Freitag, 31. Mai 2024

Hitlern: Der kleine und der große Gruß

Zur Aufklärung zeigt Deutschland erfolgreichster Komödiant Jan Böhmermann hier den sogenannten "kleinen Hitlergruß": Haare unter der Nase imitieren dabei gezielt ein verfassungsfeindliches Symbol.

Der Mann aus Tschechien, der vor zwölf Jahren bundesweite Schlagzeilen machte, hatte verstanden, wie der Hase läuft. Arm hoch, Mund auf, und schon kochen die Emotionen hoch. Die rechte Hand am rechten Fleck, das ist in Deutschland ein verfassungsfeindliches Symbol, zumindest immer dann, wenn es sich nicht um Kunst oder eine sogenannte "soziale Geste" handelt. Wer auffallen will oder muss, der reißt den Arm in die Höhe. Nicht immer ist das von der Kunstfreiheit gedeckt.

Der kleine Gruß

Zum großen Hitlergruß, dem Hakenkreuz des kleinen Faschisten ohne Zugriff auf Titelblätter bedeutender Magazin, ist zuletzt aber eine neue und besonders perfide Methode des auch als ""Abhitlern"" bekannten Spiels mit verbotenen Zeichen gekommen. Dabei handelt es sich um das Zeigen des sogenannten "kleinen Hitlergrußes", einer bislang eher unbeachteten Geste, bei der der Arm unten bleibt, dafür aber Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand unter die Nase gelegt werden. Angedeutet wird damit der "böseste aller Bärte" (Spiegel): Hitlers markanter Zweifingerbart, der als das Markenzeichen des zeitweise ganze Nachmittags- und Nachtstrecken im deutschen Fernsehen füllenden Diktators gilt.

Jahrzehntelang gingen die deutschen Behörden dem großen Hitlergruß nach, den kleinen aber ignorierten sie. Zwei Finger an der Nase griffen nach der Mitte der Gesellschaft, die darin zumeist nur ein weiteres Unterhaltungsangebot im Stil von "Er ist wieder da" sah. Dass Broker an der Börse in Chicago die zweifingrige Geste nutzten, um eingehende Aufträge der Deutschen Bank zu signalisieren, war allenfalls amüsant, aber nicht nur wegen des im Ausland liegenden Tatortes kein Anlass für Aufregung unter Staatsanwälten.

Doppelprovokation im "Pony"

Mit dem Sylt-Skandal hat sich das geändert. Einer der überführten Täter der zynischen Singspiele auf der Sonneninsel der Reichbürger ist im Video zu sehen, wie er die Börsengeste aus den USA nachahmt: Den großen Hitlergruß kombiniert er geschickt und sich der Wirkung offenbar sehr sicher mit dem kleinen. Eine Doppelprovokation, die die Politik und die Strafverfolger alarmiert hat. Was nun? Was tun? 

Der Bart selbst wie seine Imitation stehen bislang nicht auf der amtlichen Liste der verfassungsfeindliche Symbole. Doch als Teil einer rechten Popkultur, die versucht, die Grenzen des Zeigbaren zu verschieben, gehörte der kleine Hitlergruß dort schon längst hin. Schließlich hatte schon der schornsteinfegende Faschist Lutz Battke den genuin modernistischen Bart ohne Schnörkel und Lametta imitiert, um die Mehrheitsgesellschaft ungestraft provozieren zu können. Konsequenzen hatte das nicht. 

Einheit von Führer und Volk

Experten aber haben immer schon gewarnt. "Der Bart war die unmittelbarste Form der Einheit von ‘Führer’ und Volk, die propagandistisch und legitimatorisch immer wieder aufgerufen wurde", analysierten Forschende der Gerda-Henkel-Stiftung die sogenannte "Bartwerdung Hitlers" (GHS). Die Haare zwischen Oberlippe und Nasenunterkante verkörperten, was Hitler sein wollte: Ein lebendiges Symbol, das auf den ersten Blick erkennbar ist. Mit dem Tod des Führers und der Verbrennung seines Körpers, so die Wissenschaftler, sei der Bart nicht etwa verschwunden, "sondern kann alles als Hitler bezeichnen".


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Böhmermann kann nicht mal Hitler. Sieht aus wie ein Tuntenball.

Volker hat gesagt…

Heute nachmittags hat ein Einmann in Mannheim wieder mal das gemacht, was Einmänner eben so machen.
Wie zu erwarten, nehmen die pösen Rechten das wieder zum Anlasse, um Verschwörungstheorien über den angebl. "Messer-Mohammed" zu verbreiten.
Zum Glück lässt sich der Mainstream davon nicht anstecken. Als Beispiel die Frontpage der FAZ von heute 20:10 Uhr.
Gut so!

Anonym hat gesagt…

Der Föhrer größte mit stark gewinkeltem Ellenbogen, die Handfläche nach oben, wenn ich mich recht entsinne.
Nicht, was Ihr vielleicht denkt. Der Reichslehrsender Nordmark brachte in den Achtzigern, als meine Sippe vom Tal der Ahnungslosen nach Ostberlin gezogen war, "Die Welt vor vierzig Jahren" oder wie auch immer. War aufschlussreich und interessant.

Anonym hat gesagt…

Zum Beispiel: Die Macher der deutschen (döp döp döp dööp - döp dööö) als auch der sowjetischen Wochenschau, so schien es, sind vorher stundenlang durch die Kriegsgefangenenlager gegangen, um sich die schiechsten Gesichter auszusuchen, arme Luder, an denen sich die Natur versündigt hatte, noch hässlicher als Verheugen, oder Herbert Gräuel(?), um sie zu präsentieren.