Montag, 18. November 2024

Doku Deutschland: Grüße von der Krönungsmesse

Mit einer mitreißenden Rede hat Robert Habeck beim Grünen-Parteitag alle Herzen auf seine Seite gebracht.

Er hatte viel zu sagen, doch er machte es kurz. Die Zeit drängt, das Klima verhandelt nicht mehr und der Flieger wartet beinahe schon, der Bundesklimawirtschaftsminister Robert Habeck nach Brasilien bringen sollte. Auch dort gehen es wieder um das Schicksal der Menschheit, über das letzten Endes aber in Berlin entschieden werden wird.

Schärfe und Nachdenklichkeit

In der deutschen Hauptstadt, das hat Robert Habeck bei der ihm zu Ehren durchgeführten grünen "Krönungsmesse" (Tagesspiegel) in Wiesbaden noch einmal in aller gebotenen Schärfe und Nachdenklichkeit verdeutlicht, müssen die Weichen gestellt werden. Noch mehr Rechtspopulismus? Noch mehr Klimaschäden durch Kernkraft und Co.? Oder Heizungsgesetz, Fernwärme für alle, Rückbau der Gasnetze, reformierte Schuldenbremse und eine Zukunft für Generationen, die für alle Kredite gern geradestehen wollen?

Seit dem "einfühlsamen Werbefilm", mit dem Habeck als erster deutscher Politiker überhaupt eine Kanzlerkandidatur über die Hassplattform X ankündigte, ohne zuvor von einer Partei nominiert worden zu sein, hängen Millionen an den Lippen des 55-Jährigen, der auch bei einem Scheitern seiner eigenen Kanzlerambitionen einen Sitz am nächsten Kabinettstisch haben dürfte. Was Habeck sagt, dürfte auch dann wieder Gesetz werden und zuweilen auch bleiben.

Kontrolle ist besser

Die Überzeugungen des Familienvaters aus Schleswig-Holstein sind damit Existenzgrundlage der Nation und wegweisend für den weiteren Ablauf von Energieausstieg und Wirtschaftswende, dem Umbau zur nachhaltigen Mobilität und die Transformation der unkontrolliert wuchernden Meinungsfreiheit hin zu einer gemeinnützigen Variante unter strenger staatlicher Kontrolle durch freiwillige Hassmeldestellen und Trusted Flagger.

Umso erstaunlicher, dass der Wortlaut der Bewerbungsrede um den Kanzlerposten zwar nachzuhören, aber nicht nachzulesen ist. Die großen Medien bescheiden sich mit einer Agenturzusammenfassung, die großen Wert darauf legt, Rolle und Bedeutung eines Schwimmbadbesuches und eines Satzes aus Kindermund für die Ambitionen des Chefs von #teamhabeck hinreichend zu beleuchten.

Nicht der Tollste sein

Dass Habeck ausdrücklich klargestellt hat, "nicht der Tollste sein zu wollen, sondern "die Verantwortung anzunehmen", bleibt weitgehend unerwähnt, ebenso die Mitteilung des früheren und neuen Chefs der Grünen, dass Führungsanspruch nicht aus "persönlicher Eitelkeit, sondern aus der Objektivität der Wirklichkeit" erwachse und in ihm den Wunsch geweckt habe, "mit der Leidenschaft des Anfangs und der Orientierung, die aus der Kraft der Gesellschaft kommt, die großen Zeiten, die großen Themen unserer Zeit mit Antworten zu bearbeiten, die groß genug sind wie die Verantwortung."

Worte wie ein Weckruf, eine Rede wie ein Donnerhall, die sich nicht scheut, danach zu fragen "wie ist die Wirklichkeit"? "Was ist eigentlich los?" und "was ist die Geschichte hinter allen Geschichten, die wir erleben" (Habeck) und "warum sind gerade unsere Antworten die, die zu allem passen?" Habeck spielt die ruhige, vernünftige Stimme im Wahlkampfgetöse. Weil er keine konkreten Antworten hat, zeichnet er im großen Rahmen weitreichende Perspektiven auf – ein Politiker, überzeugt davon, dass ihm eigentlich jeder abnehmen muss, dass er allein den richtigen Kurs kennt, den das Staatsschiff steuern muss.

