Westalgiker träumen von Zeiten, in denen das Kürzel "NSU" noch für einen harmlosen Hersteller von Verbrennerfahrzeugen aus Neckarsulm stand. |
Der Medienforscher und Teilungshistoriker Hans Achtelbuscher hat den Alltag in den nach dem Anschluss der DDR verbliebenen Gebieten der sogenannten "alten Republik" über viele Jahre beobachtet, erforscht und analysiert. Heute sagt der Gründungsdekan des An-Institutes für Angewandte Entropie der Bundeskulturstiftung "Westerfahrungen wird man nicht los wie einen rheinischen Dialekt". Die Deutschen im Westen seien von Grund auf verschieden, allein schon ihr aus dem Kalten Krieg abgeleiteter Alleinvertretungsanspruch für alle Deutschen und ihre Gäste erkläre, welches gewaltiges Selbstbewusstsein sie zu tragen hätten.
Verständnis für Betroffene
Achtelbuscher macht in seinem Buch "Westalgie - wie ein unterdrücktes Gefühl uns spaltet" (Mastodon-Verlag Guben) den Versuch, Verständnis für die Betroffenen zu wecken, die meist selbst nichts von ihrem Hang zur Romantisierung einer Vergangenheit wissen, die es nie gegeben hat. "Nur, wenn wir endlich akzeptierten, dass diese Menschen nicht anders können, weil ihre kulturelle und emotionale Prägung ihnen das Gefühl mitgibt, sie wüssten und könnten alles und alles auch noch besser als alle anderen, könnten wir beginnen, mit ihnen zu arbeiten", ist sich Achtelbuscher sicher.
Die vollkommene Überhöhung eines Landes, dem die vor allem die Sehnsucht jener letzten Generation gilt, die es noch "ganz für sich hatte", wie er sagt, äußert sich heute in Sätzen wie dem, dass damals alles besser gewesen sei, als noch nicht Millionen ostdeutscher Zuwanderer die Mieten in den Wohlstandshochburgen und vor allem in deren pittoresken Bionadeviertel ins Astronomische getrieben hatten.
Auf deutsche Art schlecht organisiert
Hans Achtelbuscher, der am An-Institut seit Jahrzehnten an komplexen Fragen wie dem Themensterben in den Medien und der sogenannten "ungelenkten Einheitlichkeit" forscht, sieht falsche Weichenstellungen noch vor der Wiedervereinigung, also dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland, am Beginn eines komplizierten Transformationsprozesses, der auf eine inzwischen sehr deutsche Art schlecht organisiert gewesen sei.
"Leute wie Kohl, Genscher und die anderen Strategen des Hades-Planes glaubten, das werde schon alles irgendwie werden." Innerhalb von relativ kurzer Zeit wurden die bis dahin gut funktionierenden staatlichen Strukturen im Westen aufgelöst, Beamten mussten in den Osten gehen, Behörden waren gezwungen, fünf neue Ländern bei einer allgemeinen Anpassung an das politische, wirtschaftliche, rechtliche und soziale System der Bundesrepublik auf die Sprünge zu helfen. "Das hat bei vielen, die im Westen zurückblieben und selbst diese außergewöhnliche Karrieresprungschanze nicht zu nutzen wussten, für tiefe Wunden gesorgt."
Vom Gefühl, am Rand zu stehen
Achtelbuscher spricht von Eifersucht, vom Gefühl, am Rande zu stehen, nicht mehr beachtet, dafür aber abkassiert zu werden. Parteien wie die SPD oder die Grünen hätten sich damals von Anfang an gegen eine Wiedervereinigung ausgesprochen, weil sie der Ansicht gewesen seien, dass eine Bevölkerungsmehrheit ohnehin niemanden mehr im Osten kenne und der Wohlstand im Westen denen gehören solle, die ihn erarbeitet hätten. "Das war dann eher der italienische oder türkische Malocherkollege als der SED-Funktionär aus Sachsen." Mit dem hatte sich die SPD-Spitze auf eine gute Zusammenarbeit geeinigt, der gemeinsame Feind stand rechts. "Das ist ein Muster, das sich dank der erstarkenden Westalgie bis heute erhalten hat."
Im Rückblick auf die wilden Jahre des Aufbaus im Osten fällt oft nicht in den Blick, wie sehr der Westen litt und blutete. Straßen zerbröckelten, die Innenstädte verödeten, Fabriken wanderten ab. "Auch wenn dieser Übergangsprozess aus politik- und wirtschaftswissenschaftlicher Sicht meist als erfolgreich eingeordnet wird, war die Entwicklung nach der Wende für viele Westdeutsche auch von Verlusten und großer Enttäuschung geprägt", fasst Hans Achtelbuscher zusammen.
