Samstag, 5. Oktober 2024

Islamische Rad-Revolution: Der Lack ist ab

Es scheint nahezu unmöglich, ein islamisches Fahrrad zu bauen.

Lange genug und viel zu lange zugleich hatte sich die arabische Welt die Vormachtstellung des Westens auf dem weltweiten Fahrradmarkt gefallen lassen. Zeit, dass sich was ändert, meinte der an der Istanbuler Yildiz Technical University lehrende Professor Alparslan Açıkgenç vor zwölf Jahren, als die Länder des Abendlandes sich noch von den Folger der großen amerikanischen Finanzkrise zu erholen versuchten.

Das Fahrrad Gottes

Mit dem Schlachtruf "Es ist möglich, ein islamisches Fahrrad zu bauen", rief der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institutes alle Tüftler, Ingenieure und Bastler in den Ländern der Umma auf, sich an einem Großprojekt zu beteiligen, an dessen Ende die Produktion eines ersten wirklich islamischen Drahtesels stehen sollte.

Gott ist groß, Allah ist allmächtig. Und Açıkgenç war sicher, dass es der islamischen Welt möglich sein würde, nicht nur eine eigene Atomnbombe zu entwickeln, sondern auch ein solches Hightech-Fahrzeug zu bauen. Wenn es die Absicht verfolge, Gott zu dienen und auf Gnade aufgebaut ist, werde das kein Problem sein, so sagte der Wissenschaftler während einer Konferenz zum Thema "Technology, Zivilisation und Werte". Ein wirklich islamisches Fahrrad werde "im Geist der Gnade Gottes" geboren sein und Gutes für die Menschen tun. Auf der Fahrradmesse Ispo in München wurde eion Prototyp vorgestellt. Der Rahmen aus Bambus. Die Speichen mit Liebe geschmiedet.

Schädlicher Lack

Um in die Großproduktion zu gehen und die islamische Welt zu versorgen, wollten die Entwickler des ehrgeizigen Projektes völlig neue Wege gehen, wie Professor Türkay Dereli von der Gaziantep-Universität gegenüber von "Hyrriet" bestätigte. "Ein islamisches Fahrrad darf nicht mit schädlichem Lack beschichtet werden, sonst würde es nicht islamisch sein". Sein Kollege Professor Bedri Gencer wies auf weitere Schwierigkeiten hin: "Jede Technologie, mit der der Mensch die Natur manipuliert, muss vermieden werden, denn sie wäre unislamisch“.

Reifen aus Gummi seien deshalb ebenso wenig möglich wie linksdrehende Schrauben, Kunststoffsättel oder Chrombeschichtungen. "Solche Materialien laden besonders Kinder mit negativer Elektrizität und machen sie gereizt. Dies kann chronische Krankheiten in späteren Jahren haben", warnte der Forscher. Bedingung für eine echte "islamische Technologie" sei deshalb das Schwingen des Rades einer neuen Dimension im Einklang mit dem Willen Allahs. 

Leichte Verzögerungen

Der Forschungsaufwand hat sich als größer als geahnt herausgestellt. Auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem Start des ehrgeizigen Projektes hat sich die Idee, gottesfürchtige Fahrräder mit Rahmen herzustellen, die dort produziert werden, wo die Materialien herkommen, noch nicht weltweit durchgesetzt. Es hat sogar schwere Rückschläge gegeben, der Hersteller musste sich zurückziehen und die islamische Welt konzentrierte ihre Kraft auf viele, viele andere Themengebiete, so dass die mobile Revolution im Nahen Osten weiter im Wartestand verblieb.

Gottes Vorgaben verhindern bisher, dass neuer Schwung in das Vorhaben gekommen ist. Die weltweite Gemeinde der Gläubigen wartet, bangt und hofft mit seinen Wissenschaftlern, ist aber beim Ausstieg aus der fossilen Mobilität weiterhin auf Lieferungen aus Asien angewiesen. Die eigene Kraft der 1,9 Milliarden Muslime wartet noch darauf, für eine grüne Fahrradrevolution mobilisiert zu werden.



1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Guck se dich an, nüscht könnse !