Dienstag, 2. April 2024

Des Führers VielfaltsdreSS: Vier verliert

In einer ersten Notmaßnahme gegen den Missbrauch hat der DFB jetzt Wort wie "Führer" und "Waffen" für die Beflockung sperren lassen.  

Es war ein langer Auswahlprozess, der sich durch zahllose Instanzen schleppte. Dann gab es grünes Licht in Herzogenaurach: Der neue Trikotsatz für die deutsche Nationalmannschaft würde nicht nur in schlichten Weiß und knalligen Pink daherkommen, sondern auch mit einer eigenen Schriftart ausgestattet sein. Beim DFB in Frankfurt waren alle ein allerletztes Mal begeistert. Ja. Vor allem die Vier gefiel wohl.  

Experten für Diversität und Lichteinfall

Am Ende musste die Diversity-Kommission des DFB noch kurz draufschauen. Einige Farbgutachter und Experten für Lichteinfall wurde zurate gezogen. Dann war die neue Kollektion amtlich, durch und Adidas bekam grünes Licht: Alles klar, ihr die Produktion kann hochgefahren werden, um das Land pünktlich zum neuen Sommermärchen mit neuen Leibchen zu versorgen.
 
Die verräterischen Zeichen und strafbaren Symbole waren bis dahin von niemandem entdeckt worden. Weder ältere DFB-Mitarbeiter, die die Nazi-Zeit noch im Geschichtsunterricht durchgenommen hatten, noch jüngere, die durch zahllose Hakenkreuz-Skandale, Hitlers Dauerpräsenz im Gemeinsinnfernsehen und oscarreife Filme übersensibilisiert wurden, machten das trojanische Nazipferd aus, das sich in der - speziell für die deutsche Mannschaft entworfenen - Schrifttype versteckt. Die "4" gleicht weniger der Zahl als vielmehr einer Sigrune, dem Kennzeichen von Hitlers Schutzstaffel, die damit ihren Namen zu SS abkürzte.
 

Versteckte Nationalfarben

 
Heute ein sogenanntes "Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen", das in der Kombination zweier Zahlen zu einer "44" unheilig an frühere DFB-Abenteuer erinnert. Zwar finden sich die
Nationalfarben auf der Spielkleidung dezent versteckt. Statt der klassischen Kombination aus weißen Trikot und schwarzer Hose, die zu sehr an die Farben des Kaiserreichs erinnert, entschieden sich die Verantwortlichen für schlafanzugähnliche weißen Ensembles, auf denen Schwarz, Rot und Geld nur aufgetupft sind. 
 
Der von Beobachtern vor allem im Ausland bei den letzten Pleiteauftritten beargwöhnte senkrechte Mittelstrich auf den Oberteilen - in Pakistan, Brasilien und Polen war er als angedeutetes Hitler-Bärchen interpretiert worden - fiel weg. Dafür aber meldeten sich nach der offiziellen Abnahme und öffentlichen Vorstellung sofort die ersten Kritiker: Die 44 sehe aus wie ein SS in Runenschrift. Im DFB-Vielfaltshop ließen sich sogar Begriffe wie "Goebbels", "Waffen" oder "Führer" mit der Zahl kombinieren. Selbst das für immerhin zwei Geschlechter angebotene lila-rosa Auswärtstrikot lasse sich auf diese Weise von Nationalisten und Rechtsextremisten missbrauchen.
 

Spielkleidung als Symbol


Ein Nationalsymbol in Gefahr! Nachdem es endlich gelungen ist, aus der simplen Spielkleidung ein weltweites Zeichen für "die neue Generation an deutschen Fußballfans und die Vielfalt des Landes" (Adidas) zu machen, ist es ausgerechnet die "kantige 3D-Schrift im Stile der Neunziger", die nicht nur  "humorvoll mit deutschen Klischees und Stereotypen spielt" (Adidas), sondern unschön an die dunkelsten Tage der Nation erinnert. Die 4, in der deutschen Fußballgeschichte getragen von Horst Eckel, Georg Schwarzenbeck, Jürgen Kohler, Konrad Weise, Rainer Troppa und Gerd Weber, steht im Zwielicht fragwürdiger Verdächtigungen. Der Vorwurf der Geschichtsvergessenheit steht im Raum, dazu die Vermutung, dass die berühmten "Falschen" sich die Situation zunutze machen könnten
 
Ausgerechnet Adidas, bekannt für antikapitalistische Protestausstattung, globalisierungskritische G20-Sneaker und freshen Lützerath-Style. Das Unternehmen ist zwar längst mehrheitlich in der Hand ausländischer Inhaber und produktionstechnisch vor allem in Asien daheim, gilt hierzulande aber immer noch als deutsches Unternehmen, das deutsche Wertarbeit liefert. Standortpatrioten wie der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Chef Friedrich Merz hatten den Wechsel des DFB zum amerikanischen Ausrüster Nike deshalb als "unpatriotisch" gebrandmarkt - ein Verrat auf höchster Ebene, der in womöglich anstehenden Spielen gegen Polen, Tschechien, die Ukraine oder England für diplomatische Verwicklungen sorgen könnte.

