Der Leitstand der Bundeswummsmaschine ist bewusst einfach gehalten: Von hier wird der Vortrieb zum nächsten grünen Wirtschaftswunder gesteuert. |
Zu viel wollte er noch nicht verraten. Bundeskanzler Olaf Scholz weiß, dass ihm nicht mehr viele Pfeile im Köcher bleiben. Obschon kaum jemand anders sich drängt, das von multiplen Krisen geschüttelte und von der eigenen überragenden Moral gerührte Deutschland zu übernehmen, könnte ein Scheitern der schon mehrfach in die Verlängerung gegangenen Haushaltsberatungen der Koalitionsspitzen die Totenglocke für des Ampelkanzlers Amtszeit läuten. Scholz, der eigentlich für zwei Dienstzeiten geplant hatte, würde dann auf jeden Fall auch den angestrebten neuen sozialdemokratischen Rekord verpassen und den derzeitigen Rekordinhaber Helmut Schmidt nicht überflügeln können.
Plan B aus der BWHF
Scholz ist jedoch ein Mann, der immer einen Plan B hat. Ehe es nicht vorbei ist, ist es nicht vorüber. Schon vor dem Beginn der Kette der Krisensitzungen im Haushaltsstreit hat der Kanzler einmal mehr Kontakt zur Bundesworthülsenfabrik (BWHF) in Berlin aufgenommen, um sich von den Experten für Neusprech-Design eine weitere Optimismusvokabel für den Wirtschaftsnahkampf der kommenden Wahlkampfwochen liefern zu lassen.
"Wirtschaftswende" und "grünes Jobwunder" hatten sich zuletzt allzu schnell verbraucht. Zeigten solche Begriffe bisher zumindest einige Tage lang medial Wirkung, waren sie wie die "Flüchtlingsbremse", der "Wumms" und die als Verantwortliche für die multiplen Miseren ausgerufenen "Hochvermögenden" zuletzt wie Platzpatronen im Lauf explodiert.
Bedeutungsschreiner und Beschwörungsingenieure
Umso raffinierter ist das von BWHF-Chef Rainald Schawidow von einem schlagkräftigen Team aus Wortakrobaten, Bedeutungsschreinern und Beschwörungsingenieuren entworfene neue Schlagwort "Wachstumsturbo", auf das Scholz selbst im Deutschen Bundestag schon einen Vorgucker erlaubte. Erstmals handelt es sich nicht um eine sogenannte Leerfloskel", die ausschließlich der Fortführung des politischen Bedeutungskampfes dient, sondern um ein hochentwickeltes maschinelles System aus fantastischen Floskeln, "sehr vielen sehr kluge Maßnahmen", wie Scholz selbst verraten hat, und einer demonstrativen Einigkeit, mit der Ampelspitzen die intern auch als "Bundeswummsmaschine" bezeichneten Wachstumsturbine in "kompletter Einigkeit" (Scholz) nach außen vertreten wollen.
Grundlage des Aufschwungsystems, von dem Scholz "gefällt, was ich jetzt schon kenne", ist das Prinzip der mechanischen Sahneschlagmaschine: Mit Hilfe eines Handgriffs, der eine Geldkurbel antreibt, wird bewegt ein Schlagwerk gesetzt, das aus geringsten Wachstumsdaten ermutigende Schlagzeilen erzeugt. Selbst eine schwächelnde Wirtschaft, wie sie auch die solidarischen Medien zuletzt beklagten, wirkt so luftig und cremig und fest zugleich. Eine Sahnemaschine mit einer Kapazität von zwei Litern kann pro Stunde 100 Liter Sahne produzieren, ähnliche Effekte verspricht sich das Kabinett vom geplanten Wachstumsturbo, von dem mindestens ein Triple-Wumms erwartet wird, verglichen mit dem "Doppel-Wumms" aus dem Herbst 2022.
Im Leitstand der Bundeswummsmaschine
Der Leitstand der Bundeswummsmaschine (BWM), die zentral aus dem Bundesklimawirtschaftsministerium gelenkt werden soll, ist dabei bewusst einfach gehalten. Die Kontrukteure verzichten absichtlich auf die Deutschland stets schwerfällige, teure und mit hohem Zusatzaufwand verbundene Digitalisierung. Staatdessen gibt es zwei große Handräder und eine Turbo-Taste, wie sie früher bereits bei PCs der 8086er- bis Pentium-1-Ära eine manuelle Änderung der Prozessor-Taktfrequenz durch den Nutzer zuließ.
Dies soll auch hier jederzeit im laufenden Betrieb möglich sein. Dazu wird die Taktfrequenz aus dem Normalbetrieb kurz auf ein Drittel oder die Hälfte des normalen Wertes abgesenkt, ehe ein kurzer Druck einen sogenannte Luft-Kondensationsverdichtungsprozess in Gang setzt, der das gefürchtete Negativwachstum angesaugt, durch ein Schwellrohr führt und unter Aufsicht der jeweils zuständigen Behörden in Bund, Land und bei der EU auf neuartige Medial-Turbolader (umgangssprachlich auch Turbo) leitet. Durch die eingearbeitete Luft nimmt das Volumen zu und eine Luftpistole wirkt aus der Ferne betrachtet wie die berühmte Scholz'sche Bazooka.
Gegen den knausernden Verbraucher
Bisher kamen solche Geräte hauptsächlich in Konditoreien, Bäckereien und Eisdielen zum Einsatz, im Zuge der Haushaltsberatungen aber wurde den Koalitionsspitzen aber wohl klar, auch noch so "viele konkrete Vorschläge" zur Beschönigung der Lage nicht ausreichen werden, die knausernden Verbraucher zu mehr klimaschädlichem Konsum im Dienst des Binnenaufschwungs zu verleiten. "Die Lage ist manchmal anders als die Stimmung", hatte Vize-Kanzler Robert Habeck das Dilemma umrissen, das vor allem darin liegt, dass sich die Lage weigert, den Vorgaben der Politik zu folgen.
Das mit großen Hoffnungen verkündete Dynamisierungspaket aus dem Winter ist folgenlos verpufft. Die "Wirtschaftswende" hat nach einer 360-Grad-Drehung nichts bewirkt. Deshalb will die Bundesregierung sich nun mehr um die Stimmung kümmern: Das Wirkprinzip des Turboladers, vom Schweizer Alfred Büchi bereits Jahre 1905 zum Patent angemeldet, soll helfen, einen Teil der wenigen verbliebenen Energie der jammernden und klagenden Wirtschaft mittels Turbine und Verdichter möglichst wirbelfrei in die Abspielstationen bei ARD und ZDF und die Redaktionsstuben übertragen. Die Genehmigung der EU-Kommission zum Bau der Wachstumsturbine steht noch aus. Doch die Zustimmung gilt als Formsache.
3 Kommentare:
Die Stimmung würde sich bestimmt verbessern, wenn die Regirung zurücktreten würde. CO2 Steuern weg, kein Geld und keine Waffen mehr für die Ukraine wären auch gut für die Stimmung. Noch besser würde diese, wenn dann noch die kriminellen Asylanten abgeschoben würden. Dann noch besseres Wetter und die Stimmung explodiert.
Die beiden Geldhähne im Bild wurden an M. Fratzschers Institut aus dem Vollen gefräst und können pro Sekunde bis zu 1% des Bruttoinlandsprodukts an berechtigte Empfänger leiten.
"Die Phrase, das Schlagwort, ist eine der Hauptwaffen des internationalen Ihrwisstschontums."
Heinrich Furth, "Der internationale Irwisstschon"
Kommentar veröffentlichen