Dienstag, 14. November 2023

Ein Körperbild für alle: Wen Özdemir wirklich mit der Zuckerpeitsche schlägt

Die ehrlich bebilderte Version des "Spiegel"-Beitrages, mit dem zur Hatz auf Dicke und Beleibte geblasen wurde, zeigt die tatsächlichen Zielpersonen der Kampagne.

Hass auf Anderslebende, Andersaussehende und Sichandersernährende. Eben noch schien ein gesellschaftlicher Konsens hergestellt, dass zwar Raucher, SUV- und Dieselfahrer und Fernurlauber, nicht aber Kleintierhalter, Vielesser und Kleinkinder aus der Letzten Generation an all dem Klimawandel, den wärmsten Monaten aller Zeiten und den hohen Strompreisen für Wärmepumpenbetreiben schuld sind. Angeführt vom früheren Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" aber schäumt nun eine fat shaming-Kampagne übers Land: Vermeintlich vom grünen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir bestellt, trommeln Medien allenthalben für ein menschenverachtendes konservatives Körperbild.  

Lieblingsrolle als Zuchtmeister

Deutsche Medien finden sich wieder in ihrer Lieblingsrolle als strenge Zuchtmeister. "Übergewicht macht krank", heißt es nun, gezielt gerichtet an bekennende Schwergewichte wie die beiden Grünen-Chefs Ricarda Lang und Nouri Omnipur. Vorgeblich geht es besorgten Bürgern wie dem "Spiegel"-Leitartikler Markus Deggerich nur um ein Werbeverbot für zuckerhaltige Lebensmittel, wie es Cem Özdemir ohnehin plant. Verbunden werden müsse das allerdings, so der vollschlanke Kommentäter, mit einer "harten Besteuerung", weil "der Markt das Problem nicht lösen wird". Nur hohe Steuern retten Leben, so der Autor, der sich schon vor Jahren entschlossen  hatte, den Journalismus zu verlassen und stattdessen als Kämpfer für die großen Klimafragen aufzutreten.

Vom vermeintlichen "Zuckerschock an Halloween", der vor Wochen als Aufhänger für die Kriegserklärung an alle Liebhaber von süßen Leckereien herhalten musste, führt ein direkter Weg zur Verdammung dicker Kinder, zu schelen Blicken für Opfer der Reklame für Süßes und zur Verachtung eines Systems, dessen Demokratie sich als unfähig erweist, "Dickmacher-Werbung" für Kinder zu verbieten und "Zuckerbomben" unter Strafe zu stellen, mit denen derzeit noch nicht nur Millionen Kinderleben zerstört werden, sondern auch die Illusion, dass politische Entscheidungsträger in der Lage sind, "Moppelfallen" zu entschärfen, Zucker, Fett und Salz mit einem Bann zu belegen und bundesweit perspektivisch ein einheitliches, gesundes Körperbild herstellen zu lassen. 

Özdemirs Zuckerpeitsche

Was aber steckt wirklich hinter der Werbekampagne für "Özdemirs Zuckerpeitsche" wie die FAZ den Versuch nennt, nach dem staatlichen Verbot für Zigaretten- und Alkoholwerbung bürgerliche Freiheiten in einem weiteren Bereich umfassend einzuschränken?  Aktuelle sachliche Gründe gibt es nicht: Bereits vor zehn Jahren galt ganz genau "jedes sechste Kind" als "zu dick", zudem auch "jeder zweite Erwachsene", später war Corona daran schuld, weil "deutsche Kinder seit Beginn der Pandemie zu viele Süßigkeiten" aßen, so dass danach "jedes sechste Kind zu dick war". 

Nicht einmal die Richtlinie 1999/21/EG zu Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung hatte daran etwas ändern können: 2017 galt noch jedes vierte Kind als zu dick, auch 2019 hatte sich die Diagnose nicht geändert. Erst mit Amtsantritt von Cem Özdemir wurde diese von der EU bereits 2006 beklagte Situation Chefsache.

Umfassende Radikal-Diät

Wer nach dem Anlass für das plötzliche Verlangen nach einer umfassenden Radikal-Diät sucht, muss in den tiefen Rindenschichten der grünen Parteihistorie kramen. Dort liegt der Grund dafür, dass nun schon "jedes sechste Kind in Deutschland zu dick" ist, deutliche weniger als noch vor fünf Jahren, nun aber genauso viel wichtiger, wie Cem Özdemir nicht müde wird zu betonen. Die dicken Kinder, sie sind für den 57-Jährigen nicht mehr als ein Vorwand, um gegen Dickere, Fette und erklärte Verweigerer von Bewegung und Sport insgesamt zu Felde zu ziehen. 

Die Lebensmittelindustrie, die nach Erkenntnissen des gelernten Erziehers "auf zu viel Salz, Fett und Zucker setzt" und ähnlich wie Parteien im Wahlkampf mit "Werbung künftige Kunden und Kundinnen lockt", in dem sie "mit Spannung, Spiel und Schokolade" Genussversprechen macht, nutzt Özdemir als Instrument, um die Grünen-Führung zu beschädigen. Özdemirs Angebot "Kinder schützen – Eltern stärken" wirkt wie der Versuch, Eltern die Erziehung ihrer Kinder abzunehmen, zielt aber in Wirklichkeit auf die beiden parteiintern nur "die Dicken" genannten Vorsitzenden Lang und Nouripur. Den beiden hat der Schwabe nie verziehen, dass ihnen mehr politisches Glück bescheiden war als ihm, der 2017 noch als kommender Außenminister gehandelt worden war.