Drang zu den Fleischtöpfen
Dies sei eine Gemengelage, die viele Vertreter der jetzt an die Fleischtöpfe und Futtertröge der Macht strebenden Generation Parteiarbeiter motiviere, die eigene Enttäuschung über ökonomisch in Aussicht gestellte Zukunftsperspektiven, die nie eintraten, auf die ganze Welt zu projizieren. "Im Grunde geht es bei Westalgie um ein Erlösersyndrom, das sich aus Eifersucht, Enttäuschung und dem Bedürfnis speist, selbst auch große Dinge am grünen Tisch zu planen, von denen jeder realistisch denkende Mensch weiß, dass sie weder im vorgegebenen Zeitrahmen noch im erwünschten Umfang umsetzbar sind."
Westalgiker aber stört das nicht. Gerade die jungen Vertreter dieser romantischen Strömung, die Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beherrscht, pflegen ihre Abneigung gegen die im Osten hinzugewonnenen Gebiete und die dort lebenden indigene Bevölkerung als Distinktionsmerkmal. Noch nie im Osten gewesen zu sein, gilt als standesgemäß.Zeitgleich wird eine nostalgische Sehnsucht nach Bonner Zeiten gepflegt, als das Land noch Exportweltmeister war, von Nachbarn und selbst von Feinden bestaunt, ein Wirtschaftswunderland, dessen Herzschlag demokratisch und dessen Bevölkerung vielfältig, fröhlich und bei großen Sportwettbewerben sagenhaft erfolgreich war.
Heute gehört uns D-Land
Nach Hans Achtelbuschers Erkenntnissen sind Äußerung und Ablauf der Westalgie heute gehalten, nicht nur die innere Einheit zu gefährden. "Wir haben es mit einem Drang zu tun, der direkt anknüpft beim vermaledeiten ,heute gehört und D-Land und morgen die ganze Welt'", fasst der Forscher zusammen. Die Westalgie umfasse nicht mehr nur einen flächendeckenden Wiedererkennungskult rundum alltägliche Gewohnheiten und Produkte der alten BRD, sondern auch eine beständige Propaganda dahingehend, dass die perfekt funktionierende Bundesrepublik sich mit der Aufnahme des Ostens letztlich nur zahllose wirtschaftliche, politische und emotionale Probleme aufgehalst habe.
"Die wiederum werden vorgeschoben, um zu begründen, warum sich die weitreichenden Pläne zur Transformation der Gesellschaft hin zur rückstandslosen Klimaneutralität nicht wie beabsichtigt umsetzen lassen."
7 Kommentare:
Der NSU schlägt wieder zu!
Und die steukturell rassistische Polizei ist auf dem rechten Auge blind. Was auch sonst.
https://www.welt.de/vermischtes/article253590778/Explosionen-in-Koeln-Polizei-haelt-Verbindungen-zur-niederlaendischen-Mafia-fuer-belegt.html
OT, Danisch:
Frisch gemessert
19.9.2024 19:37
Passanten finden in Bremen gemesserte Leiche auf dem Friedhof.
Ich stelle mir das gerade so vor: „Polizei Notruf …“ – „Hilfe, Hilfe, kommen Sie schnell, hier liegt ein Toter auf dem Friedhof!“ – „Ja, meine Dame, wo denn auch sonst? Da gehört er ja schließlich hin, nich’ wahr!?“
Wer kennt den noch? Da liegt ein Gleis auf den Schienen! Da gehört es ja auch hin! Jetzt ist altel Mann übelfahlen wolden!
>Da liegt ein Gleis auf den Schienen! Da gehört es ja auch hin! Jetzt ist altel Mann übelfahlen wolden!
Ach kommt, Leute. Wirklich?
Ein Hubschrauber ist auf den Hauptfriedhof abgestürzt. Bisher wurden 500 Tote geborgen.
OT P.S. laut Dr. Danisch Depeschen entwickelt sich Böhmermanns Schönbohm-Saga erfreulich. Die rudern grad etwas mit den Armen: WENN WIR NICHT LÜGEN DÜRFEN IST DIE PRESSEFREIHEIT usw
@ 3.Anonym: Eingeräumt, Chinesenwitze (Na, wiedel Übelstunden fül ehlwüldige Filma?) sind out. Dennoch erschließt sich mir der Sinn Ihrer Replik nicht so richtig.
Beides, Ostalgie und Westalgie, sind Narrheit. Auf gelehrt Eskapismus genannt.
Es ist des Pöbels höchste Wonne, sich, wie Joseph von Ägypten, mehr zu dünken denn seine Brüder. Den wirklichen Feind nicht auch nur andeutungsweise zu erkennen ...
>Dennoch erschließt sich mir der Sinn Ihrer Replik nicht so richtig.
Gespielte Entrüstung über grauenvolle Witze, abgeschlossen mit einem grauenvollen Witz.
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