Sonntag, 29. September 2024

Rekordjagd trotz Warnungen: Woher weiß Gold, wie viel Geld sie drucken?

Es klettert und steigt seit Monaten, ja, im Grunde genommen seit Jahren. Trotz aller Warnungen vor schon lange viel zu hohen Preisen (RND) klettert der Goldpreis seit Jahren beharrlich. Immer wieder verweisen Experten auf die großen Gefahren, die eine Investition in Gold mit sich bringt, setzten nicht nur Terroristen, Putschisten, Rechtspopulisten und die weit nach rechts gerutschte gutbürgerliche Mitte auf ein Investment in Barren und Münzen, die keine Zinsen abwerfen.  

Böhmermann warnte früh

Selbst als der preisgekrönte Journalistendarsteller Jan Böhmermann mutig hinter die Fassade der Goldindustrie schaute, änderte das am langfristigen Trend nichts: Der Goldpreis steht heute beim Zehnfachen des Tages, an dem der stabile Euro die D-Mark ablöste. Für Böhmermann war das ein klarer Beleg, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. "Gold bringt nicht mal 'ne Dividende, keine Zinsen", klärte der ZDF-Mann auf, warum der Glaube vor allem rechtsgerichteter Deutscher, Gold sei eine gute Anlagemöglichkeit in unruhigen Zeiten, ins Reich der Märchen und Sagen gehört.

Nicht von der Hand zu weisen ist dennoch, dass der geheimnisvolle Höhenflug des Goldpreises auch von Böhmermann nicht gestoppt werden konnte. Seit der Warnung im "ZDF Magazin Royale" hat der in Euro gerechnete Goldpreis nach offizieller Lesart um weitere 30 Prozent zugelegt. 

Inoffiziell gilt der bemerkenswerte Anstieg um weit mehr als 1.000 Prozent seit Anfang des Jahrtausends als Beweis für die Stabilität der Gemeinschaftswährung: Wer zum Start der Euro-Erfolgsgeschichte für 100.000 D-Mark 200 Unzen Gold eintauschte, vermied damit nicht nur den Kaufkraftverlust von 40 Prozent, den das stolze Gemeinschaftsgeld seitdem verkraften musste. Er verfügt inzwischen vielmehr über ein Vermögen, das in Euro umgetauscht 500.000 Euro wert ist.

Wertverlust vermieden

Wertverlust nicht nur vermieden, sondern weit mehr als ausgeglichen. Böhmermanns Warnungen wie die von RND und Wirtschaftswoche in den Wind geschlagen und gewonnen. Zu verdanken ist das der klugen und weitsichtigen Politik der EZB und der anderen Zentralbanken, deren Strategie der Geldverdünnung bei Älteren schon lange Erinnerungen weckt: Seit die USA 1971 die Goldbindung des US-Dollar aufhoben, um den Vietnam-Krieg finanzieren zu können, spiegeln Papierwährungen die Ausweitung der Geldmenge detailgenau in den Kurskurven von Gold, Silber, Immobilien und der Digitalwährung Bitcoin.

Woher aber weiß Gold immer ganz genau, wie viel Geld sie gerade drucken? Wie an Fäden gezogen folgt der Goldpreis der Geldmengenausweitung von amerikanischer FED und EZB. Dabei werden die Produktionsmengen, die aus den im Vierschichtbetrieb laufenden Geldpressen strömen, von Ämtern, Behörden und Politik traditionell streng geheimgehalten.

Rätselhafte Kongruenz

Seit Jahren schon beschäftigt die rätselhafte Kongruenz zwischen Goldpreis und Geldmenge Experten weltweit. Beinahe scheine es schon, als werde Gold umso teurer, je mehr Geld auf der Welt existiert, mutmaßte erst kürzlich ein ausgewiesener Spezialist für staatlichen Eingehungsbetrug. Die mehr als 9.000 Tonnen des Edelmetalls, die private Haushalte in Deutschland "horten", wie es das SPD-nahe Informationsportal RND nennt, sind derzeit mehr als 700 Milliarden Euro wert - vor zehn Jahren waren es nicht einmal 250 Milliarden, wie Daten zeigen, die Forscher der Steinbeis-Hochschule Berlin ermittelt haben. 

Grundlage dieser Entwicklung ist das Stabilitätsverprechen des Euro, abgegeben von den Müttern und Vätern der Einheitswährung, das weiterhin uneingeschränkt gilt. Danach verkörpert weiterhin jeder einzelne Euro denselben Anteil an Waren, Gütern, Dienstleistungen und Immobilien, die im  gemeinsamen Währungsraum vorhanden sind. Weil es heute selbst nach offiziellen Zahlen dreimal mehr Eurogeld gibt als vor 25 Jahren, konnten Preise und Wohlstand im Gleichschritt steigen, während die ursprüngliche Kaufkraft des Euro sich je nach Warengruppe halbierte. 

Nur noch die Hälfte wert

Gerechnet in Lebensmitteln, ist er Euro nur noch knapp die Hälfte wert, gemessen an der Böhmermann-Gebühr für eine freie Rundfunkgrundversorgung ist etwas weniger als die Hälfte übrig, bei den Mieten kann für denselben Preis noch eine zwei Drittel so große Wohnung gemietet werden und beim Gold bekommt ein Euro-Besitzer heute noch etwa ein Zehntel der Menge für sein Geld, die er am Tag der Euro-Einführung erhalten hätte.

Der vielbeschriebene, vielbeklagte und bejubelte "Höhenflug des Goldpreises" ist eigentlich der Tiefflug des Euro, ein Phänomen, von dem jeder profitiert, der seine EZB-Währung irgendwann in den zurückliegenden Jahren gegen Gold eingetauscht hat. Denn Warenpreise sind zwar in Euro gerechnet in einem beängstigenden Maß gestiegen - längst haben die 2001 halbierten Preise sich mehr als verdoppelt. Doch in Gold gerechnet geht das Spiel zugunsten der Käufer aus: 500 D-Mark wurden zu 250 Euro, 250 Euro zu einer Unze Gold. Die heute mehr als 2.100 Euro wert ist - weit mehr als 4.000 D-Mark. 

Beeindruckende EZB-Bilanz

Kleinlich, wer da noch fragt, ob der Brotpreis, der Bierpreis oder der Pries von Gas und Strom sich verdoppelt oder verdreifacht haben. Eine Bilanz der EZB, die sich sehen lassen kann. Häufig wird zwar immer noch spekuliert, ob dahinter geheime Pläne Chinas stecken, was Kriege und Krisen für einen Einfluss haben und inwiefern rechtspopulistische Angstmache und der indische Heiratsmarkt die globale Goldnachfrage bestimmen. Doch letztliche zeigen alle Statistiken, dass langfristig nur ein Maß bestimmt, was für Gold zu zahlen ist: Die Menge an Geld, die zur Verfügung steht, um es zu kaufen.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Was der Böhmermann nicht alles kann. Sogar Gold. Böhmermann hat Kobalt und Tantal in seinen Geräten und Akkus. Wahrscheinlich hat irgendeiner Elektrokarre mit richtig viel davon. Ein totes Kind pro Tonne reinen Metalls (widerleg es doch).