Im Auftrag von Maos Erben soll sich ein in Sachsen lebender Mann das EU-Parlament ausspioniert haben. |
Jan Marsalek war auch so einer. Hauptberuflich tarnte sich der gebürtige Wiener als Vorstandmitglied des digitalen Zahlungsdienstleisters Wirecard, Deutschland größtem Beitrag zum digitalen Fortschritt. Nebenher aber arbeitet der Enkel des kommunistischen Antifaschisten Hans Maršálek insgeheim am Betrug des Jahrhunderts. Ohne dass es jemand bemerkte, stahl Marsalek in den Pausen zwischen Koks, Nutten, Gesprächen mit Regierungsvertretern und Verhandlungen mit den Blutprinzen in Dubai 1,9 Milliarden Euro.
Im Auftrag zweier Herren
Doch auch das diente nur der Tarnung. In Wirklichkeit, so viel ist heute bekannt, war der smarte Geschäftsmann nicht nur Spion im Auftrag des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT). Sondern auch russischer Agent, der als Teil einer "nachrichtendienstlichen Zelle, deren Kapazitäten und Fähigkeiten sich russische Nachrichtendienste bedienten", selbst nach seiner Flucht nach Moskau und der Verwandlung in einen orthodoxen Priester einen Agentenring in London steuerte.
Ohne dass es jemals jemandem auffiel, spähte Marsalek über seine "eigenen Netzwerke dem Kreml missliebige Personen in Europa" aus und womöglich übermittelte er sogar "sensible Informationen nach Russland", wie die "Tagesschau" eine Latte an Untaten zusammenfasst, die neben gewerbsmäßigem Bandenbetrug, den besonders schweren Fall der Untreue, Bilanzfälschung, Börsenmanipulation und weiterer Vermögens- und Wirtschaftsdelikten auch noch geheimdienstliche Agententätigkeit und Landesverrat enthält.
In einer eigenen Liga
Marsaleks Tage hatten 48 Stunden, sein Ego füllte sie alle. Der heute 44-jährige Österreicher spielte in seiner eigenen Liga, ein doppelter Doppelagent, gegen den James Bond wie ein langweiligen Bürokrat wirkt. Doch der flüchtige Spion, zuletzt auffällig, als er einen von Moskau aus Kuriere mit Bargeld von Berlin nach Wien schickte, "um dort einen Laptop mit brisantem Inhalt abzuholen und nach Russland zu transportieren" (Tagesschau), ist offenbar kein Einzelfall.
Auch Jian Guo, der mutmaßliche China-Spion im Büro des AfD-Spitzenkandidaten, war ähnlich viel beschäftigt. Zusätzlich zu seiner beruflichen Tätigkeit im Abgeordnetenbüro gab er "im Auftrag chinesischer Geheimdienste" (T-Online), als mehrerer, nicht nur "geheime Informationen aus dem EU-Parlament weiter", sondern er bespitzelte nebenher auch noch chinesische Dissidenten im Exil. Weil ihm daneben noch allerlei Tagesfreizeit blieb, bot sich Guo dem Bundesamt für Verfassungsschutz als Informant an.
Jian strebt nach mehr
Weil das an seiner Mitarbeit kein Interesse zeigt, entschloss er sich nach Informationen des SPD-nahen Redaktionsnetzwerkes Deutschland (RND), dann eben Informant des sächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) zu werden. Der Dresdner lieferte den sächsischen Behörden Hinweise auf "mutmaßliche Aktivitäten des chinesischen Nachrichtendienstes", blieb aber, so betont die Behörde schadensmindernd, freischaffend, also ohne den begehrten Status des "Mitarbeiters", den Marsalek als Diener vieler Herren genoss.
Ein Lebenslauf, der wie Marasaleks von einem Engagement kündet, das weit über das hinausgeht, was gewöhnliche Menschen in ihre Tage pressen können. Pendelnd zwischen Aschheim bei München, Berlin, Wien, Moskau, Dubai, China, Australia, Hong Kong, Indonesia, Malaysia, Philippines und Thailand spitzelte und betrog, der eine, hin- und herreisend zwischen Dresden, Brüssel und Berlin und Peking drehte der andere das große Rad, indem er "gesperrte" "und sensible", aber keine "vertraulichen" Unterlagen des Europa-Parlaments einsah.
