Sonntag, 20. Oktober 2024

Deutsche bei der US-Wahl: Unsere Frau im Weißen Haus

Deutschland ist sicher: Schafft es Kamala Harris trotzdem nicht, kann die sympathische Demokratin jederzeit in Deutschland kandidieren.

Siehste, geht doch! In einer Umfrage, die der Sender selbst hat anstellen lassen, gelingt dem ZDF ein beeindruckender Nachweis. Ja, die jahrelange unermüdliche Arbeit von Korrespondenten, Kommentatoren und Reportern zu Errichtung einer alternativen Welt, sie hat sich ausgezahlt. Und ja, entgegen allen Unkenrufen, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksystem einen immensen Vertrauensverlust nachgrölen, glauben die Menschen draußen im Land weiter zuversichtlich an das, was "Heute"-Ansager und Tagesschausprecher sagen.

Ganz starkes Zeichen

Und was ist das für ein Statement! Offiziell scheint das Ergebnis der US-Wahlen zu knapp ausfallen, als dass heute schon niemand sagen kann, ob mit Kamala Harris eine Frau ins Weiße Haus einzieht, mit der Deutschland problemlos weiterarbeiten könnte. Oder ob der frühere US-Präsident Donald Trump zurückkehrt, der erst einmal eingenordet und auf die gemeinsamen Werte eingeschworen werden müsste, wie es Angela Merkel 2016 so beeindruckend getan hatte.

Die vom ZDF befragten Zuschauer haben entschieden. 72 Prozent sind sicher, dass Harris das Rennen  macht. Nur 23 Prozent geben Trump eine Chance - das sind Zahlen, die die Vizepräsidentin und Überraschungskandidatin der Demokraten nicht einmal im superreichen Kalifornien erreicht, das sie auf jeden Fall gewinnen wird. 

Das ZDF hängt sie denn auch stolz an die große Glocke: Die hauseigene Meisterwerkstatt für mediale Manipulation (MMM) hat eine Grafik angefertigt, die das amtliche Ergebnis auf einen Blick sichtbar macht. Trump ist chancenlos. Harris Königin der Herzen. Fakten, die den Feind ins Herz treffen. Elon Musk wusste sich nicht anders zu helfen als zu jammern: "Das passiert, wenn Menschen mit staatlicher Propaganda gefüttert werden".

Versüßter Abschied

Der Ausnutzer und Ausschlachter deutscher Meinunsfreiheitsrechte, er leidet. Es hat sich also gelohnt, nach dem für alle deutschen Leitmedien völlig überraschenden Aus für den bis dahin eifrig favorisierten Joe Biden umgehend auf die 59-Jährige umzusatteln. Beim Zuschauer des Zweiten trägt die Saat jetzt schon reiche Früchte. Der Wunsch ist der Vater des Gedanken, die Prophezeiung, so träumt ganz Mainz, wird sich dann schon selbst erfüllen. Das Publikum draußen, es wird die Redaktion des "Politbarometers" wie die Senderspitze selbst am meisten erstaunt haben, es glaubt immer noch sehr gern an das, was gesendet wird.

Deutschland steht zwei Wochen vor Ultimo nahezu geschlossen hinter der Demokratin, von der niemand sagen kann, was sie genau tun wird, wenn sie gewinnt. Aber vorsichtshalber wird Trumps Wahlprogramm hierzulande auch geheim gehalten. Zu viel ist zu senden und zu schreiben über das, was der Republikaner gesagt hat und was er damit vielleicht gemeint haben könnte. Die Menschen, die noch ZDF schauen, mögen das nicht weniger als sie es mochten, wie Biden Trump staatsmännisch souverän als "als Trottel, Verlierer und Lügner" bezeichnet hatte.

Fest im Sattel abgeworfen

Damals saß Biden zumindest in Mainz noch "fest im Sattel", wie Elmar Theveßen kurz vor erzwungenen Rückzug des greisen Präsidenten aus Washington kabelte. Heute füllt Kamala Harris diese Rolle des Hoffnungsträgers aus. Eine Rolle, die durch deutsche Medien offenbar glaubhaft vermittelt wird: Alles in allem erscheint Harris in den Reportagen, Nachrichten und Kommentaren als eine Art Saskia Esken ohne deren verbiesterte Verkniffenheit. Auch Harris will den Darbenden geben und den Überreichen nehmen. Wenn auch ihre Vorstellung von Reichtum dort anfängt, wo der neue westdeutsche Chef der ostdeutschen Linkspartei Jan van Aken am liebsten die Polizei schicken würde, um alles zu beschlagnahmen.

Die frühere Staatsanwältin kommt irgendwie fortschrittlich rüber, unbeschreiblich weiblich, sogar verglichen mit der früheren Kanzlerin Angela Merkel, und fest verankert in der Traumwelt derer, daran glauben, dass die USA nur eine Art größere Bundesrepublik Deutschland sind, deren Trachten und Sinnen ganz der Klimaneutralität, nachhaltiger Mobilität und dem Wunsch nach Wärmepumpen gilt.

Aus allen Wolken

Das wird eine Überraschung werden am 5. November, der in Europa auf den 6. fällt, den Tag, an dem  Ronald Reagan vor 40 Jahren so deutlich gegen den Demokraten Walter Mondale siegtem dass dem nur ein einziger Bundesstaat zufiel. 72 Prozent der ZDF-Zuschauer würden aus allen Wolken fallen, käme es auch nur zu einem ähnlichen Ausgang. Das wäre sicher nicht mehr die ZDF-Art der amerikanischen Demokratie!

Die Bundesregierung müsste dann eilig schauen, wie sie mit jemanden klarkommen kann, den zu bekämpfen sie ein Gutteil ihrer Zeit aufwendet. Denn Trump könnte Deutschland anderenfalls Fürchterliches antun und das größte Land Europas noch linkser liegen lassen, als es Vorgänger getan hat, der erst im vierten Jahr seiner Präsidentschaft Zeit fand, dem wichtigsten europäischen Verbündeten einen offiziellen Besuch abzustatten.

Partner, Mentor, väterlicher Freund

Es wird schwer, denn der "große Freund Deutschlands, Partner, Mentor, väterliche Freund und mehr als nur gute Verbündete" (Tagesschau) musste dazu mit einem Orden gelockt werden. Biden ist der 110. Träger der "Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik", die abgesehen von allen deutschen Bundespräsidenten nur Staatsoberhäupter wie Josip Broz Tito, George W.H. Bush und der äthiopische Kaiser Haile Selassie verliehen bekommen.

Außerhalb der Redaktion des "Politbarometers" ist unklar, ob "die Erlöserin" (Stern) Kamala Harris jemals eine Chance bekommt, in den Kreis der Anwärter für den begehrten "achtspitzigen Bruststern am Schulter­band mit handgesticktem Adler" aufzusteigen. Aber angesichts ihrer Beliebtheit in Deutschland und des akuten Mangels, den die demokratischen Parteien an Personal leiden, das Bürgerinnen und Bürger im kommenden Jahr noch mal an die Urne und zum gewohnten Kreuzchen locken könnte, stehen Kamala Harris alle deutschen Türen offen. 

Die Demokratin wäre sowohl für SPD als auch für CDU oder die Grünen, und für die FDP und die Linke sowieso, eine sichere Bank, die den Einzug ins Kanzleramt garantieren würde. An der fehlenden deutschen Staatsbürgerschaft wird es nicht scheitern. Hier gibt es bereit ermutigende Präzedenzfälle, die zeigen, dass Turboeinbürgerungen möglich sind.


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