Dienstag, 13. Februar 2024

Personifizierte Umschuld: Karl Lauterbach vor Gericht

Die "personifizierte Umschuld" beim Narrentreffen: Heute kann Karl Lauterbach über die völlig verrückten Corona-Maßnahmen lachen - ohne Abstand, Maske und Test. Foto: Lauterbach

Bevor es damals losging, war er bei der Prunksitzung in Leverkusen. Karl Lauterbach, in jenem heute kaum mehr für wahr gehaltenen Jahr 2019 ein ganz gewöhnlicher Hinterbänkler der SPD, berichtete ungeschminkt: "In diesem Jahr ist der Karneval im Rheinland offenbar besonders virulent." Es war noch nicht ganz so weit. Aber Lauterbach ahnte schon etwas. Anfang März 2020 ging es dann los. Der frühere Christdemokrat schlüpfte in die Rolle seines Lebens. Er wurde der Mahner, Mäkler, Maßnahmeforderer. Und der von seiner Partei eigentlich schon aussortierte Endfünfziger machte plötzlich Karriere. Über die Talkshowtreppe kletterte er bis an die Spitze eines Ministeriums.

Auf der Talkshowtreppe ins Ministerium

Und nun ist er wieder zu Gast bei den Närrinnen und Narren, eine Frohnatur unter ihresgleichen. Seine diesjährige Karnevalssaison startete Karl Lauterbach genau dort, wo damals alles anfing: In einem vollbesetzten Saal, ohne Abstand, ohne Maske, ohne Schutz und natürlich ohne Tests. Es war wie früher beim CDU-Parteitag, als die Lage von globalem Ausmaß noch drohte, die Menschheit auszulöschen. Wie viel vom Virus beim Stockacher Narrenfest in der Luft war? Niemand weiß es. Wie hoch die Inzidenz liegt? Unbekannt. Niemand testet mehr. Dass die Zahl der freien Intensivbetten in Baden-Württemberg die Kliniken im Moment von einer eingeschränkten Betriebssituation sprechen lässt? Geschenkt.

Der Mann mit der Fliege, der heute mit dem offenen Hemdkragen die übliche Kabinettsuniform trägt, hat genug geleistet an dieser Front. In 1.700 Talkshows hat er sich dem Virus entgegenstellt, inzwischen aber hat sich das Thema verbraucht und abgeschliffen, es interessiert niemanden mehr, ob die Beatmungsplätze ausreichen oder Menschen mit oder ohne oder durch Corona sterben. Warum also nicht auch mal zum Karneval gehen, hat sich Karl Lauterbach gesagt, haben wir doch eine "Grundimmunität" (DPA), so dass weder noch an der neuartigen Lungenkrankheit gestorben werden muss, noch Erkrankte und Tote zu zählen  oder Impfungen anzupreisen sind.

Weltereignis im Archiv

Noch kein Jahr ist die offizielle Aufhebung des Katastrophenzustandes durch die Weltgesundheitsorganisation her und schon ist es, als seien nicht allein in Deutschland mehr als 180.000 Menschen gestorben - mehrere hundert unter ihnen im Alter von unter 35 Jahren. Schneller als dieser virulente Vernichtungssturm ist noch niemals ein Weltereignis im Archiv verschwunden, natürlich dank der kollektiven Grundimmunität, die den Impfungen zu verdanken ist, die zwar keine Ansteckung verhindern und auch keine Erkrankung, aber doch irgendwie. 

Karl Lauterbach ist viermal geimpft oder fünfmal, so genau weiß er das selbst nicht mehr. Zuletzt ließ er sich noch einmal "piksen" (DPA), bei der Gelegenheit aber gleich zweimal von derselben Ärztin, allerdings auch nicht mehr mitzählen konnte. Wie der Minisster sind zahlreiche Bürgerinnen und viele andere sind nicht mehr nur geimpft, sondern dreifach geboostert und fünffach nachimmunisiert. Am 8. April vor einem Jahr ließ Karl Lauterbach die offizielle Impfstatistikseite stilllegen. Die Impfkampagne wurde in einem unbeobachteten Moment beerdigt. Zuletzt kam Deutschland noch auf um die 50 Neuimpfungen pro Tag. Nach den geltenden Impfstatusvorgaben der EU-Verordnung 2021/953 gelten inzwischen etwa 78 Millionen Deutsche als ungeimpft.

Satire-Spritze auf dem Spaßvogeltreffen

Kein Drama. Beim "Stockacher Narrenfest", dem Spaßvogeltreffen, zu dem Karl Lauterbach im Karnevalsjahr 1 nach dem Weltuntergang geeilt ist, spielt der Impfstatus keine Rolle. Lauterbach, bekanntermaßen ein lustiger Geselle, spielt für die uniformierten Faschingsoffiziere den Angeklagten, dem im Rahmen der Dreikönigssitzung in der ARD vom Hohen Grobgünstigen Narrengericht wegen "Hochstapelei, Mediengeilheit und Alarmismus" der Prozess gemacht wird.

Der Todeskampf der Moderne als gespielter Witz, in dem der Angeklagte sich als "personifizierte Umschuld" bezeichnet, bei dem das Gericht sich werde "entschuldigen müssen". So grundimmun wie er ist keiner, so gelassen beboostert badet kaum ein anderes Ministerndes im Gefühl absoluter Unangreifbarkeit. Karl Lauterbach, der Medizin studiert, aber abgesehen von einer kurzen Episode als Impfarzt nie am Patienten gearbeitet hat, mag wenig erreicht haben, aber gereicht hat es. 

Selbst bei den Narren in Stockach seien "die Sprüche des Gesundheitsministers gut" angekommen, schilderte eine packende Gerichtsreportage im "Ärzteblatt". Gnade habe das Gericht dennoch nicht gezeigt. Der Umschuldige wurde in allen Anklagepunkten verurteilt: Karl Lauterbach muss 240 Liter Strafwein und 240 Liter Mineralwasser zahlen. Die Erlöse sollen helfen, Milliardenlöcher zu stopfen, die durch hektische Impfstoffbestellungen entstanden sind.


2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das personifizierte letzte Loch pfeift seit Jahren den Narhallamarsch.
Sorry für den Allegoriensalat, mehr fällt einem zu dem nicht mehr ein.

Anonym hat gesagt…

OT Fefe hat Humor. Ja, doch.

Fefe: In San Francisco gab es ein unangekündigtes Rage Against The Machine-Konzert.

https://www.heise.de/news/San-Francisco-Menschenmenge-zerstoert-Robotaxi-von-Waymo-komplett-9625701.html

Ein paar Leute haben vorgeschlagen, die Automaten einfach mit Maschinengewehren zu bestücken.

'The Future's So Bright I Gotta Wear Shades', Timbuk 3 (1986)