Es ist ein überaus unheilvoller Trend: Es ist kalt, es ist regnerisch, Landunter im Süden, 15 Grad an der Küste. Und doch gibt es an der Klimafront keine Entspannung. Nachdem 2023 bereits sämtliche Temperaturrekorde pulverisiert wurden, blieb das Wetter den Warnungen von Klimaforschern, Klimakonferenzen und Umweltpolitikern auch 2024 treu. Die Serie der Hitzekorde hält an, der Klimawandel hat Deutschland fest im Griff. Allein im vergangenen Jahrzehnt stieg die weltweite Durchschnittstemperatur durch Aktivitäten des Menschen um rund 0,26 Grad. Und das ist erst ein Anfang.
Sommerangst und Depression
Wer in diesen Tagen aus dem Fenster schaut, sieht Rekordwerte. Niemals war es so heiß und so kühl zugleich, erstmals driften schon seit Wochen gemessene und gefühlte Erderhitzung auseinander. Waren es im Mai noch die Nächte, in denen sich die Wärme zeigte, ohne dass sie jemand sah, zeigen die aktuellen Temperaturen, dass auch nachts noch kälter als draußen werden kann. In den Alpen fällt Schnee, in Süddeutschland Dauerregen. Der Deutsche Wetterdienst ist auch im Tiefland vergebens auf der Suche nach der "warmen Jahreszeit" und der "neuen "Sommerangst" (Taz) vor "Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Lustlosigkeit" und dem Fehlschlagen der Hitzeschutzpläne. Nur wenige, zumeist junge Menschen atmen auf. Für sie, die unter den neuen "Sommerdepression" leiden, ist die heiße Jahreszeit eines Zeit des Selbstekels: Wenn es gilt, die eigene starke Körperbehaarung zeigen zu müssen und im Freibad das Gewicht freizulegen, geht es los mit der Diskriminierung und die "Summer Anxiety" (Die Zeit) bricht aus.
Noch ist Hoffnung, denn noch ist es zumindest gefühlt recht kühl. Immer mal ein Zwischenhoch, und das war es dann auch schon. Während Klimawandelleuner behaupten, sie könnten gar keine Erwärmung spüren, sind Forscher sicher: Die Menschheit bricht nicht nur seit einem Jahr Monat für Monat diesen oder jenen Temperaturrekord, so dass 2023 das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn war – 2024 scheint es auch so weiterzugehen. Der Mai 2024 war der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen monatlichen Rekordwert erreichte, hat der EU-Klimawandeldienst Copernicus errechnet.
Extreme Hitze vor allem nachts
Nicht nur, dass es nachts beinahe durchweg zu warm war, nein, die globale Mitteltemperatur lag mit 14,9 Grad Celsius um 2,8 Grad über dem Normwert der international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990 (12,1 °C). Ein denkwürdiger Rekord für die Geschichtsbücher: Der Mai 2024 war damit hierzulande der fünftwärmste seit Messbeginn 1881. Nur in Konstanz am Bodensee, wo schon vor fünf Jahren vorsorglich der Klimanotstand ausgerufen worden war, war es 0,1 Grad kälter als vom langjährigen Durchschnitt vorgeschrieben.
Ein Zeichen dafür, dass der Mensch durchaus etwas tun kann, um die unheilvolle Entwicklung zu stoppen. Die menschengemachte Erderwärmung hatte zuletzt nicht einmal mehr Rücksicht auf die in Deutschland deutlich gesunkenen CO2-Emissionen, die Abschaltung der Kernkraftwerke und den beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren genommen.
Ganz im Gegenteil: Die Temperaturen stiegen außerhalb von Konstanz so schnell wie nie seit dem Start der Aufzeichnungen. Schwerin, Hamburg und Bremen meldeten mehr als drei Grad zu viel, die Insel Sylt, in den vergangenen Tagen ohnehin weltweit in den Schlagzeilen, kam sogar auf 3,8 Grad Übertemperatur.
