Freitag, 21. Juni 2024

Überall nur Wetter: Das Klima zeigt die kalte Schulter

Überall nur Wetter: Das Klima zeigt die kalte Schulter
Der Höllensommer lässt im Moment noch auf sich warten.

Sommeranfang, endlich auch meteorologisch, und immer noch kein Klima. Die Vorschaukarten zeigen ein müdes Gelb, allenfalls Orange. Die Ansager müssen immer weiter abschweifen, um Mahnen und warnen zu können. Indien sei sehr heiß. In Saudi-Arabien habe ein offenbar mit Haltung, Betragen und Einstellung seiner Gläubigen ganz und gar nicht einverstandener Gott mehr als tausend Pilger durch Hitzeschläge getötet.  

Schüler leiden am schlimmsten

Eine ARD-Reportage aus Rom zeigt die am schlimmsten Betroffenen: Eine deutsche Schulklasse leidet am Trevi-Brunnen. Es ist Ende Juni und schon sind beinahe 38 Grad. Der Asphalt würde glühen, wäre es noch wärmer. Hätten wir das gewusst, sagt eine der Schülerinnen, dann wären wir nicht gekommen. 

Auch aus den USA und Griechenland kommen ähnliche Meldungen. 36 Grad in Athen. Amtliche Hitzewarnung für Teile der USA: Der US-Metropole Detroit im Bundesstaat Michigan droht die "schwerste Hitzewelle seit mehr zehn Jahren". Es werden Temperaturen oberhalb der 35 Grad Celsius erwartet. Ein "Heat Dome", zudem der erste für die deutschen Medienlandschaft. Der Lake Michigan würde verdunsten, wäre es noch wärmer.

Höllensommer lässt auf sich warten

Nur in Deutschland, einem Klimavorreiter, lassen Hitze- und Höllensommer auf sich warten. Trotz des im letzten Jahr verabschiedeten Bundeshitzeschutzplanes (BHSP) und der folgenden energischen Anstrengungen, eine bundesweite Infrastruktur aus Trinkbrunnen, Hitzeschilden und begrünten Innenstädten zu errichten, zeigten sich die Monate seitdem durchweg zu warm. Gerade die kalte Jahreszeit war viel zu heiß, vor allem nachts. Nun aber scheint der Trend zu kippen: Detailgenau widmen sich die Nachrichtensendungen und Klimaredaktionen den Orten, an denen es "überall zu heiß" (Die Zeit) ist.

Es geht darum, dem falschen Eindruck entschlossen zu begegnen, dass es derzeit etwas "kühl" (Der Westen), windig und regnerisch ist und die "globale Hitzewelle" (Die Zeit) so global nicht sein kann, wenn man sie vielerorts gar nicht spürt. Orte, die in der ausgedünnten Auslandsberichterstattung normalerweise keine Chance haben, jemals erwähnt zu werden, wenn es nicht den Papst dorthin verschlägt oder Wladimir Putin zu Besuch kommt, werden als Zeugen aufgerufen.

Zu spät zu heiß

Im indischen Varanasi, von der ARD einmal auf den Namen "Stadt des glücklichen Todes" getauft, sei "die Hitze unerträglich", und das im Juni, wo doch eigentlich sonst immer im Mai über 40 Grad herrschen. In Mekka sterben Pilger in der Hitze, obwohl sie die vom Bundesgesundheitsminister empfohlene Hitzeschutzbekleidung samt Kopfbedeckung trugen. Griechenland schließt die Schulen, Deutschland die Freibäder

Noch neun Tage Juni, dann wird auch dieser Monat wieder zu warm gewesen sein.

Irgendwo.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

OT
Wenn Sie Zeit und Muse haben ...
Michael Klein auf Sciencefiles.
Danisch hat recht - wir sind im Ursch.

irgendwer hat gesagt…

Wo bleibt das Positive?!

Fällt die Wirtschaftsleistung in den Keller, sinken die Ressourcen für Sozialleistungen und damit die Attraktivität des Landes für finanziellen Schutz Suchende. Es könnte sogar drohen, dass subsidiären Schutz Suchende bzw. Gefundenhabende von ihren Urlaubsreisen in für Abschiebungen zu unsichere Regionen nicht zurückkehren mögen. Auch könnte das Modell des Häuslebauers, ein halbes Jahr in D abzusitzen, um den Sozialhilfeanspruch nicht zu verlieren und die andere Jahreshälfte vom erzielten Einkommen (in Türkien beträgt der übliche Stundenlohn ca. 1/10 des hiesigen Mindestlohns) in Anatolien eine Immobilie zu verschönern, an Charme verlieren.

Gut/ Schlecht, die Übergangsphase könnte in unangenehme Verteilungskämpfe ausarten und Deppen, die nicht wissen, dass der IS sich aus Ölverkäufen finanzieren konnte, das eine oder andere Kalifat ausrufen. Und hungern.

Aber danach, wenn hier alles abgebrannt ist, kann die autochthone Bevölkerung hier wieder neu durchstarten. Arbeitsplätze in der russischen Lithiumförderung oder auf den russischen Latifundien in Mitteleuropa sollte es genug geben.