15,7 Millionen Katzen leben in Deutschland, trotz harter Zeiten unter zumeist luxuriösen Umständen. |
Sie halten sich alle Arten, in allen Größen. Hunde, Katzen, Mäuse, Hamster, sogar Enten und Kaninchen, dazu Gänse, Esel, Pferde, sogar Schlangen, Vögel, Spinnen und alles, was sich sonst noch in Käfige und Ställe sperren, in Aquarien pferchen oder auf eng abgezäunten Weiden halten lässt. Geht es um Haustiere, kennen die Deutschen von jeher keine Gnade. Was immer lebt und atmet, was immer ein Herz und eine Seele hat und sich nicht wehren kann - die Deutschen legen es sich zu, millionenfach.
Tierfreunde gegen das Klima
Nicht einmal die allgemeine Konsumflaute ändert etwas an der Vorliebe der Schonlängerhierlebenden für Lebewesen, als deren Besitzer sie sich fühlen dürfen. Obwohl Experten wie der Migrationssoziologe und Klimabewegungsforscher Heiko Hassknecht, Professor für Ökonomie und Kulturgeschichte an der Hochschule Vividrina bereits seit Jahren vor den verheerenden Auswirkungen der privaten Haustierhaltung auf das globale Klima warnen, lassen Millionen nicht ab von ihrer verhängnisvollen Leidenschaft. Ganz im Gegenteil: Die selbsternannten "Tierfreunde" scheuen keine Kosten, wenn es um ihre kleinen Lieblinge mit dem großen CO₂-Fußabdruck geht.
Allein die in Deutschland privat gehaltenen Hunde erzeugen heute mehr CO2 als sämtliche Kraftwerke, die die deutsche Energiebranche bis heute stillgelegt hat. Dazu kommen Katzen, Mäuse, Pferde und unzählige andere Haustiere. Der Gesamtumsatz der deutschen Heimtierbranche stieg trotz der gedämpften Konsumstimmung und der offiziell als "Stagnation" bezeichneten Rezession zuletzt um mehr als neun Prozent. Erstmals ließen sich die deutschen Tierhalter den privaten Besitz anderer Lebewesen damit mehr als sieben Milliarden Euro kosten. Geld, das den Krankenkassen, dem Finanzminister, aber auch in der Bildung und für Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur fehlt.
Staat stellt die Weichen
Kritik an dieser falschen Weichenstellung, die der Staat durch teure Steuersubventionen fördert - so werden für Katzenfutter nur sieben Prozent Mehrwertsteuer fällig, für Babynahrung hingegen volle Prozent - gibt es kaum. Stolz präsentieren der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) und der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) die Deutschen als treue Kunden, die trotz Inflation "im Fachhandel nach Premiumprodukten fragen, um ihre Tiere zu ernähren und zu pflegen". Pfiffi und Hasso, Mimmi und Molly sollen es auch in Zeiten gut haben, in denen es immer mehr Menschen schlecht geht und jeder Fünfte arm oder von Armut oder von sozialer Ausgrenzung bedroht ist.
Vor allem die Nachfrage nach Katzenfutter legte im vergangenen Jahr mit plus 14,4 Prozent ganz außerordentlich zu. Aber auch sogenanntes Feuchtfutter und spezielle leckere Snacks für Hunde und Katzen verzeichneten zweistellige Zuwächse.
Für die laut IVH und ZZF mittlerweile mehr als 34 Millionen Heimtiere, die in Deutschland ein Zuhause gefunden haben, gelten gewöhnlich Sparbeschlüsse in vielen Familien nicht. Nach dem Vorbild prominenter Halter wird inzwischen in etwa jedem zweiten Haushalt mindestens ein Tier als Statussymbol gehalten, mit dem nach außen sowohl "Tierliebe" als auch finanzielle Potenz demonstriert wird.
Lobby erstickt Diskussion
Trotz nachgewiesener Klimaschäden durch Haustiere, die allein für Deutschland bei 18 Millionen Tonnen CO2 und damit genau in Höhe der sogenannten Klimalücke zu den Pariser Zielen liegt, sorgen prominente Unterstützer, eine bis in den Bundestag aktive mächtige Lobby und die Haustierindustrie dafür, dass jeder Versuch einer Debatte über einer Hunde- oder gar Haustierbremse im Keim erstickt wird. Am beliebtesten sind nach wie vor Katzen. Insgesamt gibt es 15,7 Millionen. Danach folgen Hunde mit 10,5 Millionen, an dritter Stelle stehen Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse - mit insgesamt 4,6 Millionen.
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