Montag, 23. September 2024

Sparerfreibetrag: Der zweite Griff in die Lohntüte

Der Staat spart mit: Von jedem Euro Gewinn nimmt der Finanzminister sich seinen Vierten.

Sie verdienen zu wenig, kommen damit kaum aus, sparen sich den Rest mühsam vom Munde ab und werden später, wenn sie mit hochriskanten Anlagen auf Gold, Krypto oder ETFs genug Reibach gemacht haben, um sich das Leben als Rentner in Deutschland leisten zu können, noch einmal zur Kasse gebeten. Vom Bruttoarbeitslohn blieben 50 Prozent, davon gehen 19 Prozent Umsatzsteuer für alles ab, was gekauft werden muss, um überleben zu können. Plus minus GEZ, Grundsteuer, Kita-Gebühren, Fahrscheine und das mit nur sieben Prozent verzollte Essen. Und doch gelingt es manchem, den einen oder anderen Euro beiseite zu schaffen.  

Verdorrte öffentliche Hand

Wie Jakob Augstein, der Jakobiner unter den deutschen Haltungsjournalisten, vor Jahren schon schrieb: Diese "Steuerpolitik der vergangenen Jahrzehnte hat die öffentliche Hand verdorren lassen". Noch 1991 noch nahm der Staat 338 Milliarden Steuern ein, heute sind es nur knapp 700 Milliarden mehr. Jeder Angehörige der hart arbeitenden Mitte kennt das: Damals 3.380 Euro brutto, heute runde 13.000. Und das reicht schon lange für viele kaum mehr zum Leben aus, weil die Ansprüche mitgewachsen sind. Immer öfter muss Vater Staat an dieser Stelle helfend eingreifen. Da reicht es bei dem einen nicht fürs Pflegeheim, der andere hat nicht das Gesparte, um im betreuten Wohnen aufgenommen werden zu können oder ohne Essen von der Tafel auszukommen.

Der Staat hilft dann, wo er kann. Er gibt Fördermittel für billige Wohnungen. Er schießt bei den Gebühren zu. Er baut Preisbremsen und er zieht klare Kanten ein, um Überprofite auszubremsen. Doch all das kostet Geld und obwohl er sehr gut gewirtschaftet hat, muss der Staat wegen der wachsenden Zahl seiner Aufgaben zusehen, dass er sich das Geld auch von denen holt, die es gespart haben, um später ohne Hilfe auszukommen.

Rentenbesteuerung am Kipppunkt

Das aber müssen sie ja gar nicht. Weitsichtig genug, hat der Staat am entscheidenden Kipppunkt, an dem die Gesellschaft von einer der Arbeitenden zu einer der Ruheständler wurde, die Besteuerung der Einkommen von vorn nach hinten gezogen. Wichtig ist, was rauskommt! Rentnerinnen und Rentner tragen nun mit dem, was sie sich im Leben erarbeitet haben, dazu bei, dass es nicht nur ihnen selbst, sondern allen sehr gut geht. 

Natürlich gibt es Möglichkeiten, ungestört alt zu werden, zumindest so lange es noch Bargeld gibt.  Doch schon wer spart, zeigt damit, dass er bereit ist zu teilen: Von 100 Euro Bruttoeinkommen landen in Deutschland etwa 50 Euro auf dem Girokonto, etwa fünf Euro davon spart der Durchschnittsdeutsche, langfristig erzielt er damit eine reale Rendite von etwa zwei bis fünf Prozent.

Wer er aber "ein gerechteres Land" (Jakob Augstein) will und weiß, "das geht nur mit mehr Umverteilung" hat der Staat seinen Bürgern einen Sparerfreibetrag gewährt. Alles, was darüber rausspringt beim langfristigen Sparen, Anlegen und Vorsorgen für ein Alter, in dem mancher ohne Almosen der Behörden auskommen will, muss noch einmal versteuert werden. 

Dort, wo das Geld am meisten gebraucht wird, um denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können oder wollen, zählt jeder Cent. Und dennoch ist der Staat großzügig: Er zieht vom Ersparten nicht noch einmal den persönlichen Steuersatz ab, in dessen Genuss deutsche Arbeitnehmer in den 60er Jahren kamen, sobald sie das 18-fache des Durchschnittsgehaltes verdienten. Nein, er nimmt sich nur ein Viertel plus Kirchensteuer - gerade weil den Höchststeuersatz heute schon zahlt, wer nur 1,4-mal so viel wie ein Durchschnittsverdiener in der Lohntüte hat. 

Auch das Gesparte langt nicht

Das ist Gerechtigkeit, denn so reicht nicht nur die normale Rente in Deutschland kaum mehr zum Leben, sondern auch das Gesparte langt bei vielen Ruheständlern nicht, die sogenannte Rentenlücke zu schließen. Im Durchschnitt fehlen nach Daten des DRV 779 Euro monatlich: Die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten eines privaten Single-Haushaltes von 1.833 Euro pro Monat abzüglich der durchschnittlichen Rente von netto 1.054 Euro. 

Um die Lücke auszugleichen, würde ein Sparvermögen von etwa 300.000 Euro ausreichen, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich der Finanzminister von jedem Euro Gewinn seinen Vierten nimmt, also 25 Cent. Diese 300.000 Euro entsprechen zehn Prozent des Lebenseinkommens eines Durchschnittsverdieners, der mit 20 Jahren nur anfangen müsste, pro Monat 100 Euro beiseite zu legen. Und zu hoffen, dass bis zu dem Tag, an dem er auf das Geld angewiesen ist, keine Regierung zum Schluss kommt, dass sie es deutlich dringender brauchen könne.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Schaff die Kohle weg. Der BRD Staat benötigt die Mittel für seine grenzdebilen weltmitbürger