Kümram modernisiert Klassiker der Malerei mit sehr subtilen heutigen Details: Hier seine "Madonna mit Windrad". |
Es sind Bilder aus einer anderen Welt, die er sieht, wann immer er seiner Leidenschaft nachgeht und die großen Museen der Welt besucht. Kümram, einer der jungen Meister Deutschlands, konnte es eines Tages nicht mehr ertragen. "Es sind Trugbilder, Fake News aus einer zu unser aller Glück vergangenen Vergangenheit", schimpft der Maler und Makulator, der in der Vergangenheit mehrfach Furore mit seinen sozialkritischen, aber stets auch solidarischen Gemälden gemacht hat.
Wertschätzende Malerei
Kümram steht für eine Malerei, die nachhaltig ist, wertschätzend und regierungsnah. Er selbst hat sich bereits als Porträtist der Kanzlerin verdient gemacht, aber auch als Chronist der Zeitenwende, etwa mit seiner großformatigen Serie "Bilder des Jahres", die sowohl den rasenden Stillstand eines Landes am Ende der Ampel zeigte als auch das Bemühen verzweifelter und verängstigter Kinder um Rettung und Bewahrung der Schöpfung.
Einer wie Kümram, bürgerlich Kevin Jagenberg, weiß, wovon er spricht, wenn er von Realitäten redet, von Gefühlen und der Mission eines jeden Malers, die Welt nach seinem eigenen Bilde zu zeigen. Was an sogenannter klassischer Malerei selbst in öffentlich finanzierten Ausstellungen in Deutschland gezeigt werde, lehnt Kümram rundheraus ab. "Uns wird doch dort eine Welt vorgeführt, die unzulässig Zeiten idealisiert, in denen Menschen unter Unterdrückung, fehlender Gleichstellung und einem rücksichtslosen Umgang mit der Umwelt litten", sagt er und er gibt sich gar keine Mühe, seinen Abscheu nicht zu zeigen.
"Idealisiert und romantisiert"
Ob Tizian, Monet, Rembrandt van Rijn oder Johannes Vermeer, Kümram wirft ihnen allen vor, ihre jeweiligen Zeiten "idealisiert und romantisiert" zu haben. Wenn er auf die Bilder der sogenannten Alten Meister schaue, sehe er ausschließlich vermeintlich rosige Zeiten, bewohnt von pausbäckigen Männern, drallen Kindern und Frauen, die ihre Kurven selbst ausstellen, als wollten sie Spanner bedienen. "Wir können aber sicher davon ausgehen, dass sie sich nicht freiwillig so zur Schau gestellt haben", weiß der Maler aus Jahren, die er selbst im Atelier verbracht hat. Der Kenner erkenne den lüsternen Strich alter, weißer Männer, wenn er ihn sehe. "Und offen gestanden gibt es kaum ein Bild, auf dem er nicht verrät, was der Malende bei der Arbeit gedacht hat."
Dass Frauen mit ihren Werken in Öl oder auch nur kleinen, aber bedeutsamen Aquarellen kaum vertreten sind in den großen Galerien, nennt Kümram bedauernswert, "aber im Nachhinein wohl kaum mehr zu berichtigen". Es sei nun mal Fakt, dass in den großen Zeiten der großen Malerei so wenig Frauen an der Leinwand gestanden hätten wie im Bereich der klassischen Musik Komponistinnen die Chance erhielten, ihre Sinfonien und Oratorien aufs Notenblatt zu bringen. "Wo wir aber rankönnen", sagt Kümram, "das ist die überidealisierte Darstellung der doch eigentlich überwiegend düsteren Zeiten."
Die Sünden der Vergangenheit
Blicke man heute ohne Vorkenntnisse auf bestimmte Bilder, sehe man Menschen in scheinbar intakten Landschaften, fleißig werkelnde Erntehelfer in landwirtschaftlichen Betrieben, die ohne Feldrandsaat und Glyphosat auskamen. Doch eigentlich wisse jeder, dass die Tatsachen eine andere Sprache sprächen, würde man sich heute bemühen, sie zu verstehen. "Es wurden damals gewaltige Wälder niedergelegt, ja, fast ganz Europa entwaldet, es wurde mit unverarbeiteter Kohle geheizt, ohne Rücksicht auf Feinstaub und Klimagase, und niemand scherte sich einen Dreck darum, was das alles für Natur und Umwelt bedeutet." Von alldem finde sich nichts in den Bildern
Kümram will das ändern, er ist seit Monaten dabei, eine "Gemäldegalerie der Gegenwart" zu erstellen, wie er es nennt. Diese modernisierte Welt der so oft menschenverachtenden Klassiker zeigt die täuschend echt kopierten bekannten Meisterwerke mit neuen Details, "auch um jüngere Betrachtende abzuholen", wie Kümram seine Arbeit begründet. Die leeren Landschaften der längst vergangenen Geschichte haben nun Windkraftanlagen als kleine, klimaerhaltende Tupfer, auf anderen Bildern sind Solarparks zu sehen, etwa im Hintergrund von Edvard Munchs "Schrei". Dazu bilden abgeschaltete Braun- und Steinkohle die neue Kulisse von Botticellis "Geburt der Venus" und bei Rembrandts "Christus im Sturm auf dem See Genezareth" prägen große Offshore-Windrotoren ebenso wie bei René Magrittes weltbekanntem Werk "Der Sohn des Mannes" die Szenerie.
Neu gemalt in alter Schönheit
Magrittes grüner Apfel habe nun zudem ein veganes Biozertifikat, betont Kümram, der sich auf einer Mission sieht, die am Beispiel der vielen erfolgreich umgeschriebenen Bücher von Pippi Langstrumpf bis Onkel Tom sieht. "Die Welt dreht sich weiter und wir sollten die Kraft haben, uns von alldem zu lösen, was in der Vergangenheit nicht richtig gelaufen ist", sagt er. Der Mensch sei zum Lernen fähig, er müsse aber auch bereit sein, Altes zu vergessen, wenn neue Werte zur Auswahl stehen. "Das Festhalten an diesen Schinken mit ihrer Verherrlichung männlicher Kunstfertigkeit, die nur dazu genutzt wurde, im Dienst der Superreichen deren Lebensart als alternativlos herauszustellen, hat unser Bild von der Vergangenheit viel zu lange geprägt."
3 Kommentare:
- Spontane Assoziation -
Lothar Kusche: "Und hier sehen Sie die Schlummernde Venus von ... ... genannt Giorgione. Ihre rechte Hand hat sie unter den Kopf gelegt." - Ich wollte ihn fragen, wo sie die linke Hand hat, aber habe mich dann doch nicht getraut.
Und der Fall Ahlhorn zeigt, wie zunehmend schwer es ist, die konstant hohen Zuzugszahlen mit der Integrationsbereitschaft der Bevölkerung zu vereinen.
„Drei Parallelgesellschaften“
gebe es in Ahlhorn, sagt Kassenwart Samuel Stoll und zählt auf: die alteingesessene Bevölkerung, dann die rumänischen Vertragsarbeiter ...
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Samuel aber wuchs heran, und der HErr ließ keines von seinen Worten zur Erde fallen ...
Mir schwant etwas - da nimmt wohl einer wieder Anlauf?
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