Dienstag, 23. Januar 2024

Fratzschern, das: Was der Duden über Kaffeesatz verrät

Im richtigen Moment etwas Falsches sagen wird "Fratzschern" genannt.

Er taucht überall auf, wo es wehtut. Er ist da, wo Menschen um Hilfe rufen, um Rat fragen, wissen wollen, wie es weitergeht. Marcel Fratzscher, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW in Berlin, scheut keinen Tabubruch, keine Vorhersage, keine Mahnung oder Warnung. Wo er ist, sind die Kameras an. Wo er ist, klärt sich die Lage. Auf einen Bierdeckel könnte der 52-Jährige einen Masterplan für die Gesundung der Wirtschaft und die Herstellung von endgültiger Gerechtigkeit malen. Ohne Stift oder Pinsel.

Einflussreich und unglücklich

Früh hat der Wissenschaftler, der nach Recherchen der  Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu den  einflussreichsten Ökonomen Deutschlands gehören könnte, würden Regierungen auf ihn hören, davor gewarnt, die Gefahren der Inflation überzubetonen. Vielmehr sei der Klimawandel der größte Zerstörer von Wohlstand weltweit, er müsse mit 100 Milliarden Euro jährlich in die Grenzen gewiesen werden, zumindest in Deutschland. Diese 2.500 Euro pro Kopf der momentan noch Steuerzahlenden im Land seien es wert, denn "nur eine sozialökologische Neuausrichtung wird die hohe Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und die vielen guten Arbeitsplätze in Deutschland sichern".

Was dagegen getan wird? "Seit 20 Jahren hat sich der deutsche Staat kaputt gespart", hat Fratzscher errechnet. Und nun bedroht eine neue Gefahr von außen das so gut funktionierende System. Seit dem Sparhaushalt von 2004, der ein Volumen von 257,5 Milliarden hatte, hat sich der Sparhaushalt 2024 mit 445,7 Milliarden Euro nicht einmal verdoppelt -  ein Wachstum von nur durchschnittlich 8,15 Prozent im Jahr bei einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum bei unter zwei Prozent im Jahr. Für Fratzscher ein deutliches Zeichen, dass die Schuldenbremse, die all die ganzen Jahre noch nicht galt oder aber noch nicht in Kraft war, schnellstens weg muss. Deutschland brauche Raum für "gute Schulden", die in "notwendige Investitionen und soziale Schieflagen" fließen.

Fachbegriff Fratzschern

Der Fachbegriff dafür lautet Fratzschern, das, ein Begriff mit der → Häufigkeit: 77, Aussprache: frɛɐ̯ˈtscherːrn, Betonung: fra-tschern, Trennung fra|ztsch|ern, Beispiel: "Sorge vor höherer Inflation ist unbegründet", Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger geschätzt auf 100 bis 800 Milliarden Euro, aber keinesfalls mehr oder weniger. Zum Fratzschern gehört einerseits zwingend, dass der Fratzschernde sich festlegt, anderseits diese Festlegung so elastisch vorgenommen wird, dass jederzeit auch das Gegenteil der Vorhersage als vorhergesagtes Ereignis gefeiert werden kann. 

Beispielhaft steht dafür ein aktuell gefratzscherter Satz: Werde die AfD noch erfolgreicher, dann "gingen Millionen Arbeitsplätze verloren", so hat der Vordenker der Fratzscher-Ökonomie ermitteln können. Die unmittelbare Folge liegt dann auf der Hand: "Ohne Beschäftigte aus dem Ausland wird sich der Fachkräftemangel erheblich verschärfen."

Ohne Hintern keine Hosen

So ist das. Ohne Hose ist der Hintern nackt und ohne Hintern wächst der Hosenmangel. Ein Prinzip, das ursprünglich für Fernsehmeteorologen entwickelt wurde, heute aber vor allem auch an den Lehrstühlen für Ökonomie und in der Politikwissenschaft gelehrt wird. Trifft ganz offensichtlich nicht ein, was prognostiziert wurde, ist es stets nur noch nicht eingetreten - aktuelle Beispiele liefern hier das neue Wirtschaftswunder, das Bundeskanzler Olaf Scholz versprochen hatte, und die  sinkenden Strompreise, die die frühere Grünen-Chefin Katrin Göring-Eckhardt mit dem Abschalten der deutschen Kernkraftwerke in Aussicht stellte. 

"Fratzschern" ist das Falschliegen, aber richtig, das Abwarten können, bis eine Phase verfehlter Vorhersagen vorübergeht, sich in dieser Zeit aber keinesfalls in Sack und Asche zu hüllen und Reue zu zeigen, sondern weiter in Vorlage zu bleiben, neue Prognosen abzugeben und sie mit möglichst zahlreichen Umsetzungsvorschlägen zu garnieren. Und nicht nachtrauern, wenn es anders kommt und niemand dem guten Rat folgt. Der nächste ist immer der beste.


4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir brauchen Offenheit statt Abschottung - auch ökonomisch“, so Hüther. Nur offene Grenzen
sicherten den Wohlstand.


Offen für was? Vielleicht meint er offen für Warenverkehr, vielleicht meint er offen für jeden aus Afrika und den asiatischen Shitholes. Gut gefratzschert!

OT a propos offen: Fefe
Islamistischer Prediger an Einreise gehindert. Das war in meiner Jugend das Kernversprechen der EU: Das Schengen-Abkommen. Keine Grenzkontrollen mehr. Freie Reise innerhalb der EU. Das ist offensichtlich vorbei.

Liest der das eigentlich manchmal, was er da schreibt?

Kunersdorf hat gesagt…

Der Mann hält sich doch für einen Wissenschaftler. Dass der nicht ins Grübeln kommt, wenn seine "wissenschaftlichen" Bemühungen immer zu genau den Ergebnissen kommen, die die aktuelle Regierung (egal ob schwarz-rot oder rot-grün-gelb) benötigt, um damit den ohnehin eingeschlagenen Kurs zu rechtfertigen.

Anonym hat gesagt…

Wer hats gesagt?

Claqueur der SPD

VS

Anonym hat gesagt…

manchmal rasen mir Folterphantasien durchs Hirn . Satire darf das . WARUM gibt es solche sozi Bückbürger , solche Fahrradständertypen ??