Der Euro gilt als die segensbringende Gemeinschaftswährung. Offizielle Statistiken zeigen, wie er wirklich wirkt. |
In Kroatien stöhnten erst die Bürgerinnen und Bürger, später dann auch die Touristen. Kaum war der Euro eingeführt, spät, aber nicht zu spät, hatten Einwohner und Besucher unwillkürlich den Eindruck, die Preise seien gar deftig gestiegen. Nun, Inflation ist überall und in Kroatien hatten schon die Aussichten, bald mit dem großen friedensstiftenden Gemeinschaftsgeld zahlen zu dürfen nicht eben deflationäre Tendenzen ausgelöst. Doch als es dann soweit war, ließ sich das Erschrecken nicht leugnen. Selbst im Vergleich zu Deutschland, das seinen Verzicht auf russisches Gas teuer bezahlte, bluteten die Kroaten mit mehr als zehn Prozent Geldentwertung kräftig.
Böser Ruf als Preistreiber
Der Teuro machte seinem Ruf als Preistreiber wieder alle Ehre. Doch das bisschen Wohlstandsschwund ist es allemal wert, versicherten die Experten, weil die Gemeinschaftswährung so viel Vorteile bringt, dass jede Wachstumsdelle und jedes Häppchen Geldwertverlust im Handumdrehen ausgeglichen wird. Der Euro gilt dieser Lesart nach als Motor des EU-Binnenmarktes, der sich selbst gern als "größter Wirtschaftsraum der Welt" bezeichnet ohne dabei in irgendeiner Weise Rücksicht auf die Realität zu nehmen.
Die muss generell draußen bleiben, wenn die Propagandisten aus Berlin, Brüssel und Straßburg im Wertewahlkampf ihre Lieder singen. Zahlen spielen dann keine Rolle, Statistiker werden ausschließlich genutzt, wenn sie sich zweckdienlich anpassen lassen, wie es die Meisterwerkstatt für mediale Manipulation (MMM) des Mainzer ZDF immer wieder so beeindruckend vorführt. Nur so gelingt es seit Jahren, die EU als die Macht darzustellen, die Europa "70 Jahre" oder "75 Jahre" Frieden beschert hat. Nur so gelingt das Ausblenden der Milliarden, die die USA sich diesen Frieden haben kosten lassen.
Eher schlecht als recht
Und nur so ist es auch zu schaffen, den Euro wie ein segenspendendes Gemeinschaftsgeld aussehen zu lassen. Während doch in Wahrheit alle Zahlen dafür sprechen, dass die 20 EU-Staaten, die mit dem Euro zahlen, eher schlechter wirtschaften als die sieben, die entgegen ihrer eigentlichen Verpflichtungen aus den Europäischen Verträgen darauf verzichten.
Einen direkten Vergleich lassen die beiden früheren Teilstaaten der Tschechoslowakei zu: Bis 2010 holte die wirtschaftliche schwächere und ärmere Slowakei im Vergleich zu Tschechien in hohem Tempo auf. Dann aber kam der Euro nach Bratislava und Banska Bystrica. Und die Aufholjagd endete. Bis heute sind die Einkommen in der Slowakei niedriger als in Tschechien, die Lebenshaltungskosten dafür aber deutlich höher, ebenso Steuern und Abgaben und die Staatsverschuldung.
Sie müssten, aber sie wollen nicht
Polen, Tschechien, Schweden, Dänemark und Ungarn hätten mit der Erfüllung der sogenannten "Konvergenzkriterien" schon seit Jahren alle Voraussetzungen, den Euro einzuführen. Doch sie vermeiden jede Diskussion darüber, warum sie sich weigern, dieser grundsätzlichen Verpflichtung aller EU-Staaten nachzukommen. Die Euro-Staaten wiederum tun ihnen ebenso wie die EU-Kommission den Gefallen, nicht auf dem Umstand herumzureiten, dass die gemeinsam geschlossenen Verträge nur Dänemark eine Nichtbeteiligungsklausel zubilligt, kein anderes Land also von einer verpflichtenden Euro-Einführung befreit ist.
Zu trist ist die Bilanz, zu übel könnte eine öffentliche Diskussion über den Euro ausgehen. Fast ein Vierteljahrhundert nach der Einführung der Gemeinschaftswährung ist von deren angleichender Wirkung auf die so unterschiedlichen Volkswirtschaften, die mit ihr zurechtkommen müssen, nichts zu sehen.
Wachstumsabfall mit dem Euro
Egal, ob große Krise oder Normalbetrieb: Starke Eurostaaten wie Luxemburg erwirtschaften immer noch ein Bruttoinlandsprodukt, das pro Kopf fünfmal höher liegt als das in schwachen Staaten wie Griechenland, Portugal oder Tschechien. Die Einkommensunterschiede zwischen den Regionen mit dem höchsten und den Regionen mit dem niedrigsten BIP pro Kopf sind zuletzt sogar wieder größer geworden: Zwischen 2009 und 2022 wuchs das Bruttoinlandsprodukt in der EU um 8,23 Billionen, also fast 50 Prozent. Der Klub der Euro-Statten in der EU kam derweil auf ein Plus von 4,14 Billionen - rund 44 Prozent.
Liegt es am Euro? Oder an den Eurostaaten? Wieso wirken die vielen, vielen Vorteile, die nicht nur die EU-Kommission offiziell predigt, sondern auch die EZB, die Bundesbank, engagierte Wirtschaftsforscher und progressive Medienhäuser wie die "Zeit" oder der "Spiegel", selbst über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren keineswegs wachstumsfördernd, sondern offenkundig wachstumshemmend? Keine Frage, die öffentlich gestellt wird. Die Antwort könnte mehr als nur teile der Bevölkerung beunruhigen.
1 Kommentar:
Büschen OT
>> ingres on August 11, 2024 at 4:54 pm Antworten
Für mich datiert das Modell auf den Mord an Daniel Sievert zurück. Das ist lange her und ... ... ...
Ich frage mich nur, was dahinter steckt und wo die abgrundtiefe Bosheit herkommt ... <<
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...was dahinter steckt ... --- "Dem Mann kann geholfen werden." (Schiller) ---
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