Vor dem galoppierenden Wertverfall des Euro haben Deutschlands Bitcoin-Experten nie gewarnt. Nun sind 99,51 Prozent der früheren Kaufkraft verschwunden. |
Niemand könnte der weltweit einzigen Gemeinschaftswährung vorwerfen, nicht alle ihre Versprechen einzulösen, nach und nach. Die Stabilität des Euro, von Anfang an eines der zentralen Versprechen beim Zwangstausch der nationalen Währungen gegen das Einheitsgeld, ist wirklich bemerkenswert. Seit Monaten schon liegt das Geld der meisten Europäer verglichen mit der digitalen Spekulationswährung Bitcoin wie festgetackert nahe der Nulllinie. In den letzten Tagen ging es noch einmal ein Stückchen runter: Mit einem Gesamtwertverlust von 99,51 Prozent des Ursprungswertes bleibt dem Euro nur noch so viel Kaufkraft zum Bitcoin wie dem iranischen Rial zum stolzen Europa-Geld.
Wertvoll wie der iranische Rial
Gut, dass Experten rechtzeitig gewarnt haben. Männer wie Frank-Thomas Wenzel, ein studierter Germanist, der als "Wirtschaftskorrespondent des RND" nicht nur, "Co-Autor des RND-Energiewendemonitors", sondern auch Digitalgeldbeauftragter ist, hat schon beim letzten Mal, als ein Euro nicht mehr reichte, mehr als 0,000016 Bitcoin zu kaufen, Klartext geschrieben. "Finger weg von dem privaten Kryptogeld", auch wenn die "digitale Währung Höchstpreise" erziele. Bitcoins seien "schwankungsanfällig", der stabile Euro sei es zum Glück nicht. Während Anleger beim Digitalgeld "auch starke Kursverluste mit einkalkulieren" müssten, bleibe ein Euro immer ein Euro. Auch wenn er vom ersten Tag seiner Existenz bis heute insgesamt schon mehr als 70 Prozent seiner einstigen Kaufkraft verloren hat.
Das hängte Wenzel natürlich nicht an die große Glocke. Das merkt im Alltag zum Glück auch kaum jemand, weil der Prozess so langsam voranschreitet, wie er sich unaufhaltsam in die Guthaben, Rentenrücklagen und Spargroschen frisst. Alles ist noch da. Aber selbst das Doppelte ist weniger wert.
Nach knapp 20 Jahren Euro kann die Deutsche Bundesbank heute keine Silbermünzen mit dem Geldwert von 10 Euro mehr prägen, weil das Material mittlerweile teurer wäre als der Verkaufspreis. Gab es 2011 noch einen Bitcoin für zehn Euro, reichen zehn Euro heute gerade mal noch, um einen winzigen Bitcoin-Bruchteil von 0,00016 zu erstehen. Oder wie Wenzel warnt: "Ohne das Regulativ einer Notenbank hängt der Wert der virtuellen Währung ausschließlich an Angebot und Nachfrage."
Wenzels Warnungen
Mit einer Notenbank hängt er ausschließlich am Bedarf von Politikern, die mal hier, mal da, aber im Grunde genommen immer nach Rettungspaketen und Fördermitteln, nach Schutzschirmen und Aufbauplänen, nach Sondervermögen und Wumms, Doppelwumms, Investitionen und "Geld in die Hand" rufen. Die "regulierende Instanz Notenbank" (Wenzel) liefert immer wie bestellt. Und das mit solcher Konstanz, dass der Verfall der Kaufkraft zwar gelegentlich schneller geht und gelegentlich nicht ganz so schnell. Die so sorgsam gehütete Gemeinschaftswährung aber nur einen einzigen Weg kennt: Den in den Keller. Wie jede Grafik, die das andauernde Desaster darstellt, zeigt auch der Euro-Bitcoin-Chart, wie gewaltig die Sprengkraft der schleichenden Enteignung von Hunderten Millionen Menschen ist. Wohlweislich hat Frank-Thomas Wenzel bisher nie Zeit gefunden, diese langfristige Entwicklung zu beleuchten.
