Freitag, 22. März 2024

Adidas-Ausstieg: Nationalsymbol Nike

Danach reichte es dem DFB offenbar: Nach dem Pink-Trikot ließ der Fußballverband den Vertrag mit dem Hersteller Adidas auslaufen.

Das rosafarbene Auswärtsdress für die Heim-EM war dann wohl doch eine Ecke zu schick, zu divers und zeitgeistig. Zwar hatte der Deutsche Fußballbund sich trotz der eindeutigen Botschaft des neuen Nationalmannschaftstrikots geweigert, es im eigenen Webshop für mehr als zwei Geschlechter anzubieten. Doch der Missmut in der traditionellen Frankfurter Männerrunde bricht nun nur wenige Tage nach der überaus öffentlichkeitswirksamen Präsentation unversehens aus: Nach mehr als 70 Jahren wird sich der weltgrößte Sportverband zum nächstmöglichen Termin von seinem deutschen Stammausrüster trennen. Und künftig Leibchen des amerikanischen Konkurrenten Nike tragen.  

Pünktlich zum Jahrestag

Die Entscheidung kommt beinahe auf den Tag genau pünktlich zum siebten Jahrestag des 2017 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump unterzeichneten Buy-American-Acts, der damals eine neue Ära des Nationalismus weltweit einläutete. Heute zeigt sich der grüne Wirtschaftsminister entsetzt, er habe sich "mehr Standortpatriotismus gewünscht", sagt Robert Habeck, der Vaterlandsliebe einst zum "Kotzen" fand, im Amt aber langsam auf den Geschmack kommt. Wenn Bäcker nicht mehr backen, sind sie zwar nicht pleite und wenn Deutschland Autos, Halbleiter, Wäsche und Strom im Ausland kauft, gehen auch die Lichter nicht gleich aus. Aber ein deutsches Trikot ohne die drei Streifen? "Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen", sagt Habeck, "Ein Stück deutscher Identität."

Der grüne Vordenker, nach wie vor auf dem langen Marsch ins Kanzleramt, weiß genau: Wenn schon alles in Scherben fällt, die Bundeswehr, die Bahn, der Bau, die Industrie, müssen wenigstens ein paar Symbole bleiben. Menschen brauchen das, Dinge zum Festhalten, Idole, Legenden, Zeichen, Nationalfarben, Fahnen, drei Streifen. Wenn die Leute schon ihre Heimat verlieren, ihre Heizungen, Fahrzeuge und heimischen Hersteller traditioneller Würste aus Fleisch, dann muss irgendetwas anderes bleiben, an dem sie sich aufrichten können.

Etwa Adidas, eine Marke, deren Dauerpräsenz im Fußballumfeld sie zum liebsten Ausstatter sämtlicher Protestbewegungen gemacht hat. Nicht nur Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Miro Klose und Toni Kroos trugen Adidas, sondern auch Fidel Castro, Carla Hinrichs von der Letzten Generation, die Wasserwerferikone bei den G20-Protesten und die Lützi-lebt-Aktivisten. "Adidas soll nicht mehr Nationaltrikot im Fußball sein?", fragt der Adidas-Träger Karl Lauterbach, "Statt dessen ein US Unternehmen?" Halte er für eine Fehlentscheidung, "wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet…"

Klage über Niedergang

Nur weil einmal ein Stück Spielkleidung nicht ganz so gelungen ist, darf man die Verbundenheit der Bevölkerung mit einem Großkonzern nicht aufs Spiel setzen! Kritiker klagen, dass bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen Adidas der Ausrüster gewesen sei. Beim DFB hingegen verweisen sie darauf, dass der einst von Adi Dassler gegründete Konzern in all den Jahren auch Helfershelfer bei gewagten Finanzmanövern war und alle peinlichen Niederlagen, schlimmen Turnierpleiten und der Niedergang der letzten Jahre ausschließlich in Adidas-Ausstattung vollführt wurde.