Bewusste Schlichtheit der Gedanken 

Habecks Auftritte im Wahlkampf sind bewusst schlicht gehalten, denn hier sollen Inhalt und äußere Form eine Einheit bilden. Robert Habeck ist der Philosoph unter den Bewerbern, ein hart arbeitender Erklärer der Welt, der Physik und der Machtspiele in Küchentischgesprächen, politischen Kaffeepausen und den furiosen Live-Auftritten am Abend. In denen verwandelt er die Veranstaltungsstätten mit leichter Hand in grüne Gebetshäuser, in denen Neonlicht und eine blassgrüne Bühne eine feierliche Stimmung verbreiten. Andachtsvoll still ist es, ehe er erscheint wie der Heilige Geist. Dann Applaus. Jubel. A Star is born. A Saviour.

Der Slogan "Ein Mensch, ein Wort" ist immer dabei, er stärkt Robert Habeck den Rücken, wenn ohne Jackett die Notwendigkeit einer grünen Führung in der künftigen Regierung unterstreicht. Wortreich steht er zur Demokratie, ehrlich gesteht er vor aller Augen ein, dass er allein nicht alle weltpolitischen Herausforderung stemmen kann.

Kein Stocken, kein Verharren 

Habecks Reden sind mitreißend und hervorragend auswendig gelernt. Es gibt kein Stocken, kein Verhaspeln, keine krummen Sätze, wie sie eine frühere grüne Kandidatin nicht lassen konnte. Der "Bündniskanzler", wie er sich in Anspielung auf die deutschen Verpflichtungen der Nato gegenüber neuerdings gern nennen lässt, sieht sich als Erbe der DDR-Bürgerbewegungen, mit denen sich seine Partei vor 35 Jahren zusammengeschlossen hatte. Wie damals wirkt das Wahlprogramm der Grünen auch heute wie aus der Zeit gefallen: Es gibt viel Klimaschutz und wenig Migration, es gibt viel soziale Gerechtigkeit und wenig Wirtschaft. Es gibt viel Waffengeklirr und wenig Frieden.  

PPQ hat die Rede von Robert Habeck von einer KI* transkribieren und unter Aufsicht der Gebärdendolmetscherin Frauke Hahnwech aus dem Politischen in normales Kirchentagsdeutsch übersetzen lassen. Erstmals kann eine Rede des Kanzlerkandidaten damit auch von angezeigten Beleidigern und Menschen verstanden werden, die nicht wie Habeck ihren "Norwegerpullover lässig gegen das Sakko tauschen" (Annalena Baerbock) und trotzdem weiterhin Staatsmann bleiben können. Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

heute stehen wir hier zusammen, um über das Morgen zu sprechen - über die Zukunft, die uns noch so viele Herausforderungen bietet und doch so viele Chancen verspricht. In diesen Zeiten der Unsicherheit, in denen wir uns inmitten eines Krieges in Europa befinden und zudem eine Klimakrise und einen globalen Wandel zu vollziehen haben, ist es umso wichtiger, dass wir uns daran erinnern, was uns verbindet und wie wir gemeinsam diese Herausforderungen meistern können. Der Krieg in der Ukraine hat uns allen gezeigt, wie schnell Frieden und Sicherheit zerbrechen können. Als Bundeswirtschaftsminister habe ich klargemacht, dass Deutschland keine Kriegspartei ist, sondern eine Nation, die für Frieden, Freiheit und Demokratie einsteht. Unsere Kriegsanstrengungen sind nicht militärisch, sondern humanitär und diplomatisch. Wir haben die Ukraine nicht mit Waffen, sondern mit Unterstützung, mit Sanktionen gegen die Aggressoren und mit einem klaren Bekenntnis zu internationalem Recht unterstützt. Das Land haben wir mit Friedensenergie versorgt, als das russische Gas ausblieb, mit dem uns frühere Regierungen an den Kreml zu fesseln versucht haben. Ja, wir haben in Deutschland große Anstrengungen unternommen, um uns vom russischen Gas unabhängig zu machen. Und hier komme ich zu einem wichtigen Erfolg unserer Regierung: Die Umsetzung des Heizungsgesetzes. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben es geschafft, durch innovative Lösungen wie die Nutzung von Fernwärme aus Erdgas, nicht nur unsere Energieversorgung zu sichern, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität zu setzen.

