Oma muss Platz machen für Menschen, die große Wohnungen in zentraler Lage dringender brauchen. |
Sie sind alt, sie sind ohnehin nicht mehr lange da, oft widersprechen ihre Ansichten auch allem, was richtig und wichtig ist in einer Zeit, in der Menschen zusammenrücken, und das nicht nur, wenn sie gegen rechts auf die Straße gehen, sondern auch, weil es vor allem in den boomenden Großstädten des kriselnden Landes an allen Ecken und Enden an großen, zentral gelegenen, modernen und bezahlbaren Wohnungen fehlt. Die Not ist groß, inzwischen sogar schon die Not, passende Erklärungen zu finden, ohne auf bestimmte Einflussgrößen zu sprechen zu kommen.
Störfaktor alte Leute
Alte Leute haben sich zuletzt zunehmend als gesellschaftliche Hemmschuhe herausgestellt. Meist säen sie nicht mehr, sie ernten aber kaltblütig und rücksichtslos. Oft leben sie in "spätrömischer Dekadenz" (Guido Westerwelle) von Renten, die nachkommenden Generationen erarbeiten müssen. Und selbstbewusst, als seien sie es gewesen, die Deutschland nach Krieg und Finanzkrise wiederaufgebaut haben, verlangen sie, dass bei Klimaschutz und ökologischer Transformation gefälligst Rücksicht auf ihre Belange genommen werden müsse, statt sozial- und klimaverträglich früh abzuleben.
Die Alten und Älteren haben die Gesellschaft in Geiselhaft genommen. Ihre kruden Vorstellungen von Wohlstand und gesellschaftlichem Frieden blockieren einerseits den notwendigen raschen Fortschritt. Andererseits sind es diese Menschen, die als gesellschaftliche Gruppe davon profitieren, dass die hochfliegenden Wohnungsbauprogramme einer Vielzahl von Bundesregierungen bisher noch nicht ausreichend Raum greifen konnten.
Statt im Keller
Weder die auf Discountern, über Gleisen und Parkplätzen geplanten drei Millionen Wohnungen konnten bisher entstehen. Noch die in den Kellern von fast allen 18,95 Millionen Wohngebäuden in Deutschland, unter Fabriken, Bürohochhäusern und Behördensitzen ausgemachten Platzreserven gehoben werden. Das Ziel, mit dem Wohnungsbauprogramm 400.000 neue Wohnungen im Jahr zu schaffen, hat die Ampelkoalition bisher in keinem Jahr erreicht. Sie steht damit in einer langen Tradition - auch den Vorgängerkoalitionen gelang es nie, die Lösung der Wohnungsfrage als soziales Problem so wirksam anzugehen wie das noch die Regierung Honecker zwischen Mitte der 70er und Ende der 80er Jahre getan hatte.
Immer war anderes wichtig, immer gab es aber auch ausreichend Ausreden. Zuletzt ließ Bundesbauministerin Klara Geywitz erkennen, dass sie erneut "optimistisch für dieses Jahr" sei. Ein bekanntes Rezept im unmittelbaren Krisenmanagement. Rein rechnerisch hilft ein ehrliches Eingeständnis verfehlter Ziele, ein Thema etwa vier bis sechs Monate zu begraben. Durch die Ausrufung sogenannter "ehrgeiziger" neuer Ziele lassen sich dann in der Regel weitere drei bis fünf Monate gewinnen.
Gegen den alten Wohnadel
In der Zwischenzeit sorgen Freiwillige dafür, dass die wahren Schuldigen nicht ungeschoren davonkommen. So hat die Süddeutsche Zeitung den alten Wohnadel aus den Zeiten, als Deutschland noch kaum mehr als 81 Millionen Einwohner hatte, als verantwortlich für Wohnungsmangel, hohe Mieten und lange Schlangen bei Neuvermietungen in den Bionadevierteln der Republik ausgemacht. gerade dort lebten "ältere Menschen leben oft allein in vier Zimmern", draußen in den Speckgürteln sogar "in Einfamilienhäusern", so das Blatt, das in Sachen Regierungsunterstützung seit seiner kruden Kampagne gegen Außenministerin Annalena Baerbock einiges gutzumachen hat.