Einen Schnitt machen wollte der DFB aber auch aus finanziellen Gründen. Der Deutsche Fußball-Bund ist in Geldnöten, denn in den Jahren rund um den gewonnenen Welttitel beim Turnier in Brasilien wuchsen die Wünsche nach einer planmäßigen Nachzucht großartiger Kicker für kommende Triumphe bis zu dem Punkt, an dem der DFB sich eine "Akademie" errichten ließ, die künftig als Fußballerfabrik fungieren sollte. Fertige Helden würde sie ausspucken, Jahr um Jahr, alle speziell für ihre Position gebacken, alle in der Lage, die Deutschen mit ihrem Spiel stolz zu machen, aber auch gefestigt genug, jederzeit je nach Bedarfsanforderung aus der Politik Zeichen für und gegen alles zu setzen.

Geld für die nächste Dekade

Das alles ist nun teurer geworden, viel teurer. Das Geld, um "auch in der kommenden Dekade zentrale Aufgaben mit Blick auf eine umfassende Entwicklung des Fußballs in Deutschland wahrzunehmen", wie Verbandspräsident Bernd Neuendorf sagt, konnte in dieser Menge nur aus dem Ausland kommen: 100 Millionen zahlt Nike angeblich jährlich, doppelt so viel wie Adidas bisher. Nicht schlecht für ein Land, das in der Weltrangliste auf Platz 16 zwischen Mexiko und dem Senegal rangiert. Eine runde Milliarde bringt der Deal mit den Amerikanern dem Verband ein. 

Genug Geld, um die Gelegenheit zu nutzen: Nach dem Rosa-Trikot-Aufstand der Fans, der so gezielt provoziert worden war, dass die Reaktionsvideos zu den Empörungsschreien aus dem Anhang schon vorab fertiggestellt worden waren, wird niemand der alten Ehe nachtrauern, so spekuliert der DFB. Und wenn Trump im nächsten Jahr wirklich wieder im Weißen Haus sitzt, hat man ihm schon mal einen Gefallen getan. Buy American!


6 Kommentare:

Die Anmerkung hat gesagt…

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»Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht«, sagte Habeck der dpa.

Anonym hat gesagt…

OT
>> Thommie2130 21. März 2024 at 07:07

Das erinnert mich an dunkel Zeiten unseres Landes. Als braune Schlägertrupps durch die Strassen zogen und anders denkende und politische Gegner zusammenschlugen. Schein für Frau Faeser ein legetimes Mittel zu sein um ihren Traum vom totalitären Staat in die tat umzusetzten. <<

Ich glaube nicht, dass dieser Spinner > 100 Jahre alt ist.

Anonym hat gesagt…

Habeck kritisiert DFB-Wechsel zu Nike – »Mehr Standortpatriotismus gewünscht«

A propos Arschlöcher in der Politik:

18. Oktober 1984 - Die Sitzung ist unterbrochen. Danach ruft Fischer: "Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch, mit Verlaub!"


17 Jan 2020 — Friedrich antwortete: "Sie wollen also den früheren Außenminister als Arschloch bezeichnen? Dann erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf."

Spaziergänger hat gesagt…

Genialer Schachzug!
So wird das Geld der Amis repatriiert. Die 100.000.000 kann Nike sofort abschreiben. Mit der importierten Regenbogentruppe werden sie weder Sympathien noch neue Kunden gewinnen.

Gerry hat gesagt…

@Spaziergänger
Genauso. Was haben die für Berater - die Kurve verläuft nach 2014 immer steiler nach unten.

Anonym hat gesagt…

17 Jan 2020 — Friedrich antwortete: "Sie wollen also den früheren Außenminister als Arschloch bezeichnen? ... ... "

Seit der Jugendzeit ringe ich mit dem πρόβλημα, ob das böswilliges Missverstehen - oder eine an Un...menschentum grenzende Blödheit wäre, oder gar eine merkelwürdige Verquickung von beidem. Falls so etwas überhaupt geht - aber, es sieht so aus.

Tödliche Stille und namenloses Grauen, als Uschi Glas das N-Wort gesprochen hat - heiliger Sch... - sie hat ZITIERT! Oder Jenninger im Bimbestag in den Achtzigern - hätte er die "Gänsefüßchen" mitgesprochen, so hätte es auch nichts genützt ...