Dabei ist es uns geglückt, die Angriffe, denen die neue Regelung von Populisten ausgesetzt war, zu kontern, indem wir die Zeitschiene ein wenig verlängert haben. Diese Maßnahme zeigt, dass wir auch in schwierigen Zeiten kluge, nachhaltige Entscheidungen treffen können, denn heute glauben Umfragen zufolge etwa 90 Prozent unserer Bürgerinnen und Bürger, dass das Heizungsgesetz damals an ihrem Widerstand gescheitert ist. Doch es ist kein Geheimnis: Wer zuletzt lacht, lacht am besten! Dass es innerhalb unserer inzwischen gescheiterten Koalition unterschiedliche Meinungen gab, wusste jeder. Aber Streitereien sind in einer Demokratie nicht nur normal, sondern notwendig, um die besten Lösungen zu finden, wie wir sie stets vorgeschlagen haben. Doch entgegen mancher Befürchtungen haben wir in vielen entscheidenden Fragen eine feste Geschlossenheit bewiesen. Wir haben gezeigt, dass wir in der Lage sind, auch in den schwierigen Zeiten zusammenzuhalten und gemeinsam kühn voranzuschreiten in Richtung auf ein Ziel, das manch anderer noch nicht mal sieht. Diese Geschlossenheit war bei allem Streit nicht nur im Koalitionskabinett zu finden, sie ist es bis heute auch innerhalb unserer Partei, der Grünen. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber wir sind vereint in unserem Ziel: eine lebenswerte Zukunft für alle zu schaffen. Wir wissen, dass wir nicht nur über die nächsten vier Jahre, sondern über die nächsten Jahrzehnte hinaus denken müssen. Wenn ich sage, wir haben heute, also sechs Wochen vor dem Jahresende, noch keinen Haushaltsplan für die kommenden zwölf Monate, dann heißt das noch lange nicht, dass wir keinen Plan zum Umbau der gesamten Gesellschaft haben, der die kommenden fünf, 15 und 25 Jahre umfasst! Lasst uns also an die Kraft des Zusammenhalts glauben, an die Fähigkeit, Dinge anzupacken, auch wenn sie schwer erscheinen. Ich möchte euch heute Mut machen, keine Angst zu haben, denn Angst lähmt, sie schließt die Türen, bevor wir überhaupt hindurchschauen können. Wir dürfen nicht zulassen, dass Angst über unsere Entscheidungen herrscht, sondern sollen mit Mut und Überzeugung vorgehen. Zusammenhalt ist unser Fundament. Wir sind keine Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer, sondern Teil einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft, die sich immer dann am stärksten zeigt, wenn sie füreinander einsteht. Tragt diesen Gedanken hinaus, in eure Familien, Freundeskreise und Arbeitsplätze. Seid Leuchttürme der Zuversicht. Denn manchmal reicht ein kleines Licht, um einen ganzen Raum zu erhellen. Die Zukunft mag ungewiss sein, doch sie ist offen - offen für unsere Ideen, unser Engagement und unseren Glauben daran, dass das Beste erst noch kommt. Gehen wir gemeinsam diesen Weg, furchtlos, verbunden und mit offenen Herzen. Vielen Dank!

*Fachleute warnen vor der Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI), um Lügen zu identifizieren. 

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Robert ist ein Prachtkerl! Wer anderes behauptet, kriegt Besuch vom ABV!

A propos Prachtkerl:

«Какой молодец! Вот как надо расправляться с политическими противниками!»
(„Was für ein Prachtkerl! So geht man mit politischen Gegnern um!“)
-Josef Stalin über Adolf Hitler

https://novayagazeta.ru/articles/2020/07/21/86355-stalin-o-gitlere-i-germanii-gitler-o-staline-i-rossii

Anonym hat gesagt…

Pipi zum "Grünen Wasserstoff" (was für ein Dünnsinn) - Kein Diskussionsstrang ohne Adi und seine Mannen.
Da sei Godwin vor.

Anonym hat gesagt…

Hoffentlich bleibt sein Flugzeug diesmal heil, nicht das er uns in Brasilien verloren geht.

ppq hat gesagt…

hoffentlich ist das biokerosin dort nicht aus regenwaldanbau