Donnerstag, 21. März 2024

Das Ende der Alpen: Durchmarsch für Hannibal

Für Hannibal wäre der Zusammenbruch der Alpen eine gute Nachricht.


Erst waren es die Gletscher, die zu verschwinden drohten. Dann kam heraus, dass sie schon einmal weg gewesen waren. Nun aber kommt alles noch viel schlimmer als schlimm: Nach Recherchen des Fernsehwissenschaftlers Harald Lesch werden nicht in 30 Jahren nicht mehr nur die Eisgletscher der Alpen verschwunden sein, sondern gleich das ganze Gebirge. "In 30 Jahren wird es die Alpen, wie wir sie kennen, nicht mehr geben", hat der Astrophysiker, Naturphilosoph und Hörbuchsprecher herausgefunden. Durch den Klimawandel taue der Permafrostboden, Berge werden instabil und drohen abzurutschen. Das Ende ist noch viel fürchterlicher als das, was bisher vorhersehbar war.

Kein Gletscher überlebt

Galt es letztes Jahr noch als ausgemacht, dass spätestens Ende des Jahrhunderts unterhalb von 3.500 Höhenmetern kein Alpengletscher überlebt haben wird, stirbt nun nicht mehr nur das Eis, sondern der Fels gleich mit. 2018 blieben noch 20 Jahre, 2023 dann schon nur noch 30. Den Europäern nicht nur ein Leben ohne jede Möglichkeit zum Skifahren, sondern auch eins ohne Bergwandergebiete. Wie damals, vor knapp 20 Jahren, als die Klimaforschung mit einem "Puzzle aus dem Eis" (Spiegel) herausgefunden hatte, dass die Alpengletscher in den Zeiten der Römer kleiner gewesen waren als heute, ist die Angst groß. 

Treue Abonnenten erinnern sich: 2005 hatten damals Forschende der Universität Innsbruck Baumstämmen das Geheimnis entreißen können, dass noch ein paar tausend Jahre vor den Römern alles Eis im Alpenbereich "möglicherweise sogar fast verschwunden" gewesen war. Jene "grünen Alpen" (Der Standard) hatten es dem karthagischen Heerführer Hannibal erst ermöglicht, mit seinen 50.000 bis 60.000 Mann und 36 afrikanischen Elefanten in nur 16 Tagen das gesamte Gebirge zu überqueren.

Elender Tod in der Tiefe

Alle Elefanten überlebten das Abenteuer, das dem großen Schlachtenlenker von verräterischen Führern eingebrockt worden war. Sie starben erst später einen elenden Tod im Winter der tiefen Ebenen, abgesehen von Hannibals eigenem Tier namens Surus, das den Berichterstattern Polybios und Titus Livius zufolge eins von der indischen Art war.  Heute könnten alle überleben, weil schon der Versuch, die Riesen über die Riesenberge zu treiben, zum Scheitern verurteilt wäre. Morgen aber stünde dem Eroberer aus Afrika ganz Europa offen: Durch die von Klimatologen noch nicht geborgenen Überreste der alten Wälder im getauten Schweizer Eis wäre der Durchmarsch bis Berlin ein Spaziergang.

Eine beängstigende Vorstellung. Der Russe im Osten, dann noch die offene Flanke im Süden. Und die Bundeswehr verfügt weder über tierschutzgerechte Abwehrwaffen gegen angreifende Elefanten noch haben die wenigen einsatzfähigen Sanitärbataillone Erfahrung im Kampf gegen schneller und wendige Reitereinheiten. Nicht von ungefähr warnt Harald Lesch deshalb davor, die Alpen aufzugeben. So lange noch eine Chance besteht, das höchste Hochgebirge in Mittel- und Südeuropa vor dem Zusammenbruch zu bewahren, muss sie genutzt werden. In "Leschs Kosmos" zeigt der Moderator, "wie wir die Alpen vielleicht doch noch retten können". Pistenraupen können mit Pommesöl betrieben, Gebete dürfen gesprochen und Schnee gesammelt werden.

Denn, das verrät Harald Lesch ganz zum Schluss denen, die ihm bis hierher gefolgt sind: Die Gletscher mögen verschwinden. Aber die Alpen, die bleiben doch.


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