Das Bild des bibbernden Frauenmenschen hat für die an die krude These von den "zwei Geschlechtern" glaubende Kölner Quarks-Redaktion Fetischcharakter. |
Eben war die Sache noch sonnenklar. Wie viele Geschlechter es gibt, weiß niemand. Doch dass es mehr als zwei sind, ist nachgewiesen. Menschen einfach in "männlich" und "weiblich" einteilen, wie das der Deutsche Fußballbund tut, ist eine unzulässig grobe Kategorisierung, die entsprechend bestraft werden muss, wie das der Deutsche Fußballbund bei Verstößen tut. Was Geschlecht ausmacht, ist viel vielfältiger als die Schulweisheit sich träumen lässt.
Hase, Frosch und Stubenfliege
Da sind Hormone und Frisuren, Chromosomen, die bei der Geburt zugewiesene Anatomie, nachdesignte Geschlechtsorgane und die eigene Einbildung Betroffener. Jeder kann sein, was er will, auch in stufenlos regelbaren Variationen - kein Mann ist ein Mann, keine Frau zu hundert Prozent weiblich. Das menschliche Geschlecht ist wie beim Hasen, dem Frosch oder der Stubenfliege häufig abhängig vom Wohnort, vorhandenen Umweltgiften oder wie bei Krokodilen von der Umgebungstemperatur.
In der Genderwissenschaft wie im medialen Bereich herrscht darüber Konsens. Immer mehr Forscher betrachten das vermeintlich feststehende Geschlecht als ein fluides Erfahrungsgebiet zwischen den beiden Polen "weiblich" und "männlich". Einen Rock oder Schminke zu tragen, dazu Ballerinas, mag noch mehrheitlich eine Angewohnheit von weiblich gelesenen Personen sein. Doch wie das Talent zum Handwerken, zur Ausbildung eines klassischen Bierbauches oder die bereits im Kindesalter oft zu entdeckende Leidenschaft für Ballspiele handelt es sich um Episoden, die nicht überbetont werden dürfen, um sich nicht als Vorurteile zu verstetigen.
Verantwortungslose Gemeinsinnmedien
Verantwortung dafür tragen zuallererst die Gemeinsinnmedien, zu deren Aufgaben zumindest in Deutschland die Grundversorgung von Bürgerinnen und Bürgern mit Nachrichten über Fortschritte bei der gesellschaftlichen Geschlechtsangleichung gehören. "Diversity Visibility Days", "Pride Weeks" und der aktuelle Stand bei der Schließung des "Gender Pay Gap" sind Grundnahrungsmittel der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die durch ihre feste regionale Verwurzelung in den verschiedenen priden communities immer wieder ernst und akute Fälle öffentlich machen können, bei denen die die vier Gleichbehandlungrichtlinien der EU, die zwischen 2000 und 2004 beschlossen worden waren, auch nach mehr als zwei Jahrzehnten noch unterschiedliche Arten von Diskriminierung zulassen. Trotz der vom Europäischen Rat erlassenen Verpflichtung zu wirksamen, verhältnismäßigen und abschreckenden Sanktionen bei Verstößen.
Der vom Westdeutschen Rundfunk verantwortete Jugendsendung Quarks ist ein stetes Bemühen darum, die Geschlechterfrage korrekt zu beantworten, eigentlich nicht abzusprechen. Immer wieder berichtet die Redaktion über Haarausfall, Rechtsextremismus und Body Positivity, ein Hobby, bei dem Betroffene aufhören, Sport zu treiben oder sich nach einem Leben in einem anderen Körper zu sehnen. Doch wie schwierig es selbst für Eingeweihte und Hochgebildete sein kann, sich im Dschungel der verschiedenen Vulnerabilitäten zurechtzufinden, zeigt ein Beispiel, bei dem ausgerechnet Quarks sich in der Geschlechterfrage auf eine längst widerlegte rechtspopulistische Position festlegt.
Von "Männern" und "Frauen" ist da im Zusammenhang mit der Klimakrise die Rede, ausschließlich. Und beiden vermeintlichen Geschlechtern werden dann unveränderliche Eigenschaften zugeschrieben. Der "Mann" fühle sich "bei einer Temperatur von 22 Grad wohl", heißt es pauschal. Frauen aber benötigten "über 24 Grad", um nicht wie die prominente Grünen-Politikerin Renate Künast bei ihrer legendären Opferschicht im Bundestag "mit Mantel und 3. Tasse heißes Wasser - auch zum Hände wärmen" - bibbern zu müssen.
Vermeintlich verletzliche "Frauen"
Das Anliegen ist lobenswert, denn die Klimakrise beeinflusst uns alle. Doch die Umsetzung widerspricht allem, was jenseits eines jeden 8. März als wissenschaftliche, politische, mediale und gesellschaftliche Verabredung betroffen wurde. Manche Menschen leiden zweifellos stärker unter den Folgen von zu niedrigen oder zu hohen Temperaturen. Das zeigt auch ein Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der eine Erderwärmung um 1,5 Grad vor allem bei benachteiligten und verletzlichen Bevölkerungen überproportional stark ankommen sieht.
Zwei Grad mehr wären nun aber genau das, was Quarks als notwendigen Klimaausgleich für sogenannte "Frauen" propagiert: Als würde die Gender-Richtlinie der EU nicht eine vollständige Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen fordern, spaltet der gebührenfinanzierte Sender Menschen entlang einer eingebildeten Geschlechtergrenze.
Fasziniert von "Männerkörpern"
Kein Zufall. Die Kölner Redaktion scheint fasziniert von "Männerkörpern" und Frauen als dem "schwachen Geschlecht". Fast wie ein Fetisch wird das Bild der zitternden Frau genutzt, um Mitleid zu erregen und Angst zu schüren. Bei der großen und eher mit seriösem Anspruch arbeitenden "Tagesschau" findet das Rückhalt und Unterstützung: Die krude These von den "zwei Geschlechtern" wird hier mit dem Argument propagiert, dass "Männer" im Durchschnitt "mehr Muskelmasse" besäßen als Frauen und damit auch "mehr Körperwärme" produzierten. Pauschale Urteile, die Vorurteile anheizen und den gesellschaftlichen Wandel behindern. Die Rundfunkräte sollten hier künftig genauer hinschauen: Ein Zusammenland, das entlang von Chromosomen, Klimaanlagen und gefühlten Temperaturen spaltet, wird die anstehende Transformation auf allen Ebenen kaum als echte Gemeinschaft begrüßen können.
2 Kommentare:
Eine neue Perle von der Genderfront:
"Grüne stellen mit 66 die meisten Kandidierenden für die Kommunalwahl in Halle"
https://dubisthalle.de/gruene-stellen-mit-66-die-meisten-kandierenden-fuer-die-kommunalwahl-in-halle
Ich dachte bisher "Kandidierenden" stellen kandierte Äpfel her.
waren das nicht die Kandierten? im link heißt es auch "kandierenden", das sind dann aber wohl die, die die äpfel kandieren!
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