Dienstag, 29. Oktober 2024

Volkswagen: Spielball durchgedrehter Milliardäre

Warum baut VW nicht wieder einfache, klare Fahrzeuge wie dieses? Nur eben elektrisch? Gern auch ohne Gewinne, denn die fließen doch nur den Aktionären zu.

Wenn er etwas sagt, dann zittern die Märkte. Wenn er ein Signal gibt, dann folgen die größten Konzerne. Marcel Fratzscher, einziger deutscher Ökonom mit eigenem Verb, hatte kaum Aufsehen erregt mit seiner neuesten Analyse, dass es im Land doch letztlich sehr gut stehe, dass nur dieses elende Jammern und Klagen der Konzerne der dringend nötigen allerbesten Stimmung den Garaus mache. Da verkündete Volkswagen, der größte der ehemals weltgrößten deutschen Autokonzerne, die Schließung von drei Werken und die Entlassung zehntausender Mitarbeiter. Degrowth und Postwachstum auf dem Weg zu den Pariser Klimazielen.

Der Kanzler war sofort da

Der Kanzler war schneller zur Stelle, jemals zuvor. Er erwäge ein Entlassungsverbot, das müsse aber noch mit der EU nach abgestimmt werden. Christian Lindner ließ es im Vorfeld seines privaten Industriegipfels erkennen, dass er es ja schon lange gesagt habe. Robert Habeck, als Wirtschaftsminister nur mittelbar betroffen, war in Indien, um dringend benötigten Wasserstoff für die Zeit nach 2030 zu beschaffen.

An seiner Stelle meldete sich der neue Chef der Grünen Jugend, ein Jakob Basel, 24 und noch dabei, sich einen Namen zu machen. Der Student aus Kiel steuerte sofort den entscheidenden Punkt an: Der Fehler des einst als Produktionsstätte des "KdF-Kraftwagens"  gegründeten Unternehmens sei der viel zu späte Umstieg auf E-Autos gewesen, die nun niemand will, weil sie im Gegensatz zu Hitlers Ur-KdF-Mobil, das für volksnahe 990 Reichsmark angeboten worden war, viel zu teuer seien.

Durchgedrehte Milliardäre

Dazu komme die Ausschüttung einer Dividende an die Aktionäre und jetzt auch noch die Streichung von 10.000 Stellen. Die Ursache liege auf der Hand: "Warum sind Autofabriken eigentlich alle in der Hand von durchgedrehten Milliardären?" 

 Meinungsstark, aber am Rand des Zulässigen: Ein Fünftel der Stimmrechte liegen beim Bundesland Niedersachsen, das sich die Bezeichnung als "durchgedrehter Milliardär" keinesfalls gefallen lassen muss. Mehrere Trusted Flagger meldeten die staatsfeindliche Verleumdung des von SPD und Grünen demokratisch regierten Landes umgehend bei der zertifizierten Meldestelle "Respect!". Eine Entscheidung dort steht allerdings noch aus.

Wie aber weiter, jetzt, wo der von Marcel Fratzscher beklagte Jammer selbst das politische Berlin zu erreichen droht? Deutschlands größtes Problem, nach Ansicht des Präsidenten des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW in Berlin "seine Depression", droht zur selbsterfüllenden Prophezeiung zu werden. Eben noch war "die Stimmung deutlich schlechter als die Lage" (Fratzscher) und nur unkender, nölender Pessimismus drohte "Politik und Wirtschaft zu lähmen und die Krise herbeizuführen, die man verhindern will". Mehr Positivismus. Mehr gute Laune. Mehr Vertrauen in die Regierung!

Zu erfolgreich: Das Ende des Bulli

Kaum war das raus, humpelt auf einmal Volkswagen herein, gramgebeugt und wettbewerbsuntauglich. Und droht, nach der bereits erfolgreich eingestellten Produktion des beliebten "Bulli" T6, den tausende  willige Käufer zuletzt nicht mehr bestellen konnten, gleich die ganze Produktion in drei Werken einzustellen. 

Der "Hochlauf" der elektrischen Alternative ID Buzz stockte allerdings, weil die Bundesregierung sich weigerte, einen Teil des Kaufpreises zu übernehmen. Auch das E-Umbauset für einen T6-Elektro immerhin 136 Kilometern Reichweite überzeugte nur wenige Bulli-Fans. VW hielt am Ausstiegsbeschluss fest. Bulli-Fahrer und Handwerker wechselten notgedrungen zu anderen Herstellern.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Volkswagen in den drei zur Schließung vorgesehenen Standorten keine Autos mehr herstellt. Nach den Regeln des Habeckismus können Unternehmen aufhören durchaus "erstmal aufhören zu produzieren", vor allem die, "Läden, die darauf angewiesen sind, dass die Menschen Geld ausgeben" (Habeck). Insolvenz müssen sie jedoch nicht anmelden, denn das ist erst nötig, wenn sie "mit der Arbeit ein immer größeres Minus" machen.

Tritt auf die Kostenbremse

Die Gefahr besteht bei VW aktuell nicht mehr, denn der Tritt auf die Kostenbremse wird die Absatzprobleme schnell ausgleichen: Es werden ja nicht nur die Gehälter und Löhne von 10.000 VW-Mitarbeitern gespart, sondern auch die Ausgaben für mehrere zehntausende Arbeiter und Angestellte bei Dutzenden Zulieferern hinfällig. Gute Nachrichten nicht nur für das Weltklima, sondern auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland, der sich anschickt, sich gesundzuhungern, um wieder fit für den globalen Wettbewerb zu werden.

Der Ampel sei Dank. Durch ihre konsequente Strategie, Kosten, Steuern, Abgaben und Bürokratie beständig zu steigern, haben Olaf Scholz, Robert Habeck und Christian Lindner die bleierne Zeit der Merkel-Jahre, als VW zu einem Monster auf Midazolam geworden war, erfolgreich beendet. 

Endlich Fortschritt

Gerade mal drei Jahre haben die drei Fortschrittsparteien gebraucht, um Wolfburg Dampf zu machen, und das, ohne irgendetwas zu tun: Die Produktion eines Autos in Deutschland ist heute teurer als anderswo, die eine einzige Neuansiedlung - Tesla in Brandenburg - sieht sich einer von Teilen der Regierung unterstützten und befeuerten Welle von Protesten, Angriffen und Verleumdungen ausgesetzt. 

Die von einer SPD-Politikerin geführte IG Metall forderte zuletzt sieben Prozent mehr Lohn für die rund 120.000 Beschäftigten in den - damals noch - sechs großen westdeutschen Werken. Christiane Benner ist die erste Soziologin an der Spitze einer deutschen Industriegewerkschaft und sie hat die Forderung nun ergänzt - Deutschland brauc he, um die Krise abzuwenden, neue Kaufanreize für E-Autos und höhere Löhne. Als nächstes kommt nun ein "heißer Winter"


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

>Warum sind Autofabriken eigentlich alle in der Hand von durchgedrehten Milliardären?

Das ist eine gute Frage.

Warum ist die Ökostromerzeugung in der Hand von durchgedrehten Millionären?
Auch eine gute Frage. Noch eine gute Frage:
Warum war die gesamte Wirtschaft im Sozialismus in der Hand von durchgedrehten Funktionären?

Die Anmerkung hat gesagt…

Das Hitlertagebuch-Magazin hat genau hingeschaut und schadenfreudet:
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Meinung

Die VW-Party ist vorbei! Der Widerstand der Mitarbeiter schadet ihnen selbst

von Leon Berent