Die wissenschaftlichen Daten stehen auf dunkelrot, die Erde bricht den nächsten Klimarekord, diesmal auf eine besonders perfide, weil kaum wahrnehmbare Weise. Der 1,5 Grad-Pfad ist wohl nicht mehr zu halten. Auf eine Erderwärmung von deutlich über zwei Grad aber, die zu vermeiden die internationale Gemeinschaft sich im Pariser Klimaabkommen von 2015 geeinigt hatte, kann sich der menschliche Körper nicht einstellen.
Symptomlose Hitze
Die Ursache für die Temperatursprünge, die oft auch als symptomlose Hitze daherkommen, sehen Forschende auch im Rückgang der menschengemachten Menge an klimaschädlichen Schwefeldioxidemissionen. Nachdem eine neue Verordnung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO2020) den maximal zulässigen Schwefelgehalt in Schiffskraftstoffen von 3,5 auf 0,5 Prozent gesenkt hatte, fehlen die schädlichen Schwefeldioxid-Moleküle nun in der Stratosphäre, wo ihr sogenannter "indirekter Aerosolantrieb" den Planeten bisher wie ein Sonnenschirm beschattet hatte.
Der Bericht "Indicators of Global Climate Change" (IGCC) legt den Finger in die rotglühende Wunde.
Allein im vergangenen Jahrzehnt stieg die Temperatur durch Aktivitäten des Menschen um rund 0,26 Grad. Ein Jahrzehnt zuvor waren es noch nur 0,20 Grad gewesen. Die fehlenden Kühl-Aerosole in der Atmosphäre machen sich bemerkbar - und viele merken es nicht oder behaupten das zumindest. Auf dem "Highway zur Klimahölle", wie es UN-Generalsekretär António Guterres nennt, flüchten die ersten Völker in kleinen Booten von ihren Inseln. Die Bundesregierung aber tut nichts, um die Kuh vom Eis zu holen.
4 Kommentare:
>> Rückgang der menschengemachten Menge an klimaschädlichen Schwefeldioxidemissionen.
Ein neuer Feind ist bereits ausgemacht. Wir lachen uns zu Tode.
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dpa/wb
LACHGAS
Dieses Treibhausgas wird oft vergessen
Stand: 12.06.2024 | Lesedauer: 3 Minuten
Wenn es um den Klimawandel geht, wird schnell und viel über Kohlendioxid gesprochen. Von Lachgas ist kaum die Rede. Allerdings erzeugen Menschen immer mehr von dem klimaschädlichen Gas – oft aus Versehen. Wie sich das Problem verringern ließe.
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Weniger Lachen wagen, dann gibt es auch weniger Lachgas. In Deutschland ist das ja kein Problem, da wir hier nichts zum lachen haben, so stehen wir unter der Fuchtel der Ampel.
Vor ein paar Tagen hatte ich aus gegebenem Anlass nach "Schafskälte" gegurgelt. Und siehe da, laut Wokiblödia ist, und zwar wegen des Klimawandels, die Schafskälte auch nicht mehr das, was sie einmal war.
(Gestern waren 18°C angekündigt - es wurden 12°C)
Wir hatten doch erst Winterangst, wegen Klima vor zu hohen Temperaturen und wegen Putin vor zu niedrigen. Ich hoffe, dass uns die Studienabbrecher und Tiktoktänzer in Berlin endlich aus diesem Elend befreien.
Ab wann beginnt das Datenrauschen? Bei Werten unter 0,5°C?
Aber egal, wenn der Klimawandel nun durch sauren Regen und Waldsterben bekämpft wird, gerät auch eine vergessene Gefahr ins Hintertreffen: Der Anstieg der Weltdurchschnittstemperatur auf ca. 60°C. Sie lachen? Das hatten die wackeren Klimawandelbekämpfer vor nunmehr 25 Jahren herausgefunden, nämlich dass durch die erwärmungsbedingte Zunahme dunkelgrünblättriger Bäume. (Es können auch hellgrünblättrige gewesen sein, ich habe es vergessen. Die Leerstelle versuche ich - lachen Sie nicht - durch Logik zu füllen.)
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