Statt sich im "diskursschädlichem Herdenverhalten" (SZ) zu üben und ins laute Wehklagen der "ruchlosen" (SZ) Gestalten einzustimmen, die die Verantwortlichen in der Bundesregierung für alles verantwortlich machen, ist die Redaktion in der einstmaligen Hauptstadt der Bewegung selbst auf die Suche nach Lösungsmöglichkeiten gegangen. Und auf eine ganz einfache Maßnahme gestoßen: "Oma soll umziehen", raus aus der großen Altbauwohnung mit Parkett, Salon und Bad mit Fenster, rein in irgendetwas kleines, ein Einzimmerappartment oder eine Kammer in einem Heim.
Die Wohnungsnot wäre dann besser verteilt, das Land ein Stück gerechter. Und, das hat die Jugendbewegung "Fridays for Future" schon vor Jahren festgestellt: "Die Großeltern sind doch eh bald nicht mehr dabei". Nötig wären den "paar Vorschlägen" (SZ) der freiwilligen Helfer der Mietpolizei zufolge ein paar entscheidende Maßnahmen, um zu verhindern, dass "eine Bevölkerungsgruppe so lebt, wie sie will, auch wenn sie damit einer anderen schadet" (SZ). Auf großem Fuß, zu niedriger Miete, auf mehr Quadratmetern pro Person als selbst ein Minister Bürofläche hat.
Gesammelter Plunder auf zu viel Platz
Und wofür? Um den in einem langen Leben gesammelten Plunder stapeln zu können - nach Zahlen des Statistischen Bundesamts auf mindestens 100 Quadratmetern bei einem Drittel der Alten, auf 83 Quadratmetern im Durchschnitt. Das sind 51 Quadratmeter mehr, als junge Familien pro Kopf zur Verfügung haben, die den Platz viel dringender bräuchten. Höchste Zeit, dass die Alten nicht mehr in ihren Wohnungen wohnen bleiben dürfen, wenn ihr Partner gestorben ist oder sie sich spät im Leben doch noch getrennt haben.
Die derzeitige Praxis des lebenslangen Wohnrechts "verknappt den Markt für junge Familien" (SZ), sie lässt die Mieten steigen, weil die Nachfrage auf immer weniger Angebot trifft. Da noch nicht aufgehobene Grundrechte einer Umsiedlung im Interesse des Kollektivs vorerst noch entgegenstehen, schlägt die Münchner Redaktion die Einführung einer "Alleinwohnsteuer" vor. Sie könne mit sanften, aber zunehmendem Druck dafür sorgen, dass zumindest die weniger Begüterten unter den Zugroßwohnern die Waffen strecken und ihre letzten Tage lieber in einem günstigen Kämmerlein zubringen als den letzten Cent für Miete und Quadratmetersteuer auszugeben.
Eine menschenrechtskonforme Lösung, die darauf verzichtet, allzu enge staatliche Vorgaben zu machen oder gar deutsche Staatsbürger*innen in Kleinstwohnungen in billigen Außenbezirken zu deportieren. Dennoch dürfte sie wirken: Oma raus, Gerechtigkeit rein.
4 Kommentare:
Der nächste Schritt wird dann irgendeine freundlich klingende Wortschöpfung sein, mit der die Bereitschaft der Senioren geweckt werden soll, sich zu Gunsten des Gemeinwohls einer lebensverkürzenden Maßnahme zu unterziehen.
Alle Senioren, die Rot, Grün oder Schwarz gewählt haben, können gern in den Schweinestall umziehen.
>> in den Schweinestall umziehen.
Wieso? Die wohnen doch schon drin.
Die "Omas gegen Rechts" könnte ja mit guten Beispiel vorangehen. Sie sind ja eh ständig irgentwo auf Demos, da reicht eine kleine Kammer.
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