Wurzelprofiling versagt
Obwohl der "gebürtige Chinese" (RND) allein schon wegen seiner Herkunft und seinem sächsischen Wohnsitz hätte besonders im Auge behalten werden müssen - eine AfD-Mitarbeiterin mit chinesischen Wurzeln war früh unter Drachenverdacht geraten - gelang es ihm augenscheinlich, sich in eine Position zu bringen, die es ihm erlaubte, sich frei zwischen den Geheimdiensten und seinen unterschiedlichen Aufgaben zu bewegen.
Erst ein glücklicher Zufall gerade noch rechtzeitig vor dem Start der heißen Phase des EU-Wahlkampfes ließ die Allianz zwischen dem früheren CDU-Mann Krah, dem mutmaßlichen Doppelagenten und den russischen Hintermännern auffliegen, die versucht hatten, ihre in einem "Manifest" niedergeschriebenen Pläne, "die Umfragewerte der AfD zu steigern und bei Wahlen auf allen Ebenen eine Mehrheit zu erreichen", umzusetzen.
Sechs Jahre Einflusskampagne
Die "chinesische Einflusskampagne" (T-Online) hatte da bereits sechs Jahre angedauert, es war Peking mehrfach sogar gelungen, deutsche und europäische Spitzenpolitiker nach China zu locken, die dort allerdings überwiegend Fragen des fairen Wettbewerbs ansprachen, das Problem der Gewährung grundlegender Menschenrechte aber nur in vorsichtigen Nebensätzen erwähnten.
Der Versuch, die Integrität der EU-Wahl zu beschädigen, ist der ehrgeizigen Supermacht im Fernen Osten jedenfalls fürs Erste missglückt. Da auch das russische Vorhaben, nicht wie bisher über Verbindungen in die SPD und das Unterstützermilieu in der Linkspartei und bei der Wagenknecht-Bewegung für die Sache des Kreml zu trommeln, durch die Enttarnung der Päckchenübergabe an Krahs Kollegen Bystron und die Festnahme zweier Deutschrussen mit Sabotageplänen gescheitert ist, ist die Sicherheit vorerst wiederhergestellt.
5 Kommentare:
Mit Alfons Zitterbacke: Alles Pappe, alles Quatsch.
Was "enthüllt" werden soll, wird auch "enthüllt", und was nicht, eben nicht.
Der sogenannte Wähler glaubt, vergisst, und verzeiht schier alles, wusste schon Alfons Güttler in "Kein Krampf".
In diesem Zusammenhang, bei Pipi:
tban 27. April 2024 at 17:38
Widerspruch!
Bei denjenigen, die sich weiterhin von den Massenmedien berieseln lassen, wird nichts hängen bleiben.
Da sind „Denken“ und „Begreifen“ (meistens) nicht mehr vorhanden.
Es wird nur über harten bürgernahen Wahlkampf gehen.
Da spürt man doch Verstand! Einer der wenigen Pipifaxe, die ich vernünftig fand!
"seiner beruflichen Tätigkeit im Abgeordnetenbüro ".
Das ist eine Tätigkeit mit sehr viel Freizeit und Müßiggang. Ich habe 2 Jahre lang eine Etage über dem Abgeordnetenbüro eines Bundestagsabgeordneten gearbeitet. Irgend eine Arbeit dort ist mir nie augefallen. Mehr wie Kaffeetrinken und spielen auf dem Smartphone ist dort nie passiert. Der Abgeordnete wurde nie gesichtet.
Genau das ist die Frage - wer in einem Abgeordnetenbüro mehr Arbeit leistet - eine vorgespannte Büroklammer oder die Insassen?
Das Fachblatt für politischen Investikativjournalismus hatte eine konkrete Zeitschiene angegeben. Nach der stand der Rächer der Boxer beim BfV längst unter Verdacht der strafrechtlich relevanten Sinophilie, als er bei Krah anheuerte.
Aber trotzdem ist das ganze jetzt eine medienwirksame Wahlwerbeschlacht für die AfD, statt als "Haldenwang-Affäre" still den aktuellen BfV-Chef "abzuservieren".
"Geschickte Orkteufelei" sollte man meinen,
"Geschickte Orkteufelei".
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