Notbremse im Vielfaltsshop

In Frankfurt musste die Notbremse gezogen werden. Zwar können junge Menschen, DFB-Verantwortliche und Mitarbeiter der Fußball-Fachmedien in der 44 kein Doppel-S entdecken. Doch nachdem es sich vor dem geübten Auge aufmerksamer Mitbürger in Himmlers Doppel-Blitz verwandelt hat, helfen auch die vom DFB verpflichteten Influencer nicht mehr gegen den Vorwurf der Nazi-Propaganda. Und mit welch großem Aufwand: Während die anderen Adidas-Mannschaften bei der Europameisterschaft einheitlich die sogenannte "Adidas Euro 2024 Trikotschrift verwenden" verwenden, hat sich der DFB mit der 44er-Type eine exklusive Schriftart  erstellen lassen.

Zufall oder gezielte Provokation? Nach den Unterstellungen, der weltgrößte Sportverband sei auf dem rechten Auge blind für die wachsende Gefahr von rechts, zog der DFB erste Konsequenzen: Die Beflockung des Trikots mit der 44 wird ausgesetzt, ein Nazifilter in Form einer schwarzen Liste mit Namen wie Goebbels, Hitler und Görings verhindert, dass DreSSe weiterhin missverständlich provokativ beflockt werden können. Noch vor Beginn der EM werden zudem "ein alternatives Design der Typographie der Nummer vier" entwickelt und die Gestaltung "anschließend in Abstimmung mit der Uefa offiziell" angepasst.


8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die verbraten hunderte Millionen, um Nazis bis in den letzten Winkel zu verfolgen und schreiben lange Listen und lange Artikel, damit jeder immer wachsam Kollegen, Freunde und Nachbarn auf 'Tendenzen' abcheckt, und dann weiß ein mutmaßlich satt entlohntes superdiverses Team von Designervögeln nicht, wie ein Runen-S aussieht.

https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/41314/woran-erkenne-ich-rechtsextreme/

irgendwer hat gesagt…

Dass ppq die DFB-Auswahl als "Nationalmannschaft" schmäht, ist wohl Ausfluss aus als dunkle Ahnung vorhandenem Wissen aus dem Kalten Kriege, wo 2 deutsche Nationalmannschaften, mitunter auch gegeneinander, antraten.

Derlei ist aber nach der Erstreckung des Landes von Einigkeit und Recht und Freiheit bis zur Oder-Neiße-Grenze nicht mehr notwendig.

Dass die DFB-Auswahl keine National- sondern eine Vereinsmannschaft ist, kann man bereits an den sog. "Nationalfarben" erkennen. Die sind für die Mannschaft mitnichten "Schwarz-Rot-Geld". DAS sind die deutschen Nationalfarben seit der reussischen Machtübernahme im Reich anno 1919. Ungeliebt, aber isso.

Die DFB-Vereinsfarben entstammen dagegen der heraldischen Farbenlehre nach Gründungsort und -zeitpunkt des Vereins. Und dort liegt zwischen Schwarz und Rot das vielverwendete Weiß.

Geschichtsvergessene Geschichtskundige werden sicher wissen, wes Reiches Farben dies waren. Ungeliebt, aber isso.

Schwarz, Rot und Gelb dagegen sind die Farben des königlich belgischen Fussballverbandes, wenn auch in alternativer Reihung, um nicht mit der Beflaggung des Hauses Reuss (und insbesondere der jüngere Linie) zu kolldieren, obschon dessen Fussballverband nie wirklich in der Öffentlichkeit reüssieren konnte, anders als etwa der englische Fussballverband. Aber dass mit den Reussen nicht zu spaßen ist, spätestens seit Maria Swihowska als rurikidische Prinzessin das Ruder an sich riss, ist stets wiederkehrende Legende.

n0by hat gesagt…

Geht es nicht beim Sport wie in der Politik, der Kunst, der Kirche - wie eben bei allem - darum, sexuelle Reize so zu senden, dass möglichst jede gedankliche Arbeit gleichsam trieb- und tierhaft in die Hose geht, um hier das Stimmvieh emotional erregt in jeglich gewünschte Richtung zu treiben?

https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjs9LFLFX5CqdmgPoyTFHoN-9RkyNq6V_tZTcCaeQE30EEQIdPHM_TPZUfv1Uddn3G58oc-AITIjkQe3jvcHk1Ce86h7No4__XBAIULVb4k6PgyMpfxOqqH9PIItXZEk4CkZr04USV3fmSdSqlRt6tVZ9_j5z1KN7ij2TpHOz83CvXf_-m03Gqe7Q/s16000/VolkerFussballer.JPG

Anonym hat gesagt…

Zufall oder gezielte Provokation?

Nicht sicher, aber recht wahrscheinlich - letzteres. Bei Udo Voigts "Gas geben" zu 100% listiges Kalkül, bei Gaulands "Fliegenschiss" zu 99,5% sicher.
Die Teile sehen durchaus en büschen so aus, wie.

Dahingegen, im Amazon-Logo des Leyhafftigen Antlitz erblicken zu meinen - da muss man mehr als einmal rücklings vom Wickeltisch gefallen sein.

Anonym hat gesagt…

Wie viele dieser Nazitrikots sind wohl schon verkauft worden? Ich schätze mal, sie werden jetzt im Wert stark ansteigen. Ich hoffe, bei Ebay sind sie wachsam.

ppq hat gesagt…

@irgendwer: rabulistik!

irgendwer hat gesagt…

Ich habe das gegoogelt.
Das hat weh getan.
Also... nicht das Googeln.

irgendwer hat gesagt…

Andererseits war mir der Reusswitz das wert. Stellen Sie sich vor, der wäre unerzählt geblieben.
Obwohl... das können Sie offensichtlich ganz gut...