Olympia-Gastgeber Frankreich zeigt dem deutschen Nachbarn, wie sich ohne Schuldenbremse auch sportlich erfolgreich wirtschaften lässt. Abb: Léon Marchand, gemalt von Kümram, Chlorfarbe auf Glas |
Frankreich feiert bei Olympia seine Sportler und deren Erfolge, eine Medaille folgt auf die andere, allein der Schwimmer Léon Marchand hat bisher dreimal mehr Medaillen gesammelt als die einstige Sportnation Deutschland. Alle Erwartungen übertroffen. Alle Hetzer zum Schweigen gebracht, die die prächtige Eröffnungsfreier im Stil des Sonnenkönigs Ludwig XIV. noch hatten nutzen wollen, ein übles Licht der Spaltung auf die Spiele der Gemeinsamkeit und des Zusammenrückens all der Staaten zu werfen, die nicht ausgeschlossen wurden.
Angriff vor dem Startpfiff
Auch den Versuch der EU-Kommission, den Olympiagastgeber mit einem pünktlich zum Beginn der Spiele gestarteten Defizitverfahren nach den uralten Maastricht-Regeln unter Druck zu setzen, ließ der Élysée-Palast ins Leere laufen. Weder der französische Präsident noch die amtierende Regierung kommentierten den Angriff aus Brüssel.
Warum auch. Länger schon spielt Frankreich "in einer Liga mit Griechenland und Italien" (Tagesschau), das Haushaltsdefizit stieg zuletzt auf 5,5 Prozent, die Staatsschulden liegen bei 111 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und damit fast doppelt so hoch wie Grundsatzverträge den EU-Staaten vorschreiben.
Hüter der Verträge
Aus Sicht der EU-Kommission, die sich gern als "Hüter" jener mystischen Verträge sieht, die bei jedem Jubiläum ihrer Unterzeichnung wie die Bundeslade herumgezeigt, anschließend aber schnell wieder versteckt werden, war das lange kein Problem. Da sich abgesehen von einigen Kleinstaaten niemand an die vorgeschriebenen Grenzen hielt, gab es keinen Grund, in harten Zeiten mitten in der Wertegemeinschaft einen neuen Graben aufzureißen, indem der EU-Rat der europäischen Staatenlenker mit einer Mehrheit der Mehrheit der europäischen Staaten den Krieg wegen einer seit mehr als anderthalb Jahrzehnten anhaltenden Verletzung der gemeinsamen Vereinbarungen erklärt.
Natürlich nörgeln Kritiker: Wäre die EU ein Staat, dürfte sie sich selbst nicht beitreten, weil ihre Gesamtverschuldung nicht unter 60, sondern über 80 Prozent des BIP liegen. Die Euro-Staaten, die ganz besonders von der gemeinsamen Währung profitieren, kommen sogar auf 88 Prozent - eine Höhe, die nach Angaben von Kommission und EU-Rat "die Stabilität des Euro" gefährdet, obwohl die befreundeten USA ihre Schulden inzwischen auf mehr als 120 Prozent hochgefahren haben.
Stabiles Frankreich
Mit gewaltigem Erfolg. Wie sein Vorgänger Donald Trump hat auch der scheidende US-Präsident Joe Biden ein gewaltiges Geldschöpfungsprogramm initiiert, das verspricht, die weltgrößte Wirtschaftsmacht in Kürze auf Augenhöhe zur Pro-Kopf-Verschuldung von Italien und Japan zu bringen. Eine Schuldenbremse, wie sie sich weitsichtige und kluge Politiker in Deutschland angeführt von der SPD vor 15 Jahren ins Grundgesetz schrieb, kennen die USA nicht.
Die dortige Politik hält über alle Kleinkriege zwischen dem progressiven und dem rückwärtsgewandten Lager daran fest, dass es das edelste Recht eines jeden gewählten Parlaments ist, selbst darüber zu bestimmen, wie viel Geld es sich leihen möchte. Mit Hilfe neuer Schulden erkauft sich das Land formal hohes Wachstum: Zuletzt über drei Prozent, mehr als das Zehnfache dessen, was die Ampelkoalition sich in ihren kühnsten Träumen von grüner Transformation, Doppelwumms und Dynamisierungsbürokratisierung erhofft.