Er musste auch nicht, denn es war ja der Bitcoin, der "außer Kontrolle geraten und schlimmstenfalls die reale Ökonomie aus den Angeln heben" könnte. Notenbanker und Politiker stehen daher in der Welt des Vermögensschützers aus Frankfurt am Main "vor der schweren Aufgabe, allgemeingültige Regularien für virtuelle Währungen zu schaffen – ohne dabei technische Innovation abzuwürgen, denn auch die Notenbanken selbst arbeiten an Kryptogeld." Wenn die das tun, ist doch gut, oder?
Verloren ohne politische Kontrolle
Das wird zweifelsfrei ein ganz großer Wurf werden, stabil wie der Euro, von Politikern kontrolliert und von Experten wie Wenzel mit Zähnen und Klauen gegen alle verteidigt, die sich gegen eine steigende Teuerung absichern wollen und dabei nicht hören, wenn Wenzel vor der "Gefahr eines Totalverlustes" durch das "Internetgeld" (Wenzel) warnt.
Als die "Cybermünze" (Wenzel) zum letzten Mal einen neuen Höchstwert von fast 67.000 Dollar erreichte, war der RND-Mann zur Stelle. Als es jetzt wieder passierte, schwieg er fein still wie der ganze Rest der Medienhäuser, bei denen der Bitcoin "unter schwerem Verdacht" steht, "ein Instrument" zu sein "dem sich die organisierte Kriminalität bedient, um Geld aus illegalen Geschäften zu waschen" (Wenzel).
Der "Kollaps der Kryptowährungen", er wurde mit Leidenschaft beschworen und viel, viel Farbe an jede Wand gemalt. RND, Taz, Tagesschau und Bafin, eine Art Verfassungsschutz für Finanzielles, der alles immer nachher merkt, sie waren einig in der Auffassung, dass wer nicht hören wolle, fühlen werde. Geld sei "etwas anderes" rief die Degrowth-Predigerin Ulrike Herrmann aus Berlin. Die "Gründe für den Krypto-Absturz" analysierte Constantin Röse aus dem "ARD-Börsenstudio" kenntnisreich.
Die Welt war in Ordnung, als der Bitcoin fiel. Der Euro war "stabil", der Abschied von den Kryptowährungen endgültig. Für die echten Auskenner war es keine Überraschung, dass die Kryptowährungen kollabierten, sie hatten von Anfang an klargestellt, dass Bitcoin und Co. kein Geld sind – "sondern ein bloßes Hirngespinst".
Wer nicht hören wollte, muss nun fühlen. Und das erstmals seit der Bitcoin erfunden wurde ganz ohne mediale Begleitung: Weder Frank-Thomas Wenzel noch Ulrike Herrmann noch die Bafin oder der "Spiegel", die FAZ oder die FR haben derzeit aktuelle Warnungen für die unter dem explosionsartigen Kursanstieg beim Bitcoin und dem rasanten Wertverfall des Euro leidenden Opfer im Angebot.
5 Kommentare:
Bei stabilem Euro bedarf es auch neuer Berufe.
"Cannabis-Sommelier"
Andreas Macho für Austs Kifferblatt
Die Zahl der Bitcoins ist durch den Algorithmus begrenzt. Entsprechend kann die Kaufkraft nicht durch staatliche gesteuerte Inflation geändert werden, sondern nur durch den Markt. Das ist natürlich ein Alptraum für Investmentbuden und ihre Strohmänner in den Parlamenten.
Passend hierzu verklappt der Locus wichtige Informationen zum Them "Warum der Goldpreis explodiert...". Deren "Experte" kommt offenbat nicht auf die Idee, dass sich am Gold nichts ändert und nur der Euro implodiert.
Die Achsoguten.
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Eine digitale Brieftasche ist eine elektronische Version Ihrer Brieftasche und Zahlungsmethoden.
https://www.achgut.com/artikel/aufgepasst_digitale_brieftasche
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Da habe ich auch schon aufgegeben. Ich muß einkaufen. Mit einer richtigen Brieftasche.
4. Rudi Ratlos Zehlendorf Mittwoch, 06.03.2024 | 09:18 Uhr
Als Rentner bleibe ich stilecht bei der Postbank, denn es hebt meine Stimmung, wenn das Personal in Finanzdingen inkompetenter ist als ich selbst.
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2024/03/warnstreik-postbank-tarifverhandlungen-berlin-brandenburg.html
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