Eine Kachel aus der MMM soll aufrütteln: Meinung kann, muss aber nicht. |
Sie verkürzen, sie verfälschen, sie verdrehen und verbiegen, was verfügbar ist, um die Nation mit aufrüttelnden und bemerkenswerten Fakten zu versorgen. Wie Lehm, so sagen die Nachbarn in Mainz, benutzten die Mitarbeiter*innenden der ZDF-eigenen Meisterwerkstatt für Manipulation (MMM) Tatsachen und Statistiken, um daraus bizarre Figuren einer fantastischen Wirklichkeit zu kneten, die mit dem "was ist" (Rudolf Augstein) so wenig zu tun hat wie die Anweisungen der deutschen Außenministerin mit Grenzöffnungen im Nahen Osten. Die Arbeit der MMM ist gesellschaftlich hoch anerkannt, ihre geraden Kurven und beliebig gepinselten Balken gelten als eines der Fundamente einer formatierten Gesellschaft, der weggelassene Tatsachen lieber sind als beunruhigende Wahrheiten.
Eine Menge Service
Für 220,32 Euro Rundfunkbeitrag im Jahr ist das eine ganze Menge Service, der allerdings immer wieder infrage gestellt wird. Rechte Spar-Schwurbler befeuern unablässig eine angeblich notwendige Diskussion um eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die Brandmauer, die Konservative etwa in der Union gegen ganz rechts zu verteidigen geschworen haben, sie ist an der Front, an der der Gemeinsinnfunk von allen gesunden demokratischen Kräften gemeinsam verteidigt werden müsste, längst baufällig. Besorgniserregend.
Zuletzt sorgte nun auch noch angebliches "Manifest" anonymer ÖRR-Mitarbeiter für Empörung: Angeblich existiere keine "innere Pressefreiheit" in den großen Glaspalästen der Grundversorger. Angeblich werde nach ideologischen Kriterien ausgewählt, wer wie oft auf welcher Talkshow sitzen dürfe. Dabei weiß jeder, der auch nur gelegentlich bei ARD oder ZDF reinschaut, dass dort jede Kritik an mangelndem Klimaschutz geäußert werden darf, jeder Bau einer Autobahn bereits kritisch beleuchtet wurde und Autofahrer, die das Tempolimit immer noch ablehnen, sich dieselben peinigenden Fragen stellen müssen wie Minister, die meinen, für sie sprechen zu müssen.
Format entscheidet
Dass eine Frau wie Ricarda Lang allein so oft eingeladen worden ist wie alle Politiker der extremistischen Rechten zusammen, liegt nicht an einer inhaltlichen Vorauswahl. Sondern allein am Format der Grünenchefin, an ihrer Beliebtheit und an dem, was
sie immer wieder zu sagen hat. Für SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gilt das Gleiche. Zudem passt er immer noch ins Studio, wenn Lang schon sitzt.
Gegen die Versuche der Verleumdung des Gemeinsinnfunks durch das "dubiose Manifest" wehren sich nun aber nicht mehr nur der Berufsverband der Journalistenden und die Redakteursausschüsse von ARD und ZDF, die sich erstmals seit der Böhmermann-Erdogan-Affäre um die "Ziegenficker"Vorwürfe von 2016 wieder öffentlich zu Wort meldeten. Nein, Widerspruch kommt auch aus dem eigenen Haus: Dunja Hayali, eine Ikone sowohl in der deutschen Talk-Show-Landschaft als auch im Moderieren und bei der Sportansage, tritt dem öffentlichen Brief der ÖRR-Kritiker mit einer sachlichen Mahnung entgegen: "Jeder kann eine eigene Meinung haben", heißt es auf einer sogenannten "Kachel" zur raschen Verbreitung im Internet, "nicht aber eigene Fakten".
Wie in Stein gemeißelt
Ein Satz, wie in Stein gemeißelt. Hayali, die auf dem Höhepunkt der Corona-Winterwelle 2020 selbst mit impfkritischen Fragen aufgefallen war und damit zahlreiche Menschen verunsichert hatte, engagierte sich 2021 zwar in der Impfinitiative #allesindenArm. Doch ob sich ihre neue Position geänderten Fakten oder einer geänderten Meinung verdankt, blieb im Dunkeln.
Zurecht. Wer Hayalis kurze Erklärung zur Meinungsfreiheit richtig liest, erkennt sofort, dass es sich um eine Kann-Regelung handelt. Wie Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang beschreibt die erfolgreiche Buchautorin ("Haymatland: Wie wollen wir zusammenleben?" und "Is’ was, Dog? Mein Leben mit Hund und Haaren") den Besitz einer eigenen Meinung als Möglichkeit, nicht als Muss.
Fakten als Gemeinschaftsbesitz
Fakten hingegen, auch da ist die 49-Jährige ganz klar, entziehen sich dem privaten Besitz. Sie werden zentral ausgegeben, zum Beispiel eben im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und sie gelten dann bis auf Widerruf: Nur so konnten Masken in den zurückliegenden Jahren zum Beispiel erst nutzlos sein, dann Leben retten und schließlich ersatzlos wegfallen. Impfungen schützten erst Geimpfte, dann vor Ansteckungen, schließlich aber nur noch vor dem Verdacht, den Tod von Nachbarn, Eltern und Freunden in Kauf zu nehmen.
Unumwunden macht das ZDF mit einem seiner bekanntesten Gesichter deutlich, wofür unabhängiger Journalismus steht: Affiliate Marketing, sanft eingeordnete "Ausrutscher" von Ministern, Porträts von Terroristen als "Umweltaktivisten" gewürzt mit kruden Thesen von "Messergewalt" und Pferdeopern aus Palästina. Vieles ist baugleich zur Wirklichkeit, aber irrelevant. Anderes hat große Bedeutung für die Demokratie, rutscht aber nur bedauerlicherweise durch. Wem das alles zu verwirrend ist, der dauernde Wechsel der Seiten, die Verdammung von Helden und die Krönung neuer Faktenfinder.
4 Kommentare:
OT
Fefe mit einer faktenbasierte Lernkurve, die nach oben zeigt.
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Greta Thunberg in Holland verhaftet.
Ich glaube langsam, die ist ein bisschen doof.
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Wenn man das bißchen wegließe, würde die Kurve steil gen Himmel ragen.
Soviel zu lesen war, sogar zweimal festgenommen, nur kurz, und "sie schrie vor Schmerz" - Letzteres kennt man schon ...
Jeder kann lügen.
Nur bei uns bekommen sie die offiziellen Lügen.
ZDF
Je belämmerten und bedrückender uns Zwangsgebühren finanzierte Staatssender manipulieren, umso klarer und klärender unterhalten uns "alternative" Kanäle - stets knapp unter der Grenze zur strafbewehrten Delegitimierung des Staates und seiner mediokren Majestäten.
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