Özi wäre fast ausgestorben

2018 hatte sich der vom Jamaika-Aus enttäuschte frühere Vertraute des PR-Beraters Moritz Hunzinger vergnatzt aus der Parteiführung zurückgezogen. Beim späteren Versuch, die Fraktionsführung zu übernehmen, scheiterte er und beinahe wäre es selbst mit dem erträumten Ministerposten nichts geworden: Die Völkerrechtlerin Annalena Baerbock beanspruchte Özdemirs Außenministerposten für sich. Für den ehrgeizigen Özdemir, der über Jahrzehnte versucht hatte, sich als Außenpolitiker zu profilieren, blieb letztlich nur der Trostposten als Landwirtschaftsminister, der ihm auch nur zufiel, weil Konkurrent Anton Hofreiter von der anatolischen Karte ausgestochen wurde. "Beinahe wäre Özi damals ausgestorben", scherzen sie bis heute im politischern Berlin.

Zufrieden war Cem Özdemir mit dieser Notlösung nie, zumal sie erst nach harten Auseinandersetzungen im Parteirat fiel. Für den ersten Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund sind Ricarda Lang und Ouri Nouripur verantwortlich für seine Abschiebung aufs Abstellgleis, auf dem er Angriffe von renitenten Landwirten abwehren muss wie früher Pinkerton-Detektive die Reiterattacken wütender Indigener. So lange aber Parteibasis und die eingeschworene Wählergemeinde den beiden Parteivorsitzendinnen und den parteieigenen Ikonen Baerbock und Habeck treu bei jeder machterhaltenden Haltungsvolte folgen, kann Özdemir keinen offenen Aufstand wagen.

Botschaften auf Hassportalen

So nutzt der gewiefte Taktiker einerseits die in der Partei weitgehend verpönten Hassmedienportale, wo er demonstrativ gegen die pro-palästinensische Bolschewiki der Grünen als auch gegen deren unversöhnliche Haltung zur Frage der für alle und für immer offenen Grenzen auftritt. Und andererseits kapriziert er sich wieder und wieder auf Fragen des Leibesumfangs, der Körperfülle und einer sportnormativen "Gesundheit", die er vorgeblich mit "Zuckersteuer" und "Werbeverbot" bekämpfen will. In Wahrheit aber verwendet, um Zweifel am grünen Führungsduo zu schüren: Wer unkontrolliert futtert, als gebe es kein Morgen, das ist Özdemirs Botschaft, der kann nicht selbst auf sich aufpassen, der braucht den Staat, der das für ihn tut und sie zügelt.

Können dann aber, diesen Schluss zu ziehen überlässt der Landwirtschaftsminister freilich den mündigen Bürgerinnen und Bürgern, Menschen, die sich selbst nicht zu kontrollieren vermögen, das Personal stellen, das diesen Staat lenkt und leitet?


5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bei 100% Steuern gibt es eine Art Grenze, was nicht allen bei Spiegel und in der Regierung bekannt sei dürfte. Es gibt ja den Spruch in der Art, dass der alte Augstein Leuten wie Deggerich Hausverbot erteilt hätte.
Eine Zuckersteuer würde auch Arme und 'Armutsgefährdete', wie man Nichtarme auch bei Spiegel gern nennt, besonders betreffen. Gut bezahlte Naschkatzen wie Deggerich und Ricarda könnten also weiter besinnungslos ihre Vorratsschränke plündern, während weniger gesegnete in die Röhre gucken. Diese soziale Schieflage müsste selbstverständlich ausgeglichen werden, vielleicht mit einem persönlichen Zuckerkontingent, wie es etwa der "Klimaforscher" Schellnhuber schon für Kohlendioxid vorschlug.

ppq hat gesagt…

das wäre der einzig richtige weg. zumindest cem es nicht geschafft hat, doch noch außenminister zu werden.

Anonym hat gesagt…

OT Übersetzen mit Fefe

Englisch:
“those who try to make that ridiculous assertion are clearly snowflakes grasping for anything because they are suffering from Trump Derangement Syndrome and their entire existence will be crushed when President Trump returns to the White House.”

Fefe:
Mit anderen Worten: Wer sagt, Trump verhalte sich wie ein faschistischer Diktator, dessen gesamte Existenz werde man zerdrücken.

Fefe wechselt von Passivform nach Aktivform. Macht hier einen Unterschied.

P.S. Fefes Quelle ist das Amazon-Zentralorgan WaPo, das hier direkt als Megaphon des Biden-Camps agiert.

Wiki:
Außerdem werden nach [Fefes] eigenen Angaben im Blog gelegentlich gezielte Falschmeldungen verbreitet, mit dem erklärten Ziel, die Medienkompetenz der Leser zu steigern.
Nicht immer so gezielt, wie er glaubt.

Anonym hat gesagt…

Gemüse-Cem so: "Halten Sie bitte die Fresse. Wir sind hier in Deutschland, ich rede gerade, bitte Maul halten."

Anonym hat gesagt…

Prediger 7:9
Werde nicht schnell zornig, denn nur ein Dummkopf braust leicht auf.