen. Und unabdingbare Härten beim Umbau der Gesellschaft "zusammen untergehakt" (Olaf Scholz) fröhlich ertragen.

Der Hauptfeind triumphiert

Dass in den USA mit Donald Trump der Hauptfeind in ihrer Welt zum Präsidenten gewählt wurde, führte zu einem Strom aus Tränen. Luisa Neubauer, auf Klimakosten bis zuletzt in den Staaten unterwegs, um Wähler für Harris zu gewinnen, zeigte sich geschockt und erschrocken. In Wolkenkuckucksheim regnete die Realität herein. Und aus der jungen Elite, die sich eine Welt nach ihrem Bild hatte machen wollen, wurden die guten alten Katzenjammer-Kids: Unreife Halbwüchsige, ein bisschen traurig, ein bisschen bockig und sehr enttäuscht davon, dass nicht alles auf ihr Kommando hört.

Das sei ihnen doch aber versprochen worden, quengeln sie, die es als erste Generation überhaupt schaffte, nicht gegen die Regierung oder sonstwen dort oben zu protestieren, sondern gegen Nachbarn, Freunde und Fremde, die sich ihren Ansichten nicht bedingungslos anzuschließen bereit waren. Obschon immer nur eine verschwindend kleine gesellschaftliche Minderheit, hatten sie denen geglaubt, die sie benutzten, um an den Stellschrauben der veröffentlichten Meinung zu drehen. 

Blind für die Wirklichkeit

Blind für die Wirklichkeit waren sie hineingestolpert in eine Welt, in der es nur konsequent schien, die Meinungsfreiheit abzuschaffen, für das Klima den Wohlstand zu opfern und für das gute Leben heute Schulden zu machen. So viel es geht und so lange wie möglich.

Im wirren Hirntheater der Katzenjammer-Kids war es unabdingbar, dass ein Land, das wahrlich noch nie arm gewesen ist an Vorschriften, Regelungen, Planvorgaben und Grenzwerten, aufgerüstet wird mit einer verrückten Vielzahl an noch mehr von allem. Nur der Staat, geführt von klugen, weisen Sympathen, könne Richtung und Geschwindigkeit bestimmen. Niemand dürfe ihm deshalb in den Arm oder das Wort fallen. Alle müssten nur einfach wählen, was sie wählen würden. Dann sie die Welt zu retten.

Mit verweinten Augen

Die verweinten Augen, verquollenen Gesichter und ratlosen Minen nach dem Rückschlag in Amerika, wenig später gefolgt vom Entsetzen über das Ende der Fortschrittskoalition in Berlin, sie erzählen ganze Romane über Erziehungsfehler und Bildungsmangel. Diese jungen Menschen, Angehörige einer Altersgruppe, die noch nie auch nur den Anflug eines wirklichen Problems an sich vorbeistreichen gefühlt hat, versinkt im Selbstmitleid der Enttäuschung darüber, dass die Welt weitaus komplizierter ist als ihre Schulweisheit sie wissen ließ. 

Sie fürchten ihn wirklich, den Teufel Trump. Sie bocken innerlich vor der Hürde, die Realität so zu nehmen, wie sie ist. Es widerstrebt ihnen, anzuerkennen, dass sie nicht "mehr" sind, nie mehr waren und nicht mehr zu sagen haben als andere auch. Unabhängig von der eingebildeten besseren Bildung, den schöneren Idealen, dem fortschrittlichen Elternhaus und dem Schuljahr in Rochester/New Hampshire, wo nicht "die Hälfte" (Luisa Neubauer) "diesen Faschisten" gewählt hat.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mit ein bißchen Vorlauf auf der Erziehungsseite ist jede Generation bereit, ihre Elterngeneration über die Klinge springen zu lassen. Der Anteil derer, die man dazu bringen kann, dürfte relativ stabil sein.
Die aktuellen Strippenzieher haben bislang auf Gulags & Genozid verzichtet. Freilich ohne Garantie auf lange Sicht.

https://www.nzz.ch/international/asien-und-pazifik/fuenfzig-jahre-kulturrevolution-chinas-barbarische-jugend-ld.108974

Im August 1966 liessen Millionen von fanatisierten Schülern und Studenten ihr Idol Mao hochleben. Sie waren die ersten Vollstrecker der Greuel der Kulturrevolution.

Die Anmerkung hat gesagt…

Danisch wollte wissen, warum die in den USA Wahlkampf für Amerikaner macht.

Ist das dieses Bild, wo die so keck in die Kamera reinblinzelte?
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https://www.danisch.de/blog/2024/11/10/warum-ging-luisa-neubauer-in-den-usa-fuer-kamala-harris-klinkenputzen/

Vielleicht wegen des Aussehens. Ich hatte schon beschrieben, dass ich die intellektuell und charakterlich ganz unten einordne, aber man kann ihr nicht absprechen, dass sie als wandelndes Kindchenschema ein hübsches Gesicht hat und sehr hübsch und ansprechend in die Kamera gucken kann. Auch wenn ich gleichzeitig davon überzeugt bin, dass das sehr bald vorbei sein wird, weil diese Kindchenschönheiten zwar sehr wirkungsvoll sind, sowas dann aber mit Mitte 20 dann auch vorbei ist, und sie geht ja auf die 30 zu. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die vom Aussehen her Jutta Ditfurth folgen wird, weil sie – abgesehen von der anderen Frisur – meines Erachtens eine verblüffende Ähnlichkeit mit der im gleichen Alter hat. Kindchenschema zieht gut in den USA.