Neun zu eins
Auch Frankreich ist dahingehend stabil. Wirtschaftlich läuft es nicht so gut wie in den USA, aber deutlich besser als beim deutschen Nachbarn. Auf beinahe ein ganzes Prozent Wachstum kam das EU-Kernland zuletzt - ein Erfolg, der mit einem Anstieg der Schulden von nur neun Prozent eingekauft wurde und das Land nun global von innen leuchten lässt.
Ja, Frankreich hat derzeit keine Regierung. Ja, in Paris ist auf kurze Sicht auch keine regierungsfähige
Koalition in Aussicht. Doch wichtig ist ein anderer Aspekt: Während Deutschland weiterhin sklavisch Europas Grundregeln einzuhalten versucht, wenn auch ohne seit Jahren ohne Erfolg, marschiert die Grande Nation selbstbewusst auf einem eigenen Kurs, der den Einflüsterungen und Mahnungen aus dem mit 105 Prozent des BIP verschuldeten Belgien ebenso widersteht wie dem Jammern und Zetern aus Berlin.
Schulden zu Gold
Die Franzosen sehen ja gerade jetzt bei den Olympischen Spielen, dass nicht alles schlecht ist. Während die Kommission schimpft und zetert, macht Frankreich Rekordschulden zu Gold. Mitten im laufenden Defizitverfahren ergießt sich eine Medaillenflut über das Mutterland von Pierre de Frédy, dem Baron de Coubertin, der sich die modernen Spiele ausdachte, um den alle Grenzen überwindenden Fortschritt im gesellschaftlichen Bereich in einem sportlichen Rekordstreben nach dem Motto "Schneller, höher, stärker" zu spiegeln.
Coubertins olympisches Ideal, nachdem ausschließlich männliche Einzelkämpfer antreten sollten, wurde von seinen Erben geschleift, so dass heute jede Nation die Chance hat, nahezu doppelt so viele Medaillen zu gewinnen.
Ernüchternde Bilanz
Frankreich hat bislang 27 gesammelt. Hinter China und den USA liegt die vergleichsweise kleine Große Nation auf Platz 3 der Wertung, die Deutschland wegen der Schuldenbremse nur auf Platz 10 sieht, mit sechsmal Edelmetall, zwei Medaillen weniger, als Frankreich an Goldenen geholt hat. Ein trotz aller Hymnen auf die wenigen siegreichen deutschen Starter blamables Ergebnis für eine frühere Sportnation, die sich bis den professionellen Spitzensport bis heute als zentrale Staatsaufgabe leistet, für immer mehr Geld aber immer weniger Ruhm vereinnahmt.
Deutschland, beim letzten Antreten zu zweit noch viermal so erfolgreich wie zuletzt in Tokio, muss neu nachdenken. Will das Lad der Birgit Fischers, Kristin Ottos, Kornelia Enders, Roland Matthes, Michael Groß und Renate Stechers dauerhaft abgehängt werden? Oder entschließt es sich, die Schuldenbremse endlich zu reformieren und den darbenden Spitzensport auf ein festes finanzielles Fundament zu stellen?
2 Kommentare:
>> nicht die mama 2. August 2024 at 17:24
Dieses ganze olympische Gezeter über eingebildete Geschlechter, über den Triumph des Willens über die Biologie, hat tatsächlich was von Olympia 1936. <<
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Hejl Godwin, und, was für eine blöde Sau.
Der hat wahrlich nicht mehr alle rosa Kaninchen im Koben.
Auch noch OT
"Klimaaktivistin soll ins Gefängnis – Reagiert Justiz zu hart?“
Der Schmierfink, der diese Frage formuliert hat, gehört lebend am ... (Näheres bei B. Traven, oder Janotchik, Held der Berge. Nicht so doll! Tut doch weh! Autsch autsch!
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